Sorgen belasten Bayer, da US-Gerichte hohe Schadensersatzzahlungen wegen Glyphosat verhängen. Trotz einer Reduzierung der Summe kämpft der Konzern mit rechtlichen Herausforderungen und beschädigtem Image. Die Konzernspitze reagiert mit Umstrukturierungen. Die Zeiten des Pharmabetriebs sind düster. Von Samuel Faber
Es klingt zunächst wie eine gute Nachricht. Ein Richter im US-Bundesstaat Missouri hat den Strafschadensersatz in einem Glyphosat-Prozess gegen Bayer von 1,56 Milliarden auf 611 Millionen Dollar gekürzt. Zunächst war in einer Verfügung vom 15. März sogar von 61,1 Millionen die Rede. Bayer erklärte, Berufung gegen die Entscheidung einzulegen.
Im Fokus steht der Zankapfel „Roundup“. Die drei Kläger in Missouri sind der Meinung, dass sie ihre Krebserkrankungen auf den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup zurückführen können. Bayer bestreitet das und verweist auf jahrzehntelange Studien, die gezeigt hätten, dass ihr Produkt sicher sei. Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation bewertete den Wirkstoff 2015 indes als „wahrscheinlich krebserregend“.
Analysten sind alarmiert
Dieser Einschätzung folgte das Gericht in Missouri. Dies sahen Geschworene in Philadelphia ebenso. Anfang des Jahres verurteilte das Gericht den Konzern aus Leverkusen zu 2,2 Milliarden Euro Schadensersatz. Ihrer Meinung nach war „Roundup“ der Grund dafür, dass der Kläger an Krebs erkrankt ist. Es ist die höchste Strafe, die Bayer bislang zahlen musste.
Die Bayer-Aktionäre reagierten geschockt – die ohnehin schon tief gesunkene Bayer-Aktie verlor weitere fünf Prozent ihres Wertes. Entsprechend besorgt reagiert Markus Manns, Portfoliomanager beim Bayer-Aktionär Union Investment, auf die Prozess-Niederlage: „Anders als noch vor einem Jahr gedacht, konnten die Glyphosat-Klagen durch die außergerichtliche Vereinbarung nicht eingeschränkt werden.
Im Gegenteil: Es sieht so aus, als ob das Ganze wieder von vorne losgeht. Die Zeitungsanzeigen, mit denen sich US-Anwälte potenzielle Glyphosat-Geschädigte suchen, sind massiv gestiegen und werden durch den gewonnenen Prozess weiteren Auftrieb erhalten“, so Manns gegenüber der Wirtschaftswoche. Auch der Chefanalyst der Schweizer US-Bank UBS, Jo Walton, hat die Bayer-Aktie nach dem jüngsten Gerichtsurteil mit einem Zielkurs von 34 Euro belassen, wie der Aktionär berichtete.
Mehr als nur die „üblichen Skandale“
Aufgrund der weiteren drohenden Schadensersatzzahlungen werden höhere Rückstellungen nötig sein. Dies belastet weiterhin die Bilanz und die Handlungsfähigkeit des Konzerns. Gerade diese ist für die Zukunftsmärkte von Bayer, wie zum Beispiel Gentherapie, vonnöten. Bis diese Marktreife erlangen, wird es noch einige Zeit dauern.
Hinzu kommt erschwerend: Der Patentschutz für die Cashcows Xarelto, ein Präparat gegen Herzrhythmusstörungen, sowie Eylea, das bei der Behandlung von Netzhauterkrankungen angewendet wird, läuft in nächster Zeit aus. Auch der Studienrückschlag bei dem Herzmedikament Asundexian, dessen Wirksamkeit bisher als zu gering eingestuft wurde, belastet den Konzern zusätzlich. Es sieht nicht gut aus.
Neben den „üblichen“ Skandalen wie Lipobay, in der der aktuelle Gesundheitsminister mutmaßlich eine unrühmliche Rolle gespielt hatte, kommen durch den Rekordkauf erworbene Belastungen hinzu. Ein Detail unterstreicht die Ausweglosigkeit zusätzlich: Am 4. Juni 2018 entschied Bayer, den Namen Monsanto zu streichen. Das heißt, seit mehr als fünf Jahren wird der Markenname offiziell nicht mehr getragen. Dennoch berichten Medien und Experten ständig von „Monsanto“.
Damit hat Bayer ein toxisches Branding in ein Unternehmen gebracht, das für die Branche ein vergleichsweise gutes Image hat, egal, ob der Name „Monsanto“ geführt wird oder nicht. Das schlechte Image aus dem US-Konzern ist längst in Leverkusen angekommen.
Umstrukturierungen werden nicht ausreichen
Der Konzern scheint die schwierige Lage erkannt zu haben und reagiert. Wie das Handelsblatt berichtet, möchte Bayer-CEO Bill Anderson die Führungsriege von elf auf fünf Personen mehr als halbieren. So soll das gesamte kommerzielle Geschäft künftig von einem Chief Operating Officer geführt werden, genauer gesagt von Sebastian Guth, dem bisherigen Leiter des Pharma-Amerikageschäfts. Er dürfte also mit den Milliarden an Strafzahlungen voll im Bilde sein.
Auch hat Anderson vor, weite Teile der Onkologie, des globalen Marketings und Medical Affairs zum Bereich „Global Commercialization“ zusammenzufassen. Der CEO verspricht sich hier offenbar Synergieeffekte, die eine höhere Effizienz hervorrufen und damit Kosten einsparen.
Ob das alles genügt, ist fraglich. Fakt bleibt: Mit „Roundup“ hat sich der Leverkusener Konzern Schadensersatzzahlungen in Milliardenhöhe ins Haus geholt. Da helfen auch vermeintlich gute Nachrichten aus Missouri wenig. Einziger Lichtblick: Aller Voraussicht nach wird die Werkself Bayer Leverkusen Deutscher Meister im Herrenfußball. Doch das wird nicht über die prekäre Situation im Unternehmen hinwegtäuschen.
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Ist es nicht verwunderlich, dass erst nach Verkauf von Monsanto den Amerikanern plötzlich bewusst wird, dass die Produkte gesundheitsschädlich sind? Erinnert an den Dieselskandal, der erst in den USA aufkam, als die Diesel-SUVs von VW u.a. Herstellern zur echten Konkurrenz von Ford und seinen Großvolumien Benzinschluckern wurde?!
Ich verstehe nach wie vor nicht, wie jemand Monsanto kaufen konnte, als bereits eine umfassende Woke-gesteuerte Kampagne gegen Roundup samt zugehörigen Klagen lief. Die hätten eine Entsorgungsprämie obendrauf verlangen müssen.
Es war sicher ein abgekartetes Spiel, dass der deutsche Vorzeige-Chemiekonzern Bayer damals den US-Konzern Monsanto übernehmen konnte. Man muss es so sehen: Monsanto suchte ein Dach, wo es unterkommen konnte, denn schon damals drohte ihnen wegen Roundup eine Klagewelle in Milliardenhöhe. Zuvor hatte Monsanto selbst versucht durch Übernahme eines europäischen Chemiekonzerns, sich unter eine gut gepolstertes Dach zu retten, was aber gescheitert ist. Der Bayer-Vorstand ist in die Falle getappt und rettet den Monsanto-Aktionären den A….
„Dennoch berichten Medien und Experten ständig von „Monsanto“.“ Das muss einen auch nicht verwundern, denn Monsanto war ein wirklich skrupelloses Unternehmen. Monsanto hat sich Kulturgut (die besten Getreidesorten) genommen, es genetisch für sein Roundup modifiziert, dies patentiert und es dann in betrügerischer Weise, d.h. ohne die ganze Wahrheit dazu zu nennen, an Bauern verkauft. Und der, bei dessen Getreide dieses eingebrachte Gen nachgewiesen wird, soll Lizenzgebühren entrichten, ob er es ausgesät hat oder nicht! (So gem. einem Urteil, das in Kanada gesprochen wurde.) Wie konnte Baumann nur so dämlich sein, sich mit Monsanto ins Bett zu legen? Hätte er doch… Mehr
Komisch, als Monsanto noch in US-Hand war, gab’s keine Urteile in diesem Ausmaß.
Warum erinnert mich das Ganze nur an den Diesel-„Skandal“, durch den hauptsächlich deutsche Unternehmen geschröpft wurden, während amerikanische 8 Zylinder mit 25l Verbrauch ungehindert durch die Gegend röhren dürfen.
Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
– Hoffentlich reflektieren das endlich mal auch die Wähler dort …
63 Milliarden Dollar hat der Pharma- und Agrochemiekonzern Bayer für den US-Konzern Monsanto gezahlt – die teuerste Übernahme, die sich ein deutscher Konzern je geleistet hat. Die Kritik daran ist heftig, dem Konzern drohen weitere Millionen und Milliarden Klagen und Strafzahlungen durch USA-Gerichtsprozesse. Es war übrigens die EU-Kommission die die Monsanto-Übernahme erlaubte. Bayer habe Zusagen in Höhe von rund sechs Milliarden Euro gemacht, teilte die damals zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager mit: „Dadurch wird gewährleistet, dass auf den Märkten für Saatgut, Pflanzenschutzmittel und digitale Landwirtschaft auch nach dem Zusammenschluss Wettbewerb herrscht“, sagte Vestager. Es ist auch bekannt geworden, dass Bayers Wettbewerber… Mehr
Das haben die Amis geschickt eingefädelt. Erst hat man mit den Klagen gewartet bis dummes deutsches Geld die amerikanischen Aktionäre von Monsanto zu einem maßlos überhöhten Preis ausgezahlt hat, um letztendlich weiteres stupid german money über maßlos überhöhte Entschädigungszahlungen einzukassieren. Die Amis wissen wie es geht…
Nach diesem Verfahren wird Deutschland finanziell ausgesaugt. Die teure Energie raubt den Sparern das Geld. Die teure Energie veranlasst die energieintensive Industrie und mittelständische Betriebe abzuwandern.
Alles richtig kommentiert. Zudem erstaunt, dass dem „Management“, übrigens keine ausgeprägte, natuerliche Stärke der Deutschen, das US – Schadensersatzsystem offenbar unbekannt war, diese Mischung auf Se und Strafe , und die Hoehe der auch darauf beruhenden Betraege. Wenn dann noch Anywheres, A – oder Antinationale „Manager“, nichts anderes uebrigens als fuerstlich alimentierte Verwaltungsangestellte mit nicht selten Blender mit psychopathologischen Besonderheiten, die „persoenlich gut durchkommen“ wollen, auf Patrioten treffen, wird es unangenehm. Der Rausch der Groesse und Macht uebertrifft ratio und Kalkül. Nicht Kleckern, Klotzen. Erfahrungsgemäß traut sich auch keiner, diesen Weltbuergern mit ihren grossen Plaenen zu widersprechen. Man will ja… Mehr
DaimlerChrysler, VW-Abgasskandal, Glyphosat, wieviele Milliarden haben unsere ganz großen Freunde übern Teich inzwischen von der deutschen Industrie abgezockt bzw. werden es noch tun? America first. Wenn deutsche Industrieeliten denken, in den USA könnten sie einen Fuß auf den Boden bekommen, kriegen sie umgehend einen vor den Latz. So ist es halt, wenn man nur noch ein gedulteter Mitspieler ist. Nur noch Kalfaktoren eines US-Präsidenten. Übrigens egal ob der oder der. Mir sind und waren sie schon immer bääh….