Produktionseinbruch: Die Autobranche steckt im Würgegriff der Chipkrise

Der weltweite Chip-Mangel hat alle Corona-Erholungseuphorie verdrängt und drückt alle Branchendaten. Der Abwärtstrend in der Autoindustrie hat sich im September fortgesetzt. Die Produktionsausfälle aufgrund der Halbleiterproblematik werden laut Prognose über 2021 hinaus andauern. 

Wafer mit quadratischen Microchips

Für die deutsche Autoindustrie sieht die Lage immer düsterer aus. , der wichtigsten deutschen Branche, beginnt sich einzutrüben. Die meisten Experten aus der Ökonomen-Zunft beurteilen die neuesten Konjunkturindikatoren für die wichtigste deutsche Industriebranche sehr skeptisch, es „riecht“ nach Rezession:

  • Das Ifo-Geschäftsklima, der konjunkturelle Frühindikator der deutschen Wirtschaft, sinkt seit drei Monaten in Folge;
  • die Auftragseingänge in der Industrie brachen im August um 7,7 Prozent, die Industrieproduktion um vier Prozent gegenüber dem Vormonat ein;
  • ebenso die Exporte, die zuvor 15 Monte in Folge gestiegen waren;
  • lediglich der Arbeitsmarkt setzte seinen Besserungstrend unbeeindruckt fort – ist aber bekanntlich ein Spätindikator, reagiert also auf Konjunkturwenden als letzter.

Losgelöst von möglichen sommerlichen Einflüssen wie Werksferien etc. ist bedenklich, dass sich der Abwärtstrend in der Autoindustrie auch nach der Sommerpause im September fortgesetzt hat. Der weltweite Chip-Mangel und seine Folgen hat alle Corona-Erholungseuphorie verdrängt und durchzieht wie ein roter Faden alle Branchendaten.

Die Auguren sind skeptisch geworden. Das offenbart auch eine aktuelle Ifo-Umfrage bei den deutschen Autoherstellern und ihren Zulieferern, die im September einen empfindlichen Stimmungseinbruch feststellte. Der entsprechende Index stürzte von 32,0 auf 13,2 Punkte. Im Juli waren es noch 52,9 Punkte.

Produktionseinbruch

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Der Verband der deutschen Autoindustrie (VDA) geht davon aus, dass im laufenden Jahr lediglich 2,9 Millionen Fahrzeuge in Deutschland vom Band laufen. Das wären nochmals 18 Prozent weniger als im Vorjahr und nur noch rund die Hälfte des Rekord-Produktionsvolumens von 2016 mit 5.746.808 Einheiten.

 Bewahrheitet sich diese Prognose, wäre dies der fünftstärkste Produktionseinbruch in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Lediglich 1967, 1973, 1993 und 2020 waren die Einbrüche noch tiefer.

Nachfolgend soll abweichend vom üblichen Kontext zunächst anhand von Wirtschaftsschlagzeilen die Dramatik der Lage beschrieben werden.

Schlagzeilen zur Chipkrise

(Quelle, soweit nicht anders vermerkt: Automobilwoche)

  • Autozulieferer in Not:
 „Es ist fünf nach zwölf“
  • Chipmangel bremst die Autoindustrie noch lange (FAZ, 09.09.2021)
  • Toyota kappt Produktionsziel wegen Chipmangels
  • Chipmangel schmerzt enorm: 
Skoda kann dieses Jahr 100.000 Autos nicht bauen
  • Spritpreis steigt seit Monaten:
 Benzin so teuer wie seit sieben Jahren nicht mehr
  • Chipmangel: 
Skoda drosselt Produktion in zwei Werken
  • Mitgliederversammlung der VW-Partner: 
„Auswirkungen der Halbleiterkrise dramatisch“
  • Wegen fehlender Halbleiter: 
VW verlängert Kurzarbeit in Wolfsburg
  • Chipmangel belastet das Geschäft: 
Hella streicht Jahresprognose zusammen
  • Lieferengpässe bei Herstellern: Auch Autovermieter heben Preise an (ntv, 25.09.21)
  • Ifo-Institut: „Flaschenhals wird immer enger“: 
Rekordzahl von Unternehmen klagt über Materialmangel
  • abatte sinken: 
Chipmangel macht Neuwagen für Kunden teurer
  • Ford-Chef Farley bei E-Werke-Ankündigung: 
Halbleitermangel dauert bis Ende 2022 an
  • Kurzarbeit und weniger Produktion: 
Chipmangel bringt weitere Ausfälle im VW-Stammwerk
  • EXKLUSIV – „Ausnahmesituation wegen Chipmangels“:
 Opel schließt Eisenach bis Jahresende
  • Ende der Chipkrise nicht in Sicht: 
Ford in Köln verlängert Shutdown bis Ende Oktober
  • Lieferkrise: 
Japans Autobauer werden pessimistischer
  • „Elf Millionen weniger Neuwagen“: Einbruch in Autoproduktion verschärft sich (ntv, 01.10.21)
  • Chipmangel führt zu Lieferchaos – Partner rüsten nach: 
Unfertige Autos plagen den Handel
  • Ifo-Barometer bricht ein: 
Stimmung in Autoindustrie wegen Lieferengpässen frostig
  • Conti-Chef rechnet mit Chipmangel bis ins kommende Jahr
  • Chipmangel: 
Volvo-Absatz sinkt um 30 Prozent
  • Chipkrise verschärft sich im dritten Quartal: 
Absatz von Mercedes bricht ein
  • Chipmangel: 
Skoda drosselt Produktion bis Jahresende
  • Chipmangel: 
Volvo-Absatz sinkt um 30 Prozent
Ein Viertel weniger Neuzulassungen

Wie befürchtet brachen die Neuzulassungen am deutschen Pkw-Markt im September 2021 aufgrund fehlender Halbleiter weiter ein, die Chipkrise sorgt für historisch niedrige Marktdaten. Für das Gesamtjahr wird das niedrigste Zulassungsergebnis seit der Wiedervereinigung erwartet. In optimistischer Variante hängt auch für 2022 die Neuzulassungsentwicklung nur von der Verfügbarkeit der Chips ab. Wenn die Konjunktur in negativer Rückkoppelung bis dahin nicht abwärts zeigt.

Im September 2021 wurden in Deutschland 196.972 Pkw neu zugelassen; dies entspricht einem Rückgang von 25,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat (Januar bis September: 2 Millionen Pkw, -1,2 Prozent gegenüber Vorjahr).

  • Seit der Wiedervereinigung ist es sowohl für einen September als auch für die ersten neun Monate das niedrigste Neuzulassungsergebnis.
  • Verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum der fünf Jahre vor der Covid-19-Krise beträgt das Minus fast 23 Prozent.

Versorgungskrise
Ifo Institut: Stimmung in der Autoindustrie stürzt ab
Im gesamten dritten Quartal 2021 haben die mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern und die damit verbundenen Produktionsausfälle die Neuzulassungen in Deutschland immer stärker belastet. Ähnliches ist auch in anderen westeuropäischen Ländern zu beobachten. Dem Traum vom einem post-pandemischen Boom bei den Neuzulassungen hat die mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern ein jähes Ende bereitet. Die erhoffte Erholung bleibt zunächst, und wird im günstigsten Fall nur vertagt, bis der Mangel zu Ende ist. Aber das wird frühestens Ende 2022 der Fall sein.

Bei den privaten Zulassungen gab es im September ein Minus von 25,4 Prozent, der Marktanteil stieg leicht auf 36,2 Prozent. Es ist der höchste Privatkundenanteil in einem September seit 2011. Die gewerblichen Neuzulassungen verzeichneten mit minus 25,9 Prozent ein ähnliches Ergebnis. Nach neun Monaten liegen sie gut drei Prozent im Plus, während die privaten Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast neun Prozent im Minus liegen.

Alternative Antriebe fast bei 50 Prozent – Elektroanteil abermals mit neuem Höchstwert

Alternative Antriebe sind weiter auf dem Vormarsch und erreichten in Summe im September einen Marktanteil von 48,2 Prozent. Der bisherige Höchststand lag im Vormonat bei 46,8 Prozent, 19 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Die Elektro-Neuzulassungen stiegen im September um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf 56.550 Einheiten. Der Anteil von E-Pkw an den gesamten Neuzulassungen betrug somit 28,7 Prozent. Damit wurde der bisherige Höchstwert aus dem August deutlich übertroffen.

Der Zuwachs fiel bei Batterie-Elektro-Pkw (BEV) mit +58,8 Prozent und 33.655 Neuwagen am höchsten aus. Ihr Anteil betrug 17,1 Prozent. Das ist der höchste bisher beobachtete Marktanteil. Volumenmäßig ist dies allerdings nur das zweithöchste Ergebnis. Der bisherige Höchstwert aus Dezember 2020 liegt bei 43.671 Neuzulassungen. Damit lagen reine E-Mobile erstmals deutlich vor den Plug-In-Hybriden.

Plug-in-Hybride erreichten mit 22.842 Neuzulassungen ein Plus von +13,5 Prozent und einen Marktanteil von 12,8 Prozent. Sie übertrafen damit das bisherige Rekordergebnis von Dezember 2020 (12,6 Prozent). Der Hybridanteil einschließlich der Plug-in-Hybride betrug bei 60.159 Neuzulassungen 30,5 Prozent (+11,3 Prozent). Deutsche Hersteller dominieren in Deutschland den Absatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden. Das beliebteste E-Auto kommt aber aus den USA.

Die deutschen Autohersteller sind bei den Neuzulassungen von Elektroautos und Plug-In-Hybriden führend. In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 kamen alleine 45 Prozent der angemeldeten Elektroautos von den vier Marken VW, Mercedes, BMW und Audi. VW liegt dabei mit 84.300 Neuzulassungen vorne, dahinter folgt Mercedes mit gut 52.300 vor BMW mit 41.400 und Audi mit 37.900. Erst auf Rang fünf folgt mit rund 26.000 Fahrzeugen Tesla als erster Importeur.

Das Tesla Model 3 ist das beliebteste reine E-Auto. Das am häufigsten neu zugelassene Batterie-Elektroauto war in den ersten neun Monaten das Tesla Model 3, auf das mit knapp 24.000 Exemplaren fast alle Neuzulassungen der Marke entfielen. Dahinter folgen die Volkswagen-Modelle Up und ID.3 mit 21.900 beziehungsweise 21.500 Neuzulassungen.

Bei rein batteriebetriebenen Elektroautos in Summe liegt Volkswagen mit 54.400 vorne. Dahinter folgen mit Tesla (26.000), Hyundai (18.800) und Renault (18.000) allerdings Importeure. Bei Plug-in-Hybriden ist die Rangfolge dagegen Mercedes (44.800), BMW (30.700), VW (29.900), Audi (28.600).

Verbrenner auf dem Rückzug

Die Neuzulassungen der Benziner gingen gegenüber dem Vorjahr um minus 41,4 Prozent zurück, ihr Anteil betrug im September 2021 35,9 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies einen Rückgang um fast zehn Prozentpunkte.

Die reinen Diesel-Pkw kamen nur noch auf circa 31.300 Neuzulassungen und büßten gegenüber dem Vorjahresmonat fast 54 Prozent ein. Der Marktanteil fiel auf 15,9 Prozent (zum Vergleich September 2020: 25,6 Prozent). Es ist der niedrigste Marktanteil in einem Monat seit März 1998 (Quelle: KBA).

Besonderheiten in der Marktentwicklung nach Herstellern

Im Einzelnen zeigt der deutsche Markt im September folgende Besonderheiten:

  • Tesla weiter auf dem Vormarsch: Bei einem Gesamtmarktrückgang von 25,7 Prozent gelang es Tesla mit einem Zuwachs von 158 Prozent seinen Platz unter den Top 15 zu verbessern. Mit einem Marktanteil von vier Prozent belegte Tesla Platz 10 im Marken-Ranking. Allerdings sind die Neuzulassungen von Tesla recht sporadisch. Nach neun Monaten liegt die Marke mit einem kumulierten Marktanteil von 1,3 Prozent auf Platz 21.
  • Opel mit höchstem Marktanteil seit 24 Monaten: Opel verlor nur 1,2 Prozent und kam mit einem Marktanteil von 6,7 Prozent auf Platz 4 der Hersteller. Es ist der höchste Marktanteil der Rüsselsheimer seit September 2019.
  • Die stärksten Verluste mussten Ford (minus 51,3 Prozent), Mercedes (minus 49,8 Prozent) und Skoda mit minus 47,5 Prozent hinnehmen.
  • VW bleibt Nummer eins: Eindeutige Nummer eins mit einem Marktanteil von 15,7 Prozent blieb VW. Es ist aber der niedrigste Marktanteil für die Wolfsburger seit September vergangenen Jahres. Die Nummer zwei, BMW, kam auf einen Marktanteil von 8,4 Prozent. Den dritten Rang belegte Mercedes (7,0 Prozent) vor Opel und Hyundai mit 5,3 Prozent.

Nach neun Monaten und einem Gesamtmarktrückgang von 1,2 Prozent haben Ford (minus 29,5 Prozent), Mercedes (minus 19,9 Prozent) und Renault mit minus 10,2 Prozent die höchsten Verluste der Top 15 eingefahren. Die höchsten Gewinne verbuchen Opel (plus 27,6 Prozent) sowie bei Hyundai (plus 10,9 Prozent) und Seat mit plus 7,3 Prozent.

Branche erneut auf Talfahrt

Laut VDA gingen die Aufträge aus dem Inland im September zurück und lagen um 23 Prozent unter dem Vorjahresmonat. Der Zuwachs gegenüber dem Zeitraum Januar bis September 2020 schrumpft damit auf nur noch 3 Prozent. Das Auslandsgeschäft gab im September ebenfalls nach: Hier verbuchten die deutschen Hersteller 19 Prozent weniger Bestellungen als im Vorjahresmonat. Seit Januar gingen jedoch immer noch 12 Prozent mehr Aufträge aus dem Ausland ein.

Zeitenwende
Inflation: Das dicke Ende kommt noch
Die Produktion der deutschen Automobilhersteller ging im September aufgrund der Lieferengpässe bei Halbleitern ein weiteres Mal zurück. Insgesamt wurden mit 208.700 Pkw nur noch halb so viele Autos gefertigt (minus 44 Prozent) wie ein Jahr zuvor. Auf der IAA Mobility war dies offensichtlich noch unbekannt und noch kein Thema! In den ersten neun Monaten belief sich die Inlandsproduktion auf 2,3 Millionen Pkw (minus 3 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres).

Mangels Produktion ging der Export im September ebenfalls zurück. Es wurden 154.400 Pkw (minus 43 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat) dem Ausland zugeteilt. Im bisherigen Jahresverlauf wurden knapp 1,8 Millionen Pkw an Kunden aus aller Welt ausgeliefert (minus 1 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres).

CO2-Ausstoß sinkt weiter deutlich

Eine positive Meldung am Schluss: Die Verschiebungen zu den alternativen Antrieben haben deutliche Spuren beim CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw-Flotte hinterlassen. Von Mai bis Dezember vergangenen Jahres war er kontinuierlich gesunken und lag im Dezember bei 117,1 Gramm pro Kilometer. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres lag er durchschnittlich bei knapp 125 Gramm pro Kilometer. Wie im August schlugen auch im September die hohen Anteile der alternativen Antriebe nochmals durch. Der CO2-Ausstoß sank auf den Tiefststand von 111,6 Gramm pro Kilometer. Vor einem Jahr – in dieser Zeit hat sich der Anteil alternativer Antriebe um über 19 Prozentpunkte erhöht – lag er noch bei 134,3 Gramm pro Kilometer.

Ausblick 2021/22

Die ursprüngliche Marktprognose (vor der Chipkrise) für 2021 von 3,1 Millionen Neuzulassungen ist nicht mehr haltbar. Im Gegenteil, der Abwärtstrend setzt sich fort: 2020 waren Corona-bedingt lediglich noch 2.917.678 Pkw neu zugelassen worden (minus 19,1 Prozent). Selbst dieses Marktvolumen dürfte im laufenden Jahr verfehlt werden. Für das Gesamtjahr 2021 sind inzwischen höchstens 2,7 Millionen Neuzulassungen in Deutschland wahrscheinlich (minus 7,5 Prozent gegenüber 2020), da die heimischen Lieferausfälle durch Importe nicht kompensiert werden können – die Chipkrise ist global. Das mittlere Ergebnis der Jahre 2015 bis 2019 würde damit um mehr als 21 Prozent verfehlt. Es wäre das niedrigste Jahresergebnis seit der Wiedervereinigung. Der Nachholbedarf nimmt also weiter zu!

Ob sich der Markt im Jahr 2022 wieder erholen kann, ist ungewiss. Das hängt davon ab, wann die Chip-Produktion wieder hochgefahren werden kann – und in welcher nationalen Autoindustrie die Chips dann landen. Aus heutiger Sicht ist nur gewiss, dass die Engpässe bei der Halbleiterproduktion technisch wie politisch bis weit in das Jahr 2022 hinein andauern. Wann die Autohersteller global wieder auf Normalniveau produzieren können, ist weiter nebulös. Und selbst bei baldiger Chip-Produktionsaufnahme bestehen die Engpässe fort, denn es müssten zusätzliche Produktionsmengen von Halbleitern zur Verfügung stehen, um den hohen aufgelaufenen Auftragsbestand abzubauen.

Rückkehr auf Vor-Corona-Niveau womöglich Ende 2022

Automobil-Report Deutschland Nr. 10/21
Die Automobilwirtschaft im Sog der Chip-Krise
Nix genaues weiß man nicht! In einem optimistischen Szenario geht die Automobilwoche für 2022 davon aus, dass sich die zur Verfügung stehenden Halbleiterkapazitäten im Verlauf 2022 soweit erholen, dass die monatlichen Neuzulassungen Ende 2022 wieder das Niveau von Ende 2019 erreichen können. Daraus würde sich für das Gesamtjahr 2022 ein Neuzulassungsergebnis in Deutschland von 3,05 Millionen Pkw ergeben (plus 13 Prozent). Das ursprünglich für 2021 erwartete Ergebnis würde also ein Jahr später erreicht.

Mut machen kann sich die Branche nur mit der längerfristigen Zukunftsperspektive. Denn selbst ein Zulassungsvolumen von knapp über 3 Millionen im Jahr 2022 läge immer noch elf Prozent unter dem Mittel der Jahre 2015 bis 2019. Der aufgestaute Nachholbedarf wird damit weiter in die Zukunft verschoben.

Quellen: VDA, KBA, Automobilwoche


Dr. Helmut Becker war Mitglied des Sachverständigenrates („Fünf Weise“), begleitete 24 Jahre als Chefvolkswirt den Expansionskurs der BMW AG und war Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Business Economists (VDBE). Mit seinem Institut für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation (IWK) berät er Unternehmen, Banken, Dienstleister in strategischen, gesamtwirtschaftlichen, wirtschaftspolitischen und automobilspezifischen Fragen.

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Kommentare ( 13 )

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Nun ja
3 Jahre her

Der Nachholbedarf wird nicht gedeckt werden müssen. Die Bestandsfahrzeuge werden einfach 1-2 Jahre länger gefahren werden.

Ingolf
3 Jahre her

Es gibt vereinzelt Lücken in der Liefersituation, aber das Problem ist „hausgemacht“. Wenn Einkäufer bis zum letzten Cent feilschen und sich dann verspekulieren … (für den Endkunden macht sich dieser letzte Cent nicht bemerkbar, wohl aber, aufgrund der Fahrzeugstückzahl, für den OEM) … dumm gelaufen. Und so ganz nebenbei „parken“ die OEMs ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit und (temporären?) Werksschließungen (auf Kosten von …). Interessant ist, dass sich bei E-Fahrzeugen und Hybriden die Situation nicht so „dramatisch“ darstellt, wie bei (bösen) Verbrennern. So kann sich der OEM (auf Kosten von …) auch noch mit „grünem“ Gewissen präsentieren und mögliche Strafzahlungen, Stichwort… Mehr

Biskaborn
3 Jahre her

Die Klimaeiferer wird es freuen und werden diese subversiven Kräfte möglicherweise für diese desaströse Entwicklung die Stellschrauben in der Hand halten? Klar, es gibt diesen Chipmangel, für mich bleibt unklar wodurch er wirklich ! verursacht wurde. Des Weiteren wäre erwähnenswert, Deutschland ist mal wieder Europameister, nicht beim Fußball sondern bei den Kraftstoffpreisen. Das wird das grüne Volk erfreuen und der deutsche Michel staunt nur darüber. Werden sich demnächst auch die E-Autofahrer an den Ladestationen ebenfalls richtig erschrecken, auf diese Meldungen warte ich jetzt!

Iso
3 Jahre her

„Spritpreis steigt seit Monaten: Benzin so teuer wie seit sieben Jahren nicht mehr“ Irrtum, Benzin war noch nie teurer als heute. Danke Herr Scholz und Frau Merkel, dass wir nun auch für CO2 bezahlen, und darauf alle weiteren Steuern entrichten dürfen. Guaber, dass unser Finanzminister in einer eigenen Villa lebt, und nicht weiß wie teuer ein Liter Benzin ist. Fachwissen schränkt schließlich ungeheuer ein.

Peterson82
3 Jahre her
Antworten an  Iso

20.08.2012 habe ich 1,80€ für den Sprit bezahlt. Das dürften noch auswirkungen des damaligen Irak-Krieges gewesen sein. Bedenkt man dass inflationsbereinigt inzwischen einige Jahre ins Land gegangen sind und auch weitere Steuern nicht eingeflossen sind, war es damals der höchste mir bekannte Höchstpreis.

bluesky777
3 Jahre her

Es gibt keinen Chipmangel. Das ist alles eine Inszenierung! Man will ANDERE Chips in den Markt drücken: „smart Chips“, die mit totalitären Kontrollmechanismen und künstlicher Intelligenz kompatibel sind. Dann geht plötzlich der Strom aus oder das Auto funktioniert an einer Landesgrenze nicht mehr.

Fabian S.
3 Jahre her

Chipmangel, wie schön dass man so was nicht mal selbst herstellen kann und sich mittlerweile von vielem abhängig vom Ausland gemacht hat! Das wurde seid Jahren schon bemängelt und man trotzdem so weiter wie bisher. Und dann sind es nichts nur die Chips, sondern auch diese E-Autos die eh keinen Sinn machen für die breite Masse, da nicht umsetzbar. Luftschlösser. Alles Mist.

Thomas Hellerberger
3 Jahre her

Mich stört bei der Berichterstattung hier auf TE, daß immer unreflektiert von einem „Chip-Mangel“ gesprochen wird. Tatsächlich ist die Produktion weltweit kaum zurückgegangen, die üblichen Auftragsfertiger TSMC oder Global Fourndries sind ausgelastet. Die Corona-Krise, nicht vom Virus, sondern den zerstörerischen Maßnahmen der Regierungen ausgelöst, hat nur zu einer Umorientierung der Fertiger und des Marktes geführt. Computer und generell IT-Güter sind, nach einer dem Nachfrageüberhang zu Beginn der Lockdowns, inzwischen wieder ausreichend verfügbar. Sie werden aber in höheren Stückzahlen als bisher gefertigt. Chips für Autos, Weißwaren oder zur Maschinensteuerung sind zumeist sehr kunden- und produktspezifisch entworfen. Es werden nur vorher abgesprochene… Mehr

TschuessDeutschland
3 Jahre her

Verbrenner auf dem Rückzug“
Mal schauen, wann die explodierenden Strompreise an den Ladesäulen ankommen und die ersten Rationierungen kommen (was anderes können Sozialisten nicht). Nach den letzten Preiserhöhungen von z.B. Ionity (35 ct/kWh) ist E-Mobilität jetzt schon teurer als ein Diesel. Und das ist erst der Anfang.
Mal schauen, was dann „auf dem Rückzug“ ist.

Peterson82
3 Jahre her
Antworten an  TschuessDeutschland

Bei steigender Akkukapazität beschränkt sich das HPC zukünftig nur noch auf Langstreckenpendler. Alle anderen laden zuhause, an A/C Ladern irgendwo an der Straße oder am Arbeitsplatz. Es gibt technisch keine Mittel um zu verhindern dass jemand den mitgelieferten Ladeziegel nimmt und an eine Schuko Steckdose klemmt und damit langsam aber stetig sein Auto auflädt. Lediglich bei offiziell beantragten Wallboxen behält sich der Staat vor eine Art Lastabwurf durchführen zu können. Aber niemand ist gezwungen sich sowas zu installieren. Für die allermeisten reicht eine einphasige Camping-Steckdose (CEE-blau) mit 3,6kw völlig aus. Und mit ihr der ganz normale Haus-Strom-Tarif. Einen Sprung von… Mehr

Iso
3 Jahre her

Autos sollten Autos bleiben, und keine fahrenden Computer. Bitte zurück zu den Wurzeln! Telefone müssen auch keine Fotoaparate werden, wenn wir mehr Arbeitsplätze für wichtige Industrieprodukte im eigenen Land schaffen, statt Gender-„wissenschaft“ zu fördern, sind wir auf einem guten Weg.

Guzzi_Cali_2
3 Jahre her

In meinen Autos (Baujahr 1990 und älter) gibt es KEINE Chips. Die haben Elektrik und keine Elektronik. Und das bleibt auch so. Die fahrenden Computer hat der Teufel gesehen, die E-Autos erst recht. Man stelle sich vor, es ist Wirtschaftskrise und man kann an seinem Fahrzeug nicht mal mehr was selbst machen – selbst wenn man wollte. Für mich eine Horror-Vorstellung.

Peterson82
3 Jahre her
Antworten an  Guzzi_Cali_2

natürlich haben sie die. Mein Zweitwagen ist noch ein gutes Stück Älter und Baujahr 88. BMW und Porsche beispielsweise haben schon Jahre davor die ganzen „Jet-Tronics“ eingeführt. Also eine elektronische Einspritzeinheit die über ein Steuergerät die Kraftstoffeinspritzung steuert. Es ist zwar viel in den Fahrzeugen noch nicht digitalisiert, aber elektronische Steuergeräte gab es bereits auch da in Breiter masse.