Niederlande: Landwirte protestieren gegen Green Deal

Mit über 30.000 Bauern zählten die jüngsten Protestzüge zu den größten Bauernprotesten in den Niederlanden. Der Widerstand der Landwirte wird im deutschen Nachbarland heftiger als seinerzeit hierzulande geführt. Es geht um die Existenz der Betriebe. Ein Video über die Proteste.

 

Wenn es nach dem Willen der holländischen Landwirte geht, soll am Montag das ganze Land stillgelegt werden. „Schiphol, Flughafen Eindhoven, Den Haag, Hafen von Rotterdam, alle Distributionszentren für Lebensmittel schließen und öffnen nicht mehr, bis unsere Regierung die Pläne geändert hat.“ Das planen die niederländischen Landwirte.

In der vergangenen Woche wurden der niederländische Umweltministerin Christiane van der Wal von aufgebrachten Landwirten eine Ladung Gülle vor ihr Privathaus gekippt – ebenso wie die die Gemeinde Lochem in der Provinz Gelderland, vor deren Rathaus wütende Bauern ebenfalls Unmengen an Gülle abkippten.

Gegen van der Wal richtet sich die Wut der Bauern ebensowie gegen die ganze niederländische Regierung. Diese hat aus Sicht der Landwirte irreale Düngevorschriften erlassen, will die Bauern zwingen, ihre Tiere aus den Ställen zu entfernen und sie sogar von ihren Höfen werfen.

Seit langem protestieren die holländischen Landwirte massiv gegen ihre Enteignung. Jetzt schalten sie einen Gang höher in ihren Protesten gegen eine Landwirtschaftspolitik, die sie schlicht und ergreifend um ihre berufliche Existenz und um alle Grundlagen bringt. Mit ihren Traktoren blockierten sie Strassen und Autobahnen. Die Polizei versuchte, die Trecker an der Auffahrt zu hindern. Traktoren sind geländegängig, die Blockade misslang.

Mit über 30.000 niederländische Bauern zählten die jüngsten Protestzüge zu den größten Bauernprotesten in den Niederlanden.
Die Methoden, mit denen der grüne Staat den Bauern an ihr Eigentum geht, sind massiv: Entweder geben sie ihren Betrieb freiwillig auf und werden entschädigt, müssen sich aber verbürgen, dass sie nie wieder einen landwirtschaftlichen Betrieb aufnehmen. Oder – wenn der Landwirt immer noch nicht überzeugt ist – nimmt der Staat dem Bauern den Hof ab.

Dahinter steht der Green Deal der EU. EU-Kommissar Frans Timmermans will, dass in Europa 10 Prozent der Flächen stillgelegt werden. Dies, während sich gerade eine weltweite breite Nahrungsmittelkrise abzeichnet.

Das Stickstoffmolekül ist zur Staatsgefahr aufgebauscht werden. Zweifelhafte »Stickstoff«-Theorien dienen als Hebel, der Landwirtschaft den Garaus zu machen. Es kommen noch nicht einmal richtige Messungen zur Anwendung, sondern nur Rechenmodelle. Diese windigen Modellrechnungen dienen als Begründung für die Notwendigkeit, die Landwirtschaft zu dezimieren.

So hat die Ministerin für »Umwelt und Stickstoff« van der Wal ihren drastischen Plan zur Stickstoffreduzierung vorgelegt. Das sogenannte »Nationale Programm für den ländlichen Raum« gibt pro Gebiet an, um wie viel die Stickstoffemissionen bis 2030 reduziert werden müssen. Van der Wal formuliert, »um der Natur eine Chance zur Erholung zu geben«. So gibt die niederländische Regierung vor, bis 2030 den Stickstoffausstoß um 50 Prozent zu senken, in einigen Regionen sogar um bis zu 95 Prozent.

Die Niederlande sind eine Agrarnation. Rund 53 000 Betriebe zählt dieser für die Niederlande wichtige Wirtschaftszweig, der nach Angaben des Handelsblatts Agrarprodukte im Wert von etwa 105 Milliarden Euro exportiert. Der Widerstand der Bauern wird in den Niederlanden heftiger als seinerzeit in Deutschland geführt. So betont Sjaak van der Tak vom niederländischen Verband für Landwirtschaft und Gartenbau: »Es ist genug, die Grenze ist erreicht“. Es geht um die Existenz der Betriebe, die von einer grünen EU-Parlamentariern zerstört werden soll.

Geht es tatsächlich um die Verminderung des vermeintlich schädlichen Stickstoffs? Holländische Bauern sind der Auffassung, dass sie von ihrem Land vertrieben werden sollen, Land, dass sie in teils jahrzehntelanger Arbeit zu jenem Kulturboden gemacht haben. Ein Verdacht der Bauern: Es sollen mehr Landflächen zur Verfügung gestellt oder freigemacht werden, auf denen mehr Häuser gebaut werden können, das bringe dem Staat kurzfristig mehr Geld ein.

Auch in den niederländischen Provinzen nimmt die Verunsicherung zu. Die lokalen Verwaltungen sind sehr besorgt über die Auswirkungen auf die Gemeinden und die lokale Kultur. Landwirte müssen umziehen oder ihre Tätigkeit einstellen.

Entsprechend aufgeheizt ist die Stimmung im deutschen Nachbarland. So mussten Politiker ihr Teilnahme an einer Kundgebung nach Bedrohungen absagen. In dieser Woche sollen die Proteste weitergeführt werden.

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Kommentare ( 46 )

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Spicebar
2 Jahre her

„Wie oft sind schon die Gesetze in der Hand gewissenloser Leute Waffen der Rache und Raubgier gewesen, Waffen, so lebensgefährlich wie Gift und Dolch!“
C.H. Spurgeon

Oliver Esterl
2 Jahre her

Um es mit Klaus Schwab zu sagen: „You will eat ‚ze‘ bugs.“

thinkSelf
2 Jahre her

Für alle die immer noch der irrigen Annahme sind es würde sich hier um „Unfähigkeit“ und „Dummheit“ handeln findet sich die passende Aussage auf dem Blog von Axel Kraus:

Sagen wir es mal so: Wenn die Regierungen der westlichen Welt versuchen würden, ihre eigenen Bürger zu verarmen und auszuhungern, was genau würden sie dann anders machen?“

Werner Baumschlager
2 Jahre her

Grün ist nichts anderes als Menschenfeindlichkeit.

Kampfkater1969
2 Jahre her

Man ist in hohen Kreisen anscheinend immer noch der Meinung, dass Essen kommt von Aldi und Co.

Maikmayer
2 Jahre her

Ihr Kommentar erinnert exakt an die Verhältnisse wie man sie nach dem Krieg im Irak vorgefunden hat…unter Saddam galt die Devise der Zentralstaat kauft die Lebensmittel im Ausland und gibt sie relativ preiswert an die Bevölkerung ab und bezahlt mit Erdöleinkünften. Die Landbevölkerung wird in die Städte umgesiedelt und dort, weil nun entwurzelt und ohne Bindungen, zur Überwachung der aufsässigen Stadtbevölkerung eingesetzt. Die Folge nach der Demokratisierung durch die Westallierten, horrende Lebensmittelpreise und endlos brachliegende Lehmwüste!

Edwin
2 Jahre her

Das nennt sich sachlich ausgewogene Informationspolitik. Ich hätte mit meinem Chef um 8.30 Uhr mit LH on München nach Düsseldorf fliegen sollen, dann mit dem Mietwagen weiter nach Eindhoven und abends wieder zurück. Die LH teilte uns bereits am letzten Donnerstag mit, dass der Flug um 08.30 Uhr gestrichen ist und wir auf den Flug um 07.30 Uhr umgebucht wurden. Gleichzeitig teilte uns unserer niederländischer Niederlassungsleiter mit, dass für Montag in ganz Niederlande Autobahnblockaden geplant sind. Wir gingen davon aus, dass dies von der Fuck-For-Future Generation veranstaltet wird. Jetzt muss ich erfahren, dass die Gegenseite endlich laut wird. Wir haben… Mehr

Lee Bert Aire
2 Jahre her

Das Vorbild, Roosevelts New Deal, war ein ebenso größenwahnsinniges, planwirtschaftliches Projekt. Mit entsetzlichen Folgen. Um die Agrarpreise zu steigern, damit die Farmer über die gesteigerten Einnahmen in Landmaschinen investieren sollten, wurden Ernten vernichtet. Während in weiten Landstrichen Hungersnöte herrschten! Und so wird sich auch der Green New Deal auswirken.

Homer J. Simpson
2 Jahre her

Zunächst: Respekt vor den holländischen Landwirten. Tatsächlich ist es aber so, dass wir – vor allem in Deutschland – viel mehr und viel größere solcher Protestaktionen bräuchten. Nur leider sind bei uns nur die Pattex-Jünger der Sekte „Letzte Dingens“ aktiv und legt den Verkehr lahm. Damit ist für Deutschland eigentlich klar, dass diese idiotisch-ideologische Politik hier gut geheißen und unterstützt wird. Offensichtlich hat man Deutschland die Zivilisation, Wohlstand, Erfolg und technische Innovation satt. Man möchte scheinbar den „Gästen“ die Rahmenbedingungen bieten, wie von dort, wo sie ursprünglich herkommen. Vermüllt, verdreckt, korrupt, inkompetent, kriminell, wirtschaftlich am Ende, hungernd, strom- & arbeitslo… Mehr

flozn
2 Jahre her
Antworten an  Homer J. Simpson

Dass es in Richtung orientalischer Agrarstaat geht, ist mir seit vielen Jahren klar, aber dass es in einem derart rasanten Tempo passieren würde, übersteigt selbst meine pessimistischsten Prognosen bei weitem.

SB
2 Jahre her

Exakt. Stichwort „Agenda 2021 / 2030“ (bereits 1992 durch die UN ins Leben gerufen). Unter fadenscheinigen Umweltschutz- und Argumenten der „sozialen Gerechtigkeit“ wird privater Landbesitz und private Landbewirtschaftung gezielt kriminalisiert und verächtlich gemacht; gleichzeitig sollen hanebüchene „Grenzwerte“ auf Stickstoff und CO2 die (privaten!) Landwirte zur Betriebsaufgabe zwingen. Vermeintliche „Naturschutzzonen“ werden ausgeweitet, und vermutlich spielt auch die per Gesetz vorgegebene Duldung immer größerer Großraubtierbestände (Wölfe, Luchse, Bären etc.) eine Rolle dabei, z. B. Schafhirten und Almbauern von der Scholle zu ekeln. Dann „belehnt“ der Staat multinationale Agrarkonzerne mit dem frei gewordenen Land (Stichwort: Public Private Partnership, PPP). Wenn diese das Ruder… Mehr

Last edited 2 Jahre her by SB
Edwin
2 Jahre her
Antworten an  SB

Wer immer noch daran zweifelt, dass all die Maßnahmen dem Great Reset dienen, dem kann man auch nicht mehr helfen.