Vorwärts in die DDR

Dass die Commerzbank mit der Dresdner Bank zu einer Art Sparkasse von Berliner Gnaden schrumpft, ist keine Gottesstrafe, sondern auch Folge unfassbaren Missmanagements, das in der Krise nur jeder Tarnung beraubt wird. Und dass die einstmals stolze Deutsche Bank eben doch indirekt mit Staatsknete gepäppelt werden muss, macht Josef Ackermann zur tragischen Figur, die Richtiges wollte und nur Falsches konnte – das kommt davon, wenn man mit der Wahrheit umgeht wie der Metzger mit feinster Salami: nur hauchdünne Scheiben von der dicken Schuldenwurst absäbelt und jedes Quartal ein paar mehr Milliardärchen zugeben muss, in treuherzig gespielter Unschuld und garniert mit viel Schönrednerei. Da schmilzt die Glaubwürdigkeit, das eigentliche Kernkapital des Bankiers.

Aber auch in der Industrie wendet sich die Subventionsbettelei allzu oft zum Geschäftsmodell – als ob nur staatliche Abwrackprämien BMW und Mercedes davor schützen könnten, selbst abgewrackt zu werden. Wem die Gülle Oberkante Unterlippe steht, kann nicht laut „Ordnungspolitik“ rufen, weil er sonst gurgeln müsste. Aber appetitlich ist es nicht, den Heroen der Marktwirtschaft dabei zuzuschauen, wie sie ihre eigenen Wörter essen.

Die Selbstaufgabe der Wirtschaft kontrastiert mit geradezu überbordenden Allmachtsfantasien der Politiker. Klar – sie können wieder Hof halten und gnädig die Steuerschatulle öffnen oder geschlossen halten wie weiland die Duodezfürsten ihren katzbuckelnden Musici. Verständlich – wie wurden Politiker und Beamte gescholten für ihre angebliche Unfähigkeit, den Laden effektiv zu managen, und jetzt zeigt sich: Der Staatsladen läuft wenigstens so lala, während andere nur gedaddelt und abkassiert haben.

Früher hieß das: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Kurzgehalten haben wir die Politiker, schlecht bezahlt. Da passt als Ausweis besonderer Lernunfähigkeit dazu, dass bei Siemens, als ob nichts gewesen wäre, exorbitant bezahlt wird. Eben erst hat der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme sein Gehalt für den Halbtagsjob auf 800 000 Euro verdoppelt – für kaum ein Drittel rackert sich die Bundeskanzlerin deutlich härter ab fürs Gemeinwohl. Bewundernswert, wie Angela Merkel ihre Verachtung und Häme für die crommen Ackermänner hinter einem listigen Blitzen verbergen kann.

Gilt jetzt wirklich die Formel – endlich Staat, alles gut? Da empfiehlt sich die Lektüre eines schmalen Bändchens von Friedrich August von Hayek, der 1944 den „Weg zur Knechtschaft“ beschrieben hat. Kurzzeitig mag ja der Staat so manchen Pfuscher retten, langfristig führt Staatswirtschaft zu Stagnation und – schlimmer noch – zu Unfreiheit. Freiheit und wirtschaftlicher Erfolg sind Zwillinge; es gibt keinen „Dritten Weg“. Das war in der DDR zu besichtigen, und dagegen müssen wir uns alle stemmen. Nur wahre Unternehmer und echte Manager können den Karren wieder flott kriegen.

Ich finde es bemerkenswert, wie VW, BMW und Daimler in Detroit signalisierten: Wir können auch anders, indem wir mit neuen, zeitgemäßen Produkten der Krise davonfahren. Nach der Schreckstarre vergangener Monate muss jetzt eine neue Unternehmer- und Managergeneration beweisen: Eine Krise wird nicht vom Staat bewältigt, sondern durch Unternehmer.

(Erschienen am 17.01.2009 auf Wiwo.de)

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