Früher soll in E-Loks immer noch ein Heizer mitgefahren sein, aus Gewerkschaftsgründen. Heute sind in der Politik Doppelspitzen beliebt. Sie machen das Einfache so schön kompliziert.
Ein kleiner, grauer Mann steht am Rednerpult und liest stockend seinen Text ab. Man leidet mit ihm, wenn er sich durch die Sätze quält und ist überrascht mit ihm, wenn ein Höhepunkt kommt, bei dem geklatscht werden soll. So sehen deutsche Revolutionäre aus. Wenn Norbert Walter-Borjans dann große Worte spricht, ballt er die Fäustchen oder denkt kurz nach, bis er die Arme hebt, langsam, und nicht zu hoch. Mit trauriger Stimme verkündet er, dass es ihm eine „so große Freude ist“ für den Vorsitz der SPD zu kandidieren. „Saskia und ich“, sagt er „wir wollen als Fahrerin und Fahrer den Bus ans Ziel bringen“.
Zwei Bus-Fahrende
In Zukunft also zwei Fahrende im Bus, ein männlicher und eine weibliche? Ist das gut, so ein Team am Lenkrad? Der eine dreht nach links und die andere nach rechts? Andere Länder reden vom autonomen Fahren, wir verdoppeln die Lenkräder? Quote erhöht die Verkehrssicherheit nicht, auch wenn Norbert und Saskia dann der Reihe nach alle jene umarmen, die sie anschließend bejubeln. Nun gehen ja Sprachbilder schnell daneben, aber will man so einem Schulbus die Kinder anvertrauen? Viel ist von der „Neuen Zeit“ die Rede, in die man ziehen will im Doppellenker-Bus. Oder muss man, SPD- und genderkonform schreiben: Im doppelgelenkten Bus?
Es soll etwas geschehen …
Umverteilt muss auch viel werden, noch viel mehr, damit der Klimaschutz nicht spürbar wird bei den vielen Wählern. Das ist ein gutes Rezept, es soll etwas geschehen beim Umweltschutz, aber es darf nicht passieren; das alte selbstironische Schrammellied aus Wien, das pfeift der Revolutionär Borjans ganz laut: Damit die Umwelt geschont wird, soll alles teurer werden, und dafür gibt’s dann Geld zurück, damit die Leute sich wieder leisten können, was man vorher verteuert hat. Also nur idealtypisch; denn dazwischen, aber davon spricht er nicht, sind seine sozialdemokratischen Steuer- und Umverteilungs-Digitalmechaniker, die an allen diesen Schrauben, Entschuldigung, Bits und Bytes drehen und programmieren, bis die Leute sich so bewegen, wie man es von Ratten im Laborkäfig verlangt: Ökoneutral. Dann kriegen sie am Ende des Käfigs ein Zückerchen geworfen.
… aber es darf nichts passieren
Klimaschutz ist die neue Verteilungsfrage, und sie unterscheidet sich von dem, was vor Borjans war nur global und historisch. Die Wähler der SPD sollen, so erzählt es Borjans, auf Kosten der Entwicklungsländer und der Zukunft so gut gelebt haben. Das soll sich auch ändern. Es muss also noch mehr umverteilt werden, die Jungen sollen nicht so belastet werden, die Alten aber schon, weil sie so gut gelebt haben auf Kosten der Kinder und deren Zukunft. Allerdings sollen dafür die Renten erhöht werden, das auch, ganz klar. Es soll ja viel geschehen, aber es darf nichts passieren. Es ist eine gewaltige Rechnung, die er da aufmacht. Irgendwie haben diese Olaf Scholz‘, die Gabriels und die Steinbrücks und die Schröders und die vielen anderen Sozialdemokraten alles falsch gemacht, was der Walter und die Saskia jetzt richten müssen. Das ist bemerkenswert, ehrlich gesagt, nicht ganz verkehrt. Hier, an dieser Stelle werden Sozis nur verteidigt, wenn es sich gar nicht anders machen lässt. Also raus aus der GroKo, die alles falsch gemacht hat? Doch so direkt hat der Borjans es jetzt auch nicht gemeint. Die SPD bleibt in der GroKo, damit sie das besser macht, was sie nicht richtig gemacht hat. Früher galt die SPD als Reparaturbetrieb des Kapitalismus. Wer SPD wählt, repariert die SPD, und die CDU, die SPD heißt, auch gleich mit. Unter der neuen Führung ist die SPD der Reparaturbetrieb der SPD, während die Doppelspitze gemeinsam den Bus lenkt.
Gut, dass es noch Böses gibt
Gott sei Dank gibt es noch eindeutig Böses, auf das man sich sofort verständigen kann und bei dem alle nicken im Bus. Im Bundestag gebe es eine konservative, rechte Mehrheit, und dagegen muss gekämpft werden, natürlich von der Regierungsbank aus. Aber wenn die Bösen die Mehrheit haben, wie kommen dann die Guten auf die Regierungsbank? Bekanntlich kämpft es sich von oben nach unten immer am besten. Da ist es wie mit dem Bus – Richtung und Lenkung sind Glückssache wie in der Politik Logik.
Als die Frau spricht, wird es nicht besser. Sie lässt sich als Aufsteigerin feiern, aber es ist bloß der Aufstieg von schlecht bezahlter Arbeit zu sehr guter staatlicher Versorgung. Wenn das bloß nicht das neue Aufstiegs-Narrativ der Sozialdemokraten wird: Völker, hört die Signale, auf zum Bundestagsmandat! Natürlich digital, denn wer digital nicht kann, soll trotzdem darüber bestimmen. „Die Regierungsmitglieder versammeln sich hinter dem Willen der Partei“, hat sie gesagt, vorher. Demokratie ist lästig, und vor allem: überflüssig, wo wir doch den SPD-Bus haben, der die Richtung kennt und alle fahren hinterher. So wie damals, als die Partei alles bestimmte und alle folgten brav, denn wir sitzen ja alle in einem Bus. Soll keiner sagen: Das ist kein Fortschritt im Vergleich zum Marschieren! Und dann noch doppelgelenkt! Und so findet die Revolution nicht einmal im geheizten Saal statt; alles bleibt wie es ist und selbst Kevin klammert schon an einem Mandat im Bundestag, das er noch gar nicht hat. Der leise Mann mit der dicken Brille und seine gemächliche Rede und Saskia mit ihrer sichtbar forschen Verbitterung in eigener Sache – sie sind kein Aufbruch. Die Zukunft gehört leider den Bildern von Instagram, und ehrlich: Robert und Annalena sind da meilenweit voraus. Personen und Bilder der SPD sind wie ein altes Fotoalbum; grau, vergilbt, zerknittert, ein rappelnder alter Bus auf Seniorenfahrt zum Heizdeckenhändler, Kaffee- und Pipipause eingepreist. Aber sie kommen nie an. Sie fahren ja im Kreisverkehr.
Und so quält sich der Marsch per Bus in die neue Zeit, und wenn sie nicht abgewählt sind, singen sie noch immer: Mit uns zieht die neue Zeit, Seit an Seit im Kreisverkehr.
Sie hoffen bloß, dass kein Bus mit Wählern vorbeikommt.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
„Aber sie kommen nie an. Sie fahren ja im Kreisverkehr.“
Ich finde, „Warten auf Godot“ wäre besser, da entstehen auch keine CO2 Emissionen
Seit der so erfolgreichen Hartz4-Erfindung geht es kontinuierlich bergab mit der SPD. Leider auch mit den neuen Protagonisten kein Hoffnungsschimmer in Sicht.
„Als die Frau spricht“ Da bin ich mir nicht so sicher.
Als ich die beiden Gestalten das erste Mal nach ihrer Wahl sah, sagte ich zu mir, das darf doch nicht wahr sein. Da steckt doch System hinter, die SPD soll weg.
Wie ist es überhaupt möglich, eine Andrea Nahles noch zu toppen?
Was wir hier erleben ist ein zweitklassiges Stück aufgeführt von drittklassigen Politikdarstellern.
So schlecht war es noch nie.
Donnerwetter, werter Cubus, Sie schaffen es tatsächlich, daß unsereinens Hand zum Schwerte fährt, der Andrea Ehr‘ zu schützen !
Mit einer Tankfüllung von <10% wird der Doppellenkerinnen und -lenkerbus nicht weit kommen.
Das Personaltableau bei der CDU sieht leider nicht viel besser aus.
Wie könnten sie denn auch anders als im Kreisverkehr fahren, wo doch der Doppellenker-Bus nur doppelt nach links lenkt?
ganz einfach, die liegen längst, einmal über die Insel, im Graben, sie habens vollsenil, zugeklatscht, und zugelächelt nur noch nicht gemerkt. Nicht um sonst kauen die Anhänger und Vorsteher der Schlechteste Partei Deutschlands lieber die alten sozialistischen Kamellen, von Realitätssinn keine Spur, nicht im Ansatz. Nur Flickwerk mit entgegengesetzter Wirkung. Zur Erheiterung der außenstehenden. Und die CDU, linke, grüne stehen dem in nichts nach. Nahezu und immerda dem pseudointellektuellen Traumschlösschen Multi-Kulti aufgesessen. Grenzen sperrangelweit auf, mehr davon, dem demgegnüber wehlosen Bürger muss es eingetriebn werden, Gesetze gelten längst nicht mehr, das Leben „jeder zu und für sich selbst“ geworden. Die… Mehr
Man könnte sich GB zum Vorbild nehmen. Dort fährt er gerade nach rechts im Kreisverkehr.
Bei dem Begriff „Neue Zeit“ fällt mir doch etwas ähnliches ein aus vergangenen Zeiten, die auch mit den Spezialdemokraten zu tun hatte: Die „Neue Heimat“.
Nun, wo ist sie denn geblieben……….
Da scheinen die zwei neuen Lenker ja schon das richtige Ziel im Auge zu haben………
https://www.amazon.de/Alfred-Tetzlaff-Sozi-nicht-dumm/dp/B00GUG3L72
Wenn sich heute auch nur einer noch trauen würde, diesen Satz in einem der Regierungspropagandamedien öffentlich zu sagen, der wäre ratz-fatz seinen Job los!
Auch das ist eine Markierung auf der Skalierung der Meinungsfreiheit!
Zu Weihnachten gibt es in nicht funktionierenden, inhaltsleeren und abgestumpften Ehen immer Socken und bei den Sozis sind es eben die, der muffig, roten Art. Um einer Kampfabstimmung aus dem Weg zu gehen und die Scheinharmonie nicht zu gefährden, wird mal schnell ein weiterer Stellvertreter installiert und der Parteiapparat noch weiter aufgebläht. Aus einem marktschreierischen Leichtgewicht, wie Klein Oliver, wird über Nacht nun mal kein politisches Schwergewicht und Lagerbefrieder, auch wenn seine selbst gewählten Stiefeltern nun an vorderster Sozi-Front ihr Dasein fristen. Es reicht einfach nicht in der virtuellen Welt und zunehmend auch in der Main-Stream verseuchten Medienlandschaft.falschen Beifall zu… Mehr
Meinen Sie Klein Kevin, der aus dem Kinderparadies abgeholt werden möchte, oder welchen Oliver ?
Sorry, ich meinte natürlich den Klein Kevin. Danke für die Korrektur.
Einheitsfront, Einheitsfront, Einheitsfront….