Die Jamaika-Koalition will sich „europafreundlich“ verhalten. So haben sie es verabredet. Aber was ist das? Kann es sein, dass "europafreundlich" das Zeug dazu hat, die EU zu zerstören?
In Katalonien krachen Verfechter der Unabhängigkeit und die spanische Zentralmacht aufeinander. Das ist vordergründig kein Europa-Thema, Brüssel hält sich ja demonstrativ raus, weil man weiß: Das macht die Macht schon ganz alleine. Brüssel hat keine Bajonette.
Bürger haben immer nur Sonderwünsche
Aber damit hat es schon etwas mit Europa zu tun: Wie geht man um mit Bürgern, die weniger Zentralgewalt und mehr Unabhängigkeit fordern? Die weniger Umverteilung über fragwürdige Kassen in Madrid einfordern? Die wollen, dass das Geld zu einem größeren Teil bei denen bleibt, die es verdienen und nicht in einen – schon systembedingt – korrupten Umverteilungsapparat fließt? Und die über diese und andere Belange selber bestimmen und nicht bestimmt werden wollen? Bürger stören die Kommission in Brüssel. Bürger bedeuten Sonderwünsche statt Einheitsregelung – und das in einem Kontinent, in dem der Satz formuliert wurde: „Sire, geben Sie Freiheit!“
Und so haben die Erfinder der europäischen Narrative die „ Vertiefung“ erfunden, die das Negative der Zentralisierung, Bürokratisierung und Korruption aufhebt, umkehrt, in einen erstrebenswerten Zustand verwandelt. „Europafreundlich“ eben, und jeder Kritiker ist damit auch eindeutig benannt: „Europafeindlich“, für neue Kriege, mindestens, vielleicht sogar Weltkriege, für Hass, Hetze, Grenzen, gerne auch genommen: Rassismus, Nationalismus, Nazismus.
Baupläne der Vertiefung
Baupläne zum Ausheben von Vertiefungen gibt es gerade viele: Noch einen europäischen Haushalt, in den neue, europäische Steuern fließen, den die Europäer zusätzlich tragen sollen; eine Bankenunion, die die faulen Kredite der italienischen und griechischen Banken den Sparkassen und Volksbanken in die Bücher schreibt; denn es war uneuropäisch, dass diese ihre kleinen Bankhäuser besser in Ordnung gehalten haben.
Natürlich hat diese Vertiefung hohe Kosten. Groteske Ineffizienzen, künstlich aufgeblähte Wachstumsraten, Immobilienblasung, wachsende Verarmung derer, die sich auf eine stabile Währung verlassen haben: Wehe dem Besitzer Lebensversicherung oder Angehörigem der freien Berufe. Wehe den Anwälten, sie sollen zukünftig die Fragen ihrer Mandanten sofort an die Steuerbehörden weiterleiten, denn ein maximal umverteilender Staat ist auch ein gieriger. Der Länderfinanzausgleich in Deutschland zeigt ja nur, wie unmöglich es ist, einen staatlichen Umverteilungsmechanismus zu stoppen, der Leistung bestraft und Missbrauch belohnt. Jetzt also EU-weit, weil das europafreundlich ist?
Das neue, alte westliche Europa und sein Steuersumpf
Nun ist diese Form der Europafreundlichkeit weitgehend nur im Städtedreieck Berlin-Brüssel-Paris zu Hause. In Osteuropa mag man schon nicht mitspielen; die gerade eingemeindeten Länder dort sollen die Minderbemittelten bleiben: Die Neuformulierung der Entsenderichtlinie will genau dieses: Weiterhin zahlt beispielsweise VW in seinen vollkommen identischen osteuropäischen Fabriken nur ein Drittel des West-Lohns; aber wenn polnische oder tschechische Bauunternehmen in Wolfsburg antreten, sollen sie volle Westlöhne bezahlen: So sichert man sich vor lästiger Konkurrenz, hält die Beschäftigten an den osteuropäischen Werkbänken klein und schneidet sie weiter von den florierenden Märkten Westeuropas ab. Aber selbstverständlich sollen sie vollsolidarisch illegale Migranten aufnehmen, die selbst den flüchtlingsbegeisterten Deutschen zu viel werden.
Und so ist es europafreundlich, dass praktisch jedes größere Bauwerk in Deutschland formal über einen Luxemburger Fonds finanziert wird – Bauarbeiter, Standort, Bauherren, Finanzierung alles deutsch, nur Steuersparen auf Letzeburgesch? Ist das europafreundlich, dieses Maß an undurchsichtiger Korruption im unmittelbaren Schattenreich der EU-Kommission und ihrer Begünstigten?
Für eine neue Europafreundlichkeit
Europas Finanzströme spotten jeder Beschreibung. Und mit jeder europafreundlichen Regelung kommt noch eine Schmutzschicht obendrauf. Das ist also europafreundlich? Viele haben genug davon. Die Briten versuchen abzuhauen. Die Nord-Italiener fordern mehr Autonomie, man kann geradezu darauf warten, dass die Basken nachziehen und die Osteuropäer allesamt sich distanzieren – nur Angst vor Russland hält sie noch im Westen. Aber Angst ist ein schlechter Ratgeber.
Vielleicht geht es auch anders herum: Wer Europa liebt, seine Städte, Länder und Buntheit ohne Grenzen tritt für weniger Brüssel-Europa ein und für mehr Selbstbestimmung und Freiheit der Bürger in den von ihnen bevorzugten politischen Ordnungen ohne Euro-Zwang.
- Sicherung der Außengrenzen, um die Binnengrenzen weiter offen zu halten – das wäre ein Projekt, nicht neue Grenzen zwischen Ost und West zu errichten.
- Verantwortungen offenlegen, Entscheidungen und Geldflüsse einer Transparenzpflicht unterziehen, das gemeinsame Trockenlegen von verseuchten Sumpflandschaften der Kommission und ihrer Spezis.
- Die Mittel denen ganz überwiegend zu lassen, die sie erwirtschaftet haben, Autonomie statt Bürokratie.
Das wären wahrhaft europafreundliche Ansätze.
Wenn es mit der alten Europafreundlichkeit weitergeht, braucht Europa bald eine andere Art Staatsgewalt, um seine Bürger zu solch europafreundlicher Bürger-Unfreundlichkeit anzuhalten.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Ach… da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll… es sind doch so waaaahnsinnig viele Unsympathische und offensichtlich Unfähige. Noch dazu sind sie offenbar auch bestechlich bzw. fremden „Argumenten“ zugänglich… 31 der 93 von uns Deutschen ins EU-Parlament gewählten Abgeordneten stehen auf George Soros‘ Liste der „Zuverlässigen Verbündeten“, ohne dass dieser Soros jemals von irgendeinem Bürger demokratisch legitimiert worden wäre. Elmar Brok gehört übrigens als einziger CDUler auch dazu.
zur corectness es wurde gesagt sire geben Sie Gedankenfreiheit schiller don carlos
Dieses Thema transportiert ein fundamentales Missverstaendnis.
Europa ist nicht die EU und umgekehrt.
Europa ist was Gutes – friedliches und freundliches Miteinander wo es passt und Nebeneinander wo nicht.
Die Eu ist die haessliche Schwester der EU. Ein wildwuchernder Wasserkopf an Technokraten, die sich selbst ermaechtigen fuer mit, die EU und Europa zu entscheiden. Da ich die nicht gewaehlt habe, gibt es auch meiner Seite maximal starke Vorbehalte, dass die das richtige (fuer mich) tun.
Europafreundlich ist sinnvoll
EU-skeptisch ist Pflicht
Sollte TE die Auseinandersetzung an der Würzburger Uni nicht ein Kommentar wert sein? | https://www.welt.de/politik/deutschland/article170416787/An-deutschen-Unis-werden-Banalitaeten-skandalisiert.html#Comments
….als Freiheit! Der Komparativ fordert „als“.
Noch nicht, aber gerade herausgesucht …
Ja,… in einigen Jahren ist Deutschland, bzw. Europa, islamisiert. Bevor es jedoch soweit ist, wird Mord, Totschlag und Vergewaltigung so sehr zunehmen, dass man kaum noch darüber berichten wird, da es zur Tagesordnung gehört. Die heutigen Probleme werden einem dann fast als „heile Welt“ vorkommen.
Gesprächsfetzen vom Nachbartisch gestern abend : “ bin noch völlig fertig .. meine Cousine … im Haus … vermutlich Osteuropäer .. Krankenhaus .. Schlüsselbeinbruch .. Gesicht … “
Falls Sie in einem Land leben, in dem Sie für das Fischen ohne Angelschein bestraft werden,
jedoch nicht für illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepaß, dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert (Milos Zeman)
Ihr Schienbeintritt gegen Luxemburg, Herr Tichy, ist nicht nett. Vergessen Sie bitte nicht, daß das Großherzogtum der einzige unserer Nachbarn ist, mit dem nicht irgendwelche Querelen anhängig sind.
Ich bin nicht Europa Feindlich (ansonsten müsste ich mich ja selbst bestrafen) sondern ich bin EU Feindlich. Die EU steht nämlich nicht für Europa der Freiheit und Vielfalt, der Selbstbestimmung und Selbstverantwortung sondern für eine Eliten Mafia die sich die Bürger Europas = Steuerzahler und Arbeiter zur Sklavendienste = Umverteilung auserkoren hat. Die EU ersetzt schlicht und einfach den kirchlichen und weltlichen Adelsstand des Mittelalter. Die EU stellt hier das „Kaisertum“ da…die einzelnen EU-Mitgliedsländer Parlamente die Herzog/Königstümer….und diese Stände Pyramide hat der einfache Arbeiter (im Mittelalter war das der Bauer) zu tragen….also zu finanzieren. Immer weniger Netto vom Brutto…heißt nichts… Mehr
Denken Sie mal an eine preiswerte Biersorte, dann fällt
Ihnen mindestens noch einer ein. Aber wer ist dort
überhaupt sympathisch? Die Politik die in Brüssel gemacht
wird lässt alle Gegner eher sympathisch erscheinen.