Reichsbürger-Putsch – oder wann wird Wahn gemeingefährlich?

Mussten eigentlich die Staatsanwälte beim Generalbundesanwalt auch lachen bei der Abfassung ihrer Anklageschrift? Es ist ein erheiterndes Dokument, wenn Wahn in Anklage übersetzt wird. Andererseits: Wie gefährlich sind Wahn oder Computerspiele in die Wirklichkeit übertragen?

IMAGO

Spätestens aus dem Gaza-Krieg wissen wir, wie gefährlich unterirdische Tunnelsysteme sein können und dass dort unten selten Gutes haust. Die Verschwörer um Heinrich XIII. Prinz Reuß jedenfalls waren überzeugt: Die ganze Welt ist Gaza. Die Welt wird regiert von einem „Deep State“, dessen Macht auf weit verzweigten „Deep Underground Military Bases“, kurz (DUMBS), beruht. Dort werden Kinder und Babys rituell ermordet, um aus ihrem Blut ein lebensverlängendes Elixier zu gewinnen.

Davon jedenfalls war die Truppe um den Prinzen überzeugt. Ganz neu ist die Theorie nicht; sie wird in den USA von den Anhängern der QAnon-Bewegung geteilt, und der Ritualmord ist eine uralte, antisemitische Greuelideologie. Die verhinderten Putschisten scheinen davon überzeugt, und der Generalbundesanwalt wertet es als ideologisches Narrativ, das die Truppe vereinte und angetrieben hat.

Untergang und Erlösung – alte Leier neu gesungen

Aber durch die Köpfe der Reichsbürger geistern nicht nur Untergangsszenarien. Es gibt auch die Mächte des Lichts, wie die Sagengestalt Kaiser Barbarossa, der im Kyfhäuser auf jenen Tag wartet, an dem er mit seinen Rittern und Knappen aus des Waldes Dunkel hervorbricht und die Mächte des Lichts ein für allemal siegen. Oder das Walserfeld bei Salzburg, wo der aus dem bayrisch-österreichischen Untersberg hervorbrechende Kaiser Karl in die letzte große Schlacht um einen Birnbaum zieht, wobei zu sagen ist: Nur ein Tal entfernt liegt der Obersalzberg, wo die Ruinen von Hitlers Berghof, gerne auch „Adlerhorst“ genannt, noch heute magisch Massen anziehen, weswegen ein Museum die bösen Geister bannen soll. Es sind die alten Legenden vom Untergang und der Erlösung aus der Not, vermischt mit Judenhass, Adelsromantik, den Leiden an der Moderne und den Widersprüchlichkeiten der Demokratie. Aber in der Stunde der Not naht Rettung.

Auf diese Mächte des Lichts setzten Reichsbürger. Denn die große Schlacht stand bevor, geführt von einer nicht näher beschriebenen „Allianz“. Bei ihr soll es sich nach ihrer Vorstellung um einen technisch überlegenen, militärischen Geheimbund aus Regierungen, Nachrichtendiensten und Militärs verschiedener Staaten handeln, übrigens ziemlich deckungsgleich mit den alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkrieges, die schon einmal den vom Berghof niederringen mussten.

Neben Donald Trump und Wladimir Putin werden auch China-Chef Xi Jinping und Saudi-Herrscher Mohammed bin Salman zur Allianz gezählt sowie weniger präzise benannte „galaktische Mächte“, die der Erdallianz mit überlegener Technologie zur Hilfe eilen würden. Wenn diese Stunde der Allianz und der Abrechnung kommt, dann wollten die Reichsbürger bereit stehen als deren deutsche Partner. Als Quelle für derlei Geraune wird das Bundesamt für Verfassungsschutz genannt: „Erkenntnismitteilung vom 13. September 2023“. Wahnsinn gerinnt zum Geheimdienst-Dossier. Haben die Beamten gelacht beim Abfassen dieser „Erkenntnisse“ oder sind sie dienstlich zur Ernsthaftigkeit angehalten, wenn es darum geht, die Verfassung zu schützen?

Wahnvorstellungen in Paragraphen transformiert

Es rauscht und dräut und wallt in den Köpfen voller Sehnsucht nach Erklärungen und Rettung, wenn die Welt als bedrückend empfunden und das Unrecht schier unerträglich wird. Die Frage ist nur, ab wann verlassen Sagen die Kinderzimmer und können die Erzähler der gruseligen Gute-Nacht-Geschichten zu Verbrechern und Hochverrätern werden? Oder übersetzt ins Juristendeutsch, wann sind gelebte Sagen und Märchen „Verbrechen und Vergehen, strafbar gemäß §§ 83 Abs.1, 89a Abs.1, Abs 2 Nr. 2, 129 Abs. 1, 129a Abs. 1 Nr. 1, Abs. 4 Abs.5 StGB, 52 Abs 1 Nr. 2 lit.b, Abs 3 Nr.1, Nr 2 lit a, lit. bWaffG, §§ 27 Abs. 2, 52 Abs. 1 StGB“, wie es in der Anklage heißt.

Für Nicht-Juristen im Ergebnis zusammengefasst: Das ist ziemlich harter Stoff, der für Haftstrafen reichen sollte, der die erwartbare Rest-Laufzeit der Angeklagten überschreiten dürfte. Es ist ja nicht das erste Mal, dass sich Leute, die bis dato gut funktionierten im Getriebe, sich radikalisieren und verirren. Wer die wirren, kruden Texte liest, mit denen Ulrike Meinhof die Ermordung durch die „Rote Armee Fraktion“ von 34 Bürgern in Deutschland begründet hat, stößt auf ähnliches Gedankenzeug. Und doch schlossen sich ihr viele aus den Unis an, bildeten sich breite Unterstützerkreise, bei denen die Killer untertauchen konnten. „Die RAF hat Euch lieb„, so beendete Mutter Meinhof ihren letzten Brief an ihre Töchter. Überliefert sind ähnlich liebevoll-sorgende Verhaltensweisen von Rädelsführer Heinrich XIII. Prinz Reuß hinsichtlich seiner am Down-Syndrom leidenden Tochter.

Es ist derselbe Schoß, aus dem die „Reichsbürger“ kriechen. Aber wann beginnt das „unmittelbare Ansetzen zur Tat“ mit dafür geeigneten und ausreichend erscheinenden Mitteln, wie es die Rechtsprechung verlangt? Darüber werden Dutzende von Anwälten und Staatsanwälten vor den Gerichten in Stuttgart, München und Frankfurt streiten und Argumente zusammentragen für „Tat“ oder „Geschwätz“. Bei der RAF reagierte der Staat zu spät, sichtlich überrumpelt, unvorbereitet. Und beim Putsch der Reichsbürger?

Auf der Suche nach der Unterwelt

Schritte zur Tat wurden vollzogen. Die Angeklagten machten sich zunächst ernsthaft auf die Suche nach den „DUMBS“. Sie gerieten dabei an die Brüder Sandor und Claudio Ricci in der Schweiz, die vorgaben, die Tunneleinstiege gesehen zu haben und sich gegen eine kleine Entschädigung bereit erklärten, die Suche zu systematisieren. Insgesamt konnten Zahlungen von über 70.000 Euro festgestellt werden, die der heutige „Beklagte“ Maximilian Eder aus dem Fonds von insgesamt rund 500.000 Euro der Putschisten übermittelte. Eder war Berufssoldat gewesen, Gebirgs- wie Fallschirmjäger, beim Aufbau des „Kommandos Spezialkräfte“ beteiligt und im Einsatz im Kosovo. Zuletzt Oberst mit einem schönen Ruhegehalt von 5.100 Euro  Er stammt aus Freilassing, jenseits der Saalach liegen das Walserfeld und Kaiser Karls legendäre Ruhestatt im durchaus real existierenden Untersberg.

Auch in Deutschland werden „DUMBS“ vermutet und ungeahnte Zusammenhänge festgestellt. So wurde die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal angeblich künstlich herbeigeführt, um alte Regierungsbunker zu fluten und Missbrauchsspuren zu verwischen, wobei trotzdem 600 Kinderleichen gefunden und weitere 700 in einem „Regierungsbunker“ entdeckt worden wären. Die Gebrüder Ricci scheinen immer näher an die Tunnelmündung zu geraten, berichteten von einem vermeintlichen Wächter, den sie gesehen haben wollten, und brachten eine Dame ins Spiel, die darüber aussagen sollte, dass ihre Tochter nur knapp den Tunnel-Killern entkommen konnte. Die frühere Bundestagskandidatin der Partei „Die Basis“, Johanna Elisabeth Findeisen-Juskowiak, führte in der Schweiz ein Interview mit einem vermeintlich aus einem DUMB befreiten Kind. Die Öffentlichkeit sollte aufgerüttelt, die Gruppe enger zusammengeschweißt werden, folgern die Ankläger aus dem Verhalten und werten es als Vorbereitung für spätere Taten.

Die fixen Ricci-Brothers sollten auch Waffen beschaffen. Was sie nicht taten. Aber die Absicht war erkennbar, sagt die Anklage. Tatsächlich legten die Verschwörer ein Waffenarsenal an. 382 Schusswaffen, 347 Hieb- und Stichwaffen, 499 weitere Waffenteile sowie mindestens 148.000 Munitionsteile wurden gefunden. Darunter handelt es sich allerdings zum allgrößten Teil um alte Flinten, Jagdwaffen, Uralt-Munition aus den fürstlichen Kellerräumen. Jeder ordentliche Terrorist von der RAF und Hamas würde weinend davonlaufen. Aber der Säbel des Uralt-Fürsten kann eben auch Schaden anrichten. Halbwegs einsatzbereit erscheinen einige moderne Pistolen, die von früheren Bundeswehrsoldaten geklaut worden waren, und natürlich besonders verräterisch gelten den Anklägern hochwertige Satelliten-Telefone, mit denen die Kommunikation aufrechterhalten werden sollte.

Sturm auf den Bundestag

Die Sprache lässt keinen Zweifel zu. Es ist viel von „Aufräumarbeiten“ und „Säuberungen“, Festnahmen und „Neutralisierung von konterrevolutionären Kräften aus dem linken und dem islamischen Milieu“, von „ausschalten“ und „auf Null bringen“, von einmarschieren und „Köpfe weg“ die Rede. Einer wird nach Überprüfung seiner astrologischen Daten als geeigneter „Lichtausschalter“ geführt, als Scharfschütze. Den braucht man, um den Deutschen Bundestag zu besetzen.

Immer radikaler wurden die Überlegungen und Pläne zur Besetzung des Reichstagsgebäudes und der Festsetzung von Abgeordneten und Politikern geschmiedet. Die frühere Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann der AfD führt mehrere Mitglieder der Gruppe durch den Bundestag. Wieder geht es um „Tunnel“, diesmal in den Unterlagen der Bundesstaatsanwaltschaft. Tatsächlich hat der Bundestag unterirdische Tunnel. Einer führt zur Müllabfuhr, auch der wird besichtigt und fotografiert. Leider stellt später die Kriminalpolizei fest, dass es sich dabei nicht um Gänge gehandelt habe, für die besondere Sicherheitsvorkehrungen gelten. Trotzdem wird der mögliche Angriff auf den Bundestag zum Kernstück der Beweisführung. Richtig ist, dass das Reichstagsgebäude mit Hilfe der Ex-MdB, „ausgespäht“ wurde, dass sogar Schießübungen auf einem Waffenstand durchgeführt wurden, um die Einsatzfähigkeit der Gruppe zu erhöhen.

Nun mag es so sein, dass so ein Putsch möglicherweise von den Saaldienern des Deutschen Bundestags mit Hilfe von Aktendeckeln niedergeschlagen worden wäre, aber man möchte lieber nicht dabei sein, wenn die Flinten des fürstlichen Putschgeschwaders losgehen. Da geht schnell ein Schrotkorn ins Auge oder Schlimmeres. Wann werden Spinnereien zum blutigen Ernst? Ohne die beschworene „Allianz“ haben nicht einmal die Verschwörer an einen Erfolg geglaubt. Aber frei herumlaufen lassen kann man immerhin im Nahkampf erprobte Militärs mit Schießprügeln wohl auch nicht. Immerhin gibt es Fälle schießwütiger Reichsbürger. 2016 wurde dabei ein Polizist ermordet.

Heimat-Schutz-Kompanien nach Bundeswehr-Muster

Gewollt hätten sie schon, wenn sie nur gekonnt hätten. Prinz Reuß wird mit der Lizenz zum Aussprechen von Todesurteilen ausgestattet. Spaß hört etwas früher auf. Aber konnten sie? Auch hier vermischt sich Realität mit Wunschdenken. Viel ist die Rede von „Heimat-Schutz-Kompanien (HSK)“. In den Chatgruppen „Adlerhorst“ und „Heimatschutz“ werden Pläne entwickelt, dass das „Militär“ „auf Abruf“ bereitstehen solle, um im Falle eines Einschreitens der „Allianz“ innerhalb weniger Stunden überall hinzukommen, um dort „ihr System zu etablieren“. Außerdem sollen die HSKs bereitstehen für die „Unterbindung von Partisanenaktivitäten in den durch die Nachbarländer zurückzugebenden Provinzen“ im wiederentstandenen Großdeutschland.

Insgesamt 286 HSKs sollen aufgebaut werden, erste Gespräche führte man für die HSK Nr. 221, die für die Region „Tübingen und Freudenstadt“ zuständig sein sollte, und die Nr. 148 für „Jena, Saale-Holzland-Kreis, Saale-Orle-Kreis“. Umfangreiche Besichtigungen von Bundeswehrstützpunkten folgten, wobei die 700 km lange Reiseroute anhand von Handy-Daten nachvollzogen werden kann, nicht aber, ob die Kundschafter auf das Kasernengelände vordrangen. Offensichtlich ist die Bundeswehr nicht in der Lage, erbetene wie ungebetene Besucher festzustellen, und neuerdings scheint jeder Weihnachtsmarkt besser geschützt als ein Flugfeld der Luftwaffe.

Das künftige Hauptquartier sollte schlussendlich in der Lechfeldkaserne südlich von Augsburg eingerichtet werden, weil dort auch gute Landemöglichkeiten für die Flugzeugflotte der „Allianz“ gegeben seien und von dort die Hubschrauber starten könnten, die die jeweiligen Kommandeure der „Heimat-Schutz-Kompanien“ zu ihren Einsatzorten flögen. Dieses „Militär“ früherer Bundeswehr-Soldaten ist der eigentliche Kern der Gruppe, die jetzt angeklagt wird. Geführt von Rüdiger von Pescatore, ehemaliger Bundeswehr-Bataillonskommandeur der Fallschirmjäger, nach Waffendiebstahl gefeuert und nach Brasilien ausgewandert.

Der „M-Stab“ des Rüdiger von Pescatore

Ausgangspunkt des Geschehens, so die Anklage, war im Juli 2021 ein Treffen ehemaliger Bundeswehrsoldaten. Der frühere Kommandeur des Fallschirmjägerbattalions 251, Vorläufereinheit des heutigen „Kommando Spezialkräfte (KSK)“, Rüdiger Wilfried Hans von Pescatore ist aus Brasilien per Video zugeschaltet. Angeblich habe man sich da zum Umsturz verabredet. Pescatore kommt im Oktober 2021 aus dem südamerikanischen Exil zurück nach Deutschland und macht sich mit seinen Kameraden mit Feuereifer an den Aufbau des neuen „Militärs“. Er gründet zunächst den „M-Stab“.

Man spürt sofort die Schule der Bundeswehr bei Pescatore und seinem Mitstreiter Eder und dem früheren Leutnant Wörner: Verwaltung ist alles, auch wenn sonst nichts da ist. An den „M-Stab“ müssen eventuelle Mitkämpfer Name, Geburtsdatum, den erlernten Berufs sowie die Konfektionsgröße, wahlweise in deutscher oder US-Größenangabe, melden sowie die Mützen- und Schuhgröße. Auf Befehl von Pescatore macht sich Wörner an das Design der neuen Uniformen für das „Militär“ und die Beschaffung von Musterstücken, wobei eine Rückkehr zu den Uniformen der Wehrmacht angestrebt wird. Bei einer Textildruckerei gibt er die Anfertigung von „einigen tausend Stück“ Kragenspiegel und Schulterklappen für verschiedene Dienstgrade in Auftrag und bestellt auch noch Stempel und Prototypen von Dienstausweisen für die „Neue Deutsche Armee“. Wörner erwirbt für 236,10 Euro militärische Hosen, notieren die amtlichen Strafverfolger penibel.

Viele Befehlshaber, aber keine Befohlenen – daran kranken diese, Bundeswehr, der „M-Stab“ wie auch die Anklage: Es gibt keine angeklagten Soldaten außer der Handvoll längst ausgeschiedener Offiziere. Trotzdem ist er, der „M-Stab“, der Kern der Verschwörung und ihr eigentlich gefährlicher Teil. Hier geht es um Männer mit französischer Nahkampfausbildung, Erfahrung beim Kommando, Spezialkräfte als Fallschirmjäger und Gebirgsjäger. Den Herren möchte man nicht so gerne nachts begegnen, auch wenn Männer und Waffen noch fehlen.

Es fehlt aber vor allem das Bindeglied zur „Allianz“. Denn dass das „Militär“ alleine wenig ausrichten kann, erkennt der „M-Stab“ selbst in den wohl eher seltenen Momenten der Klarsicht. Da stößt man im Oktober 2021 auf Prinz Reuß. Als Vertreter des „Weißen Adels“ erscheint er als der geeignete hohe Repräsentant, der von der „Allianz“ als deutscher Vertreter qua Geburt einfach akzeptiert werden wird. Der wertlose Adelstitel soll also von Russland über China bis in die USA genutzt werden. Reuß erhält das alleinige Mandat für entsprechende Verhandlungen mit der „Allianz“ von Washington, London, Paris bis Moskau und Peking.

Der geschmeichelte Prinz organisiert einen „Rat“ als provisorische Regierung, verteilt sofort Ministerämter und versucht beispielsweise ergebnislos, Markus Krall für den Job als „Finanzminister“ zu gewinnen. Der lehnt aber im Waldgasthof Oberschweinstiege glatt ab, was ihn für die Generalbundesanwaltschaft vom Verschwörer zum bloßen Zeugen degradiert.

Immer dabei: die Bundes-Schlapphüte

Was läuft, wussten die Behörden schon früh. Bei einem Anwerbeversuch für eine der Heimat-Schutz-Kompanien gerät man dummerweise an einen V-Mann des Bundesverfassungsschutzes. Und die führenden Militärs wandten sich zudem immer wieder vertrauensvoll an alte Kameraden in hohen Diensträngen bei der Bundeswehr. So wendet sich Eder zunächst an Generalleutnant Martin Schelleis. Er versucht, ein Abendessen der Gruppe mit Generalleutnant a.D. Frank Leidenberger zu arrangieren. Wörner wendet sich an Generalleutnant Markus Laubenthal, stellvertretender Generalinspekteur der Bundeswehr für „einen Gesprächsgegenstand von weit überregionalem Interesse“. Auch der gerade entlassene Inspektor der Marine Kay-Achim Schönbach wird angeschrieben. Die Betroffenen informieren unmittelbar den Militärischen Abschirmdienst, verweigern jede Antwort oder werden gar nicht erst erreicht. Vermutlich handelt es sich um den von den Schlapphüten der Geheimdienste am genauesten beobachteten Putsch der deutschen Geschichte. 

Schnell kommt es zu Spannungen zwischen dem Militär und dem Prinzen. Die schneidigen Offiziere des „M-Stabs“ werfen dem verweichlichten Prinzen Partikularinteressen vor. Denn eigentlich will der Prinz nur, dass ihm die umfangreichen Latifundien seiner Familie rückerstattet werden, die nach dem Zweiten Weltkrieg seiner Familie wie allen Adeligen von den Sowjets enteignet wurden. Sie blieben in fremder Hand – auch nach der Wiedervereinigung: eine der Entscheidungen von Bundeskanzler Helmut Kohl, der in deutschen Adelskreisen bis heute heftig kritisiert wird.

Michael Kohlhaas kauft Satellitentelefone

Jahrelang klagte der Prinz mit Millionenbeträgen mit Hilfe einer amerikanischen Anwaltskanzlei auf Wiedereinsetzung in alten Glanz und Gloria, nur um festzustellen, dass ebendiese Kanzlei auch mit der Formulierung jener Gesetze beauftragt war, die die Enteignung gerichtsfest machten. Beschäftigt man sich mit der Person von Prinz Reuß, fühlt man sich schnell an eine ganz besondere Figur der deutschen Literatur erinnert, beschrieben von Heinrich von Kleist in seiner Novelle „Michael Kohlhaas“.

Dessen zwei Pferde hat ein Fürst zu unrecht zu Schanden getrieben und dabei auch noch einen Knecht schwer verletzt. Auf der Suche nach Gerechtigkeit entfesselt Kohlhaas einen Aufstand, der den ganzen Landstrich verwüstet. Die Novelle gilt als Lehrstück für den Gegensatz von Recht und Gerechtigkeit. Ungerecht behandelt fühlen konnte sich wohl der Prinz wegen seiner thüringischen Landgüter. Auf der Suche nach Gerechtigkeit ist er dabei, nicht weniger als einen Staatsstreich zu organisieren. Der einst erfolgreiche Geschäftsmann mit einem Vermögen in 120 Kilogramm Gold wirkt wie ein verwirrt durch das Bühnenschauspiel stolpernder Handlanger der „Militärs“ auf der Suche nach seiner Krone, die sich als Nachtmütze herausstellt.

Auch er weiß, dass für den Putsch die Mittel fehlen. Also versucht er direkte Kontaktaufnahme mit der „Allianz“. Insbesondere die Russen haben es ihm angetan, zwar haben sie ihn enteignet, aber seine Geliebte ist Russin. Sie vermittelt Kontakte zu den Generalkonsulen in Leipzig und Frankfurt, Gespräche finden statt. Vermutlich wird er seither als einer der vielen russlandnahen Trolls in den Geheimdienstlisten geführt. Immerhin kauft Prinz Preuß teure, moderne Satellitentelefone.

Der Countdown läuft

Während der Konflikt zwischen dem fürstlichen „Rat“ und dem „Militär“ eskaliert, erleidet letzteres einen herben Rückschlag. Denn im September spitzt sich die Lage dramatisch zu. Der Tod von Königin Elisabeth II. am 8. September 2022 wird von der Hofastrologin Ruth-Hildegard L. als Zeitpunkt gewertet, an dem es der „Allianz“ endgültig reicht. Ihr Eingreifen stehe innerhalb von 48 Stunden bevor. Es kommt zu einem Treffen der führenden „Militärs“. In der gemeinsamen „Lagebewertung“ wird festgestellt, dass der Tod der Königin, untermauert durch weitere Anhaltspunkte, nunmehr als Signal für den Angriff der „Allianz“ zu werten sei. Prinz Reuß wird am 10. September über den laufenden 48-stündigen Countdown unterrichtet, der ruft seine Getreuen zum „Standby“ auf. Von Pescatore richtet sich einen provisorischen „Gefechtsstand“ in der Wohnung eines Mitverschwörers ein. Dort will er überwachen, wie Berlin „dicht gemacht“ wird, und warnt Angehörige, dass es „richtig heiß“ werde, ehe es zur endgültigen Befreiung der Menschheit komme.

Irgendwie passiert nichts. Enttäuscht treffen sich die Verschwörer zur Abklärung der Lage. Man stellt ungewöhnliche Flugbewegungen kanadischer und amerikanischer Einheiten auf alliierten Flughäfen fest und vermutet nach einer Beobachtung auf „flightradar 24“, dass es sich um Aktivitäten der Allianz handeln könnte, die gerade Kinder aus den DUMBs geholt habe und ausfliegen lasse. Die Staatsanwälte beim Bundesgerichtshofs notieren, dass die Verschwörer sich selbst unter Handlungsdruck setzen und immer weiter radikalisieren. Die Besetzung des Bundestags wird wieder erwogen.

Weitere Pläne scheitern. Am 7. Dezember werden die Beteiligten verhaftet.

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Kommentare ( 165 )

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Siggi
10 Monate her

Es ist an der Zeit, die Leute bis zu den Verhandlungen auf freien Fuß zu setzen. Faeser ist bald weg. Dann können die Gesetze wieder eingehalten werden.

Buck Fiden
10 Monate her

Die sind mit Masse keine Fälle für den Knast, eher für betreutes Wohnen. Mit so einer Planung hättest Du noch nicht mal in den 50ern irgendeinen afrikanischen Diktator wegputschen können. Die Waffen scheinen ja gefährlicher für den Schützen als für das Opfer. Ein Putsch ist das bei weitem nicht, eher ein paar Bekloppte mit zu viel Zeit und zu viel Geld. Und zu viel Alk oder zu vielen Pillen. Aber der Rechtsstaat muss an diesen kranken, armen Kreaturen seine Potenz zeigen… Die Faeserkanone will sicher etwas gegen die drei Prozent unternehmen… Naja, die Terroristen, die in Berlin gegen die Juden… Mehr

Siggi
10 Monate her

Betrachtet man einmal die Gesamtumstände, die vorgeworfenen „Taten“ und nicht zuletzt die Beschuldigten, kann einem aus rein juristischer Sicht nur schlecht werden. Hier wird das Recht mit einer Vorsätzlichkeit und Intensität gebrochen, die ich mir bis dato nicht habe vorstellen mögen. Ich bin kein Reichsbürger und weiß ehrlich gesagt nicht so genau, was die „angeblich“ vor hatten. Die extreme Zeit bis zur Anklage zeigt aber die Beweislage ziemlich gut. Mit Unmengen an Dokumenten will man das Verfahren undurchsichtig machen, es der Verteidigung so schwer wie möglich machen. So mein Eindruck. Die Haftzeit und die Unterbringung im Hochsicherheitsgefängnis, das seinerzeit für… Mehr

ErikaR.
10 Monate her

Wir leben in einer Zeit, in der die Grenze zwischen Wahn und Normal unklarer wird. Was Wahn ist und was real, wird immer schwerer zu definieren, angesichts von Klimaangst im Schnee, Genderwahnsinn mit immer mehr Geschlechtern, und Pandemiepanik mit Maskenkult und Impfwahn mit der Leugnung von Nebenwirkungen. Auch ist es nicht leicht, sich über Verschwörungstheorien lustig zu machen, wenn die Halbwertzeit, in der sie sich in Realität verwandeln, immer kürzer wird. Es scheint, das Wahn und Normal nicht unbedingt Gegensätze sein müssen, sondern sich bedingen. Wahrscheinlich braucht der Mensch, um „normal“ sein zu können eine gewisse Dosis Wahnsinn in Form… Mehr

Siggi
10 Monate her

Und die sitzen immer noch im Hochsicherheitsgefängnis ohne echte Gründe für die Fortdauer der Haft, die in keinem Verhältnis zu den Vorwürfen steht. Keiner traut sich diesen Skandal zu beleuchten.

Ettore
10 Monate her

Unklar bleibt, ob o.a. Behauptungen/Fakten/Vermutungen …
… aus der GBA-Anklage zitiert sind (was aber keine Beweis wäre) oder
… Prinz Reuß und anderen durch Abhören zugeordnet werden können oder
… frei erfunden sind.

Atheist46
10 Monate her

Wenn Sie (mich) schon so fragen, Herr Tichy, will ich Ihnen gern meine Antwort geben: Gemeingefährlich wird Wahn m. E. dann, wenn er die befällt, die die Macht haben, ihre Wahnideen zu verwirklichen. Da die „Rollator-Putschisten“ dazu erkennbar nicht fähig sind, muss man weiterfragen: „Wer dann?“ Die Antwort weiß jeder, der regelmäßig hier bei TE unterwegs ist, deshalb muss man sie gar nicht mehr aussprechen (was evtl. heutzutage nicht nur für den Kommentator gefährlich werden könnte, sondern auch für TE. Ist das nicht erschreckend???

Siggi
11 Monate her

Morgen entscheidet das BVerfG über die Neuwahl zur Bundestagswahl in Berlin. Wenn das Gericht der Demokratie und dem Grundgedanken der Rechtsstaates nachkommt und Neuwahlen für Berlin beschließt, und zwar die sogenannte große Lösung, wird es einen weiteren Schlag gegen tas links-grüne Bündnis geben. In der momentanen Stimmung, könnte das ein Ergebnis liefern, dass so einiges infrage stellt. Ich bin gespannt, insbesondere auf die Begründung.

Siggi
11 Monate her
Antworten an  Siggi

Tja, wieder nichts mit Demokratie. Gerade einmal das, was unbedingt nötig war. Bei der Auswahl der Wahlbereiche, die wiederholt werden müssen, war man mit dem das geht gerade noch so und, da können wir kein Auge mehr zudrücken, sehr großzügig; gerade so, dass das Wahlergebnis nicht zu Änderungen führt. Wenn es nicht zum Weinen wäre, ist es eher zum Lachen.
Und das man die Manipulationen nun in den „Qualitätsmedien“ Pannen nennt, entspricht den Vorgaben.

Last edited 11 Monate her by Siggi
mileiisteinanderernamefuermeloni
11 Monate her

Ich habe eine kleine Frage: Das Bild über dem Artikel. Welche der beiden Personen ist der Terrorist?

Phil
11 Monate her

Die Irren an der Regierung sind weitaus gefährlicher, als einige andere Irre die von einer Regierungsbeteiligung, bzw. Übernahme nur Fantasieren können. Wie hätte der Regierungsumsturz einiger Rentner, mittels eines Jagdgewehrs und einer Armbrust auch verlaufen sollen….? Diesbezüglich interessiert mich die Stellungnahme der Staatsanwaltschaft brennend. Ich denke die Staatsanwaltschaft hätte ganz andere und weit wichtigere Aufgabengebiete, wie zum Beispiel die Klärung der Rechtswidrigkeit der Covidmassnahmen dieser Regierung, oder die Klärung des Attentates auf Deutschland, seine Wirtschaft und seine Bürger, durch die Sprengung wichtiger Energieinfrastruktur. Des Weiteren sehe ich der Verbreitung der Klimahysterie durch gewisse politische Akteure und zugehörige NGO’s sowie die… Mehr

Marc J.
11 Monate her
Antworten an  Phil

Ja, die Realität in Deutschlands Politik und der von ihr angeleiteten, weisungsgebundenen Justiz sowie subventionsabhängiger Medien ist in vielfacher Weise so komplett surreal, absurd und gaga, man kann sie derzeit nicht einmal verfilmen, weil noch zu unglaubwürdig für die Gehirngewaschenen vor Ort und für ahnungslose Aussenstehende. Währenddessen finanzieren wir weiter „Politiker“ und deren Medienhuren, die ihr menschenverachtendes Handeln eiskalt weiter durchziehen. Zusätzlich finanzieren wir Wahnsinnige und deren reichen Nachwuchs, die hier offen die Einführung eines Kalifats fordern und holen weitere hinzu. Was sind wir nur für Irre, dass wir dies alles mehrfach wählen, auch noch mit steigenden Steuern/Abgaben finanzieren bzw.… Mehr