Wissenschaftler in Deutschland spielen immer häufiger den Laufburschen der Politik. Das liegt am mangelhaften Selbstverständnis, wirtschaftlicher Gier – und einer zunehmend übergriffigen Politik.
Der jüngste Fall ist Lars Feld, der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der wirtschaftlichen Lage. Ihm wird keine weitere Amtszeit als Vorsitzender dieses Gremiums gewährt, dessen Mitglieder meist als „Wirtschaftsweise“ tituliert werden. Die SPD blockiert das; sie will lieber Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) auf diesem Posten.
Auch vorauseilende Anpassung hat nicht geholfen
Muss man Mitleid mit Lars Feld haben? Er ist keineswegs der stramme Ordnungspolitiker, als der er jetzt bei seinem Abgang beschrieben wird. Spätestens mit ihm hat der Sachverständigenrat längst den Weg in die inhaltliche Bedeutungslosigkeit beschritten. Waren in früherer Zeit die Jahresgutachten ein wichtiger Debattenbeitrag, eine Art Zeugnis für die Wirtschaftspolitik, so hat sich das Urteil unter Lars Feld spürbar gemildert.
Dass er für sein zwar tadelndes, aber harmloses Du-Du-Du nicht angemessen belobigt wurde, zeigt: Unabhängigkeit und Wissenschaftlichkeit sind längst nicht mehr gefragt, sondern Bestätigung des Regierungshandelns, und das bitte vorauseilend und ohne Verwerfungen. Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist da schon weiter: Wachsende Staatsverschuldung und Inflationsvorbereitungspolitik der Europäischen Zentralbank sind voll in Ordnung, predigt er ungefragt. Sowas liebt die SPD. Dass Lars Feld ihn nicht noch links überholen konnte, ist kein Verdienst. Zwischen Fratzscher und dem Abgrund wissenschaftlichen Elends ist einfach kein Platz für den wendigen Feld. Die Zukunft gehört den Parteibuch-Wissenschaftlern, die in Treue stehen und auf Dauer Berechenbarkeit garantieren.
Keine knorrige Eigenständigkeit erwünscht
Wenn jetzt CDU-Chef Armin Laschet eine Koalitionskrise ausruft, weil Feld nicht berufen wurde, dann zeigt das nur: Mit bloßem Herumkurven und der Hoffnung auf eine Gnaden-Bergung ist es nicht mehr getan. Wissenschaft hat die Dienerin der Politik zu sein, nicht Ratgeber mit knorrigem Selbstverständnis, wie es die Vorgängergeneration noch praktiziert hat.
Es gibt ja mehr Fälle dieser Sorte:
Esfeld listete auf, dass die Meinung der Wissenschaftler keineswegs so einhellig ist, wie die politisierte Leopoldina in vorauseilendem Gehorsam predigt: Der Seite von Virologen und Epidemiologen, die scharfe politische Maßnahmen fordern, stehe eine andere Seite von Virologen und Epidemiologen gegenüber, die mit Gründen einen auf die Risikogruppen fokussierten Schutz empfehlen.
Aber Politik sucht längst keine Beratung mehr, sondern Bestätigung. Der Streit knüpft an einen Vorfall aus Bayern an: Der Wirtschaftsethiker Christoph Lütge wurde aus dem Bayerischen Ethikrat entlassen, nachdem er wiederholt die Corona-Politik des Freistaats kritisiert hatte.
In Merkels Beraterkreis tummeln sich Ratgeber, die extreme Positionen vertreten und über die Total-Stilllegung des Landes das Virus „ausrotten“ wollen. Eine abgewogene Politik, die auch die Nebenwirkungen berücksichtigt, kann da nicht zustandekommen – und soll es auch nicht.
Horst Seehofer lässt Repression wissenschaftlich begründen
Einen vorläufigen Höhepunkt dieser Entwicklung verdanken wir Bundesinnenminister Horst Seehofer.
Auf Wunsch des Innenministers drehten führende Forschungsinstitute im März so lange an den Corona-Daten, bis die gewünschten Horrorszenarien breiter tödlicher Bedrohung und eines wahrscheinlichen Massensterbens wenigstens auf dem Papier zu Tage traten. Erklärtes Ziel: Mit dieser Manipulation die Durchsetzung „repessiver Maßnahmen“ in der Bevölkerung zu erleichtern. Beteiligt an dem großen Wissenschaftsschwindel waren das Institut der Deutschen Wirtschaft, das RKI, das RWI und die Stiftung Wissenschaft und Politik. Die entstehende Kritik wurde medial leise gehalten. Von den Instituten gibt es kaum ein Wort dazu. Hand aufhalten und Schweigen, so scheint die Formel der wissenschaftlichen Omerta bei Staatsaufträgen zu lauten. In dem Fall kommt noch dazu: Seehofer beauftragte einen fragwürdigen, mit seiner Liebe zum Maoismus Bekanntgewordenen mit der stilistischen Zuspitzung und rhetorischen Effekthascherei. So wird Wissenschaft zum Machtinstrument – auf falschen Grundlagen fehlerhafte Schlussfolgerungen – und dann noch zugespitzt für die Dummen im Land. Keiner der beteiligten „Wissenschaftler“ protestierte oder distanzierte sich bis heute davon.
Politische Entscheidungen, die im kleinen Kreis längst gefällt sind, werden mit entsprechendem Papieren untermauert. Kommissionen verteilen Geld für gefälligen Rat. Mit einer „Ethik-Kommission“ hat Merkel ihren Atom-Ausstieg begründen lassen; eine Kohle-Kommission ist eine Werbeveranstaltung für den Kohleausstieg. Wer einmal ins Karussell eingestiegen ist, für den dreht es sich immer schneller. Aus der Fachkommission gelingt der Aufstieg in Forschungsinstitute, von denen es Dutzende gibt und bei denen Ministerien mitbestimmen. Nicht mehr um Beratung geht es, sondern Bestätigung wird honoriert, Widerspruch abgestraft. So erging es auch der Wissenschaftlerin Lamia Messari-Becker.
Sie widersprach in einem Sondervotum im Sachverständigenrat für Umweltfragen dem Vorhaben, zukünftig am Parlament vorbei eine Art Räte-System zur Durchsetzung der „Großen Transformation“ einzuführen, wobei diese eine Erfindung des Wissenschaftlichen Beirats für Umweltfragen ist. So bestätigt ein Gremium das andere und schafft scheinwissenschaftliche Relevanz. Flugs wurde Messari-Becker nicht wieder berufen. Eine neue Amtszeit hingegen gab es für die für ihre Regierungsgefälligkeit bekannte Pseudo-Ökonomin Claudia Kemfert, die praktischerweise am DIW residiert, womit ein dritter Wissenschaftsladen im Reigen mittanzt. Kemferts Vorhersagen über die Entwicklung der Energiewirtschaft haben sich samt und sonders nicht nur als falsch, sondern als blühender Unsinn erwiesen. Aber sie rät, was Umweltministerin Svenja Schulze gerne hört, und ein Sondervotum ist von ihr schon gar nicht zur erwarten.
Glaubenssätze statt Wissenschaft
In dem Maße, in dem sich Wissenschaft zum Laufburschen der Politik degradiert, steigt aber auch der Druck, vorübergehende wissenschaftliche Erkenntnisse als neuen Glaubenssätze auszugeben, die nicht hinterfragt werden dürfen.
Forschungsergebnisse zu Corona und Klima seien „zu Recht nicht diskutierbar“, meint beispielsweise ein Zeit-Redakteur. Er knüpft an die Aktion „Unite behind Science“ an, die suggeriert, es gebe unumstößliche Erkenntnisse der Wissenschaft zum Klimawandel, die keinesfalls auch nur noch diskutiert, geschweige denn in Frage gestellt werden dürfen.
Karl Poppers Falsifikationstheorie fasst die entscheidenden Gegenargumentation am griffigsten zusammen: Eine wissenschaftliche Theorie ist, was sich grundsätzlich widerlegen lässt. Übersteht eine Theorie Widerlegungsversuche, kann sie vorläufig gelten.
„Letztgültig ist in der Wissenschaft demnach nichts, höchstens unwiderlegt. Ein empirisch-wissenschaftliches System“, so Popper, „muss an der Erfahrung scheitern können“. Der Satz: „Die Lichtgeschwindigkeit kann nicht übertroffen werden“ steht einer Widerlegung offen. Der Satz „Gott ist groß“ nicht (schon deshalb, weil es sich bei „groß“ nicht um einen sinnvoll definierbaren Begriff handelt). Aussagen, die sich ihrer Natur nach nicht widerlegen und damit diskutieren lassen, aber trotzdem eine Gültigkeit beanspruchen, wollen letztgültig sein. Jeder Versuch, gegen sie etwas vorzubringen, ist nach ihrer Eigenlogik unsinnig. Diese Letztgültigkeit gehört in die religiöse Sphäre, in der etwas entweder geglaubt oder nicht geglaubt, aber nicht mehr diskutiert werden kann,“ so Alexander Wendt.
Volkswirtschaftslehre war in diesem Sinne schon immer gefährdet. Ihre Erkenntnisse sind notgedrungen stärker ideologiegefährdet als Naturwissenschaft, deren Erkenntnisse im Labor nachvollzogen, überprüft, bestätigt oder verworfen werden können.
Insofern ist die Nicht-Berufung von Lars Feld nur folgerichtig: Warum soll sich eine Politik, die mit Hilfe der Notenbank Schulden macht, auch wirklich beraten lassen? Und deshalb eignet sich sein Fall für eine Schärfung des Profils im anlaufenden Bundestagswahlkampf. Inhaltlich ist da wenig zu erwarten. Politik ist längst übergriffig geworden. Eigentlich gelten voneinander unabhängige Systeme als Merkmal und Garanten einer pluralistischen Demokratie; nur in totalitären Systemen beherrscht die Politik flächendeckend alle Lebensbereiche. In offenen, demokratischen Systemen differenzieren sich die Bereiche und schaffen damit Fortschritt und Spezialisierung. Wissenschaftler drehen ihre Runden im Rahmen ihrer Erkenntnis-Arena, Wirtschaft ist staatsunabhängig, Schulen sind der Bildung und Universitäten der Forschung verpflichtet; Mediziner folgen ihrer Profession, die eine andere ist als die von – sagen wir: Bankkaufleuten. Nur die Politik kann alles und beruft den gelernten Bankkaufmann Jens Spahn zum Gesundheitsminister; die Wissenschaftsministerin war Mittelständlern und die Digitalministerin eine lustige Betriebsnudel der CSU ohne tiefere Erkenntnis.
So sind dann allerdings auch die Ergebnisse.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Der Artikel beschreibt eine idealtypische Welt, die es nicht gibt, denn alle Gruppen innerhalb einer Gesellschaft konkurrieren um die kanppen Ressourcen. Der Unterschied von einer freien Gesellschaft zu einer Diktatur ist, dass die Verteilung der Ressourcen in einer Demokratie zwischen den Marktteilnehmern ausgehandelt wird und in einer Diktatur werden die Ressourcen von der Regierung. verteilt. Unser Staat befindet sich immer in der Situation, dass die Regierung die Ressourcen verteilt. Durch die Corona Maßnahmen sind ganze Bereiche unserer Wirtschaft Bankrott, wir wissen es nur noch nicht, da niemand Konkurs anmelden muss und die Wirtschaftsregeln ausser Kraft gesetzt wurden. Der Staat verteilt… Mehr
Es gibt das ganz grundsätzliche Problem, dass wir hier keine zivilisierten Debatten kennen. Ich glaub, dass die wenigsten Deutschen anders handeln würden als die Regierung, wenn es um die Informationsbeschaffung geht. Da werden nicht Gespräche zwischen Fachleuten organisiert und medial ausgestrahlt, sondern Bestätigungsinstanzen gesucht. So verhalten sich hierzulande leider alle. Und eine Debatte kann auch nicht über Papier und Text allein geführt werden. Die Menschen können nur dann ein Wissen über eine Problemlage aufbauen, wenn gegenläufige Ideen aufeinanderprallen – live und in Farbe. Thea Dorn tritt im Moment als Vernünftlerin in Talkshows auf und das ist lobenswert. Aber ich weiß… Mehr
Ach Gott, die Unabhängige Wissenschaft die gab’s doch noch nie. Schon immer gierten Professoren um Aufträge von Firmen und der Regierung. Und waren natürlich bereit als wissenschaftliche Erkenntnis zu verkünden, was die Auftraggeber hören wollten. Die SPD hatte aber früher diese Berater und die CDU jene. Die Crux ist, dass der Parteienstaat in der derzeitigen Krise des Kapitalismus zu einer Einheitsfront der Mitte geführt hat, die sich völlig einig ist: CDSPGRÜNE. Wobei sich die SPD in der Ära Schröder selber abgeschafft hat, indem sie die Schmutzarbeit für das Kapital erledigte, während die Merkel-CDU linke Projekte favorisierte, darunter auch Unsinniges wie… Mehr
Wenn sich deutsch und EU-Politiker gegen die Praxis von Postenbesetzung in Polen oder Ungarn wenden, dann ist das nur noch absurd!
RKI gibt Betrug zu – wann bricht die Pyramide zusammen?
–
https://rumble.com/ve6t1z-rki-gibt-betrug-zu-wann-bricht-die-pyramide-zusammen.html?fbclid=IwAR29hIEzLOsiGayDhxRrsu_G8xqLC2fnJZgSOSNmGQVH98DylweJxhu1ut8
–
HABEN WIR EINEN LOCKDOWN DER AUF EINEM ZAHLENBETRUG BERUHT?
–
Das RKI hat heute der Ärztin Katrin Kessler aus Haßloch bestätigt, dass jeder, der zum 3. oder 4. Mal zum „nachtesten“ kommt und immer „PCR-Test-positiv“ war, auch jedes mal NEU als „Infizierter“ in die Statistik aufgenommen wurde.
–
Dies ist ein extrem relevanter „Systemfehler“, denn dies bedeutet im Klartext, dass wir die „Maßnahmen“ aufgrund von völlig falschen Zahlen präsentiert bekommen haben.
–
Bringt diese Nachricht in die Öffentlichkeit. Konfrontiert damit Eure Bürgermeister und Landräte. …UNBEDINGT ANHÖREN !!
„Wissenschaftler? Diese Gläubigkeit gegenüber solchen sich als allwissend aufspielende Personen, können nur akademisch ungebildete Menschen aufbrigen.“
Meines Erachtens sind es gerade die akademisch gebildeten Kreise, in denen Wissenschaft einen praktisch unantastbaren Status inne hat. Sind ja auch alles Akademiker, die Wissenschaftler. Und wer studiert hat, bildet sich halt gerne auch ein, von allem mehr zu verstehen als andere Leute.
Da sind dann z.B. Pädagogen, die wissen über die Haustechnik besser Bescheid als der Schulhausmeister…. 😀
…und von den „Paedagogen“-Typen mit Blockwartmentalitaet hat die BRD reichlich!
Man muss natürlich schon auch Spezialwissen als solches anerkennen. Sie haben aber recht. Es sind vor allem Fachfremde, die sich wahnsinnig aufspielen. Ein Beispiel ist das Linguistikgenie Noam Chomsky. Der hat von den meisten Dingen, über die er redet, keine Ahnung. Seine Kritiker wiederum (z.B. David Horowitz und Ben Shapiro) verstehen nicht die Tragweite seiner wissenschaftlichen Leistung. Die Daumenregel aber ist, je mehr sich jemand aufspielt, desto eher hat er es nötig. Die amerikanische Verfassungsrechtlerin und Buchautorin Ann Coulter meinte einst über den Doktortitel der First Lady: Ein Doktor in Pädagogik bedeutet nur, dass du dümmer bist als jemand ohne… Mehr
Darum werden Wissenschaft und Forschung massiv mit Steuergeldern gepampert. Wer beißt schon die Hand, die ihn füttert?
Neben der Politik, Justiz, Medien wurde in der Merkel-Diktatur sogar die Wissenschaft gleichgeschaltet.
Man könne beginnen sich zu fragen mit welchem Recht Menschen die Deutschland für eine Firma halten beschimpft werden.
Die Kapitäne haben mehrere Löcher in das Schiff gebohrt und angeheuerte Matrosen, die das ansprechen oder gar zu reparieren versuchen, werden skupellos über Bord geworfen. So einfach ist das. Der Rettungshelikopter wird jedoch nur Platz für die Kapitäne haben.
Kurz, knapp und treffend.
Wenn Sie „Kapitäne“ durch „Schiffsführung“ ersetzen, gebe ich Ihnen gern Recht. Meines Wissens gab es nur ein einziges Schiff, das gleichzeitig über mehr als einen Kapitän verfügte: Die Anfang Mai 1915 nach einer dubiosen Explosion nach einem eher harmlosen Torpedotreffer im Vorschiff rasch gesunkene „Lusitania“. Kapitän John Anderson, der sog. „Staff Captain“, war eine Art Salonlöwe, der sich in vollem Ornat von den den Damen der Erste-Klasse-Passagiere am Kapitänstisch umgurren ließ, wozu der Schiffsführer und „Master“ der Lusitania, „Bowler-Bill“ William Turner weder Lust hatte noch die geringste Eignung zeigte, wie die Cunard Line wusste. Der mürrische Turner hielt sich lieber… Mehr