Wenn niemand das E-Auto kaufen will, warum muss man es dann subventionieren? Die Politik drängt sich mal wieder als Besserwisser vor und die Industrie bettelt - ein doppelt peinliches Schauspiel einer Branche, die sich gerade einem massiven Betrugsvorwurf mit ihrem Dirty-Diesel ausgesetzt sieht.
Wenn man glaubt, was man so hört und liest, dann steht das Auto vor seinem Ende. Die Jungen interessieren sich nicht mehr für schnelles Blech, sondern nur noch für Smart-Phones. Wenn man am Publikumstag auf der Internationalen Automobilmesse ist, was Journalisten wegen des sonst Gedränges vermeiden, dann sieht man: Des Smart-Phones vornehmste Aufgabe ist es, schöne Autos zu fotografieren; gerne mit der Liebsten auf dem Leder in Wagenfarbe, oder mit sich selbst am Steuer. Die Faszination der Freiheit des Wegfahren-Könnens ist ungebrochen – mit oder ohne Abgaswerte. Die deutsche Automobilindustrie bietet ein seltsames Schauspiel von erfolgreichem Marketing und peinlicher Abzocke. Eine Komödie nimmt ihren Lauf, vor riesigem Publikum, auf globaler Bühne.
Das Betteln der Bosse
Einerseits der Dirty-Diesel-Skandal und gleichzeitig: Geradezu komisch sind die Anstrengungen der Autofirmen und ihres Verbandes, die unbedingt Subventionen von der Regierung für das Elektroauto erbetteln wollen. Auf der Internationalen Automobilausstellung halten sie die Hand auf bei jedem, der irgendwas mit Politik zu tun hat. Dabei verdient Daimler 11 Milliarden im Jahr, VW 12, BMW 9. Das ist ihnen ja gegönnt – aber Subventionen? Für eine Branche, die vor Kraft strotzt und wie keine andere bewiesen hat, dass sie die Menschen bis zum Ruin für ihre Produkte begeistern kann? Auf deren Messen man die Objekte der Begierde vor lauter begeisterten Käufern gar nicht mehr sehen kann, die jetzt Geld dafür will, damit sie das tut, was sie ohnehin kann und macht? Und in dieses Schauspiel hinein platzt das Eingeständnis von VW-Chef Winterkorn, dass der Konzern wohl nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland bei den Abgaswerten geschummelt hat. Auch Daimler-Chef Zetsche kann nicht ausschließen, dass der Stern auf unseren Straßen immer den Gesetzen folgt. Und für so eine peinliche Veranstaltung dann auch noch Staatsknete?
Es gibt 32 Elektro-Auto-Modelle von deutschen Herstellern; und der E-Mission von Porsche wird wohl bald bei der Beschleunigung die Grenze zur Rakete überschreiten. Bloß kaufen will die E-Autos keiner. Autofahrer sind mißtrauisch: Wie lange reicht die Batterie; bleibe ich liegen, wenn ich außerplanmäßig die Scheibenwischer einschalte? Die Schwachstelle bleibt die ungenügende Fähigkeit der Batterien, Leistung zu speichern. Daran wird geforscht, allerdings nicht in Deutschland. Absatz-Subventionen werden daran nichts ändern. Sie machen die Autos preiswerter, aber die Reichweite bleibt so begrenzt wie eh und je. Und das ist das entscheidende Nicht-Kaufargument, das man sich nun durch Staatshilfen abkaufen lassen will.
Die neuen Kutschen
Andersherum: Sobald die Batterie kommt, kommt auch das E-Auto. Es ist ja simpel: Getriebe, ein komplizierter Motor, Schaltung, komplexe Fahrwerkabstimmung wegen des über der Achse liegenden Motors – das alles entfällt. Die Batterie liegt tief, das E-Auto hat damit einen tief liegenden Schwerpunkt und ist simpel zu bauen – eine bessere Kutsche mit Elektromotor. Wenn, ja wenn die Batterie kommt. Es lässt sich auch an ein paar Fingern abzählen, dass der Triumph des E-Autos vor allem eine Katastrophe für die deutsche Autoindustrie sein wird: Hochkomplexe Motoren und das ganze Drumherum entfallen, Kofferraum vorne und hinten, bessere Straßenlage und Beschleunigung und vermutlich ein paar Hunderttausend Arbeitsplätze weniger. Schon klar, warum sie daran festhalten, am Diesel und daran herumschrauben. Vielleicht kann man es nicht vermeiden, dass die Branche verschwindet. Aber müssen wir das E-Auto wirklich herbeisubventionieren? Ist es klug, diesen Prozess auch noch zu beschleunigen? Vermutlich nicht unbedingt. Aber Klugheit war noch nie Kennzeichen staatlicher Planwirtschaft. Jedoch, es kann auch ganz anders kommen, oder von alleine. In keinem der Fälle macht die Subvention irgendeinen Sinn. Aber Planwirtschaft war immer schon weitgehend sinnfrei. Sie züchtet eine Branche, die längst eng verwoben ist mit der Politik und Verwaltung und sich daher viel herausnimmt und sich jetzt für das Selbstverständlichste subventionieren lassen will: Für die Fortentwicklung der Produkte.
Ökologie? Fehlanzeige
Dabei gewinn das E-Auto ökologisch keinen Blumentopf: Mit der Energie, die für den Bau einer Batterie verbraucht wird, fährt ein Benziner 50.000 Kilometer. Und der verbrauchte Strom kommt zwar sauber aus der Steckdose, aber schmutzig ins Netz: Unser Strom wird schmutzig produziert – und deswegen stinkt das E-Auto zwar nicht auf der Straße, aber beim Braunkohlekraftwerk. Wozu also heute E-Autos?
Ökologisch im Sinne der herrschenden Lehre wären die erst, wenn wie in Frankreich Atomkraftwerke den Strom erzeugen, oder erneuerbare Energiequellen. Aber bekanntlich sind wir davon ja meilenweit entfernt. Aber Planwirtschaft Made by Merkel glaubt halt an die eigene Politik, auch wenn sie offensichtlich gescheitert ist. Dann wird eben der Mitteleinsatz erhöht. Und kaufst Du nicht mein E-Auto, dann schütte ich Dich mit Geld zu, bis Du es doch tust. Das ist die Logik der Merkel`schen Wirtschaftspolitik.
Die Ziele der Planwirtschaft
Denn da ist das große Ziel. Weil die Bundesregierung will, dass bis 2020 mindestens 1 Million davon herumfahren. Warum, weiß keiner; aber Politik ist, wenn sie keiner versteht. Bislang fahren erst 25.000 E-ler herum; fehlen also noch 975.000 zum Regierungsziel. Die Käufer sind eben klüger und fallen nicht auf die Lockvogelangebote herein. Daimler-Chef Dieter Zetsche spottet: „Jetzt lernt die Politik, wie schwer die erste Million ist“. Um uns trotzdem zu E-Fahrern zu machen, obwohl keiner will, wollen die Grünen jedes Auto mit 5.000 € bezuschussen – Geld, das Benzin- und Dieselfahrern abgeknöpft werden soll. Die grüne Welt ist ja so einfach: Dort die Bösen, hier die Guten. Die Unterscheidung wird durchgezogen, auch wenn es Blödsinn ist, wäre ja gelacht!
Die anderen Beteiligten sind nicht viel besser. Die Kanzlerin hat den Autobossen anlässlich der IAA schon versprochen: Noch in diesem Jahr kommt ein Hilfsprogramm für die Riesenbranche, die eigentlich keine Hilfe braucht, außer von exzellenten Rechtsanwälten. Eine weitere, riesige Umverteilungsmaschine also. Es ist Planwirtschaft pur. Sie will jetzt die Mittel in die Hand nehmen und dafür die Bürger ablocken, damit sich ihre Pläne erfüllen. Irgendwie. Und die Autowirtschaft stellt nicht mehr den Käufer in den Mittelpunkt, sondern die Staatskasse. Die sollen ihre Millionen E-Autos kriegen, klar, wenn sie dafür zahlen. Es ist eine perverse Logik. Mit Marktwirtschaft hat es nichts zu tun, wenn irgendein Ziel zwangsherbeisubventioniert wird. Und die Bosse halten die Hand auf, hinter der sie grinsen, wenn sie sich die Hand vor den Mund halten. Jeder weiß, dass hier Unsinn betrieben wird. Aber wie in jeder ordentlichen Planwirtschaft spielt jeder mit. Die Kosten trägt ja der Bürger, Steuerzahler, Konsument. Also vorwärts mit Gewinn, auch wenn es nichts bringt.
Der VW-Machtkampf wird mit Handschellen entschieden
Dabei hat die große Koalition E-Autos schon von der KfZ-Steuer befreit; und Mineralölsteuer wird auch nicht kassiert; Forschung und Entwicklung schon mit 1,5 Milliarden Euro unterstützt. Und jetzt reicht es immer noch nicht? Warum müssen wir alles subventionieren? Erst den Strom, dann Strom-Autos – wer soll noch das Geld verdienen, das dann in der neuen Auto-Planwirtschaft umverteilt wird?
Denn das Geld kommt nie vom Staat, immer vom Steuerzahler. Wenn der vom E-Auto überzeugt ist, wird er es kaufen. Und vielleicht liegt die Zukunft ja gar nicht beim E-Auto, sondern bei der Brennstoffzelle, und das E-Auto bleibt im Straßenrand liegen? Das wissen nicht einmal die besten Ingenieure, und schon gar nicht Beamte und Politiker. Deswegen ist es falsch, irgendwelche Millionenziele vorzugeben – daran ist schon die DDR mit ihrer Planwirtschaft gescheitert, die es nur bis zum Stinke-Trabant gebracht hat. Besser ist, Staat und Wirtschaft strikt zu trennen; der Staat redet der Wirtschaft nicht drein und konzentriert sich darauf, die Spielregeln zu kontrollieren, also die Einhaltung der Gesetze zu überwachen. Aber dafür haben wir ja vor lauter Interventionismus keine Zeit.
Und wenn die Autobosse jetzt die Hand aufhalten: Sparen Sie sich den Euro. Wirtschaft ist, wofür wir Verbraucher zahlen, nicht was uns die Politik einreden will. Sich dazu zu bekennen, nennt man Ordnungspolitik. Sie hat die Bundesrepublik wohlhabend, ja reich und erfolgreich gemacht. Es wird Zeit, dass wir zur Planwirtschaft zurückkehren. Es geht uns einfach zu gut.
Noch mehr Komödie
Das VW-Desaster in den USA wird endgültig zur Komödie: Ferdinand Piech, der im Frühjahr VW-Chef Martin Winterkorn unbedingt aus dem Amt treiben wollte, gewinnt auf eine seltsame Art und Weise doch noch: Wenn´s ganz schlimm kommt wird Winterkorn in Handschellen aus der Vorstandsetage abgeführt. Die US-Behörden haben anders als die deutschen Subventionsregierungen keine Angst vor rabiaten Maßnahmen. Und es ist schwer vorstellbar, dass derart feinsinnige Manipulationen in der Führungsetage nicht bekannt waren. Vergessen wir nicht: Winterkorn ist stolz darauf, jeden Gummiring im Wert von 20 Cent persönlich zu begutachten. Und da will er von so einer zentralen Maßnahme nichts gewußt haben? Wir warten und staunen und wundern uns; immerhin will er jetzt die Aufklärung persönlich vorantreiben. Das ist kein Witz. Das meint der ernst: Es ist, als ob ein Ladendieb bei seiner Festnahme besonders unschuldig guckt und sagt, er wolle jetzt ganz feste den Diebstahl aufklären. Eine peinlichere Show hat man lange nicht gesehen.
Und noch ein weiterer Akt der Komöde: Verbissen bekämpft wird von deutschen Verbraucherschützern das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP, weil es angeblich Verbrauchern schadet. Schließlich sind die Amerikaner doch so lax mit Umweltstandards. Jetzt zeigt sich: Die sind knüppelhart, wo sich deutsche Behörden als unfähig, blind, korrupt oder als Mischung von allem darstellen. Es stimmt nichts, das Publikum kichert.
Eine Komödie eben.
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