In diesen Tagen machen die Investmentbanken wieder fette Beute. Sie verdienen glänzend am Geschäft mit der weltweit wachsenden Staatsverschuldung. So hilft Goldman Sachs Griechenland, neue Geldgeber zu finden. Das Geschäft läuft umso glänzender, je lauter die Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der Hellenen werden. Und nicht nur um Griechenland geht’s, sondern auch um Spanien, Portugal und Irland, gelegentlich wird auch noch Italien mitgenannt. Diese Länder sind nicht Opfer der Bankenkrise – sie haben nur schlicht über ihre Verhältnisse gelebt.
Die Folgen der Bankenkrise legen diese Schwächen schonungslos offen. Trotzdem zeigt sich, dass das Oligopol der Banken gleichzeitig Brandstifter und Feuerwehr spielt. So fällt auf, dass sich seit einigen Wochen die Analysen derjenigen Banken häufen, die die Probleme in der europäischen Südzone in grellsten Farben malen. Je fragwürdiger aber die wirtschaftliche Fähigkeit dieser Länder gesehen wird, je größer Angst und Verunsicherung bei den Anlegern sind, umso profi‧tabler ist das Geschäft der global tätigen Investmentbanken. Immer höhere Risikoprämien sind zu kalkulieren, immer schwieriger wird es, die Anleihen zu platzieren – und immer lukrativer werden die Beratungsmandate, deren Notwendigkeit man selbst erzeugt hat. Um im Bild zu bleiben: Erst haben die Regierungen eine brandgefährliche Haushaltspolitik betrieben – jetzt gießen einige Banken Benzin nach und verdienen am Löschwasser. Sie fördern Stimmungen, mit denen sich gute Geschäfte machen lassen.
Es gibt nichts zu beschönigen an der aufgeflogenen Schwindelei, insbesondere der griechischen Regierung über Staatsverschuldung und Sanierungsprogramme. Aber wahr ist auch: Die im April zur Umschuldung anstehenden Kredite an Griechenland sind kleiner als die faulen Kredite einer beliebigen deutschen Landesbank. Und wieder, wie schon in der Subprime-Krise, zeigt sich eine verhängnisvolle Spaltung der Bankenlandschaft in schlaue und dumme Häuser: Die schlauen verdienen an der Kreditkrise; und die großen Verlierer bei US-Hypotheken und Schiffskrediten sind wieder dabei mit dreistelligen Milliardenkrediten an europäische Schuldnerstaaten, deren Rückzahlungsfähigkeit nun infrage steht.
Die Bundesregierung, aber auch die anderen soliden EU-Länder und die Europäische Zentralbank befinden sich in einer Zwickmühle: Auf der einen Seite können sie kaum zuschauen, wie Griechenland in die Pleite treibt, weil wieder die eigenen Banken getroffen wären und ein sinkendes Vertrauen in den Euro die Probleme von Portugal und Spanien vergrößern würde. Jedes weitere Abwarten verschärft das Problem und verteuert mögliche Hilfen. Andererseits sind der Bevölkerung – nicht nur in Deutschland – weitere Steuermilliarden für faule Kredite, an wen auch immer, zu schwer zu vermitteln.
Schnelle Hilfen wären aber auch ein schlechtes Signal für die Zukunft: Aus der gemeinsamen Währungsunion könnte rasch eine Schulden- und Inflationsunion werden. Daher müssen Bundesregierung, EU-Kommission und EZB bei ihrer aktuellen Hilfe-Planung strikte Auflagen für ‧finanzpolitische Sünder einbauen.
Dabei ist Deutschland eindeutig Gewinner der Euro-Zone. Über 40 Prozent unserer Exporte werden mit den Ländern der gemeinsamen Währung abgewickelt und sind damit nicht mehr den unkalkulierbaren Wechselkursturbulenzen ausgesetzt. In der Finanzkrise ohne Euro wäre die Deutsche Mark so stark aufgewertet worden, dass es deutsche Produkte auf den Weltmärkten noch schwerer gehabt hätten. Und: Jahrelang hat die deutsche Wirtschaft unter den vergleichsweise hohen Euro-Zinsen gelitten – jetzt in der Krise profitiert sie von den niedrigen Zinsen.
(Erschienen am 12.02.2010 auf Wiwo.de)
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