Wolfgang Ruge durchlebte ein tragisches, sehr deutsches Schicksal: 1933 flieht der begeisterte Jungkommunist vor Hitler in die Sowjetunion, wird dort an Eliteschulen ausgebildet, studiert und verschwindet wegen seiner deutschen Herkunft im Todeslager Nr. 239.
Er überlebt und wird in Ost-Berlin Parteihistoriker. Nach der Wende wird sein Institut abgewickelt, er publiziert aber weiter in der SED-Zeitung „Neues Deutschland“.
Jetzt, fünf Jahre nach seinem Tod, wird ein Manuskript gedruckt, in dem er sein enormes historisches Wissen, seine bittere Lebenserfahrung und seine eigenen Lebenslügen zu einem großen Werk verdichtet hat – eine Biografie Lenins, des gefeierten, verehrten und verherrlichten Gründers der ursprünglichen Kommunistischen Partei, einer Partei, deren artgleiche Klone die halbe Welt beherrschten. Auch die heute in Deutschland auftretende Linke ist die Rechtsnachfolgerin der SED, einer Partei leninistischen Typs. Ruges Fazit ist erschütternd. Unter kommunistischer Herrschaft wurden 95 Millionen Menschen ermordet, erschlagen, erschossen oder mussten im wirtschaftlichen Chaos verhungern. Dieser unglaubliche Terror aber ist keine Fehlentwicklung, sondern ist in der DNA des Kommunismus angelegt und wurde vom ersten Tag der kommunistischen Herrschaft als Universalwaffe gegen Andersdenkende verherrlicht.
Wie jämmerlich wirkt da Oskar Lafontaine, als gefühlter Parteivorsitzender der Linken immer noch ihr Lautsprecher in den Talkshows, der behauptet, Kommunismus sei, wenn der Strom von den Stadtwerken kommt. Diese Verharmlosung historischer Tatsachen wird nur noch von denen übertroffen, die die Verbrechen der Nationalsozialisten leugnen. Diese Schönrednerei hat System – so soll die Linke für immer neue Koalitionen mit SPD und Grünen weiter weichgespült werden und Deutschland nach links rücken. Die netten Kommunisten von nebenan passen in eine Zeit, in der die Marktwirtschaft in Deutschland ohnehin einen schlechten Ruf hat und weit ins bürgerliche Lager hinein schlechtgeredet wird.
Dabei sprechen die Fakten dafür, statt Wege in den Kommunismus solche in Richtung von mehr Freiheit zu suchen. Die aktuelle Staatsquote beträgt 47 Prozent. Das heißt, von jedem erwirtschafteten Euro wandert die Hälfte in und durch die Umverteilungsmaschinerie des Staates. Und der ist damit immer noch nicht satt: Die Verschuldung des Staates wird für künftige Generationen nicht mehr tragbar sein. Gleichzeitig ist das Bildungssystem unterfinanziert und die Infrastruktur heruntergekommen – man kennt das aus der DDR. Die Banken verstaatlichen?
Genossenschaftsbanken, die kommunal verankerten Sparkassen und die staatlichen Banken wie die glorreiche Westdeutsche Landesbank oder BayernLB haben rund 80 Prozent Marktanteil; viel ist da nicht mehr zu holen für die Staatsbanken der Linken. Energieversorgung? Gerade wurde das drittgrößte deutsche Energieunternehmen, EnBW, wieder verstaatlicht, und die angeblich so unterfinanzierten Städte des Ruhrgebiets haben sich gerade für etwa 649 Millionen Euro die Steag-Kraftwerke einverleibt.
Die Bahn, ein Privatisierungsopfer? Oben ein paar Top-Manager, unten der alte Schlendrian und ein dichtes Gewirr von staatlichen Subventionen und Blockaden. Bei so viel Staatswirtschaft, der dichtesten Regulierung und umfassendsten Reglementierung auf allen Ebenen wirtschaftlichen Handelns kann man sich kaum entscheiden: Funktioniert doch – ist der Staat nicht doch der bessere Unternehmer? Oder haben die Deutschen in ihrer Findigkeit nur Wege gefunden, um in den verbleibenden Nischen trotzdem noch halbwegs erfolgreich zu wirtschaften, wie die jüngste Wachstumsrate von 3,6 Prozent zeigt. Schneller wächst nur die staatliche Wohlfahrtsbürokratie mit ihrer Mischung aus Bevormundung, Mittelverschwendung und Lähmung jeder eigenverantwortlichen Bemühung.
Nicht den Weg zum Kommunismus, sondern den zurück zu mehr Freiheit müssen wir suchen.
(Erschienen auf Wiwo.de am 22.01.2011)
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