Der stumme Frühling der Energiewende

Zu viel Kultur und Natur - hier fehlen mindestens zwei Windräder und ein Solardach

3. Selbsttäuschung: Hurra, wir schaffen die Wende!

Nun ist nichts gegen Wind aus erneuerbaren Quellen vorzubringen. Wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Deshalb haben diese Energiequellen enorme Wachstumsraten – in Regionen, in denen der Wind einigermaßen kontinuierlich weht (etwa vor der Küste Großbritanniens) oder die Sonne tags ohne Wolken scheint (Ende im Süden der USA). Beides ist in Deutschland dummerweise nicht der Fall. Die Folgen sind ein grüner Zappelstrom. An dieser Stelle meint es die Natur nicht besonders gut mit uns. Flaute und Regen sind wieder unsere Feinde, so, wie in Zeiten von Jägern, Sammlern und Bauern. Wir stehen mit beiden Beinen in einer hochkomplexen, stromhungrigen Gesellschaft – aber unser Kopf ist mit romantischen Wolken umnebelt. Eine Sonnenfinsternis, vor der sich primitive Gesellschaften fürchteten, weil sie dies als ein Zeichen für die kommende Strafe Gottes hielten, so ein Naturereignis könnte in Deutschland den Black-Out verursachen, vermutete kürzlich DER SPIEGEL.

Oder ist es genau anders herum? Demnächst werden die durch erneuerbare Energien künstlich aufgeblähten Strompreise sinken. Warum? Dieser Sommer war so regnerisch, dass die Sonnenstromerzeugung fiel. Sinkende Solarstromerzeugung ist aber ein Gottesgeschenk, weil damit auch die Subventionen für die Solarbauern fallen. Dann sinken die Strompreise, weil billigere Erzeugerformen ins Netz können. Übrigens:  In den ersten 8 Monaten haben die Solarbonzen 14,7 Milliarden erhalten für einen Strom, der einen Marktpreis von nur 1,2 Milliarden hatte, also ein Bargeschenk von 13,5 Milliarden €. Freuen wir uns, wenn der Regen kommt. Das spart uns Milliarden.

Denn wir sind auf dem Weg zurück zur Naturgesellschaft intellektueller Nudisten.

4. Selbsttäuschung: Juhuu! Wir sind autark!

Immer wieder sind tolle Reportagen zu hören, zu lesen oder zu sehen in denen es ein Dorf geschafft hat, nur vom eigenen Grünstrom zu leben. Die Rechnung stimmt immer. Nur das Kleingedruckte enttarnt die Täuschung.

Alle diese Dörfer hängen am Ende natürlich weiter am Stromnetz, an dessen Anfang ein Atommeiler, ein Braunkohle- oder Steinkohlekraftwerk steht. Keiner dieser selbsternannten Öko-Communities hat sich abgeklemmt. Die Rechnung mit dem selbsterzeugte Strom stimmt eben immer nur im Durchschnitt. Meist auf ein Jahr gerechnet. Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, geht das Licht trotzdem nicht aus. Was hier bejubelt wird, ist nur die unmoralische Trittbrettfahrerei: Ich kassiere Subventionen für Grünstrom aber verwende faktisch auch jede Menge herkömmlichen Strom. Zur Sicherheit.

Abgesehen davon: Nun ja, es sind Bauerndörfer, in denen die Melkmaschine des letzten Bauern der höchste Energieverbraucher ist und deren Bewohner mit dem Auto weite Wege in die Stadt zur Arbeit pendeln, wo sie an ihren Arbeitsplätzen herkömmlichen Strom in Rauen Mengen verbrauchen: Ist das die Zukunft? Leben wir nicht mehrheitlich in Städten, in denen für Windemaschinen einfach kein Platz ist? Allerdings sind diese Energie-Autonomen die größten Windemaschinen für´s Abkassieren der höchsten Subventionen in der Geschichte der Menschheit.

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