Man wundert sich, wie sich die CDU über ihre Wahlschlappe wundern kann. Noch bewundernswerter ist nur, mit welcher Sicherheit die CDU die genau falschen Ursachen benennt und falsche Schlüsse zieht.
Die Hilflosigkeit der CDU angesichts ihres katastrophalen Wahlergebnisses ist erstaunlich: Mal war es ein Youtuber, der ganz allein die Partei zerstört haben soll, dann wieder ein Rechtsruck der Partei, der sich so unmerklich vollzogen haben muss, dass ihn wirklich kein Mensch bemerkt hat. Und dann natürlich ist es das Versagen in der Klimapolitik, obwohl doch die Kanzlerin seit Anbeginn ihrer Zeit als Klimakanzlerin über das Eiswasser zerlaufender Eisberge wandelt wie eine frühe Greta Thunberg und der Atom- wie der Kohleausstieg ihr Werk sind. Erst hat sie ihre gute, alte CDU sozialdemokratisiert, die Steuern so schnell und so entschieden erhöht wie noch kein Kanzler vor ihr und so viel Geld wie kein Sozi vor ihr in Sozialpolitik investiert, obwohl der Arbeitsmarkt so robust ist wie schon Jahrzehnte nicht mehr – und jetzt keine Dankbarkeit an den Urnen, nirgendwo.
Was ist da schief gelaufen?
Dumm, wenn die eigenen Pläne funktionieren
Jetzt ist die CDU so saftlos wie eine nicht mehr so große, aber leergelaufene Batterie und die ohne Ladegerät. Die Partei wirkt wie ein aufgepumptes Michelin-Männchen ohne Innereien, eine leere, nur mit heißer Luft aufgepumpt Hülle, in die jetzt jemand eine freche Nadel gesteckt hat. Pfffft.
Die CDU fällt nicht einmal mit Getöse um. Sie erschlafft einfach. Jeden Tag und jede Wahl ein Stück mehr. Pfffft. Dabei reißt sich das Loch von innen her immer größer, und das anfangs leise Pfffffffffft ist jetzt schon ein ziemlicher Heuler, die Partei pfeift buchstäblich aus dem letzten Loch.
Angefangen hat das alles mit einer Analyse der parteieigneren Konrad-Adenauer-Stiftung, die wie alle diese Stiftungen pro-forma parteiunabhängig genannt zu werden beliebt aber natürlich nichts anderes ist als ein Weg, um Steuergeld in die Partei zu schleusen. Die Stiftung ist nur ein ausgelagerter Think-Tank der Partei, und was für einer. Einer, der den eigenen Untergang herbeirät. Zwei Kernthesen der Wahlkampfstrategie:
Passt! Hat funktioniert. Und weil es so gut mit der SPD funktioniert hat und mit der Hilflosigkeit ihres Führungspersonals, das sich gegen die Umarmung einfach nicht zu wehren wusste (es war ja auch zu schön, immer am Kabinettstisch sitzen zu dürfen), weil es halt so gut funktioniert hat, wiederholt man diese Technik auch mit den Grünen. Aber das hakt.
Es gibt keine Rechten. Nirgendwo
Das war nur möglich, weil die CDU einem zweiten Ratschlag der KAS folgte: Rechts von diesem Kurs sollte es eigentlich keine Wähler und Akteure mehr geben, nur noch einzelne, versprengte, graubärtige Werwölfe in den finsteren Wäldern, auf die man meinte, keine Rücksicht nehmen zu müssen: Ein paar letzte gläubige Katholiken, Patrioten, Militärs und Naturwisssenschaftsgläubige, dazu ein paar Abtreibungsgegner und Rechtschreibreformgegner oder Ludwig-Erhard-Anhänger und Mittelständler.
Geradezu ein Treppenwitz aber ist, dass die CDU nicht nur an die AfD verliert, sondern in die grünen Wählerschichten weder eindringt noch stabil bleibt, sondern nun auch massiv nach links Links und nach grün Links verliert.
Denn anders als die SPD haben die Grünen sich mit der asymmetrischen Mobilisierung nicht stilllegen lassen, sondern haben ihrerseits mobilisiert: Mit dem Klimathema und – noch kaum bemerkt – mit ihrem steigenden Alten-Anteil der alt gewordenen 68er.
Die Mobilisierung durch die Grünen
Und mit diesem Thema haben die Grünen der CDU die Wählerinnen (das muss jetzt mal so gesagt werden) und Wähler in den Großstädten abgejagt, weil da ja die Naturzerstörung per Windrad und Energie-Mais nicht so sichtbar wird, mit der die CDU ihr ländliches Wählerpotential verschreckt hat. Und jetzt weder auf dem Land noch in der Stadt noch gebraucht wird.
Eine solche Politik, die die Massenarbeitslosigkeit voran treibt und die Staatsfinanzen über die zusammenbrechenden Steuereinnahmen und explodierenden Sozialausgaben zerrüttet, wird nicht lange möglich sein. Eine Politik, die nur eine erfüllte Forderung durch die nächste, noch radikalere ersetzt, erst die Atom-, dann die Kohle- und auch gleich noch die Gaskraftwerke abschaltet, kann sich zwar eine Partei der Illusionisten zu eigen machen wie die Grünen. Eine echte Volksspartei, muss auch bedenken, was „hinten herauskommt“, wie Helmut Kohl es mal sagte. Daran hat die Merkel-CDU bislang keinen Gedanken verschwendet und ist damit ihrerseits ganz hinten angekommen.
Die Fähigkeit aber, solche Wahrheiten auszusprechen, hat die CDU verloren. Sie hat ja jede eigene Vorstellung, warum es diese Partei noch geben soll, über Bord geworfen. Egal ob Einwanderungs-, Energie- oder Euro-Politik – den Grundsatz, den Merkel nicht locker über Bord geworfen hat wie ein Wattestäbchen mit Plastikstiel, den Grundsatz gibt es nicht. Also ist ihr Boot oder Schiff ohne Ballast. Und ohne Ballast kentert man schnell, wenn der Wind geruht zu wehen. Jedenfalls geht das Kentern schneller, als neuen Ballast, also Inhalte an Bord zu laden.
Das erkennt aber die CDU-Führung nicht einmal.
Die lieben Medien lieben nicht mehr
Jetzt tut man so, als ob ein Youtuber die CDU zerstört hätte. Das ist etwas zu viel der Ehre für die blaue Locke. Die CDU hatte sich vielmehr darauf ausgeruht, dass Merkel und die Ihren Lieblinge der Medien waren. Jedenfalls hat die CDU unter Helmut Kohl oder auch vorher so viel Zuspruch von SPIEGEL und STERN und Süddeutscher oder ZEIT niemals erfahren wie Merkel. Merkel meinte, sie hätte die Medien auf ihre Seite gezogen, weil sie sich so grün und so flüchtlingsfreundlich wie nur irgendwie gegeben hat. Aber mit dem erwartbaren Siegeszug der Grünen wurde sie eben so schnell über Bord gestoßen, wie sie selbst zuerst den Ballast und konservative Anhänger gleich mit über Bord gekippt hat.
Kein Mitleid. Die CDU hätte es wissen können.
Die Liebe der Medien ist eben eine so kurze wie trügerische – sie bleiben rot-grün durchwirkt und die CDU ist nicht die große Liebe, sondern am Ende der Gegner, zu dessen Beerdigung man nicht mal einen scheinheiligen Kranz schickt. Und die CDU steht wie ein von der Liebsten Verlassener da, der jetzt in die Tube schaut und doch nichts sieht vor Tränen.
Die CDU – allein zu Haus
Die Wirtschaft erwartet sich von der CDU nichts mehr und macht, was das einzige Richtige ist: Schnauze halten und abkassieren, solange es noch geht und den Rest in Sicherheit bringen; bloß nicht investieren. Der langfristige Investitionsstandort ist durch derart viele Schläge erschüttert, dass nur noch verdiente Abschreibungen das Maximum des Erwartbaren darstellen, aber nicht mehr Erträge von Investitionen.
Handwerker? Die schauen auf ihre Steuererklärung und Lohnnebenkosten und den nächsten Ordner mit Regularien und wissen: Wer arbeitet, ist der Dumme. Für ihre Kinder ist es klüger, den Bachelor für Irgendwas zu machen und dann auf eine Stelle bei einer NGO zu hoffen anstelle des Meisterbriefs und nachfolgender Maloche für einen gierigen Staat. Das bürgerlich Lager gibt es noch, aber es hat sich vielfach neue Partner gesucht, nachdem die CDU lieber im rotgrünen Milieu herum scharwenzelt wie der Bauer aus dem Taunus, der im Frankfurter Bahnhofsviertel sein Hoodie überzieht, ehe er verkehrt abbiegt.
Da kann man ihr nicht helfen, der CDU, oder will es auch nicht.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Nachhaltigkeit ist ein urdeutsches (oder mental landgermanisches) Thema – eigentlich. Nur stand dem oft die nachhaltigkeitsfreie liberalistische Ideologie der latent räuberischen Seegermanen (GB und Teile der USA und Nord- F.) entgegen. Die CDU hat Jahrzehnte Zeit gehabt, sich in diesem Zwiespalt zurecht zu finden, also ehrlich zu machen. Weil sie es in 1960 bis 1980 nicht tat, entstanden die GRÜNEN als etwas, das im philosophischen (nicht im politischen) Kern eine ART Urgestein deutscher Mentalität ist. (die US- Variante ist widerum philosophisch gesehen nur ein Ableger des Deutschen) Im Politbetrieb sind die Grünen bis heute ein Ableger der 1970er K- Gruppen,… Mehr
Im Fußball geht es doch auch, da macht man gelegentlich einen größeren personellen Schnitt und fängt neu an. Neues Personal, neue taktische Ausrichtung, es dauert eine Weile, dann geht es wieder aufwärts.
Ich habe mich immer gefragt, was die CDU eigentlich mit dem C in ihrem Namen will. Gut, Markennamen einer bekannten Name sollte man nicht ohne Not ändern. Aber die Zeiten der konfessionell gebundenen Wähler ist doch vorbei. Damit entfiele der Grund für das C. Gründe, die Union oder der FDP die Stimme zu geben, waren die Wirtschaftskompetenz, eine Wirtschaftspolitik abseits der sozialistischen Träumereien, die nebenbei bemerkt den Luxus eines Sozialstaates — der die, die nicht können, auffängt; dazu auch noch einige die können, aber nicht wollen — ermöglicht. Nix dramatisches! Dann kommt eine SPD daher, die mit ungeliebten Reformen (Agenda… Mehr
Merkel hat die CDU in eine strategische Falle manövriert, die Partei hat es mit sich machen lassen und AKK kommt aus der Falle nicht mehr heraus. Denn die CDU müsste sich entscheiden, ob sie linksgrün oder konservativ sein will. Beides geht eben nicht zusammen, darüber kann auch keine „Wir sind die Mitte“-Rhetorik hinwegtäuschen. Es sieht alles danach aus, als ob Stück für Stück Grüne und AfD an die Stelle der vormaligen Volksparteien SPD und CDU treten. Und so hätte der Wähler immerhin wieder einen klaren Antagonismus und eine echte Wahl.
*seufz* Der Wähler! Das unbekannte Wesen! Der Wähler will tausend tolle Sachen, die ihm grüne, rote und noch mehr rote Genossen versprechen. Diejenigen, die wissen, dass das alles was kostet, dass man alles Umzuverteilende ersteinmal jemanden wegnehmen muss, sind nicht zwangsläufig in der Mehrheit, zumindest gelingt es ihnen nicht, die Entwicklung in vernünftigere Bahnen zu lenken. Wo ist in diesem politischen System eigentlich der Anreiz, sich (selbstlos) gegen Willen und Meinung der Mehrheit — wenn diese sich mit hoher Wahrscheinlichkeit falschen Problemausgangslagen und -lösungsstrategien anhängt — für das Richtige einzusetzen? Frau Merkel ist für mich das Paradebeispiel für Populismus; angesichts… Mehr
Das ist der Fehler: „…Schnauze halten und abkassieren, solange es noch geht.“ Das machen gefühlt 90% der Leute, und ich nehme mich nicht aus. Aber irgendwann ist das monitäre Füllhorn alle, dann ist auch das angenehme Leben zu Ende. Ende des Geldes, Ende der Freiheit. Aber machen wir uns nichts vor, der Abstieg begann schon ´68 mit den ´68ern. Die sitzen heute an den Schaltstellen und in den Köpfen. Wir leben nur noch von der Substanz, denkt auch nur Einer ernsthaft, Leute wie Rezo erwirtschaften etwas für dieses Land? Deutschland hat fertig!
Bedford-Strom auf dem Hesselberg gestern: „als ich in die Gesichter der Flüchtlinge (aus dem Mittelmeer) sah, habe ich das Antlitz von Jesus gesehen“
Bedford-Strom kann in die Vergangenheit sehen? Respekt! 😀
Der ist gut
Aua! – das ist Haue.
„Merkel meinte, sie hätte die Medien auf ihre Seite gezogen, weil sie sich so grün und so flüchtlingsfreundlich wie nur irgendwie gegeben hat.“ – Merkel hat tatsächlich Bertelsmann (Liz Mohn), Springer (Friede Springer) und die Öffis, bis in den hintersten Redaktionskorridor von phoenix und zdf+ und arte. Außerdem hat sie die Wohnungswirtschaft und die Sozialwirtschaft auf ihrer Seite (= die christlichen Kirchen).
Was ist mit Alexander Mitsch und der Werte-Union? Was ist neuerdings mit Mette Frederiksen und Sigi Gabriel?
Herr Tichy,
Wer verkörpert denn noch die CDU ? Da ist kein einziger mehr, der das tut. Diese Partei ist – genau wie SPD, FDP, CSU – zu einem Erwerbsvvehikel für eine ganze Reihe drittklassiger Protagonisten degradiert. Die mangelnde Glaubwürdigkeit ist Triebkraft für den Zerfall. Lustigerweise rennen dann tatsächlich eine ganze Reihe von ex- Wählern den Destruktoren der Grünen in die Arme. Die AfD ist nur für eine Minderheit der ex-CDU-Wähler ein Auffangbecken. Das Unheil nimmt seinen Lauf. Goergen’s Lawine bleibt leider aus. Hätte ich nicht für möglich gehalten.
Alexander Mitsch (Werte-Union) – Oswald Metzger, Klaus-Peter Willsch, Arnold Vaatz – es gibt schon noch zurechnungsfähige Leute in der CDU. Vera Lengsfeld ist vielleicht auch noch Mitglied, weiß ich nicht genau.
Was nutzen mir die, wenn ich mit meiner Stimme für die CDU auch einen Laschet oder eine A.K.K. unterstütze? Das Volksparteikonzept — allen gleichzeitig alles versprechen, es allen recht machen wollen — zieht nicht mehr. Von daher sind die Grünen auch (noch) weniger Volkspartei, denn die brauchen nur die Rettung der Welt zu versprechen und beglücken alle ihre Wähler, genügend Wähler. Die Grünen müssen (noch) nicht allen alles versprechen. Wenn es damit richtig losgeht, werden wir sehen, ob sie wirklich zur Volkspartei taugen. Persönlich hätte ich dann wieder das gleiche Dilemma wie aktuell bei der CDU: Ich könnte Kretschmann oder… Mehr
Ich gehöre zu den “ dummen Handwerkern „, selbstständiger Handwerksmeister, eigener Betrieb seit 29 Jahren und habe jetzt auch einfach keine Lust mehr in einem Staat weiter Steuern zur erwirtschaften der nur noch einen Offenbarungseid hinlegt.Mit 58 Jahren wird jetzt alles verkauft, von Wohnung über Betrieb, letzte Lebensversicherungen kassiert und dann….. Goodbye Deutschland, bei der ersten, bereits zu erwarteten Resezzion wird es fürchterlich.Dank Migrationspakt und neuen Regeln der Zuwanderung schaue ich mir den Untergang von Deutschland lieber aus sicherer Entfernung an. Ich denke die Geschichte wird mir recht geben, es läßt sich woanders besser leben. Wie sagte der CIA bürgerkriegs… Mehr
Hallo Kinofan,
die Situation sieht z.B. von südlich der Alpen aus Italien vieeeel entspannter aus !
Die politische Situation ist gut und die Präsenz bewaffneter Ordnungshüter auf öffentlichen Plätzen ist sehr beruhigend.
Interessant: für das erste Haus bezahlt man seit Berlusconi keine Grundsteuer mehr, dadurch hat er viele Stimmen bekommen. Seitdem könnt es sich kein Wahlkämpfer mehr leisten, das nicht fortzuführen.
?? ?
Ausgezeichneter Artikel. Was m.E. etwa zu kurz kommt, ist die fatale Rolle Merkels dabei. Die hat es nämlich geschafft, nach und nach alle Warner und Vernünftigen abzuservieren, einsame Entscheidungen durchzupeitschen (von Abwrackprämie 2009 über KKW-Ausstieg 2011, Flüchtlingsfrage 2015 etc.), und mit ihrer „Zwillingsschwester“ AKK auch noch versucht, über ihr politisches Ende hinaus Einfluss zu nehmen. Der CDU kann man – wie der SPD – eigentlich nur den Rat geben, sich von der gesamten Führungsriege zu verabschieden und dann gaaanz langsam wieder aufzubauen. Allerdings auch nicht mit Leuten wie Amthor oder Kühnert. Es braucht Politiker, die man respektieren kann .. aber… Mehr