Mit dem 27. Juni tritt Griechenland eine neue Zeitrechnung an: Der Grexit ist schon im Gange. Hat nicht der Wirtschaftsweise Hans Werner Sinn erst vor kurzem gesagt, an einem Wochenende müsse man das über die Bühne ziehen? Am Sonntag um 20.00 hat die griechische Regierung erklärt, dass die Banken eine Woche geschlossen bleiben, Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden.
Bereits in den vergangenen Monaten hat die griechische Bevölkerung bereits ca. 40 Milliarden Euro aus dem Banken-System abgehoben und entweder versteckt oder ins Ausland transferiert.
1. Wie geht der Staatsbankrott vor sich?
Griechenland kann seine Schulden nicht zurückzahlen. Das wird spätestens am Montag der Fall sein, weil nach den massiven Abhebungen der letzten Monate ihre Kassenbestände und ihre Bilanzen ruiniert sind. Die Banken werden geschlossen, Kapitalverkehrskontrollen eingeführt. Daraufhin stellen alle internationalen Banken den Zahlungsverkehr nach Griechenland ein. Auch die europäische Zentralbank stellt die ELA, die Liquiditätshilfe für die Banken, ein. Damit hat sie ca. 90 Mrd. in das marode System gepumpt. Und dann? Die griechischen Banken schließen ihre Schalter, legen die Geldautomaten still. Es gibt kein Bargeld mehr, keine Überweisung, die Kreditkarten funktionieren nicht mehr. (Zu den Hintergründen des Staatsbankrotts hier) Gut, wer jetzt Bargeld hat, egal ob Euro, Dollar – oder sogar alte DM. Alles was Geld ist, ist wertvoll. Pech, wer kein Bargeld hat. Dann können Sie nichts mehr bezahlen. Jetzt friert die Wirtschaft ein, wie nach einem brutalen Kältesturz. Die Rollläden der Geschäfte gehen herunter. Verkauft wird nur gegen Bares. Importe gibt es nicht mehr.
4 Regeln für Griechenland Urlauber:
1. Wer in diesem Sommer einen Urlaub in Griechenland riskiert, sollte auf alle Fälle Euros mitnehmen, am besten in 5er- und 10er Scheinen: Damit lassen sich Tavernen und der Alltagsbedarf bezahlen. Denn Geldwechseln oder auch nur das Herausgeben auf größere Scheine wird dann nicht mehr möglich sein.
2. Kreditkarten und anderen Platingeld-Formen können Sie nicht vertrauen. Zur Zahlungsabwicklung ist ein griechischer Partner involviert; wie die NZZ ermittelt hat, ist dort einer der wichtigsten Partner die Alpha-Bank. Gerade diese Bank aber könnte mit als erste Bank in die Schließung geraten. Ihrer Kreditkarte können Sie nicht vertrauen.
3. Bezahlen Sie das Hotel, Mietwagen etc. vorab. Damit sind sie vor Zahlungsausfällen sicher – allerdings ist damit in vielen Fällen ein Risiko verbunden: Nämlich dass der Partner seine Verpflichtung nicht erfüllt, sie also beispielsweise Ihr Auto nicht erhalten, weil auch der Vermieter vorübergehend dicht macht.
4. Bleiben als Geld-Reserven die Reiseveranstalter – und im Falle des absoluten Notfalls die deutsche Botschaft in Athen. Allerdings – wie kommt man in diesem Falle noch nach Athen, einer Stadt, die als erste von Unruhen erfasst werden wird?
2. Was macht die griechische Regierung?
So könnte ihr Plan aussehen: Die Regierung schimpft noch lauter auf die Deutschen, die alle Nazis sind und verkündet einen nationalen Notstandsplan. Kein Grieche darf nennenswert Geld abheben oder über die Grenze bringen. Alexis Tsipras verspricht: Jeder Grieche erhält pro Kopf 100 Drachmen beim Bürgermeisteramt, bei der Polizei oder einer anderen staatlichen Stelle gegen Vorlage eines Ausweises. Der wird mit einem großen D abgestempelt und steht für: „Drachmen erhalten“. In den Tagen darauf wird griechisches Notgeld ausgeteilt, um die Wirtschaft irgendwie am Laufen zu halten. Polizei-Eskorten bringen es mit Blaulicht zu den Verteilstellen. Es stellt sich heraus: Es wurde zu wenig gedruckt, nicht alle Orte wurden berücksichtigt. Geldkisten landeten da, wo schon die Aber-Milliardern der Euro-Rettung verschwanden: Im Korruptionssumpf. Es kommt an manchen Orten zu Schlägereien vor den Verkaufsstellen, weil Menschen ihre Drachmen nicht erhalten.
Die Alternative wäre nur eine Einigung Griechenlands mit den Gläubigern und eine sofortige Nothilfe durch die EZB für die griechischen Banken. Doch dies wäre der Bruch mit allen Regeln der Euro-Gruppe und eine Kapitulation der Gläubiger vor der Tsipras-Truppe – sie wären dann die Gewinner beim GR-Poker und könnten auch in Zukunft ihre Schuldenwirtschaft ungebremst weiter führen. Dieses Modell ist in den anderen Staaten politisch nicht vermittelbar.
3. Was macht Ihr Hotel?
Deutsche sind fein raus. Wer noch den guten alten Scheck dabei hat, kann damit bezahlen. Mit den beinahe altertümlichen Ritsch-Ratsch-Kartenabzugsgeräten kann auch noch bezahlt werden, denn Mastercard und Visa werden ja für ihre Kunden irgendwann griechische Schulden der Karteninhaber bezahlen. Aber sicher sind Kreditkarten nicht: Sie benötigen für die Abwicklung der Zahlung einen griechischen Partner , meist die Alpha-Bank. Auch diese Bank aber könnte mit als erste stillgelegt werden. Bleiben private Zahlungsversprechen. Wer bekannt ist, stellt dem Hotelier, dem Tavernenbesitzer einen Privat-Scheck auf der Papierserviette aus: Hiermit erkläre ich, Fritz Mustermann aus Düsselstadt, dass ich dem Hotelier Starovakis 100 € bezahle, sobald es aus Deutschland wieder möglich ist. Der Hotelier wird gerne darauf eingehen. Irgendwie wird es nett, Urlaub mal anders. In den Urlaubsorten sind die Griechen freundlich zu den Gästen. Geld muß ja jetzt verdient werden, es kommt nicht mehr automatisch aus Europa.
4. Gute Zeiten für Schnäppchenjäger
Wer jetzt Cash hat, ist King. Alle wollen lieber Euro, als auf die Drachme warten. Wer mit Euro oder Dollar zahlen kann, kriegt jeden Rabatt der Welt. Hauptsache richtiges Geld für die Griechen. Verlangen Sie mindestens 30, ach was: 40 Prozent Rabatt. Schöne Tage für Krisengewinnler. Allerdings werden die Griechen allmählich nervig.
Denn für die normale griechische Bevölkerung jedenfalls werden Importgüter unerträglich teuer – das Land würde auf sich selbst zurückgeworfen, auf seine tatsächliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit im internationalen Vergleich. Die Inflation beginnt schon ab Stunde Null zu galoppieren – nur in Drachmen. Die wirtschaftlichen Gewichte verschieben sich: Hoteliers, Bauern und Handwerker können ihre Dienste anbieten. Beamte und Rentner sind negativ betroffen: Ihre Gehälter und Pensionen in Drachmen sind kaum etwas wert. Die Wut steigt.
5. Aber gibt es noch was zu kaufen?
Alles, was das Herz begehrt. Die Dummen sind die Griechen. An sie verkauft niemand etwas – wer will schon gute Ware gegen schlechte Drachmen hergeben? Die Preise für alle Produkte in Drachmen steigen, sie verdoppeln oder verdreifachen sich. Das ist der neue Wechselkurs. Zunehmend werden allerdings die Regale leer. Die Inflation in Drachmen – jetzt gibt es schon 10 Drachmen für einen Euro. Offiziell wird Tauschen verboten. Aber man darf sich nicht erwischen lassen.
6. Die Regierung greift durch
Die Regierung erklärt, dass alle Euro-Preise 1:1 in Drachmen gelten und dafür nicht verändert werden dürfen. Klingt gut. Inflation wird verboten, na endlich. Aber damit verschwinden die Waren vom Markt und aus den Geschäften. Dafür gibt keiner Ware her, der nicht bescheuert ist. Aber an der Hintertür gibt es alles – gegen Euro. Oder Dollar. Und billiger. Aber Vorsicht: Nicht erwischen lassen. Aber für 10 € drückt jeder griechische Polizist alle Augen zu. Auch ein Polizist braucht €, um Milch für die Kinder zu kaufen. Viele Fachkräfte verlassen Griechenland Richtung Deutschland.
7. Was passiert im Hotel?
Gar nichts. Allenfalls die Speisekarte wird ausgedünnt, weil importierte Produkte fehlen. Ansonsten: Ihr Reisebüro zahlt ja Ihr Zimmer in Euro. Große Reiseunternehmen haben längst Schecks im Tresor. Damit werden ihre Ausgaben übernommen. Wer Bares braucht, kriegt es vom Animateur, der jetzt Bankier ist. Einheimische Lebensmittel gibt es in Hülle und Fülle – aber nur in den Hotels. Die Bauern liefern gegen Cash. ABER: Benzin wird knapp. Es muß importiert werden. Der einheimische Verkehr kommt zum erliegen. Taxifahrer lauern vor dem Hotel. Sie wollen sie zum Flugplatz bringen, verlangen das Doppelte. Aber andere Autofahrer machen es privat für die Hälfte. Wenn Sie Euro haben. Ihr Reiseveranstalter empfiehlt die Abreise und organisiert Taxis und Kleinbusse.
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