Zwei Kreuze für die FDP, dazu Blaubeermuffintee

M. ist 31 Jahre alt, Kleinunternehmer, freiwillige Feuerwehr, Tauchlehrerschein. Gerade kam er wieder von einer Fußwanderung über die Alpen. Einer genau geplanten.

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M. ist 31 Jahre alt, Kleinunternehmer, freiwillige Feuerwehr, Tauchlehrerschein. Zunächst erklärt er halb entschuldigend, dass es sein könne, dass er kurzfristig angepiept werde vom Funkmeldeempfänger. Er erzählt etwas von „Teil der öffentlichen Sicherheit“, aber wir wollen ja über seine Wahlentscheidung sprechen. M. war sechs Jahre beim Bund und hat sich dann selbstständig gemacht. Ein Offizierskollege hatte es vorgemacht. Er fand diesen Weg attraktiv und hat es für sich ebenfalls als Lebensmodell ausgewählt. „Zufrieden?“ „Na klar, kein ständiges Umziehen mehr. Und auch meine Hobbys haben mehr Raum. Ich bin Jugendfeuerwehrwart und leite über ein Dutzend junge Leute von 10 – 16 Jahren in den Übungsdiensten an. Wer sagt, das mache keinen Spaß, der hat es einfach nicht im Blut.“

Merkelland Exkursion 3
Mir würde das Abwahlrecht reichen
Seine Eltern kommen aus der ehemaligen DDR. Heute arbeitet der Vater im Unternehmen des Sohnes mit als Werbetechniker. Ein familiärer Zweimann-Betrieb mit ein paar freien Mitarbeitern. Aber das sei kein Problem, denn beide wissen, was sie von einander zu halten haben, erklärt der aufgeräumte Gesprächspartner mit einem Lächeln. Die Basis seines Geschäftes ist die Erstellung von Websiten im Full Service. Eine Ausbildung hat er dafür nie gemacht. Aber seit er 14 Jahre alt ist, baut er Webseiten. Ein gutes Beispiel für den Erfolg moderner Schulbildung findet er, denn hingeführt wurde er über eine AG noch in der Realschule, die sich – damals ganz modern – mit dem Bau solcher Seiten befasste. Heute ist er allerdings gegen dieses dreigliedrige Schulsystem, das sei ihm zu starr in der Ausrichtung. Wichtig seien doch die persönlichen Fähigkeiten, die Softskills. Und die lernt man dort nur bedingt.

Wenn er freie Mitarbeiter benötigt, interessieren ihn keine Zeugnisse, dann will er zuerst Referenzen, ein Portfolio, „eben sichtbare Nachweise des Tuns.“ Wir sitzen in seinem Büro. An den Wänden hängen Bilder, Stuckarbeiten und weitere Accessoires, die alle mit einem Thema zu tun haben: Friedrich dem Großen. Das wirkt zunächst ambivalent zu seinem sonstigen Auftreten, harmoniert dann aber wieder mit einer gewissen Straffheit, wenn man nicht Steifheit sagen will. Vielleicht auch ein Andenken an die Bundeswehrzeit. „Friedrich der Große ist für mich Vorbild. Schon mein Großvater hat für ihn geschwärmt. Besonders interessiert mich sein Führungsstil. Also nicht die Kriegsführung, eher das Grundsätzliche, die Disziplin und solche Dinge.“

M. hat Briefwahl gemacht, er ist am Wahlsonntag in einer Berliner Tauschschule auf einem zweiwöchigen Lehrergang. Dass er beide Kreuze der FDP gegeben hat, erzählt er freimütig. Statt Kaffee serviert er Tee. Ein erstaunliches Sortiment ziemlich verspielter Sorten wie „Blaubeermuffin“ und „Zitronen-Käsekuchen“ verraten dann doch eine gewisse Verspieltheit, die man ihm allerdings kaum ansieht. „Von Blaubeer-Zitrone zur FDP ist ja dann kein langer Weg“, lacht er und es dauert ein wenig, bis sein Gegenüber den Witz versteht. „Aber im Ernst: Ich habe mich damit nicht schwer getan. Ich verstehe noch nicht einmal, warum so viele noch unentschlossen sind.“

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Früher hätte er auch schon mal schwarz gewählt, aber dieser christliche Gedanken, der hinter der CDU steht, auch wenn er nicht mehr gelebt wird, damit konnte er sich nicht mehr identifizieren. Er sieht sich selbst als Freigeist, als Typ der Mitte. „Extremistische Einstellungen von ganz rechts und ganz links, kann ich nur verurteilen.“ Ein besonders gutes Argument, das müsse er zugeben, sei für ihn die Person Christian Lindner. „Zum einen war der selber Unternehmer. Er ist zwar gescheitert, aber viel wichtiger: Wieder aufgestanden.“ Die Wutrede im Landesparlament, war so ein Initial für ihn in Richtung Lindner. „Klasse fand ich auch diesen einen Auftritt an der Uni, als er brutal ausgebuht wurde und trotzdem die Fassung gewahrt hat, sogar noch gut argumentieren konnte.“

Merkelland IV
Trotz Schlüsselfinders weiter links herum gedreht
M. will keine großen Parteien mehr wählen. „Dieses Verwaschene, es allen recht machen zu wollen, ist mir einfach zu profillos.“ Die FDP würde sich nicht anbiedern. M. nimmt Lindner gerne ab, dass dieser im Zweifel auch in die Opposition gehen würde. Während er erzählt, quietscht unter ihm der schwarzen Gymnastikball. Den hat er sich angeschafft passend zu einem gesunden Lifestyle, sagt er. Gerade kam er wieder von einer Fußwanderung über die Alpen. Und M. ist nicht einfach nur gewandert, er hat im Vorfeld wochenlang recherchiert und ist dann „gradlinig“, so erzählt er, „seinem Plan gefolgt. Tag für Tag, auf den Kilometer genau.“ Nicht, dass er sich zwanghaft daran halten wollte, nein, aber das Gerüst sei da gewesen. So etwas ist ihm immens wichtig. Das betont nicht nur seinen sportlichen Ehrgeiz sondern auch seine innere Haltung.

Kinder sind noch nicht auf seiner Agenda. Seine Freundin ist sieben Jahre jünger als er. „Wir haben also noch Zeit. Mindestens fünf Jahre, dann bin ich 36, das ist noch nicht zu alt. “ Auf die Zukunft angesprochen, schaut er optimistisch nach vorne. „Es kann doch nur besser werden. Es liegt an mir. Und wenn sie mich fragen, was das mit der FDP zu tun hat, dann kann ich sagen, dass ich mich dort einfach am besten aufgehoben fühle. Keine Extremisten, aber auch kein anbiederndes Wischiwaschi der beiden Großen.“, sagt’s und wenden sich wieder der Gestaltung einer Website für Bodenbeläge zu. Echtholz. Schöne Farben, klar strukturierte Grafiken und die Produktexte eher dahingehend ausgerichtet, dass der Kunde mit seinem Angebot im Google möglichst weit oben steht. Filigranstilistische Kapriolen sind seine Sache nicht.


Und so geht’s:

Wer über alle genannten Parteien hinweg am nächsten an den Ergebnissen landet, gewinnt.

Ihre Wetten nehmen wir ab sofort entgegen.

 

Annahmeschluss ist der Wahlsonntag (24.09.2017) um 17:00 Uhr. Das Wettergebnis wird am Wahlsonntag (24.09.2017) um 17.45 Uhr veröffentlicht.

Auf die Gewinner wartet:

1. Platz: eine Flasche Champagner von Tante Mizzi
2. Platz:  zwei Bücher aus dem Shop nach Wahl
3. Platz:  ein Buch aus dem Shop nach Wahl

 

Hier geht es nun zur Wahlwette:

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Kommentare ( 74 )

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74 Comments
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Andreas Schmidt
7 Jahre her

Die Koalition muss erstmal zustandekommen. Danach sieht es im Moment noch nicht aus.

Andreas Schmidt
7 Jahre her

Westerwelle liegt schon längst auf dem Friedhof und Schäffler ist nach wie vor -anders als Frau Petry und Herr Pretzel oder Herr Lucke und Herr Henkel in der AfD- noch in der FDP!

Andreas Schmidt
7 Jahre her

Das hat wohl eher sein noch recht junger Kollege unverständlicherweise verzapft.

Thorben-Friedrich Dohms
7 Jahre her
Antworten an  Andreas Schmidt

Tja, geschehen ist es aber nun einmal.

Andreas Schmidt
7 Jahre her

Ich halte momentan eine gute sichere Arbeitsstelle für mit am wichtigsten. Die Chinesen graben der deutschen Wirtschaft momentan massiv das Wasser ab.

Andreas Schmidt
7 Jahre her

Es geht oft darum, Kritik einzubringen und Gegenvorschläge zu machen. Dazu reicht ggf. schon ein Bundesland.

Andreas Schmidt
7 Jahre her

Ach, viele Erben sind doch sogar oft selbst Opfer dubioser Machenschaften etwa von Unternehmenskäufern oder Vorgesetzten geworden. Ohne das Familienvermögen wären die ruiniert
und es würde denen ggf. gar schnell die Obdachlosigkeit drohen. Solche Fälle gibt es bereits, dass
Unternehmer mit einst einigen Beschäftigten nach unverschämten 6-stelligen Strafen von Behörden
und Zwangsversteigerung ihres Hauses keinen Cent Hartz IV bekamen und obdachlos wurden.

Andreas Schmidt
7 Jahre her

Das ist ja gar nicht leistungslos. Die Leistungen, die die Kinder oft jahrzehntelang im Betrieb oder
an den Immobilien erbracht haben, sind meist nur nicht im Handelsregister oder Grundbuch
bei Einzelkaufleuten etc. als Familienbetrieben dokumentiert! Die Kinder haben oft 30-50 Jahre unentgeltlich mitgearbeitet, was nur von herrschsüchtigen Eltern nicht vor dem Erbfall honoriert wird.
Im Grunde ist das Erbe bei solchen Personen quasi die nachträgliche Entlohnung für die Mithilfe.

Andreas Schmidt
7 Jahre her

Man muss auch mal folgenden Aspekt sehen: Diese Kinder von den Eigentümern von Immobilien und Betrieben haben sich z.T. 30-50 Jahre lang um die Betriebe, Häuser und Grundstücke gekümmert und dort oft unentgeltlich mitgearbeitet! Zwar steht dann zum Schluss noch formal die Mutter oder der Vater als Eigentümer im Grundbuch oder Handelsregister, aber eigentlich wären die Kinder längst Miteigentümer. Denn letztlich werden die auch massiv geschädigt durch Eltern, die sich an das oft zu grossen Teilen selbst geerbte Eigentum klammern, um es als Druckmittel zu missbrauchen, die ganze Familie beruflich wie privat herumzukommandieren. Obendrein haben Grundstücke im ländlichen Raum oft… Mehr

Andreas Schmidt
7 Jahre her

Schon alleine deshalb wird er kein Jamaica riskieren. Das könnte die Existenz der Partei gefährden.

Andreas Schmidt
7 Jahre her

Dank guter Wirtschaftspolitik z.B. vernünftige Arbeitsplätze mit guter Bezahlung! Das ist Zeiten der Globalisierung meiner Meinung nach extrem wichtig!