Gleichberechtigung der Geschlechter zählt zu einem der obersten gesellschaftlichen Ziele. In vielen Bereichen ist dies für die Frau noch nicht gänzlich gegeben. Bei den eigenen Kindern ist es der Mann, der eklatant benachteiligt und zum bloßen Bittsteller degradiert wird.
So ungenau man es mit dem Umgang nimmt, so genau nimmt man es unterdessen mit dem Unterhalt. Die Mutter zweifelt an, dass der Unterhalt richtig berechnet wurde. Kai muss sich daraufhin komplett nackig machen, all seine Finanzen offenlegen. Selbst der Weg zur Arbeit wird ihm jetzt vorgegeben, damit auch ja kein Cent zu viel für den Weg zur Arbeit draufgeht, der dann widerum vom Unterhalt abgezogen werden könnte. 309 Euro stehen seiner Ex an Unterhalt zu, plus 190 Euro Kindergeld. Macht fast 500 Euro für die Tochter im Monat. Ohne Eigenanteil. Doch das Finanzielle ist nicht schlimme, es ist ja für die Tochter. Schlimm sind die Schikanen.
Da war zum Beispiel der Fall, dass Kais Tochter anruft und ihm sagt, dass sie nicht zu ihm möchte. Der Druck, sich irgendwie zwischen den Eltern zerreißen zu müssen, immer einem weh zu tun, wurde zu groß für das Mädchen. Kai merkt, wie traurig seine Tochter ist und beschließt zusammen mit seiner jetzigen Lebensgefährtin zu Mutter und Kind zu fahren, um das Gespräch zu suchen. Seine Lebensgefährtin nimmt er mit, weil er weiß, dass er im Zweifelsfall einen Zeugen braucht, damit nicht auch das wieder gegen ihn verwendet wird. Er klingelt mehrmals. Keiner macht auf. Er versucht, anzurufen und keiner geht ran. Ein paar Tage später erhält er eine Anzeige wegen Nötigung. Er hätte gegen die Tür getreten, Telefonterror betrieben. Das Kind wird instrumentalisiert, soll die Geschichte der Mutter bestätigen. Papa ist wieder einmal der Böse.
Bei den Ämtern ist er das auch. Das höre ich eigentlich von allen Vätern. Wenn Kai etwas will, muss er vor Gericht gehen. Ein Gutachten kostete ihn mal eben über 4.000 Euro. Das ganze Prozedere dauerte 1 ½ Jahre. Da war das eigentliche Anliegen schon verjährt und das Gutachten unnütz. Dazu kommen die auferlegten Gesprächstermine, sogenannte Mediationen. Die Mutter zeigt sich, wie bei allem, unkooperativ, nimmt die Termine nicht wahr. Konsequenzen hat das nie. „Es mag Gesetze geben, die Vätern Rechte einräumen“, sagt Kai, „aber sie werden nicht angewandt.“ Seine Tochter will ihn mittlerweile kaum noch sehen. An dieser Stelle wird seine Stimme brüchig. Was er denn machen solle? Er könne ihr ja nicht den Arm ausreißen. „Wenn man sein Kind liebt, dann lässt man es los.“ Es ist das, was auch in allen anderen Gesprächen zu mir durchdringt: Die unbedingte Orientierung am Kindeswohl, die ich bei den Müttern, die zu all dem fähig sind, so vermisse. Seine Ex hat die gemeinsame Tochter inzwischen auf einer Privatschule angemeldet. Gefragt hat sie ihn nicht, auch wenn er dafür wird bezahlen müssen.
All das hat wie so oft auch Einfluss auf seine jetzige Beziehung. Dabei hat seine Lebensgefährtin, die selbst Mutter ist, großes Verständnis für ihn. Und dennoch ist sie da, die Sorge um den Partner. „Wie lange willst du das noch mitmachen? Wann wirst du auch mal an dich und an uns denken und dass wir auch ein Recht darauf haben, glücklich zu sein?“ fragt sie ihn deshalb immer öfter. „Aber sie ist doch meine Tochter und ich liebe sie“ antwortet Kai dann.
Seit einiger Zeit macht er eine Gesprächstherapie. Ob er noch einmal ein Kind mit seiner jetzigen Partnerin haben will, weiß er nicht. Noch einmal will und kann er das nicht durchmachen.
„Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder einer Frau vertrauen könnte.“
So tief der Einblick ist, den mir David und Kai in ihre Gefühle gewähren, so abgeklärt erscheint mir Tim. Vielleicht ist das Show, vielleicht ist er aber auch einfach nicht der Typ für große Emotionen. Jeder geht anders mit einen derartig tiefgreifenden Vertrauensbruch um, wenn einem die Frau erzählt, sie würde verhüten und es nicht tut. Wenn sie über den Kopf des Mannes hinweg über sein Leben, ihr Leben und das Leben des zu dem Zeitpunkt noch ungeborenen Kindes entscheidet. Nicht jeder Mann wird automatisch zum Vater. Manch einer bleibt immer nur der Erzeuger. Manchmal folgt auf die Rücksichtslosigkeit der Frau die Rücksichtslosigkeit des Mannes. Kann man das verurteilen? Im Sinne des Kindes sicherlich. Die Frage ist, ob es vielleicht aber manchmal einfach so ist. Dass es manch einem einfach nicht möglich ist, eine Bindung zu einem Kind aufzubauen, welches man nur durch die Lüge des Expartners überhaupt hat. Auch diese Fälle gehören erzählt. Und vielleicht ist Oliver so ein Fall.
Als seine Exfreundin ihm mitteilte, dass sie schwanger sei, lief zwischen den beiden seit einem halben Jahr sowieso nur noch eine On/Off-Geschichte. Davor waren sie fünfeinhalb Jahre zusammen. Sie war seine große Jugendliebe aus der Abi-Zeit. Auf die Frage, dass sie doch die Pille nehme, antwortete sie nur lapidar, dass sie dies schon seit einem halben Jahr nicht mehr tun würde. Auch für Oliver brach eine Welt zusammen. Er war gerade erst am Ende seiner Ausbildung, hatte ein gutes Jobangebot. Seine Ex beruhigte ihn, sagte, er müsse nicht zahlen, hätte keine Verpflichtungen.
Das änderte sich, als er den Job annahm. Von 1.900 Euro netto blieben ihm am Ende ca. 800. Seine Exfreundin, die vor der Schwangerschaft einen Bürojob hatte, hörte unmittelbar nachdem sie erfuhr, dass sie ein Kind erwartete, auf zu arbeiten. Sein Dienstwagen wurde ihm genauso angerechnet wie Prämien, Weihnachts- und Urlaubsgeld. Die Miete seiner Wohnung betrug damals 400 Euro. Ihm wäre fast gar nichts mehr geblieben.
Oliver zog zurück zu seiner Mutter. Ohne sie, sagt er, hätte er nicht noch studieren können und würde jetzt nicht da stehen, wo er steht. „Ohne meine Familie wäre ich untergegangen.“
Von der Ex kamen trotzdem nur Vorwürfe. Er würde dem Kind nichts schenken, obwohl er es nicht einmal sehen durfte. Vom Jugendamt fühlte sich Oliver damals komplett im Stich gelassen. „Die interessiert nur, ob man Unterhalt zahlt. Was das Umgangsrecht angeht, hat man mich komplett im Regen stehen lassen.“ Von seiner Ex darf er sich weiterhin Frechheiten gefallen lassen. So teilte sie ihm, die inzwischen einen neuen Partner kennen gelernt hatte, auch ganz ungeniert mit, dass sie erst in zwei Jahren heiraten würde, damit er noch so lange für sie Unterhalt zahle.
Sie heiratete schlussendlich trotzdem etwas früher. Kurz vor der Hochzeit stimmte Oliver der Adoption des Kindes zu, das er bis dahin nur zwei Mal gesehen hatte. Seine Begründung: „Ich wollte mich nicht dazwischen drängen. Er hat zu dem anderen ja Papa gesagt.“
Auch ihn frage ich, ob ihn all das verändert hätte. Er erzählt mir, dass das Gefühl der Wehrlosigkeit das Schlimmste wäre. Ein Jahr hatte er danach keinen Sex mehr. Acht Jahre nur Sex mit Kondom mit extra dicker Wand. „Ich war in einem richtigen Loch. Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder einer Frau vertrauen könnte.“ In Internetforen hätte er sich die Geschichten anderer Väter durchgelesen, die noch schlimmer dran waren. Das hätte ihm geholfen. Er selbst sei sehr behütet aufgewachsen, aber in der Zeit, wo es ihm so schlecht ging, war das Thema Familie für ihn abgehakt. Frauen hätte er nur für Sex gehabt. Erst jetzt hätte er die perfekte Partnerin gefunden, wie er selber sagt. Sie hätten sich jedoch dazu entschieden, keine Kinder zu bekommen. Dieses Jahr wollen sie heiraten. Von seinem Kind weiß sie nichts.
Erst die Trennung, dann die Privatinsolvenz
Vom umgekehrten Fall einer Adoption hat Henning zu berichten. 2003 lernte der mittlerweile 40-jährige Sachbearbeiter seine Exfrau, eine Verkäuferin, kennen und lieben. Bereits nach knapp einem Jahr Beziehung zogen sie zusammen. Sie brachte ein Kind aus einer früheren Beziehung mit. Mit dem Ex-Mann seiner damaligen Frau hätte es immer wieder Probleme bzgl. des Unterhalts gegeben. Auch wollte er das Kind nicht sehen. Henning baute in dieser Zeit eine enge Bindung zu dem damals kleinen Kind auf und so beschlossen er und seine Ex, dass er den Kleinen adoptieren sollte, sofern der Vater des Jungen zustimmt. Der stimmte zu und bereits 4 Monate nach der Heirat Ende 2005 adoptierte er den Jungen. Zusammen suchte man sich eine größere Wohnung und 2007 kam das gemeinsame Kind, ebenfalls ein Junge, auf die Welt.
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