Gleichberechtigung der Geschlechter zählt zu einem der obersten gesellschaftlichen Ziele. In vielen Bereichen ist dies für die Frau noch nicht gänzlich gegeben. Bei den eigenen Kindern ist es der Mann, der eklatant benachteiligt und zum bloßen Bittsteller degradiert wird.
Der Professor, der sein Kind nur im Beisein des Jugendamtes sehen durfte
Stefan ist Professor an einer deutschen Universität. Seine Tochter kam 1999 zur Welt. Mit der Mutter des Kindes, mit der er damals nur kurz zusammen war und die am anderen Ende von Deutschland lebte, hatte er abgemacht, dass sie die Pille nehmen wird, nachdem sie vorher eine Abtreibung hatte. Kurze Zeit später wurde sie dennoch wieder schwanger, weil sie die Pille, wie Stefan sagt, heimlich abgesetzt hatte und verlangte nun die Heirat, was Stefan ablehnte. Eine Zurückweisung, die zu einem bis heute andauernden Rachefeldzug der Mutter und deren Eltern gegen den Vater des eigenen Kindes führte und der Stefans Glauben in den Rechtsstaat, wie er selber sagt, verloren gehen ließ.
Was folgte, waren horrende Unterhaltsforderungen einer Frau, die nach Stefans Angaben nie wirklich selbst gearbeitet hatte und die dem Vater trotzdem jedes Umgangsrecht untersagen wollte. Das gemeinsame Sorgerecht verweigerte sie ihm schon bei der Geburt. Seitdem verhindert sie auch, dass er das Kind überhaupt zu Gesicht bekommt. Den monatlichen Unterhalt, der direkt an die Vormundskasse überwiesen wird, wie Stefan sagt, nimmt man dennoch gerne. Daneben gesellten sich zu den Schikanen das Umgangsrecht betreffend schnell auch Bestrebungen, die ganze Existenz des Uni-Professors zu zerstören. Der Staat tat nichts. Im Endeffekt wolle der nämlich nur, dass der Vater zahlt, erklärt Stefan.
Die Tochter, inzwischen 16 Jahre alt, hat er seit der letzten Gerichtsverhandlung 2010 nicht mehr gesehen. „Ich mochte dich nie.“ hieß es damals von der Zehnjährigen – das Ergebnis der jahrelangen Indoktrination der Mutter, die den Hass auf den Vater an das Kind weitergegeben hatte. Inzwischen wisse Stefan gar nichts mehr über das Leben seiner Tochter, die er insgesamt überhaupt nur 10-15 Mal in ihrem Leben und immer nur unter Aufsicht des Jugendamtes gesehen hatte. Nicht einmal, wo sie zur Schule gehe. Die Mutter würde penibel darauf achten, dass es keine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme gibt. Das potenzielle Facebookprofil der Tochter war kurze Zeit nach dem Versuch der Kontaktaufnahme gelöscht worden. Stefan sagt heute, dass das Thema Kinder für ihn abgehakt sei. Seit drei Jahren ist er verheiratet, aber sein Kampf um die Tochter, die Demütigung als anerkannter Professor sein Kind nur im Beisein des Jugendamtes sehen zu dürfen, haben Spuren hinterlassen. „Du bist wie Sisyphos, bis man zerbricht.“ sagt er mir. Der Mann, der nach vielen Jahren in den USA zurückkam, um in Deutschland eine Familie zu gründen, hat diesen Wunsch heute aufgegeben.
Irgendwann übernimmt man die Rolle des Schuldigen
Christian ist ein anderer Fall mit ähnlichem Ergebnis. Der 38-jährige Software-Berater und studierte Mathematiker lernte die Mutter seines Sohnes vor drei Jahren in einem Sporturlaub kennen. Für ihn war es nur ein Urlaubsflirt mit der damals 34-Jährigen. Dennoch stimmte er zu, sie noch einmal im Anschluss in Deutschland zu besuchen. Auch hier kam es zum Sex. Wieder betonte er vor ihr, dass mehr für ihn nicht infrage käme, was sie zunächst mit Enttäuschung hinnahm. Schnell hatte sie ihn trotz dessen zu einem weiteren Treffen unter der Prämisse, dass man doch „einfach Spaß miteinander haben könne“ eingeladen. Bei diesem Treffen kam es zum Sex ohne Verhütung, worüber sich Christian noch heute ärgert. Sie hätte gesagt, sie bekäme am folgenden Tag ihre Periode und dass sie einen zuverlässigen Zyklus hätte.
Bereits zweieinhalb Wochen später teilte sie ihm mit, dass sie mit ihm reden müsse. Sie sei schwanger. Für Christian, der eigentlich immer nur Kinder mit der richtigen Partnerin haben wollte, mit der er sich eine Familie aufbauen kann, brach eine Welt zusammen. Er versuchte, ihr klar zu machen, wie schwer es auch für alleinerziehende Mütter wäre und dass das nicht der geeignete Rahmen für ein Kind sei. Sie bekam das Kind trotzdem gegen seinen Willen, sagte ihm, dass sie nichts verlange, nur dass er Zeit mit seinem Sohn verbringe. Nach der Geburt zahlte er trotzdem, weil gesetzlich dazu verpflichtet, Kindesunterhalt und auch Unterhalt für sie. Christian sagt, dass ihr hätte vorher bewusst sein können, dass es zu finanziellen Engpässen kommt, wenn sie nicht mehr Vollzeit arbeitet. Dass der Staat diese aufgrund seiner Zahlungspflicht nicht ausgleichen würde, wäre auch klar gewesen. Aber wie bei so vielen Dingen hatte er auch hier das Gefühl, sie hätte nicht wirklich über die Konsequenzen nachgedacht.
Später machte sie dann ihn zum Schuldigen, warf ihm oft vor, dass er das Kind zu wenig besuchen würde. 600 km trennen die beiden damals wie heute. Mehr als alle paar Wochen schaffe er es nicht, sagt er. Zudem stelle er sich immer wieder die Frage, was das Richtige für das Kind sei. „Das Komische“, sagt Christian, „ist nämlich, dass man die Rolle des Schuldigen irgendwann auch ein Stück weit übernimmt, dass man Selbstzweifel entwickelt, die vorher nicht da waren.“ Mit der Mutter des Kindes käme er trotz der Tatsache, dass bis jetzt alles ohne Anwalt lief, schwer zurecht. Für ihn sei sie eher der irrationale Typ und irgendwie auch egoistisch. Im Endeffekt hatte sie das alles nicht zu Ende gedacht und mache ihn jetzt dafür verantwortlich, wenn das Kind den Vater vermisse. Welche Konsequenzen das für sein Leben und künftige Partnerschaften hat, war ihr von Anfang an egal. „Viele Frauen haben ein Problem damit, wenn der Mann schon ein Kind hat.“ Dazu kommt, dass Christian heute keine eigene Familie mehr will. „Wenn jetzt DIE Traumfrau kommen würde, vielleicht. Aber irgendwie brauche ich das nicht mehr.“
„Die Waffe der Männer ist das Geld. Die der Frauen das Kind“
David hingegen ist den Weg der Gründung einer neuen Familie gegangen. Zusammen mit seiner jetzigen Lebensgefährtin hat er zwei Söhne im Alter von anderthalb und dreieinhalb Jahren. Und dennoch ist auch sein Leben immer noch stark von den Problemen mit der erstgeborenen Tochter und dem Verhältnis zu seiner Exfrau geprägt. Wie bei fast allen Vätern, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe, gewährt er mir diesen Einblick jedoch erst gegen Ende unseres Gespräches. Es ist, als würde man insbesondere als Mann lieber cool und abgeklärt erscheinen, als wolle man das Ganze eigentlich eher nüchtern und sachlich betrachten wollen und allzu viel Emotionen lieber aussparen. Dementsprechend rational und sachlich schildert er mir seine Geschichte.
David ist 39 und Richter am Landgericht. Seine Exfrau lernte er 1999 kennen. 2007 folgte die standesamtliche, 2008 die kirchliche Trauung. Die gemeinsame Tochter kam 2009 zur Welt. Aber Davids Frau war unzufrieden. Vor allem beruflich. Während es bei ihrem Mann beruflich immer besser lief, arbeitete sie bereits vor der Geburt des Kindes in einem Job, der eigentlich nie dem entsprach, was sie wirklich machen wollte. Wenn das Kind größer war, wollte sie etwas anderes tun, selbstständig sein. Dennoch war sie diejenige, die zunächst zu Hause blieb. Bald wurde der Berufsalltag des Mannes idealisiert und so etwas wie Neid kam auf. David erklärt, es hätte keinen singulären Grund für die Trennung gegeben. Vielmehr waren es viele Kleinigkeiten und die generelle Unzufriedenheit.
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