Wie Facebook Nutzer täuscht und Reichweiten manipuliert

Facebook löscht ohne jedes Zutun von Abonnent und Abonniertem das Abo. Es greift bevormundend und ohne jede Veranlassung in die freiwillige Beziehung zweier Nutzer ein. Beide Profile existieren weiter, aber das Abo ist ohne eine Beendigung seitens einer der beiden Parteien entfallen.

© Justin Tallis/AFP/Getty Images

Um einer Person bei Facebook zu folgen, muss man nicht zwangsläufig mit ihr befreundet sein – abonnieren genügt. Man erhält dann die Postings, die der Abonnierte „öffentlich“, also nicht nur für seine „Freunde“ oder einen beliebigen anderen, beschränkten Empfängerkreis zugänglich macht. Bei mir hat sich die Zahl dieser Abonnenten in den letzten zwei Jahren sehr stark erhöht. Im Herbst 2015 war ich stolz, bald wohl die 1.000er-Grenze zu überschreiten. Im Sommer 2017 waren es dann über 24.000 Abonnenten, Tendenz weiter steigend. Bis die Zahlen dann im Herbst 2017 nicht weiter stiegen, sondern innerhalb von sechs Wochen massiv fielen und sich aktuell bei etwa 20.600 befinden. Legt man die früheren, kontinuierlichen Steigerungsraten zugrunde, gingen mindestens 5.000 Abonnenten verloren. Und zwar nicht, weil die Leute plötzlich genug von meinen Weisheiten hätten.

Würde das Unternehmen hier lediglich Fake-Profile löschen oder solche, die mißbräuchlich genutzt werden (Spam, Pornografie, Bots usw.), wäre das völlig legitim. Aber dies erklärt nicht den Verlust von 25% der Abonnenten, den auch andere Personen mit ähnlich hoher Zahl von Followern zu beklagen haben. Es waren keine 5.000 Fake-Profile unter den Abonnenten. Nicht annähernd.

Nächster Dämpfer für Maas
Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages: “Netzwerkdurchsetzungsgesetz verfassungswidrig”
Facebook lässt seit der Verabschiedung des verfassungswidrigen Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (Netz-DG) maschinelle Säuberungswellen durch das Netz laufen. Dies hat das Unternehmen selber eingeräumt. Im August zitierte die Bild-Zeitung eine Konzernsprecherin wie folgt: „Facebook bemüht sich seit Langem, sowohl die Erstellung gefälschter Accounts zu verhindern, als auch gefälschte Konten zu identifizieren und zu entfernen. Dank technischer Fortschritte können wir besser gegen manuell erstellte Fake-Profile vorgehen und nutzen neue Analysetechniken wie Machine Learning, um weitere Formen von Missbrauch zu erkennen und zu unterbinden.“

„Machine Learning“ als „neue Analysetechnik“ darstellen zu wollen, ist schon ein sehr gewagter Versuch, die maschinelle Löschung von Profilen in Massen als Errungenschaft verkaufen zu wollen. Aus Angst vor politischem Druck und den völlig unverhältnismässigen Strafdrohungen des Netz-DG (bis zu € 50 Mio drohen dem Unternehmen, aber auch seinen leitenden Angestellten, wenn man beim Löschen das Plansoll nicht erfüllt).

Netzwerkdurchsetzungsgesetz
Frontalangriff von Heiko Maas auf die Meinungsfreiheit korrigieren
Wenn ein Nutzer mit seinem Posting deutsches Recht verletzt, kann und muss Facebook dies sanktionieren. Mit Löschen des Beitrags, unterschiedlich langen Sperren oder sogar der endgültigen Löschung des Profils. Bei Rechtsbrüchen ist dies legitim. Gibt es diese Sanktionen hingegen bei rechtmäßigem Verhalten, verletzt Facebook deutsche Gesetze. Das häufig anzutreffende Gerede vom „Hausrecht“, als stünde Facebook über deutschen Gesetzen, ist Rechtsunsinn sui generis und dokumentiert ein beklagenswertes Unverständnis der Regeln eines Rechtsstaates.

Es ist mehr als nur vorstellbar, dass Facebook über seine Algorithmen auch politische Inhalte und deren Reichweite steuert („Edgeranking“) und damit die Meinungsbildung manipuliert. In den USA wurden Manipulationen des Newsfeeds zu Lasten konservativer Positionen schon nachgewiesen Das Instrument des sog. „Shadowbanning“ ist perfide und sollte verboten werden. Hierbei bleibt ein Inhalt nur für den Verfasser und seine Freunde sichtbar, wird aber für den Rest der Nutzer unsichtbar, also faktisch gelöscht, ohne dass der Verfasser dies erkennen kann. Auch Justizminster Maas hat sich schon dieser Methode bedient. Und zwar ausgerechnet am Tag der Pressefreiheit und ausgerechnet gegen mich.

Vernichtend
Ohrfeige der Vereinten Nationen für Maas’ Zensurgesetz
Jetzt erreicht der hinterhältige Eingriff in den angeblich freien Marktplatz der Meinungen allerdings eine völlig neue Dimension. Facebook löscht ohne jedes Zutun von Abonnent und Abonniertem das Abo. Es greift bevormundend und ohne jede Veranlassung in die freiwillige Beziehung zweier Nutzer ein. Beide Profile existieren weiter, aber das Abo ist ohne eine Beendigung seitens einer der beiden Parteien entfallen. Ich kann dies für mein eigenes Profil und eine Reihe von weiteren Profilen belegen. Teilweise wiederholt sich dieser Eingriff mehrfach. Mit diesem Tun wird das gesamte Grundprinzip von Facebook, dass sich Menschen auf aller Welt freiwillig miteinander vernetzen und austauschen können, auf groteske Weise ad absurdum geführt. Nimmt dies kein Ende, ist dies das Ende von Facebook, wie wir es kannten und (meistens) schätzten. Nicht für jedes infame Fehlverhalten sind Justizminister Maas und sein Gesetz oder das häufig bemühte „technische Versehen“ verantwortlich. Oft ist es auch das allenfalls mittelmäßig gemanagte Unternehmen selbst.

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Kommentare ( 19 )

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markmunich
6 Jahre her

Ist mir schon klar. Dennoch gilt: Alles (Leid) hat ein Ende. Und letztlich wird sich eine, wenn vielleicht auch wesentlich verkleinerte, Generation, neue Bahnen suchen bzw. sich vorgen. Manipulation u. Kontrolle wieder zu entledigen wissen. Morbides ( o. gar böses) kann auf Dauer NICHT in sich selbst bestehen. Vernunft, Freiheit u. l.b.n.l. die Liebe SCHON !!

markmunich
6 Jahre her

An Redaktion: Bitte meinen gestrigen Kommentar an Illusionslos entfernen bzw. nicht veröffentlichen. (Ergibt bei diesem Thema keinen Sinn) Danke!

Nomsm
6 Jahre her

„Maschinelle Lernen“ – die Sch**se glaubt doch keiner. Es wird manuell gelöscht und manipuliert.
Einfach mal die Kongressanhörung der Justiziare der sozialen Netzwerke anschauen.

gymmat
6 Jahre her

Sie kommen ausdrücklich mit, wenn es ‚los geht… ?

hasenfurz
6 Jahre her
Antworten an  gymmat

Hier, bitte im Hasenwald dann auch Bescheid sagen!

Ansonsten noch der Hinweis auf junge Leute wie Jordan Sather. Die rocken das Ding gegen die Kabale, und davon sind noch viel mehr „unterwegs“, das geschieht in der letzten Zeit in Scharen durch besondere Hilfe. Der Wind dreht sich…

gymmat
6 Jahre her

Lieber Herr Steinhöfel. Ich frag jetzt mal eine wahrscheinlich ganz dumme Frage: Muss man für Facebook eigentlich eine Gebühr entrichten? Ist Facebook also nicht wirklich so etwas wie die die kostenlose Wochenzeitung? OK, man muss bei Facebook wahrscheinlich immer mal wieder die AGB’s neu zeichnen, aber welchen SCHADEN hat man dann dennoch, wenn der Account gesperrt wird, ausser dass sämtliche Abonnenten abhanden kommen? Also nochmal anders gefragt: Kann man mit Facebook Geld verdienen? Ohne Antwort von Ihnen weiss ich aber schon noch um die ‚Mühe‘ von solchen Leuten, die all ihre Bilder etc. teilen wollen. Aber ist Facebook nicht eine… Mehr

gymmat
6 Jahre her

Oder das sehr späte Einstellen von Kommentaren seiner User, wenn dann auch noch DANACH bereits andere Kommentatoren ‚Einzug‘ in die Diskussion halten, welche allerdings viel später kommentiert hatten.
Scheinbar sind dann die ‚frühen‘ Kommentare völlig ohne Sinn.

Montgelas
6 Jahre her

FDP-Avatar… +++ you made my day, thanks!!!!

Martin Venator
6 Jahre her

Hier ist langsam aber sicher eine Gesetzesreform oder ein Grundsatzurteil notwendig. Denn auch das „Hausrecht“, womit aktuell diese diffusen Zensur- und Einflusßnahmestrategien begründet werden, ist fraglich an dem Punkt, an dem eine Plattform eine ernstzunehmende gesellschaftliche Relevanz besitzen. Bei Facebook und Twitter ist diese Relevanz zweifelsohne gegeben. Insofern wäre es nur logisch, daß ein soziales Netzwerk ab einer bestimmten Größe eben kein „Hausrecht“ mehr anwenden darf, sondern einzig und allein den staatlichen Gesetzen verpflichtet ist. Falls ein Netzwerk wie Facebook in seiner Löschpolitik von der geltenden Gesetzgebung abweicht, ist das ja nichts anderes als politisches Engagement. Ein politische Akteur allerdings,… Mehr

Ru Runner
6 Jahre her

Diesem Hallodri wurde es leider im Wahlkampf viel zu leicht gemacht. Merkel wurde ausgebuht, aber viel effektiver wäre es gewesen, diesen Dampfplauderer während seines Wahlkampfes zu begleiten und mal ein paar „Zwschischenfragen“ zu stellen. Lindner wird immer so gerne von der Springerpresse als „grandioser Rhetoriker“ gefeiert, dabei ist dieser Leichtmatrose so klein mit Hut, würde man ihn mal richtig anpacken. Man sieht es ja im Steinhöffel – Interview. Ich persönlich hätte diesen Clown ja gerne mal gefragt, wie denn das damals genau mit seiner „Wehrdienstverweigerung“ abgelaufen ist, und warum er kurze Zeit später dann unter Möllemann Reserveoffizier wurde.

Ru Runner
6 Jahre her

Facebook ist schon eine komische Geschichte. Wenn ich z.B. im Urlaub bin und abends ein Restaurant suche, kann ich mal ins Facebook schauen, was es so gibt. Da werden mir dann ganz viele „offizielle“ Seiten angezeigt, also Seiten die das Restaurant bezahlt. Und durch Zufall gibt es dann auch inoffizielle Seiten, da stellen dann z.B. Besucher Infos über das Restaurant rein, wie Fotos, Kritiken usw. Auf die hat der Besitzer nicht ohne weiteres Zugriff. Als Kunde ist zweiteres natürlich viel interessanter, die offizielle Seite ist ja nur Werbung und eigentlich nicht im Sinne einer „Social Media“. Trotzdem lassen es sich… Mehr