Weniger Polizisten und mehr Sozialarbeiter – ein merkwürdiges Rezept

Innenminister Schröter (SPD): „Nach Cottbus sollen keine weiteren Flüchtlinge geschickt werden, da die Stadt in den Vorjahren weit über das Kontingent hinaus Solidarität gezeigt habe“. Und dann der Nebensatz: „Der Familiennachzug sei davon unberührt.“

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Symbolbild

Nach jedem gesellschaftlich unerwünschten Vorfall sehen wir einen drastischen Anstieg neuer Arbeitsgruppen, Statements von den immer gleichen Fachleuten, mitunter sind einige echte dabei, bunten Initiativen, Alibi- Workshops und „kreativen“ Verwaltungsaufgaben. Dabei gewinnt der indianische Spruch: „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab“ schnell eine neue Bedeutung.  Zum Beispiel bei der Problembewältigung zwischen „Geflüchteten“ und alteingesessenen Einwohnern der zweitgrößten Stadt in Brandenburg.

Die Landesregierung hat nach den wiederholten Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Zugewanderten getagt, um nicht den „Wutmenschen“ das Feld zu überlassen. Eine kolportierende Begrifflichkeit des RBB, die mich auch an die „besorgten Bürger“, das Dunkeldeutschland“ des damaligen Bundespräsidenten Gauck, den weit verbreiteten Sachsenhass und Sigmar Gabriels Pack erinnert. Regel Nr. 1: „Gib dem Pferd einen neuen Namen und es reitet sich wieder.“

All diesen Bezeichnungen ist dabei gemein, dass man Menschen durch eine starke Pathologisierung im Verhaltensbereich stigmatisieren möchte und klar macht: Wir kommunizieren nicht auf Augenhöhe. Dem Gegner wird dabei die Fähigkeit abgesprochen, seine Argumente durchdacht vorzutragen, da er ja durch „Hass“ u.a. starke „Emotionen“ keine realistische Wahrnehmung mehr besitze. Damit stehe er außerhalb des bürgerlichen Diskussionsgegenstandes und müsse deshalb hiervon ausgeschlossen werden.

Ähnlich verhält es sich beim Mobbing, wenn man ein „schwarzes Schaf“ fertigmachen will. Ergebnis ist immer, entweder der Unterlegene gibt auf oder der Konflikt eskaliert und läuft aus dem Ruder, wenn nicht bald wieder Vernunft einkehrt. Von Letzterem ist derzeit nicht auszugehen, eher legt das Pferd sich einen Heuvorrat an. Während sich beim Mobbing viele Mitglieder eines Teams auf einen einzelnen stürzen, werden in Cottbus Bewohner ganzer Landstriche unter einen Generalverdacht gestellt. Manche Presseberichte lesen sich wie eine Frontberichterstattung live aus dem Schützengraben. Regel Nr. 2: „Damit das Pferd vielleicht doch nicht tot ist, besorgt man eine stärkere Peitsche“. Es bringt einfach nichts, Menschen zu beschimpfen, es sei denn, man will eine Krise erzeugen.

Innenminister Schröter (SPD): „Nach Cottbus sollen keine weiteren Flüchtlinge geschickt werden, da die Stadt in den Vorjahren weit über das Kontingent hinaus Solidarität gezeigt habe“. Und dann kommt ein kleiner Nebensatz: „Der Familiennachzug sei davon unberührt.“ – der allerdings den Hauptsatz in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt. Die Negation der Negation. Regel Nr. 3: „Man kauft Leute von außerhalb ein, damit sie das tote weiter Pferd reiten.“

Cottbus erhält also entgegen verschwurbelter Aussagen weitere Flüchtlinge in Form des Familiennachzugs. Da man aber nicht immer die genaue Identität von vielen der Zugewanderten kennt, wird man auch nicht genau wissen, wer alles zur „Familie“ zählt. Regel Nr. 4: „Man ändert die Kriterien, die festlegen, wann ein Pferd tot ist.“ Das Zauberwort heißt „Familiennachzug“ und wird wie warme Semmeln als Allheilmittel gegen die Kriminalität junger Männer angepriesen. Ein Glaube, der keine Berge versetzt, sondern höchstens Gräben vertieft. Der Haus- und Hof-Kriminologe der SPD, Prof. Pfeiffer hat mit seiner Studienempfehlung den Sozialdemokraten die erwartete politische Steilvorlage gegeben. Regel Nr. 5: „Man macht eine Studie, um zu sehen, ob das Pferd wirklich tot ist.“

Aber auch die Sozialministerin Golze (Linke) hat weitere Gaben inpetto. Es gibt 320 neue Migrationssozialarbeiter. Davon soll es „kurzfristig“ 30 bis 40 neue allein für die Stadt Cottbus geben. Aus welcher Puppenkiste die dafür geeigneten Fachkräfte hervorgezaubert werden, bleibt unerwähnt. Bisher gab es insgesamt 240 Stellen, diese werden kräftig aufgerüstet. Regel Nr. 6: „Man schirrt mehrere tote Pferde zusammen an, damit sie schneller werden.“

Ob die neuen Mitarbeiter mit Mont-Blanc-Luxusfederhalter angelockt werden, ist nicht bekannt. Selbstverständlich würde es sich hier um „keinen Aktionismus handeln“, so Diana Golze. Geld scheint jedenfalls ausreichend vorhanden, wenn es um die Integration von „Geflüchteten“ geht. Es werden noch einmal 16 Millionen Euro locker gemacht. Regel Nr. 7: „Man richtet eine neue Kostenstelle für tote Pferde ein.“

Verwunderlich hingegen, dass diese Sozialarbeiter offensichtlich nur für „Schutzsuchende“ zur Verfügung stehen sollen.

Eine Stadt in Aufruhr
Cottbus: Gewaltausbruch im Schmelztiegel
Nicht ganz so großzügig ging man dabei mit der eigenen Polizei um. Die sogenannte Polizeistrukturreform 2011 war ein massives Stellenabbauprogramm. Das betraf auch die Präventionsstellen in der Polizei, die deutlich reduziert wurden. Ich kann mich noch gut an eine Veranstaltung in Cottbus erinnern, als ein hoher Beamter den verblüfften Professoren u.a. Zuhörern erklären wollte, warum es „gut und richtig“ sei, die Stellen in der polizeilichen Prävention stark zu verringern. Die Polizei krankt immer noch an der damaligen Fehlentscheidung, allen Warnungen von Fachleuten und Sicherheitsexperten zum Trotz. Von den neu eingestellten Studenten und Auszubildenden gehen 20-30 Prozent verloren. Die Fluktuation ausgebildeter Polizeibeamter ist zudem erheblich. Fazit: nach wie vor herrscht Personalrückgang, hoher Krankenstand, hohes Durchschnittsalter, viele altersbedingte Pensionierungen. Das federt auch in den nächsten Jahren der „Stellenaufwuchs“ nicht ab; bei der Polizei werden die verfügbaren Beamten immer knapper. Sobald man ein Loch gestopft hat, wird an anderer Stelle ein neues aufgerissen. Regel Nr. 8: Man erklärt: „Kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht noch reiten könnte!“

Auch in der Brandenburger Justiz sieht es dunkeldeutsch aus. Einige Verfahren drohen zu verjähren, die Richterstellen sind chronisch unterbesetzt, ein vorhandener Aktenstau ohne Gleichen. Selbst der treue RBB berichtet kritisch. Im Strafvollzug ist jeder Bedienstete durchschnittlich 55 Tage im Jahr erkrankt, allein diese Zahl sagt über die vorherrschenden Zustände einiges aus.

Der Fraktionsvorsitzende der Brandenburger SPD fordert dagegen nicht nur „ein härteres Vorgehen gegen kriminelle Gewalttäter“ sondern sogar, „dass die Reaktion auf diese Taten schneller und konsequenter erfolgen soll(t)en“. Darüber möchte er gern einmal sprechen. Populistisch sind bekanntich immer die Anderen. Es ist einfach kein Personal mehr vorhanden, um diese edlen Wünsche realisieren zu können. Die SPD hat dafür gesorgt. Regel Nr. 9: „Man bildet einen Stuhlkreis, um zu analysieren, was mit dem toten Pferd los ist.“

Bestenfalls bewirken die hier angeführten „Strategien“ die Produktion weiterer Erfolgsmeldungen, Hochglanzprojekte und Sonntagsreden. Bei der Meldung „Wir schaffen das!“ war das Pferd bereits tot, bevor es lostraben konnte. „Nun sind sie halt da“ und werden bleiben. Wehe dem, die Steuereinnahmen hören auf zu sprudeln und Verteilungskämpfe stehen an, dann kann es auch die Polizei nicht mehr richten. Dann gilt eine völlig andere Regel: Erst kommt das Fressen, dann die Moral, das Gesetz der Straße.

Eine Leserzuschrift zu den hier aufgeführten Regeln halte ich für besonders originell:

„Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, wache auf.“


Steffen Meltzer, Buchautor vonSo schützen Sie Ihr Kind! Polizeitrainer vermittelt Verhaltensrichtlinien zur Gewaltabwehr“ und „Ratgeber Gefahrenabwehr: Wie Sie Gewalt- und Alltagskriminalität in der Gesellschaft begegnen“.

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Kommentare ( 74 )

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Hugo Licht
6 Jahre her

Das Konzept der Linken gegen Kriminalität heißt weniger Polizei. Diese kann dann Straftaten erst gar nicht erfassen und ergo sinkt die Kriminalität. Super Rezept.

Jens Stein
6 Jahre her
Antworten an  Hugo Licht

Die Darstellung einer Statistik darf auch objektiv sein ausschließlich im Sinne des Autors – Bestandteil des kleinen Handbuches für politische Propaganda.

Fuchs Christian
6 Jahre her
Antworten an  Hugo Licht

Nein geht auch in Bayern CSU: Ich habe bei der örtlichen Polizeiwache wegen eines Einbruchsversuchs angerufen, der Polizist hat mit mir dann zum diskutieren angefangen ob das denn sein kann, ob das nicht Nachbarn gewesen sein könnten (?) die über das eingezäunte Grundstück abkürzen wollten.. , nachdem er die Anzeige telefonisch nicht abwiegeln konnte hat er mich auf die Wache bestellt, in der Wache mindestens 3 Polizisten im Vorraum, sonst niemand außer mir, ca 30 Minuten auf einem Stuhl warten lassen, danach nochmals die Frage ob ich eine Anzeige stellen möchte. Nachdem die Anzeige endlich aufgenommen wurde bekam ich 3… Mehr

Ostfale
6 Jahre her

Zitat: „Wehe dem, die Steuereinnahmen hören auf zu sprudeln und Verteilungskämpfe stehen an, dann kann es auch die Polizei nicht mehr richten. Dann gilt eine völlig andere Regel: Erst kommt das Fressen, dann die Moral, das Gesetz der Straße.“
So wird es kommen, so sicher wie das Amen in der Kirche. Und es ist auch ziemlich sicher voraus zu sagen, wer dieses Gesetz der Straße für sich durchsetzen wird.

Katrin
6 Jahre her

Es gibt sehr viele Straftaten, über die nicht berichtet wird Wenn eines Tages die Sozialhilfe nicht mehr ausgezahlt wird, was passiert dann ? Die neu -Bürger werden zu den alt-Bürgern gehen und alles von denen holen, weil „Ihr habt uns doch nach Deutschland geholt “ Ich habe mal ein Bericht über Südafrika gelesen. Die Leute, die bis dahin auf dem Lande gehalten wurden , kamen in die Stadt und haben nach und nach Bürogebäuden und Häuser besetzt.. Die Angestellten haben Polizei angerufen Die Polizei meldete “ bei uns auf der Polizeistation sind auch welche und haben vor hier zu übernachten… Mehr

Jens Stein
6 Jahre her
Antworten an  Katrin

Die weißen Farmer werden seit der Machtübernahme des ANC mehr und mehr umgebracht und ihrer Mitspracherechte beraubt. Da wurde gemordet unter den Augen der Jusitz, das es einem die Sprache verschlägt.

Casa Done
6 Jahre her

Wenn´s nicht so traurig wäre, wär´s zum Lachen!

Feinbein
6 Jahre her

Dieses Konzept ist doch verständlich.Bei der deutschen Bevölkerung sinkt die Kriminalität und bei den Migranten ,in welcher Generation auch immer,beruhen Probleme doch nur auf mangelnden Integrationshilfen oder zu wenig Geld und Wohnraum für Migranten, die meist noch übel traumatisiert sind.Ein mehr an Polizei könnte diese Migranten vielleicht verschrecken….vollkommen kontraproduktiv.Natürlich sind meine Ausführungen nicht ernst gemeint!

H.H.
6 Jahre her
Antworten an  Feinbein

Sogar in der SZ stand (=Eingeständnis?) dass sich die Zahlen bzgl. Asylantenkriminalität exponentiell entwickeln. Dann sollte man bzgl. jeder dieser Zahlen wissen :

k = heutige-Zahl : letztjährige-Zahl.
Dann ist Zahl-kommendes-Jahr = heutige-Zahl · k
(sowie Zahl-in-2-Jahren = heutige-Zahl ·k·k

Über diese die Zukunft betreffenden Zahlen sollte man sich wahrlich ernsthaft Gedanken machen. Sie sind zum fürchten !

wusstenix
6 Jahre her

Gefährliche Gleichsetzung von kritischen Bürgern mit NS-Anhängern bzw. Nazis Der letzte Beitrag in der gestrigen Panorama-Ausgabe war ein Bericht über eine ungewöhnliche Ursachenforschung zur Entstehung der NS-Anhängerschaft in den 30er-Jahren. Es wurden Zitate von NS-Anhängern zu ihren Beweggründen vorgelesen, sich der Partei anzuschließen. Daten/Aussagen, die über ein „Preisausschreiben“ erhoben wurden. Grundsätzlich als Bericht über den Forschungsansatz und die Ergebnisse o.k. und nicht uninteressant. Erschreckend aber ist die In-Bezug-Setzung zur heutigen Zeit – einige der Zitate könnten auch auch einfach nur neutrale kritische Aussagen aus jeder Epoche sein – und die quasi-Gleichsetzung kritisch hinterfragender Bürger in der heutigen Zeit mit den… Mehr

Gabriele Kremmel
6 Jahre her

Sehr guter Artikel, nur eine kleine Richtigstellung möchte ich anmerken:
Regel Nr. 5: „Man macht eine Studie, um zu sehen, ob das Pferd wirklich tot ist“ muss korrekterweise heißen: „Man macht eine Studie, um zu zeigen, dass das Pferd gar nicht tot sein kann“.

Nachtwind
6 Jahre her

Ich wage gar nicht daran zu denken, was passiert, wenn hier mal wieder der Abschwung kommt. Und er kommt, so sicher wie das Amen in der Kirche! Wenn die Steuermilliarden nicht mehr so üppig sprudeln, wenn es wieder mehr Arbeitslose gibt. Wenn auch der Letzte begreift, wie sehr wir angelogen wurden.Denn dann wird es erst unruhig werden. Wenn es hier schon jetzt so gärt, dann Gnade uns Gott!

Feinbein
6 Jahre her
Antworten an  Nachtwind

Oder wenn die Zinsen um 2 oder 3 Prozent steigen.Bei 2 Billionen Schulden sind dies schnell 40 bis 60 Milliarden Mehrbelastung.Nicht zu vergessen das Geld für Griechenland, denen ja Zinsen bis 2040 oder noch länger gestundet werden.Wenn dann noch die Arbeitslosenzahl ansteigt und/oder der Export ein bißchen einbricht….

Ali
6 Jahre her

Nun der Lösungsansatz, weniger Polizei mehr Sozis, Pardon mehr Sozialarbeiter dürfte in spätestens ein bis zwei Jahren beendet sein. Wenn von dieser „Berufs“Gruppe auch erst genug unter den zahllosen Opfern ihrer eigenen Schutzsuchenden sind wie jetzt bereits der normale Bürger auf der Straße, wird diese Strategie der (linken) Politik mit Sozialarbeitern zerplatzen wie Seifenblasen. …

Hamburger76
6 Jahre her

Achso … eine Sache noch. Fand ich interessant:
Die Schweiz hat laut Statista.com 2017 übrigens 18.511 Polizisten gehabt auf 8,4 Millionen Einwohner. Macht einen auf 454 Einwohner. Wir hatten 2012 rund 244.000 Polizisten. Rechnen wir mal für 2017 mit 240.000 auf 80 Millionen Einwohner. Macht einen auf 333 Einwohner.