Nein, „Corona“ und die Unfähigkeit der Herrschenden, damit umzugehen, schreckt unsere Unternehmer nicht. Sie haben viel wichtigere Probleme, nur eine Priorität: nicht zu versäumen, schnell genug auf den Anti-Rassismus-Zug zu springen.
Die deutsche Wirtschaft ist alarmiert. Nein, nicht wegen Pleitewelle, Umsatzeinbruch oder fehlendem Export, nicht wegen der drohenden Arbeitslosigkeit für tausende Mitarbeiter und der Katastrophe für deren Familien. Noch nicht einmal, weil die „Verlorene Generation“ (Kinderhilfswerk) „wegen Corona“ nicht mehr über nötige Bildung für die Ausbildung verfügt. Nein, „Corona“ und die Unfähigkeit der Herrschenden, damit umzugehen, schreckt unsere Unternehmer nicht. Sie haben viel wichtigere Probleme, nur eine Priorität: nicht zu versäumen, schnell genug auf den Anti-Rassismus-Zug zu springen. Denn wer zu spät kommt, den bestraft (angeblich) der Kunde.
Jetzt kündigt die Heilbronner Traditionsfirma Knorr (inzwischen zum Unilever-Konzern gehörig) an, ihre legendäre Zigeunersauce umzubenennen. Dass das deutsche Unternehmertum vor solchem Kinderkram auf die Knie geht, ist nur noch mit der Greta-Hysterie zu vergleichen. Die schwedische Schulschwänzerin wurde kurzfristig (!) zur Ikone, und gestandene Staatenlenker sanken vor ihr in Ehrfurcht auf die Knie und bettelten wie Groupies um Selfies. Einzig der unerschrockene Trump ließ sich nicht beirren und twitterte treffend: „Sie sieht ja soooo glücklich aus!“ Bischöfe ernannten sie zur Prophetin und verglichen sie mit Vater, Sohn und Heiligem Geist. Das passt zu der „Gott ist tot“-Theologie der Event-Kirchen: Von Greta hört man auch nichts mehr, von ihren Schul-mitschwänzenden Jüngerscharen noch weniger.
Da bin ich aber froh, dass mein Appell nicht ganz umsonst war: 2014 veröffentlichte ich das nun wieder tagesaktuelle Buch „Rettet das Zigeunerschnitzel“. Der Stern adelte es sogar zu einer Titelgeschichte und interviewte eine bekennende Romni aus dem EU-Parlament. Die sicher völlig unerwartete Antwort der Menschenrechtsaktivistin war eine echte Überraschung. Sie wurde zum Titel: „Behaltet doch euer Zigeunerschnitzel!“. Die Ungarin Livia Jaroka zum Stern: „Die Debatte in Deutschland ist verrückt, die Bezeichnung unproblematisch.“ Und jetzt muss ausgerechnet ihr Heimatland herhalten, um der würzigen Knorr-Sauce einen „Namen ohne Beigeschmack“ zu geben: Paprikasauce ungarischer Art. Wann schreien eigentlich die Hamburger, Berliner, Wiener, Leipziger, Frankfurter, Amerikaner usw auf?! Oder die Bürger_*innen von Kassel, die es sogar geräuchert gibt ….
Noch flotter als Knorr handelte der Mars-Konzern. Der beliebte Uncle Ben‘s Reis bekommt per sofort einen neuen Namen, „weil er an das Trauma der Sklaverei erinnert.“ Sorry, mich als Preuße erinnert eher das Leipziger Allerlei an das Trauma der Völkerschlacht von 1813, wo „wir“ zwar gegen Napoleon siegten, es aber über 90.000 tote Soldaten gab. Nein, meine lieben PC-Unternehmer: Eure Werbung hat aus mir keinen Rassisten gemacht. Ganz Im Gegenteil: Ich fand die Werbespots mit Onkel Ben immer sympathisch. Was ich jedoch unsympathisch finde, dass Ihr Euch über angeblich rassistische Namen Sorgen macht, aber nicht über meine Gesundheit und die Qualität Eures Produktes. Euch ist das Etikett wichtiger als der Inhalt.
Mitten in diesem Umbennnungs-Irrsinn gab es nämlich am 30. Juli eine dramatische Rückrufaktion: Der „Uncle Ben‘s Express-Naturreis Basmati“ enthalte Glassplitter. Klar, die Firma hatte an anderer Front zu kämpfen und für solche Produktions-Lappalien keine Zeit. Hauptsache das Splitter-Produkt ist nicht mehr rassistisch.
Nach SPD-Hannover folgte CSU-Augsburg mit einer „Arbeitshilfe für die Verwendung geschlechtersensibler Sprache.“ Die neuen Prioritäten der CSU lauten zum Beispiel: Statt Mütterberatung jetzt Elternberatung, zu der dann wohl Elter 1 oder/und Elter 2 erscheinen dürfen. Oder der Teamleiter wird zur Teamleitung, was ja auch viel persönlicher, also sensibler ist. Und jetzt mal im Galopp die Drei-Mohren opfern, bar jeglicher Ahnung, woher der Name der vielen Drei-Mohren-Apotheken und -Hotels und -Gaststätten eigentlich stammt. Zuviel Bildung schadet nur. Und Fakten dürfen den Fake nicht stören. Jetzt heißt es „Maximilian‘s“. Hoffentlich war der Herr Maximilian kein Rassist oder Antisemit wie jener Herr Glinka, nach dem man den Berliner U-Bahnhof Mohrenstraße benennen wollte.
Die Reaktion der ehemaligen Gäste des Luxushotels: Es gibt einen Run auf Erinnerungsstücke, oder besser gesagt: auf alles, worauf Drei Mohren steht, von der Streichholzschachtel bis zur Suppenterrine. Meine Güte: alles Rassisten! Was für Gäste hatten die! Ich alter weißer Mann sollte dort am 24. Februar um 11 Uhr einen Vortrag halten. Gut, dass der „wegen Corona“ ausgefallen ist. Das Meinungsforschungsinstitut Civey machte, aufgehängt an Augsburgs Drei Mohren, letzte Woche eine repräsentative Umfrage: Sollen Betriebe und Produkte mit rassistisch wahrgenommenen Namen umbenannt werden? Nein, so 72,1 Prozent der Befragten. Nur 18,1 dafür. Da passt die Analyse von Jan Fleischhauer im Focus: „So ist das mit Sekten. Wer sich auf ihre Gedankenwelt einlässt, ist auch mit dabei, wenn die Abzweigung ins Fundamentalistische genommen wird. Mit einem Appell an die Vernunft oder gutem Zureden ist hier nichts mehr auszurichten ….. Über ihre Sympathisanten in den Medien wird sie (die Anti-Rassismus-Bewegung) so in jedem Fall nicht hinauskommen.“
Ganz ohne diese Umfrage reagieren wirklich Betroffene übrigens gelassen wie jene „Zigeunerin“ aus dem EU-Parlament. Ein Jahr nach Erscheinen meines Buches „Rettet das Zigeunerschnitzel“ (und auch den Mohrenkopf) nannte der Koch Andrew Onuegbu, aus Nigeria stammend, sein Kieler Restaurant „Zum Mohrenkopf“. Er wurde zum Titel des Süddeutsche Zeitung Magazins und sagte den Kollegen selbstbewußt: „Ich bin Mohr. Ich stehe zu meiner schwarzen Hautfarbe.“ Der Name sei Ausdruck seiner eigenen Einstellung: „Wir Schwarze sind ganz gelassen.“
Und dann, schönen Gruß nach Augsburg:„Der Mohr stand im Mittelalter als Auszeichnung für gute Küche.“ Daran wolle er anknüpfen. So auch der „Treffpunkt Berlin“ neben dem ZDF-Gebäude mit ur-deutscher Küche. Dort bestellt man schon deshalb gerne den „Mohr im Hemd“, weil man dann den Koch sehen kann: Ein selbstbewußter, fröhlicher Schwarzer, der dieses schmackhafte Gericht mit strahlendem Gesicht selbst serviert.
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Mir erschließt sich der Sinn nicht ganz. Sollen hier im Nachgang zu den Nazis die „Zigeuner“ komplett ausgelöscht werden? Die gibt es doch gar nicht mehr, sind doch alle „Sinti und Roma“.
Rassismus gegen Mohren, Zigeuner, etc. – offensichtlich ein gravierendes Alltagsproblem in Deutschland.
Im „Tagesspiegel“ vom 7. Juni 2020 gab es die Frage, ob es irgendwann auch einen
„Rassismus gegen Weiße“
geben könnte.
Es gab dort den Satz:
„Auch weiße Menschen können (…) in äußerst schlechte Lebensbedingungen hineingeboren werden. Selbstverständlich können sie unter Mobbing leiden und von struktureller Diskriminierung wie Antisemitismus, Sexismus, Homophobie oder sozialer Ausgrenzung betroffen sein.“
Ein Nachbar fragte gestern:
Muss dann auch die „Weiße Soße – Sauche Béchamel“ der Marke „Bon Chef“ umbenannt werden??
Eines ist sicher: Was heute dank Umbenennung als „politisch korrekt“ gilt, muß morgen schon wieder geändert werden. Denn die Tatsache der Verschiedenheit der Menschen läßt sich durch Sprachreinigung ja nicht aus der Welt schaffen. Es gibt Männer und Frauen, Schwarze und Weiße, Dumme und Kluge, Schöne und Häßliche… und wird sie immer geben
Was ich bis heute nicht verstehe: Woher dieser Haß auf die und die Angst vor der Vielfalt? Wo doch sonst „Buntheit“ gefragt ist…
Wenn jetzt immer über Sinti und Roma, statt über Zigeuner gesprochen wird, dann werden die Unterschiede dieser Volksgruppe betont. Ein Sinti ist kein Roma und umgekehrt, aber beide gehören dem „fahrenden Volk“ der Zigeuner an. Unterschiedliche Stämme können durchaus zu einem gemeinsamen Volk gehören.
Unilever unterstützt übrigens die Amadeo-Antonio-Stasi-Stiftung durch Spenden. Deren Produkte sollte man ohnehin nur dann kaufen, wenn die Alternativen richtig wehtun.
„Unilever unterstützt übrigens die Amadeo-Antonio-Stasi-Stiftung“
Danke für den Hinweis!
Bismarck steht an, vom Sockel geholt zu werden. Der Hering wird ihm folgen (müssen).
„Get woke, go broke…“
In den USA gehen inzwischen ganze Städte an der „wokeness“ zugrunde: New York, San Franzisco. Und wer dort als Unternehmen „woke“ wird, verliert sofort massiv Kunden.
Teilweise bis zur Pleite. Weil die Kunden ja wissen, daß Qualität ab sofort keine Rolle mehr spielen wird; statt dessen gibt es oben drein noch politische Belästigung. Wer das Produkt dennoch haben will, plündert sowieso und kann wg. der wokeness nicht mehr bestraft werden.
Eine Todesspirale.
Neuesten Berichten zufolge soll der Zigeunerbaron von Johann Strauß umbenannt werden in der „Paprikabaron Ungarischer Art“…
Gestern Abend ein Stück von Shakespeare gesehen: Der Mohr von Venidig. Danach essen im Gasthaus Mohren. Gab Zigeunerbraten zum Dessert Mohr im Schlafrock. Vor dem Zubettgehen noch etwas Brahms gehört; die Zigeunerweisen. Heute Abend gibt es den Zigeunerbaron. Freu mich drauf.
Oh man(n), da müssen Sie dann aber mal so was von Nazi sein (Sark off)
Man mag u. kann es zum Teil wirklich kaum noch glauben was in diesem Land abgeht und was für Idioten selbst bis in die Führungen der Großfirmen u. Konzern zu finden sind.
Dringend entsorgt werden müssen auch zum Beispiel die „Zigeunerlieder“ von Brahms, die „Zigeunerweisen“ von Sarasate und andere rassistische Kompositionen.
Ich zitier mal Adenauer: „Ist es nicht schrecklich, daß der menschlichen Klugheit so enge Grenzen gesetzt sind und der menschlichen Dummheit überhaupt keine?“