Über dunkle Kanäle landet Kriegsgerät bei Extremisten und Kriminellen

Deutschland liefert Waffen ins Ausland im Wert von 8,3 Milliarden Euro, davon 2,2 Milliarden an die Ukraine. Doch nicht alle auch von anderen Ländern gelieferten Waffen landen bei der ukrainischen Armee. Medien berichten über Waffenlieferungen, die kurz darauf im Internet weiterverkauft werden und unter anderem bei Islamisten landen.

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Symbolbild

Die Bundesregierung hat vorab den Großteil ihres Rüstungsexportberichts für 2022 vorlegt. Der Bericht ist noch nicht ganz vollständig, aber erste Zahlen sind aufgrund einer parlamentarischen Anfrage der LINKE-Abgeordneten Sevim Dagdelen bereits öffentlich geworden. Mit Stand 22. Dezember ergibt sich für 2022 folgende Situation:

  • Die Bundesregierung hat 2022 Rüstungsexporte im Wert von etwa 8,3 Milliarden Euro genehmigt.
  • Rund ein Viertel der Summe, etwa 2,2 Milliarden Euro, entfiel auf die Waffenhilfe für die Ukraine. Hier handelte es sich vor allem um gebrauchte schwere Waffen mit einem eher geringeren Buchwert, darunter die Luftabwehrpanzer Gepard oder die Panzerhaubitzen 2000.
  • 2021 hatte der Gesamtwert der Exporte 9,4 Milliarden Euro ausgemacht.
  • 2021 nahm Ägypten den Spitzenplatz unter den Einfuhrländern deutscher Rüstungsgüter ein.  Darunter fielen unter anderem drei Fregatten.
  • Die Niederlande sind zweitgrößter Importeur deutscher Rüstungsgüter im Wert von 1,8 Milliarden Euro. Hier ging es vor allem um Artillerie-Munition.
  • Dahinter rangieren als Importeure deutscher Waffen Nato-Mitglieder: die USA (860 Millionen Euro), Großbritannien (450 Millionen Euro) und Ungarn (250 Millionen Euro).
  • Dann folgen Australien (knapp 200 Millionen Euro), Singapur (175 Millionen Euro) und Südkorea (167 Millionen Euro).
  • Drittstaaten, die weder zu den Bündnispartnern noch zu gleichgestellten Ländern gehören, bekamen Waffen im Wert von mehr als drei Milliarden Euro. Darunter fallen auch die 2,2 Milliarden für die Ukraine.
  • Selbst wenn man die Ukraine einberechnet, sank der Anteil der Exporte in Drittstaaten insgesamt gegenüber 2021 von 63,6 auf 38,7 Prozent. Maßgeblich hierfür ist, dass das hohe Exportvolumen für Ägypten aus dem vergangenen Jahr (4,3 Milliarden Euro) im laufenden Jahr bei Weitem nicht wiederholt wurde.
  • Interessant auch: Von den 8,35 Milliarden entfällt auf Kriegswaffen fast die Hälfte. Das heißt: Mehr als die Hälfte machen Kleinwaffen (Pistolen, Revolver, Gewehre und Maschinenpistolen usw.) aus.

Zur Definition von Kriegswaffen siehe hier und zum Vergleich 2021 siehe hier.

Wie Waffen, die für die Ukraine bestimmt sind, in falsche Hände geraten

Die Ukraine wird zum kleineren Teil von Deutschland mit Waffen beliefert. Siehe oben: Im Jahr 2022 sind es Waffen für rund 2,2 Milliarden Euro. Was geliefert wurde, ist einer Übersicht der Bundesregierung zu entnehmen. Den Großteil der Waffenlieferungen an die Ukraine leisten die USA (geschätzt für umgerechnet 23 Milliarden Euro) und Großbritannien (4,1 Milliarden). Polen trägt etwa 1,8 Milliarden bei.

Und dann das Problem: Nicht alle Waffen landen bei der ukrainischen Armee. Darauf hat soeben Nigerias Präsident Muhammadu Buhari aufmerksam gemacht. Denn immer mehr Waffen für den Ukraine-Krieg „sickerten“ nach Afrika durch. Das österreichische Medienportal „eXXpress“ und weitere Medien berichteten seit Anfang Dezember 2022 über Waffenlieferungen an die Ukraine, die kurz darauf im Internet weiterverkauft werden. Und unter anderem bei den Islamisten von Boko Haram und beim IS landen. Buhari, Regierungschef des Bundesstaates Nigeria, anlässlich eines Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der Tschadsee-Becken-Kommission (LCBC) Ende November 2022 wörtlich: “Leider dienen die Situation in der Sahelzone und der aktive Krieg in der Ukraine als wichtige Quellen für Waffen und Kämpfer, die die Reihen der Terroristen in der Tschadsee-Region stärken.” (Zur Tschadsee-Becken-Konferenz gehören die Länder Niger, Nigeria, Libyen, Tschad, Zentralafrikanische Republik und Kamerun.) Siehe hier und hier.

Der „eXXpress“ hatte bereits vor einigen Wochen Fahnder zitiert, die vor diesem neuen illegalen Waffenmarkt in der Ukraine warnten. Das Portal brachte Beispiele von Waffenschiebereien, die über Darknet in Kiew und anderen ukrainischen Städten aktuell möglich sind: Aus Militärbeständen abgezweigte tragbare Raketenwerfer, Sturmgewehre, Flugabwehrraketen, sogar US-Haubitzen lassen sich derzeit kaufen.

Auch Finnlands Polizei schlug Alarm: Nach ihren Erkenntnissen sind bereits Kriegswaffen aus der Ukraine in die Hände finnischer Krimineller gelangt. Dabei handele es sich beispielsweise um Sturmgewehre. Und weiter: Waffen, die für die Ukraine bestimmt waren, seien auch schon in Schweden, Dänemark und den Niederlanden gefunden worden.

All dies ist möglich, weil entweder die Kontrolle in der ukrainischen Armee versagt, und/oder weil korrupte Militärangehörige die Kriegswaffen verscherbeln. Inwieweit russische Agenten eine Rolle spielen, weiß man nicht. Mit im Spiel sind wohl international agierende Rockergruppen, etwa die Rockergruppe Bandidos MC, die wohl einen Vertreter in jeder größeren ukrainischen Stadt hat. Was hier an Waffenschiebereien stattfindet, erinnert Polizeiexperten an den Jugoslawien-Krieg der 1990er Jahre. Auch von dort sind Schmuggelwaffen in viele Länder gelangt.

Die Waffenlieferanten und die Ukraine müssen jedenfalls ab sofort alles tun, um diesen illegalen und gefährlichen Handel zu unterbinden. Für die Ukraine selbst steht dabei nicht nur der Erhalt wichtiger Waffen, sondern auch ihr Renommee auf dem Spiel.


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Kommentare ( 23 )

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Bernd Schulze sen.
1 Jahr her

Nun so neu ist das nicht. Schon unter Poroschenko wurden Waffen verschoben und über Bulgarien und Ölscheichs landeten sie bei der IS und anderen Islamisten in Syrien und es wird heut nichts anderes sein. Eine Explosion in der Ukraine vor einigen Jahren dient nur zum vertuschen und genauso verhält es sich mit einer Explosion in Tschechien, wo man das verschwinden von Waffen ebenfalls vertuschen will und jetzt hat man “ herausgefunden „, der Russe wahr es. Ich bin mir sicher, daß Bulgarien und Tschechien immer noch sehr aktiv beim verscherbeln von Waffen jeglicher Art ist und egal wo sie herkommen.… Mehr

Alrik
1 Jahr her

NaJa, dazu passt das der berüchtigte Waffenhändler Wiktor Anatoljewitsch But von den Amis freigelassen wurde. Wenn einer Gepard FLAK Panzer, HIMARS Raketenwerfer, Panzerhaubitzen und Patriot Flugabwehrraketen unbemerkt per Flugzeug in den Chad liefern kann dann der. Würde mich auch nicht wundern wenn selbst Beutewaffen wie der Kreuzer Moskava von korrupen ukrainischen Militärs nach Zentralafrika geliefert werden, denen ist alles zuzutrauen. Zum Glück sind die russischen Militärs komplett unbestechlich, sonst müsste man damit rechen das Bestände der russischen Arme – von Kleidung über Ration bis hin zu Waffen – auf dem Schwarzmarkt landet.

Manfred_Hbg
1 Jahr her
Antworten an  Alrik

Zitat: „Würde mich auch nicht wundern wenn selbst Beutewaffen wie der Kreuzer Moskava von korrupen ukrainischen Militärs nach Zentralafrika geliefert werden, denen ist alles zuzutrauen“

> Jo, gut gesagt ??

Ukraine hin oder her: Wenn ich z.Bsp daran denke das bei uns in Dummland anscheinend ein Großteil des türkischen Klientels illegal mit scharfen Waffen versehen und diese hin und wieder auch am zeigen und nutzen sind, dann frage ich mich, warum sich unsere Politik und „Qualitätsmedien“ nicht schon lange mal hierzu geäußert und Sorgen gemacht haben da (auch) dieser Mißstand schon lange seit vor dem Ukraine-Krieg besteht??

Alrik
1 Jahr her
Antworten an  Manfred_Hbg

Deutschland hat das gleiche Problem mit illegalen Waffen wie die USA. Am gefährlichsten sind Kleinwaffen wie Pistolen die einfacht geschmuggelt, gut versteckt und verdeckt getragen werden können und die von Kriminellen zur Einschüchterung von Opfern oder Selbstverteidigung gegen die Konkurrenz verwendet werden. Ein Großteil der Schußwaffenopfer in den USA wird durch Schusswechseln im Zusammenhang mit Banden- & Drogenkriminalität verursacht. Neben Kriminellen kommen dabei auch immer wieder Unbeteiligte zu schaden. Interessiert nur niemand da diese Schußwechsel unter Banden in den Vierteln passieren in denen die linksliberale Elite nicht lebt. Um das zu bekämpfen müsste man verstärkt das kriminelle Klientel in diesen… Mehr

Fieselsteinchen
1 Jahr her

Das ist doch wahrlich nicht neu. Bereits im April/Mai war dieses Thema, zumindest den Militärs bekannt. Es wurde gen Ukraine geliefert und mehr oder weniger am selben Tag wurde der Kram auf dem Schwarzmarkt weiterverhökert. Wer die Begünstigten sind, kann sich jeder selbst denken. Es wurde bereits damals eindringlich vor einer Weiterverbreitung im islamistischen und kriminellen Milieu gewarnt.
Und Selenskyi schreit nach mehr Waffen und will jetzt sogar Moskau erobern.
Die Grünen und StrackZi brüllen nach mehr Waffen, um sie nach Kiew zu liefern. Die Bundeswehr hat außer Steinen nichts mehr, um ihrer Aufgabe der Landesverteidigung nachzukommen. Eine einzige Farce!‘

RMPetersen
1 Jahr her

In einem Land, wo das BSP pro Kopf bei rd. 4.800 USD pro Person und Jahr liegt (- Stand 2021, inzwsichen ist es weiter gesunken), wird alles auf dem Schwarzmarkt landen und ins Ausland vertickt werden.
Das BSP pro Kopf Russlands lag 2021 bei mehr als 12.000 USD. Es dürfte ziemlich unbekannt sein, daß die Ukraine schon vor dem Krieg sehr viel ärmer war als zB Russland.
(Quelle: Weltbank https://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.PCAP.CD?locations=RU-UA)

RMPetersen
1 Jahr her

Der PzH 2000 einen geringen Buchwert zu bescheinigen, klingt nach Verharmlosung: Nach diesen Geräten würden sich weltweit 90% aller kriegsparteien die Finger lecken.- Im Übrigen hat die Ukraine für die in in ihr LAand strömenden Waffen nicht genügend Soldaten. Die ukrainsichen Beschimpfungen gegen Deutschland und andere wetliche Länder, mehr und höherwertige Waffen zu liefern, scheint mir der Vorbereitung einer neuen Dolchstoßlegende zu dienen: Da mit den verfügbaren Personalresourcen die Ukraine nie und nimmer die Rückeroberung des Donbas und der Krim schaffen kann, werden Schuldige gesucht. Selenskji hatte den Einmarsch in die Krim bis Feberuar 2023 angekündigt. Einen Schuldigen dafür hat man… Mehr

Walter Eiden
1 Jahr her

Der Umstand dass Waffen im Wert von zig Milliarden Euro beim „falschen Empfänger landen und nichts dagegen getan wird wirft mehrere Fragen auf. Eine davon: Sind es, aus Sicht der Verantwortlichen, vielleicht gar nicht die Falschen?

Kampfkater1969
1 Jahr her

Bei uns jammern inzischen die Jäger, dass sie weder Jagdwaffen noch Munition bekommen.
Wie man hört, fahren bei den Jagdwaffenhändlern Kleinbusse vor und holen nach vorheriger Bestellung für 6-stellige Beträge Waffen und Munition ab und bezahlen in bar. Ich gehe ganz stark davon aus, dass dies alles legal abläuft mit dem Wissen und der Freigabe durch die jeweiligen Ämter. Aber mir ist nicht klar, wer für die Legalität des Geldes bürgt!

Manfred_Hbg
1 Jahr her

Zitat: „Inwieweit russische Agenten eine Rolle spielen, weiß man nicht. Mit im Spiel sind wohl international agierende Rockergruppen“ > Nun ja, dass in der Ukraine vor allem (noch) umbruchs- und kriegsbedingt bis in die höchsten politischen Ebenen hinein die Koruption und der Landesverrat sowie sicherlich auch der illegale Handel mit sog Kleinwaffen am blühen ist, ist doch nun wirklich nichts neues und nichts ungewöhnliches. Genauso wie das dies natürlich auch von der ukrain. Regierungen und deren Sicherheitskräften bekämpft wird(s.u. Links) weil gerade -auch- dies und der illegle Waffenhandel absolut nicht im Interesse der ukrain. Regierung und Bevölkerung sein kann. Schwarze… Mehr

Manfred_Hbg
1 Jahr her
Antworten an  Manfred_Hbg

NACHTRAG Hier noch ein Artikel und Interview zum Thema illegaler Waffenhandel mit westlichen Kriegswaffen an Drittländer durch die Ukraine. Wenn man hierzu auch mal kurz „goggelt“ empfinde ich es auch als sehr aufschlußreich, dass es vor allem die sog. „Qualitätsmedien“ sind die seit Monate immer mal wieder ins gleiche Horn blasen und dabei über die Ukraine und deren (angebl.) Waffenhandel an Drittländer am herziehen sind. Wie schon in meinen obigen Kommentar angemerkt: Auch ich schließe nicht aus das gerade aus Kriegsgebiete vor allem sog. Klein(kriegs)waffen wie auch immer verschwinden und wohin auch immer geliefert werden. Doch so wie hier auf… Mehr

Jack Pott
1 Jahr her

Wenn D. keine Waffen liefert, kommen auch keine Waffen aus D. auf den Markt.
Aber bringen sie das mal diesen Grünen bei.

Max Anders
1 Jahr her

Für die Ukraine selbst steht dabei nicht nur der Erhalt wichtiger Waffen, sondern auch ihr Renommee auf dem Spiel.

Welches Renomee Herr Kraus? Es ist doch hinlänglich bekannt, daß die Verteidiger unserer westlichen Werte östlich von Polen ziemlich korrupt sind. Das, was Sie aufzählen ist doch nur die Spitze eines Eisberges der mafiösen Strukturen in ehemaligen Sowjetrepubliken.

Last edited 1 Jahr her by Max Anders