Politische Volks-Demenz als Kalkül

Das Volk vergisst. Die politische Demenz des Volkes ist der Trumpf der Parteiideologen, egal welcher Couleur. Aktuell setzen besonders Vertreter von CDU und CSU auf diesen Trumpf. Sie verhalten und äußern sich so, als wäre die Union an der Politik der letzten Jahre ganz unbeteiligt gewesen.

IMAGO / photothek

Demenz ist eine schreckliche Krankheit. Besonders für die Angehörigen. Und die politische Demenz eines Volkes kann wache Beobachter auch zur Verzweiflung bringen. Vor allem, wenn es sich um angebliche Bildungsbürger handelt, denen man mehr Verstand zugetraut hätte. Und mehr Erinnerungsvermögen.

Paradebeispiel: CDU und CSU wird heute, erst ein Jahr nach dem Verlust der Macht, von Vergesslichen willfährig die Oppositionsrolle zugebilligt. So, als wären sie beim Niedergang nie dabei gewesen. Als hätten sie von allem nichts gewusst. Die typisch deutsche Krankheit.

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Aktuell regt sich Herr Reul von der NRW-CDU, filmreifer Hardliner-Darsteller, über den WDR auf. Der habe viel zu einseitig über die Klima-Chaoten von Lützerath berichtet. Ach. Und dann ist da noch dieser unverschämte Moderator, der die CDU eine „Scheißpartei“ nennt, die es zu bekämpfen gilt: „Die CDU ist unser Feind.“

Der WDR reagiert ungerührt. Warum auch nicht. Die Verteufelung „gegen rechts“ hat doch Methode bei CDU/WDR. Das Volk ergeht sich in Mitleid. Völlig vergessen, wer denn seit rund sieben Jahren die politische Mehrheit in den Aufsichtsgremien des Kölner Rotfunks stellt: die regierende CDU nämlich. Und war es nicht eben jener Herr Reul, der Demonstranten, die gegen den inzwischen gerichtsverwertbar festgestellten Corona-Missbrauch auf die Straße gingen, in die Nähe von Terroristen stellte und als „Demokratiefeinde“ verteufelte? Alles vergessen!

Die politische Demenz des Volkes ist der Trumpf der Parteiideologen, egal welcher Couleur. Das Volk vergisst. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Übrigens jener Kirchen, die den ganzen Betrug auch noch befördern und geradezu absegnen.

Nun taucht, einen Wahlsieg in Berlin zum Greifen nahe, Herr Merz auf. Der CDU-Chef schwadroniert unbekümmert im „Rechtspopulisten-Jargon“ im Blick auf Jugendliche mit Migrationshintergrund von „kleinen Paschas“. Auch wenn er tausendmal Recht hat: Man stelle sich vor, das hätte ein AfD-Parlamentarier gesagt. Solche Aussagen sind es doch, die ausgerechnet NRW-Reul mit Parteiverbot drohen lassen. Jegliche Kritik an den herrschenden Verhältnissen wird nicht nur von Extremismus-Expertin Faeser als „Delegitimierung des Staates“ verfolgt. Die Union ist oft schneller bei der Sache.

Angesichts der bundesweit fest betonierten 15 Umfrage-Prozent für die AfD wird jetzt krampfhaft versucht, die Schwefelpartei in peinlichem Populismus zu überholen. Jedes Thema von Rechts ist jetzt recht. AfD-Parlamentarier dürfen zwar nicht für Unions-Anträge stimmen, aber die Stimmen der Wähler hätte man schon gerne.

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Moral hat in der Union keine Konjunktur mehr. Jedenfalls, bis die Berliner Wahllokale geschlossen sind. Vielleicht gegen 21 Uhr oder so am 12. Februar, und danach müssen ja noch die Wahllisten mit Rotstift bearbeitet werden … Alles vergessen?

Eine Lehrerin stimmt den Merzschen Pascha-Phantasien zu, allerdings mit einer wesentlichen Einschränkung, die CDU betreffend. Dies wird jedoch wohlweislich in der nachfolgenden Debatte weggelassen. Die von solchen „kleinen Paschas“ zu recht (!) entnervte Lehrerin schreibt nämlich, sie sei in ihrer Not (Brennpunktschule Schöneberg) von Rot-Rot-Grün allein gelassen worden: „Aber auch von der CDU.“ Jenem Schöneberg übrigens, in dem die CDU jetzt voll auf Regenbogen macht. Pascha hin und Pascha her, Rechtspopulismus hin und AfD her. Die CDU kann eben alles. Die Bandbreite der Union wird derzeit von keiner anderen Partei übertroffen.

Just am Tag nach der Plakataktion outen sich zwei männliche Unions-MdBs als Liebespaar. Führende Unionisten überschlagen sich in jubelnden Gratulationen. Kein einziges Wort der einstigen Familienpartei, was denn eigentlich jetzt aus Frau und Sohn des einen wird.

Wohlgemerkt: Die beiden können lieben und leben, wie sie wollen. Ich breche keinen Stab. Wer bin ich denn? Aber wäre ich Mitglied bei CDU oder CSU, würde ich mich schon fragen: Sollten die sich nicht endlich von dem Etikettenschwindel befreien, sich als christliche Familienpartei zu präsentieren, der es um das Wohl von Frauen und Kindern geht. Um Handwerker, Landwirte, Mittelstand kümmern sie sich ja auch längst nicht mehr.

CSU-Söder war der eifrigste Regenbogen-Demonstrant im Münchner Stadion, als es gegen Ungarn ging. Vor Katar geht man lieber in die Knie. Man musste ja schließlich der Energie wegen in Windeseile von einer Diktatur zur anderen wechseln. Aber, wie gesagt: das dumme Volk vergisst …

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Wer bemerkt schon diese unfassbare Heuchelei. Vor allem die CSU setzt darauf, dass die Wähler ihr die oppositionelle Opferrolle abnehmen. Bayern ist in der Regel nicht zimperlich. Doch ein Franz Josef Strauß hatte es nie nötig, gegen die eigene Politik zu opponieren. Bei zwei Hauptthemen ist nun ausgerechnet die „moderne“ CSU die Hauptschuldige: Bahn und Bundeswehr.

Die Weichenstellung zur Zerstörung unserer Wehrfähigkeit kam aus der CSU (Abschaffung der Wehrpflicht) und wurde durch solche CDU-Leuchten wie von der Leyen und AKK fortgesetzt.

Die aktuelle Bilanz des Desasters ist ein Menetekel für die CDU, doch die Medien zitieren kritiklos eine „Expertin“, die (ganz nebenbei) noch nie mit diesem Thema aufgefallen ist: Laschet-Intima Serap Güler. Als wäre der Zustand der Bundeswehr das Ergebnis der Lambrecht-„Ära“. Und jetzt haut dieselbe Union auf Frau Lambrecht, die doch nur die logische Fortsetzung des Unions-Desasters war. Ist das Scholzsche Personal etwa schlimmer als das von Merkel und Söder installierte es war?

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Besonders desaströs bei der Bahn: Jede Verspätung, jeder Zugausfall, jede defekte Brücke, Weiche oder Schiene sind ein Ergebnis von 16 (sechzehn!) Jahren CSU-Verkehrsminister. Den Bahnvorstand stellen bis heute Karriere-Unionisten, ganz ähnlich dem Verfassungsgericht und dem Verfassungsschutz. Das Gejammer der Unionisten, die seit Jahren als Mittäter dabei waren, ist doch eine himmelschreiende, volksverdummende Heuchelei. Wäre ich Herr Wissing, der aktuelle Verkehrsminister, ich würde bei jeder Verspätung durchsagen lassen: „Bedanken Sie sich bei CDU und CSU!“ Das Gleiche gilt für die defekten Brücken bei Autobahnen und Bundesstraßen. Die Ampel hat damit (noch) nichts zu tun.

Das Gejammer um „kleine Paschas“ und den schrecklichen WDR, über Scholzens Personalpolitik und das Versagen der Ampel sollen all das (und noch viel mehr!) vergessen machen. So wie in der Werbung, wo ein Mann meines Alters beim Einkauf ausgerechnet das Mittel gegen Gedächtnisschwäche vergessen hat.

Das Desaster nach 16 Jahren CDU/CSU müssen wir noch Jahrzehnte büßen. Merkel wurde dafür auf ihrem Abschiedsparteitag 16 Minuten lang im Stehen beklatscht, für jedes Unglücksjahr eine Minute: offene Grenzen, AKW-Abschaltung (Söder wollte andernfalls sogar zurücktreten), völliges Versagen bei Energie- und Einwanderungspolitik, das Beenden von Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit in der Corona-Frage (Rausschmiss von renommierten Kritikern) und als Höhepunkt der hessische CDU-MP Rhein, der zum Jahreswechsel doch tatsächlich die „Reichsbürger“ als größte Gefahr für unsere Demokratie benannte.

Dass „Hinken auf beiden Seiten“ letztlich in die Katastrophe führt, das sollten C-Parteien aus der Bibel kennen (1. Könige 18, 21). Die Quittung wird es wohl in Berlin geben: Ein Sieg beim Kampf um das Rote(!) Rathaus ist dank eben jener politischen Volks-Demenz möglich. Dann wird es heiter, man sollte es sich geradezu wünschen.

Wir werden dann eine bühnenreife Entzauberung erleben. Zum Regieren nimmt die CDU natürlich Koalitionspartner aus der linken Ecke. Dann ist Schluss mit „Paschas“. Schluss mit dem Hardliner-Schauspiel. Dann bleibt höchstens noch der Regenbogen als gemeinsamer Nenner. Die nächste Bundestagswahl wird dann spannender als jetzt schon erwartet. Rechte rechts überholen wollen. Nicht liefern können. All die Verlogenheit merkt dann auch der Dümmste, also: der Vergesslichste. Das Original ist immer attraktiver.

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Kommentare ( 71 )

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Jonny2
1 Jahr her

Sie mögen ja in manchem Recht haben. Aber Ihre unfassbare Polemik und Arroganz ist alles andere als demokratiefördernd und treibt Menschen eher noch in die Hände der extremen Parteien. Sie hatten sich – soweit ich mich erinnere – mal einem faktenbasierten Journalismus verschrieben, aber davon ist anscheinend leider hauptsächlich Häme, Zynismus und Polemik übriggeblieben. Wer bitte soll es denn richten? Geben Sie doch darauf mal eine Antwort. Ach übrigens noch ein Wort zu Ihrem „spez. Freund“ in Bayern. Sie brüsten sich immer wieder damit, dass Sie Ehrenkommissar der bay. Polizei sind. Ich an Ihrer Stelle würde diesen Titel schnellstens zurückgeben, denn dummerweise… Mehr

Ralf Poehling
1 Jahr her

Die CDU hat immer noch nicht begriffen, dass sie die AfD nicht mehr los wird. Bei genauer Betrachtung ist die CDU über die Jahre der größte Feind der AfD gewesen, nicht die Grünen. Was im Parteienstaat begründet liegt. Zwei konservative Parteien machen sich gegenseitig die gleichen Wähler abspenstig. Grüne und AfD speisen sich hingegen aus anderen Wählerpools. Aber in der CDU denkt man eben nicht mehr zuvorderst in politischen Ansichten, sondern in politischen Mehrheiten. Die CDU agiert zuvorderst als Partei und nicht als politische Strömung. Darum wechselt da, je nachdem ob man gerade Regierung oder Opposition ist, sofort die Meinung.… Mehr

Odysseus JMB
1 Jahr her

Die politische Auseinandersetzung in der „Gutmenschen-Gesinnungs-Grube“ Berlin würde ein Stück weit produktiver verlaufen, wenn man als gestandener Volkspartei-Politiker versuchte sich besinnen zu wollen, den von Max Weber stammenden Begriff Verantwortungsethik wieder mit Inhalt zu füllen, den jeder respektable Unternehmer, aber wohl auch ein jeder respektable Journalist wie zB. Peter Hahne, als seine Profession versteht. Vielleicht ist das Projekt EU schuld, dass im Verbund mit entsprechender „geistiger Umnachtung“ im Stil der ökologischen Klimarettung, die aktuelle Gesinnungsethik sich durchsetzen konnte, da Verantwortung im Stil von Verantwortung-im-Handeln-übernehmen, in Verbindung mit den bisherigen Anstrengungen zu ewiger Transformation, keine vernünftigen Grenzen mehr erkennbar werden ließ.… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Odysseus JMB
Ceterum censeo Berolinem esse delendam
1 Jahr her

Herr Hahne, es ist seit langem bekannt, dass ein Großteil der Wähler die Wahlentscheidung erst am Wahltag spontan trifft. Oft reicht es, auf dem Weg zum Wahllokal ein bekanntes Gesicht auf einem Wahlplakat zu entdecken. Nicht umsonst haben Politiker wie Winfried Kretschmann sich nicht entblödet, auf Wahlplakaten lediglich ihr Konterfei mit dem sinnleeren Spruch „Sie kennen mich“ aufzudrucken. Die wissen genau, wie verblödet und im Grunde genommen politisch unmündig ein Großteil ihrer Untertanen ist. Genau deshalb hat die herrschende Politkaste millerweile auch überhaupt keine Skrupel mehr, das Volk offen zu verhöhnen und permanent für dumm zu verkaufen. Sie wissen genau,… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Ceterum censeo Berolinem esse delendam
Ceterum censeo Berolinem esse delendam
1 Jahr her

Das würde ich nicht so verallgemeinern. Aber um in den Altparteien Karriere zu machen, muss man natürlich skrupellos opportunistisch sein. Dafür sorgt schon der Fraktionszwang bei Abstimmungen. Wer da allzu häufig ausschert, ist raus aus dem Spiel.

Phil
1 Jahr her

Politik ist, war und wird immer ein Drecksgeschäft sein, bei welchem die Protagonisten den Menschen vorgaukeln, sie hätten nichts mit den aktuellen Wirtschafts- und Gesellschaftsproblemen zu tun und würden, währen sie nur an den Schalthebeln der „Macht“, für Gerechtigkeit, Frieden, Sicherheit und Wohlstand sorgen. Es gibt keinen Politiker der dies vor der Wahl nicht verspricht und nach der Wahl nicht einhält. Dabei geht es bei diesem ganzen faulen Zauber nur um Macht, die Politik hat selten genug etwas zum besseren gewendet. Eigentlich sollte es für die Menschen dieser Welt, nach zwei Weltkriegen, Währungskrisen, Inflation, Entbehrungen, Verarmung, Energiemangel, Enteignungen, Hunger, Gewalt… Mehr

Juergen P. Schneider
1 Jahr her

Die Mehrheit des deutschen Wahlvolks ist eine willfährige Hammelherde, die alles mitmacht, was ihr vom links-grünen Einheitsblock deutscher Medien vorgegeben wird. Die Katastrophen, die von der deutschen Weltrettungspolitik im Inland seit mehr als 20 Jahren verursacht werden, haben offenkundig keine Auswirkung auf das Wahlverhalten. Das kann man natürlich auch als politische Demenz bezeichnen. Das Bild ist allerdings etwas schief, weil Demenz sucht man sich nicht aus. Sie ist wohl auch nicht selbst verschuldet. Die politische Beschränktheit der Deutschen ist allerdings durch die eigene Denkfaulheit und Bequemlichkeit (Nichtwähler) verursacht. Was soll man von einem Volk halten, das sich von einer links-grünen… Mehr

Warte nicht auf bessre zeiten
1 Jahr her

Nach der Wahl darf man dann wieder auch hier in den Kommentaren lesen, man sei so enttäuscht von CDU und FDP … Das hat glaube ich mit Vergesslichkeit weniger zu tun als mit Feigheit. Man will sich nicht eingestehen, dass das, worauf man über Jahre oder Jahrzehnte gebaut hat, nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Und man hat ja lange Zeit selbstvon all diesem Schmarrn geglaubt, dass es modern und damit richtig ist: Weltoffenheit, Klimagefahr, Diversität, böse Kernenergie, böse Verbrennerautos, Bio-Gutmenschentum, Schuldgefühle für nahezu alles etc. etc. Das ist eine Massenpsychose, Merz & Co. sind nur rückgratlose Konjunkturreiter.

Schlaubauer
1 Jahr her

Herr Hahne die €DU war nicht nur an der Vergangenheit beteiligt sondern stützt auch heute den Kurs der Regierung besonders bei Waffenlieferungen zum Frieden schaffen.

elly
1 Jahr her

Kiesewetter gibt Guttenberg und Merkel Schuld an Bundeswehrkrise Zwei Unionsgrößen sind verantwortlich für den miserablen Zustand der Bundeswehr, sagt CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter im SPIEGEL-Talk. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/karl-theodor-zu-guttenberg-roderich-kiesewetter-gibt-ex-verteidigungsminister-schuld-am-niedergang-der-bundeswehr-a-2c63def9-6dc9-40c4-bfdd-f622de6f44ed eine tiefgreifende Reform des Beschaffungsamtes in Koblenz verhinderten Andrea Nahles und Thomas Hitschler ( noch ist er Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung). Mützenich sagte beim Amtsantritt von AKK öffentlich: „Für zentrale Punkte Ihrer Agenda können Sie nicht mit Unterstützung der Sozialdemokraten rechnen.“ „Frieden schaffen ohne Waffen“ war noch nie eine Position der CDU/CSU, sondern der Grünen und der SPD Johannes Rau, SPD, sagte sogar als Bundespräsident 2005 „Wir sind doch von Freunden umzingelt.“… Mehr