„Umweltsau“: Instrumentalisierung der Kritik und Eingeständnis von Kontrollverlust

Peinlich: Der WDR verbindet seine Entschuldigung für seinen Missbrauch des Kinderchors mit der Forderung nach mehr Geld. Gleichzeitig drückt er sein Misstrauen gegenüber der Polizei aus - also doch Kontrollverlust im Bereich der öffentlichen Sicherheit?

imago images / Future Image

Es war nur eine Frage der Zeit, bevor man anfangen würde, die Kritik an dem Schmählied der umweltversauenden Omas zu instrumentalisieren. Vor allem, nachdem ein freier WDR-Mitarbeiter meinte, noch einen draufsatteln zu müssen, und aus der „Umwelt“- eine „Nazisau“ machte. Nicht zu vergessen dessen Häme, als er öffentlich feststellte: „Haha. Wie jetzt alle ausrasten.“ Mit einer unterdurchschnittlichen Intelligenz hätte ihm der nachfolgende Sturm der Entrüstung auf seine Generationenhetze klar sein müssen. Gewaltaufrufe sind unverzeihlich und müssen verfolgt werden – aber wieviel an der Provokation war kalkuliert?

Nun schlägt die große Stunde des Intendanten. Er sorgt dafür, dass die Problematik in den Schlagzeilen der Medien oben angesiedelt bleibt. Nach dem ersten Rückzugsgefecht wird zum Gegenschlag ausgeholt.

Staat statt Familien
Wenn arme Rentner in den Öffentlich Rechtlichen als »Umweltsau« beleidigt werden
Tom Buhrow beklagt das schreckliche Maß an Verrohung und ist erschüttert: „In unserem Land ist etwas richtig krank, und wir haben alle dazu beizutragen, dass sich das ändert“. Ja, das ist so, neue Medien, die auch aus seiner Anstalt heraus als „rechts“ stigmatisiert werden, schreiben davon seit vielen Jahren. Guten Morgen, Herr Intendant! Mich hätte vor allem seine Meinung darüber interessiert, wer zu dieser Spaltung, die bis hinein in die Familien geht, beigetragen hat. Warum immer mehr Deutsche Angst haben, ihre Meinung offen zu äußern und immer weniger Menschen der althergebrachten Politik über den Weg trauen.   Bereits am 28.12.2019 hatte ich auf Facebook Wetten angenommen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die üblichen Beissreflexe gegen „rechts“ von den üblichen Verdächtigen aktiviert werden. So dauerte die Schockphase nach der Wucht der Kritik in den „sozialen Netzwerken“ noch etwas an, bevor die Besinnungslosigkeit wich, um wieder das übliche Hohelied gegen „rechts“ als festes Ritual anzustimmen. Auch die „Antifa Zeckenbiss“ mischt wieder fleißig mit und darf sich größter medialer Beachtung erfreuen.

Wieviel kostet Versöhnung durch den WDR?

Buhrow will nunmehr zur „Versöhnung in der Gesellschaft“ beitragen. Hoffentlich ist das mehr als nur noch mehr Rundfunkgebühren: Das steht allerdings zu befürchten, denn nach „Versöhnung in der Gesellschaft“ sagt Buhrow tatsächlich mit dem  nächsten Atemzug: „Wir gehen dieses Jahr auf die Menschen zu und sagen: ‚Für die nächsten vier Jahre brauchen wir eine ordentliche Finanzierung.‘
Darauf muss man erst einmal kommen: Die verheerende Kritik an dem schmachvollen politischen Missbrauch von Kindern, gegenüber einer Generation, die nicht nur unsere Gesellschaft aufgebaut, sondern traditionell nur am Sonntag Fleisch gegessenen hat, mit Geldforderungen zu verknüpfen. Die Sophisten der Antike hätten es nicht besser machen können. Die Gier nach mehr Geld hat somit das Primat vor der Einsicht. So verkommt die eifrig vorgetragene Selbstkritik schnell zum unglaubwürdigen, taktischen Lippenbekenntnis.

Die umweltverhunzende „Nazisau“-Oma war nur das folgerichtige Produkt dieser Entwicklung und kein Zufall. Weitere dieser „schöngeistigen Ergüsse“ erfreuen uns im Alltag mehr als einem lieb sein kann, dazu braucht man den WDR wirklich nicht. Da schickt man die Alten gleich lieber ins Grab („Warum reden uns die Großeltern eigentlich immer noch jedes Jahr rein? Die sind doch eh bald nicht mehr dabei.“) oder F**t die Bullenschweine von der Polizei. Na klar, alles „Kunst“ und „Satire“…

Provokationen dienen nicht nur einer kruden Ideologie sondern sie dienen vor allem dem geschäftlichen Erfolg, auch darum geht es dem WDR, wie man an Buhrows Forderung ersehen kann. So wie sich der provinzielle WDR-Mitarbeiter mit der „Umwelt-“ bzw. dann gesteigerten „Nazisau“-Oma als Trittbrettfahrer eine deutschlandweite Bekanntschaft verschaffen wollte.
Buhrow möchte jetzt auf die ältere Generation zugehen: „Vertrauen Sie uns, wir sind für Sie da. Die Gesellschaft als Ganzes müsse sich im neuen Jahr darum bemühen, die zunehmende Verrohung zu stoppen und ein neues Klima zu schaffen.“

Das liest sich wie eine Schuldzuweisung „an die Gesellschaft“. Die „Gesellschaft“, das sind wir alle. Haben wir alle eine Mitschuld am verkorksten Hühnerstall? Das kann man so nicht stehen lassen.

Nicht missglückt, sondern Methode
Noch WDRlicher: Nach „Umweltsau“ ist die Oma jetzt auch „Nazisau"
Spätestens ab 2015, als der Journalismus nicht mehr berichtete, sondern einen Haltungs- und Bewertungspublizismus herbeizauberte, haben der Intendant und seine Jünger nach meinem Eindruck verstärkt polarisiert, stigmatisiert und schöngefärbt. Die Einseitigkeit war kaum noch zu überbieten, die Ausgrenzung Andersdenkender auch nicht. Andere reden gleich von Desinformationen. Es sei „höchste Zeit für eine Reform des öffentlichen Rundfunks. Er gehört verschlankt und an die technologischen Gegebenheiten angepasst. Menschen, die eine klare politische Agenda verfolgen, sollten sich künftig lieber um ein politisches Mandat bewerben, als um einen gebührenfinanzierten Job bei ARD und ZDF“ – das schreibt immerhin Carsten Linnemann, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Das ist die Fragestellung, die Buhrow jetzt beantworten muss: Wie kann der WDR vom falschen Feld der Agitation wieder auf Journalismus zurückgeführt werden.

Der WDR mißtraut der Polizei

Das keinem Verantwortlichen des WDR aufgefallen sein will, dass dieses Schmählied keine Satire ist, sondern ein menschenverachtendes Machwerk, spricht   Bände, es ist eine unfreiwillige Selbstoffenbarung. Der Schock in den redaktionellen Etagen über die massiven Reaktionen der Öffentlichkeit scheint mir dagegen echt und nicht gespielt zu sein. Er weist auf die eigene Indoktrinierung hin und auf ein privilegiertes Leben im Elfenbeinturm der eigenen Blase. Solche Rundfunksender sind nicht mehr in der Lage, jene gesellschaftliche Tatsachen, deren Ursachen man mitgeschaffen hat,  als das abzubilden, was sie sind: Fortschreitende Verwerfungen, die mit einer zwischenmenschlichen Verrohung einhergehen. Stattdessen selektiert und zelebriert man lieber schön geredete Kriminalstatistiken, währenddessen man die harten Zahlen der Steigerungen an Fallzahlen negiert.

So, wie WDR-Mitarbeiter krampfhaft versuchen, Hetze gegen eine ganze Generation als Satire zu verharmlosen, so versteht der WDR-Intendant den kausalen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht – oder er sagt es nicht.

Wenn man sich seiner journalistischen Verantwortung bewusst gewesen wäre, hätte man dieses Machwerk niemals produziert. Bei einem Unternehmen mit einer offenen Fehlerkultur, in der Mitarbeiter angstfrei arbeiten können, wäre dieses Lied nicht  durchgewunken wurden.

Morddrohungen müssen scharf verurteilt werden. Gut beraten wäre Buhrow, die Drohungen nicht als Gegenkritik auszunutzen. Auch der öffentlich kommunizierte Einsatz von privaten Personenschützern ist ein völlig falsches Signal an die Bedroher. Das ist außerdem ein unangebrachter Aktionismus, denn nur der Staat hat das Gewaltmonopol, das betrifft auch die Sicherheit als seine Kernaufgabe. Doch offensichtlich geht jetzt auch der WDR von einem Kontrollverlust aus und mißtraut der Leistungsfähigkeit der Polizei in NRW. Dabei hat die Polizei die Möglichkeit, Gefahrenanalysen durchzuführen und echte von unechten Morddrohungen zu trennen. Das betrifft ebenso einen eventuell notwendigen Personenschutz oder andere abgestufte Maßnahmen. Gut ist immer der beraten, der tatsächliche Morddrohungen nicht öffentlich thematisiert, denn das erschwert die Täterfeststellung. Ansonsten kommt schnell der Geschmack eines Politikums auf, der mit realen Bedrohungen nur wenig zu tun hat, um den Opferstatus einzufordern. Tatsächliche Bedrohungslagen werden somit zur Trivialität herabgestuft und schaden den wirklichen Opfern.

Nachdem Buhrow das Lied „missglückt“ genannt hat, hat er dafür gesorgt, dass ein Unglück selten allein kommt. Vielleicht ist er ja selbst für den WDR das Worst Case, der schlechteste anzunehmende (missglückte) Fall.


Steffen Meltzer, Buchautor von Ratgeber Gefahrenabwehr: So schützen Sie sich vor Kriminalität – Ein Polizeitrainer klärt auf

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Kommentare ( 103 )

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103 Comments
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SeiDuSelbst
4 Jahre her

Und dann noch Unterschreiben bei http://www.klimafragen.org

Ralf Poehling
4 Jahre her

Natürlich haben wir einen Kontrollverlust. Schon lange.
Allerdings wurde bisher alles dafür getan, diesen Kontrollverlust zu verschleiern. Von denen, die ihn verursacht haben. Dieser Umstand erfordert leider ungewöhnliche Maßnahmen, die das, was im vorletzten Absatz kommuniziert wird, leider zwangsläufig konterkarieren.
Whistleblower leben gefährlich. Und nicht immer ist das Ziel politischen Engagements die propagandistische Erlangung eines „Opferstatus“ zwecks Wählerakquise. Manchmal ist die Sache im Hintergrund auch ganz real…

Kassandra
4 Jahre her

Was machen die im TV eigentlich alles sonst noch uns zu Lasten? Ich schau mir das ja schon lange gar nicht mehr an – aber irgend was läuft da doch komplett schief?
„Irre: Der allseits beliebte #WDR erklärt, wie #Flüchtlinge geltendes Recht (Dublin) aushebeln können, um in #Deutschland zu bleiben!“
Sogar auf Arabisch.“
https://twitter.com/Hartes_Geld/status/1212040248395468801

Denis Diderot 2018
4 Jahre her

Versöhnung? Herr Buhrow hat vor einem Jahr bei Maischberger mit eigenen Redebeiträgen das Kernproblem vorgeführt, als er dein 399.000 EUR Gehalt gegenüber Beatrix von Storch rechtfertigte. Buhrow versteht entweder den Inhalt des Rundfunkstaatsvertrages nicht oder setzt sich über ihn hinweg. Von Storch musste ihm allen Ernstes erklären, worin der Unterschied zwischen einer politischen Partei und einem öffentlich-rechtlichem Sender besteht: Die eine ist, wie der Name schon sagt parteiisch, der andere hat neutral zu sein. Dies wollte Buhrow nicht einsehen. Zur Rechtfertigung seines Gehaltes verwies er auf Privatsender, die Vorständen noch mehr bezahlen würden. Auch diesen Unterschied kann oder will er… Mehr

niman
4 Jahre her

Wäre es Herr Buhrow tatsächlich um Glaubwürdigkeit gegangen, hätte er sofort mit den „Großreinemachen“ beginnen müssen! Sofort diese unsäglichen Kinderchor auflösen, alle Zuständigen entlassen, alle politisch ideologische Agitatoren wie diese Danny H die fristlose Kündigung überreichen müssen. So sieht man aber nur, das alte Sprichwort hat Recht, der besagte Fisch stinkt vom Kopf her.

Alois Mueller
4 Jahre her

Man kann sich wehren: Entscheidend ist, dass der Rundfunk Vollstreckungsverfahren gegen Beitragsschuldner wahrscheinlich aussetzen wird, wenn sie sich gerichtlich auf ihr Barzahlungsrecht berufen. Das hieße, Sie müssen vorerst nicht bezahlen. So ist dies jedenfalls in den Präzendenzfällen erfolgt.  Schicken Sie, wenn auch Sie diesen Weg gehen wollen, die folgenden Zeilen per E-Mail an impressum@rundfunkbeitrag.de und stellen Sie ab sofort sämtliche Zahlungen ein: ARD ZDF Deutschlandradio, Beitragsservice, 50656 Köln Betreff: Barzahlung von Rundfunkgebühr (Beitragsnummer) Sehr geehrte Damen und Herren, ich widerrufe die Ermächtigung zum Bankeinzug des Rundfunkbeitrags, die ich Ihnen erteilt hatte. Ich möchte künftig von meinem Recht nach §14 BundesbankG Gebrauch machen, den… Mehr

hagr
4 Jahre her

„ Spätestens ab 2015, als der Journalismus nicht mehr berichtete, sondern einen Haltungs- und Bewertungspublizismus herbeizauberte,[…]“ Also für mich war das spätestens 2007 klar, als Johannes B. Kerner in seiner Sendung das öffentliche Tribunal gegen Eva Herman inszenierte. Das war aber nur der Endpunkt, Sendungen wie den Tatort oder gar die Lindenstraße konnte ich schon Jahre vorher nicht mehr ertragen, da das Framing und die Ablenken von den von mir wahrgenommenen, wirklichen Problemen im Land, die abgehobene Schönfärberei, in diesen Formaten schon lange nicht mehr zu übersehen war. Dieses Parallelrealitätsfernsehen, das imho vorwiegend als Beruhigungstablette und Propagandainstrument für Pensionären und… Mehr

Wolfgang Richter
4 Jahre her

Wenn ÖR Mediale nicht kapieren, daß weder die „Umwelt-Nazi-Sau“ noch die zu „Fickenden Bullenschweine“ etwas mit Kunscht odtr Satire oder Meinungsäußerung zu tun haben, sondern Hetze vom Feinsten gegen Teile der Gesellschaft sind, dann ist ihnen nicht zu helfen. Offenbar fehlt den für die Inhalte Verantwortlichern jeder Sinn für dier Bewertung von geschichtlichen Ereignissen, wie auch die intellektuelle Fähigkeit, Texte mit dem ganz normalöen „gesunden Menschenvertstand“ zu bewerten. Wer geistig so dermaßen degeneriert ist, sollte sich einfach stillschweigend vom Acker machen und sich nicht noch auf ein „hohes Roß“ schwingen, von dem er erwartbar schmerzhaft auf den Alllerwertesten plumpst. Buhrow… Mehr

SeiDuSelbst
4 Jahre her
Antworten an  Wolfgang Richter

Und…. Böhmer…. mann?…. findet die Bezeichnung gut!
Aber der hat ohnehin nur junges Anarcho-Publikum!
Seit der bei den ÖR ist, geht’s noch mehr abwärts mit
dem Niveau.

Michael41
4 Jahre her

Da der WDR genau wie alle anderen Öffentlich Rechtlichen seit Jahren in einer selbstgeschaffenen Blase leben u. ein Programm wohl eher für Außerirdische machen, darf man sich nicht wundern das dieser seit Jahren eingeübte Abwehrreflex eingesetzt wird das immer die anderen natürlich die bösen Rechten Schuld sind wenn etwas schief läuft, dabei merken sie durch ihre Blase nicht, das sich seit Jahren eine Spannung gegen die linke Diktatur des Fernsehens aufgebaut hat. Ich würde gerne den Öfftl. Rechtlich. ins Stammbuch schreiben daß sie seit 68 Links gewickelt sind u. das Ganze sich durch den Import des DDR Kommunismus 89 verschärft… Mehr

Schwabenwilli
4 Jahre her

Der WDR kann von mir aus sagen und machen was er will, solange ich diese Pfeifen nicht bezahlen muss.