Umweltbundesamt: Hauptsache, das Ergebnis stimmt?

Für 200.000 Euro hat das Umweltbundesamt eine Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnis offenbar von Anfang an feststand. Die Datenlage weist zudem Mängel auf. Das hat das Amt nicht davon abgehalten, die Studie mit der Forderung nach einem Tempolimit zu verbinden.

IMAGO / Richard Wareham

Ruhig war es in letzter Zeit um das Umweltbundesamt (UBA) geworden. Man hat es dort auch nicht einfach. Wo die Behörde früher dadurch auffiel, die Umwelt- und Klimapolitik der Bundesrepublik voranzutreiben, hatten plötzlich andere Akteure das Ruder in die Hand genommen. Schüler hüpfen auf der Straße gegen Klimaerwärmung, eine Schwedin reist mit Ökoboot nach New York, Pattexkinder legen den Berliner Verkehr lahm – da erscheinen die Vertreter des UBA etwa so sexy wie die „Grauen Herren“ aus Momo.

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Im Januar versuchte das Amt nach längerer Durststrecke wieder eine Geschichte zu lancieren. Die vergangenen Schlachten, die es gegen Fleisch, Milch, Diesel (und Verbrennermotoren als solche), Öl- wie Gasheizungen und Nitrate geschlagen hat, drohten in Vergessenheit zu geraten. Das UBA behauptete, dass mit einem Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen mehr CO2 eingespart werden könne als gedacht. Das erinnert an eine Abstimmung der Umweltminister der Länder aus dem letzten Jahr, dass sich mit einem Tempolimit die Ernährungskrise einhegen lasse.

In etwa so seriös lässt sich offenbar auch die Studie bewerten – geht es nach Angaben der Welt. Interne Dokumente, die der Tageszeitung vorliegen, lassen darauf schließen, dass die Forscher nicht ergebnisoffen an den Auftrag herangingen. Das sollte nicht wundern in Zeiten, in denen das Wirtschaftsministerium aus ideologischen Gründen auch eine ergebnisoffene Prüfung der Laufzeitverlängerungen von Kernkraftwerken hintertrieb.

Die Recherche zeigt, dass die ausgewerteten Daten nicht nur bereits einige Jahre alt sind. Sie sind vermutlich nicht einmal repräsentativ. Die Forscher griffen auf Daten des Navigationsdienstes TomTom zurück, der nur 15 Prozent des Gesamtverkehrs erfasst. Zitat: „Die TomTom-Daten wichen dann auch auffällig von denen anderer Studien ab, angeblich waren die Fahrer nun deutlich schneller unterwegs.“ In der 360 Seiten langen Studie steht demnach wie beiläufig, dass „unklar“ sei, inwiefern die Stichprobe „verzerrt“ sei. 200.000 Euro Steuergeld hat das UBA dafür ausgegeben.

An einen weiteren Einzelfall will man nicht glauben. Die Ampel-Koalition steht, weil die FDP die Einführung des Tempolimits verhindert hat. Das ist das Narrativ, mit dem die Partei ihre Wähler am Tag des Koalitionsvertrags vertröstete. Nun haben bei den vergangenen Landtagswahlen die FDP-Wähler bereits gezeigt, dass das nicht genug ist. Würde zuletzt auch dieses Versprechen fallen, stehen die Liberalen nackt dar. Den politisch Verantwortlichen ist daher klar, dass ein Vorstoß gegen das Tempolimit Koalitionskrach bedeutet.

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Doch in Deutschland existieren längst Zwischennetzwerke, die über Bande spielen, wenn die offiziellen Parteivertreter die Füße stillhalten. Provokationen und öffentliche Diskurse übernehmen NGOs und Freunde in Vereinen und Behörden. In der Vergangenheit hat das UBA eine Drehtürfunktion übernommen, etwa, wenn der UBA-Mann Axel Friedrich zur Deutschen Umwelthilfe wechselte. Oder der NABU-Präsident Jochen Flasbarth zuerst im Bundesumweltministerium als Abteilungsleiter, und dann im UBA zum Chef avancierte (bevor er ins Umweltministerium als Staatssekretär zurückkehrte).

Es sind Netzwerke, die ihre ganz eigenen Ideen vorantreiben. Da kann auch eine Studie Mittel zum Zweck sein. Dass de facto nur noch eine Minderzahl an Autobahnen freie Fahrt gewährt, ist zweitrangig. Schließlich handelt es sich nur um eine weitere Hürde auf dem Weg zum Ziel: die Einschränkung und anschließende Abschaffung des Individualverkehrs. Da lässt man sich von ein paar Klima-Kids nicht lumpen.

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Kommentare ( 25 )

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E-Ingenieur
1 Jahr her

Die Runen zu befragen hätte sicher auch das erwünschte Ergebnis geliefert und hätte auch besser zur grünen Religion gepasst. Die alleinige Verwendung der GPS-Geschwindigkeitsprofile als Basis für die Auswertung zeigt die reine Alibifunktion dieser Studie bzgl. der Emissionen. Ein realitätsnaher Feldversuch über mehrere Monate hinweg war wohl zu aufwendig und hätte vielleicht unerwünschte Ergebnisse geliefert. Die referenzierten Ergebnisse sind wohl nur am Rechner entstanden, mit den GPS-Daten als Input. Beim Überfliegen der Studie fällt auf, dass die Zielsetzung eine mögliche Einsparung von Emissionen durch Vergleichmäßigung des Verkehrs war. Alle anderen wesentlicheren Einflussfaktoren blieben außen vor. Was sagt die Physik am… Mehr

K. Sander
1 Jahr her

Vor einigen Jahren hatte ich mal irgendwo in einem Forum gelesen und mir gespeichert:

Einem SPIEGEL-Redakteur wurde vorgeworfen: „Was ihr da schreibt, das ist ja nicht wahr.“ – Antwort vom SPIEGEL: „Wenn wir das schreiben, dann WIRD das wahr.“

So wird es heute allen angeredet, die den Spiegel lesen oder Fernsehen gucken. Auf Fernsehen verzichte ich. Wir sollen doch Energie sparen. Den Spiegel brauche ich täglich nur einmal … zum Haare kämmen. ;-)))

AlexR
1 Jahr her

Alle „Statistiken“ und „Ergebnisse“, bei denen die grünen Sektierer mit im Spiel sind, stimmen nur mit ihren Vorstellungen überein und sind sonst zu nichts zu gebrauchen.

Genauso wie die von der DUH. Sogenannte Abgastests bei Serien-PKW eines Premiumherstellers. Das Auto wurde in einem Betriebsmodus gefahren, der so nie Sinn macht und von den Systemen des Fahrzeugs im Normalbetrieb nie gewählt wird. Es war eine reine Einstellung des „Testers“.

Die Antwort der DUH auf meine Mail war: „Sie wollen doch auch, dass die Abgasreinigung funktioniert.“ Keine Aussage zu dem schwachsinnigen Test.

StefanZ
1 Jahr her

Wir werden belogen, betrogen, getäuscht und ausgeraubt. Die Straßen müssten eigentlich voll von protestierenden, wütenden Menschen sein. Wer sich heute noch fragt, wie das damals (1933-1945) alles geschehen konnte, gibt sich gerade selbst die Antwort.

Mikmi
1 Jahr her

Laut Wissenschaftlichen Studien, da frage ich doch gleich „Mai Thi Nguyen-Kim“, was sich so alles so nennen darf, es ist eine Schande.
Jedes Jahr finden ein dutzend Umfragen statt, Anzahl der befragten Personen, uninteressant, alter, Rentner und Senioren, dass Ergebnis wird nie den Tatsachen entsprechen.
Fragt doch mal einen Bürger, ob heutige Pensionsansprüche noch zeitgemäß sind. Ein Rentner sieht seine Rente als Lebensleistung, ein Pensionär sagt, das steht mir zu.

greenout
1 Jahr her

In Abwandlung: Glaub keiner Studie die du nicht selber in Auftrag gegeben hast.
Kleingedrucktes:
Fällt die Studie nicht nach unseren Vorstellungen aus erfolgt keine Bezahlung

Maunzz
1 Jahr her

Glaube keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast (in Anlehnung an ein berühmtes Zitat). Die einzige Studie, die hilft, ist die Evolution des Menschen. Wie wäre der Mensch heute, wenn Mensch vor Urzeiten das Feuer mit Vor- und Nachteilen modern durchstudiert hätte und die Entscheidung getroffen, um Brände zu verhindern und Natur zu schützen, Feuer nicht mehr zu verwenden? Heute feiern unwissenschaftliche Blödeleien (auch unter Wissenschaftlern) Aufmerksamkeit, dass Mensch überentwickelt sei und Wachstum töte. Zu Hochzeiten der hohen und frühen Sterblichkeitsraten in Europa hätte eine naturschützende Einkindehe die Natur nicht geschützt sondern sich nur anders weiterentwickelt und Mensch bis… Mehr

Peter Schulze
1 Jahr her

„Tempo 130. Dafür wären demnach ein bis zwei Millionen Tonnen Einsparung möglich. Das entspreche einem Anteil von 0,6 bis 1 Prozent des derzeitigen Ausstoßes des Verkehrssektors, erläutert der Direktor der Agora Verkehrswende, Christian Hochfeld.“ Da der Verkehrssektor nur 30 % ausmacht. Bringt das Tempolimit ein Minus von 0,18 bis 0,3 % des Gesamtausstoßes. Warum ist das so wenig? Lt. AvD sind nur 1,4 % der Straßen ohne Tempolimit. Und selbst dort ist oft ein temporäres Limit.

Nico Laus
1 Jahr her

Bin auch für eine Geschwindigkeitsbegrenzung bei Flugzeugen???

Matthias F.
1 Jahr her

Äh ja. Ein gedachtes Ergebnis würde mehr einsparen als gedacht. Alles klar