Großer Teil der Deutschen ist offen für Kernkraft

Die höchste Zustimmung für Atomenergie findet man in Frankreich. In Deutschland ist die Hälfte der Befragten grundsätzlich offen dafür. Die Fragestellung war jedoch selbst durchaus fragwürdig.

IMAGO / CHROMORANGE
Kühltürme des Kernkraftwerks von Cattenom in Frankreich

Rund die Hälfte der Deutschen ist grundsätzlich offen für Atomenergie. Allerdings sehen sie diese kritischer als die Bürger anderer europäischer Länder, in denen der Kernenergie eine größere Bedeutung beigemessen wird. Das ergaben eine aktuelle, breit angelegte YouGov-Umfrage in sieben europäischen Ländern und eine Befragung zum Thema Klimawandel in den USA.

31 Prozent der Befragten in Deutschland sind danach »grundsätzlich aufgeschlossen« und glauben, dass Kernenergie in der Energiewende zumindest eine kleine Rolle spielen sollte. 22 Prozent der Befragten meinen, dass Kernenergie den sogenannten erneuerbaren Energien gleichgestellt sein sollte. 28 Prozent der Befragten lehnen die Nutzung der Kernenergie komplett ab.

Frankreich ist das Land, in dem mit drei Viertel die meisten Befragten der Kernenergie positiv gegenüber stehen und grundsätzlich mit dem Einsatz von Kernkraftwerken einverstanden sind. Nur ein vergleichsweise geringer Anteil von 9 Prozent der Befragten erklären, dass Atomenergie keine Rolle spielen solle.

Sendung 28.10.2021
Tichys Ausblick Talk: „Energiekrise spitzt sich zu – letzte Rettung Kernkraft?“
Hoch ist die Zustimmung zur Kernenergie auch in Schweden und in Spanien. In Italien ist die Ablehnung der Atomkraft mit 28 Prozent der Befragten verhältnismäßig hoch, doppelt so hoch übrigens wie in Großbritannien; dort lehnen 12 Prozent Kernkraft ab. In den USA stimmten 34 Prozent der Befragten dafür, dass die Kernenergie eine große Rolle spielen sollte, 12 Prozent lehnen sie vollständig ab; immerhin 19 Prozent wollen sich zu dieser Frage nicht äußern. Vielleicht lehnten sie auch die vorgegebenen manipulativen Fragen ab.

Die Befragten konnten nur auf die Frage antworten: »Welche Rolle, wenn überhaupt, sollte Ihrer Meinung nach die Kernenergie bei den Bemühungen spielen, die Stromerzeugung kohlenstoffarm bzw. kohlenstofffrei zu gestalten?« Ankreuzbar war nur die Verbindung der Kernkraft mit den sogenannten erneuerbaren Energiequellen wie Solar- und Windenergie: »Eine große Rolle – sie sollte den erneuerbaren Energiequellen wie Solar oder Windenergie gleichgestellt sein«, oder: »eine kleine Rolle – das Land sollte zwar Kernenergie nutzen, aber nicht so stark wie erneuerbare Energiequellen wie Solar oder Windenergie.« Als alternative Antworten standen zur Verfügung: »Keine Rolle – das Land sollte keine Kernenergie erzeugen.« Oder ein schlichtes: »Weiß nicht«.

Tichys Einblick in die Welt der Zahlen
Nachgerechnet: Wie viel leistet eine Windturbine?
Keine Antwort konnte bei dieser Umfrage geben, wer Zweifel daran hat, Kernenergie und Windräder gleichwertig als Energiequelle für ein Industrieland zu betrachten. Wie man jetzt gerade wieder an der Wetterlage sieht, können Wind- und Sonnenenergie ein Industrieland vermutlich nicht allein mit Strom versorgen. Selbst an vergangenen windreichen Tagen haben Windräder gerade einmal die Hälfte des Stromverbrauches erzeugen können.

Bei der Umfrage wurden 2.076 Personen in Deutschland, 1.712 in Großbritannien, 1.000 in Frankreich, 1.023 in Dänemark, 1.007 in Schweden, 1.059 in Spanien, 1.007 in Italien und 1.000 Personen in den USA mithilfe standardisierter Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die jeweiligen Bevölkerungen ab 18 Jahren.

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Kommentare ( 20 )

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Peterson82
3 Jahre her

Ein typischer Fall von angenehm ausgestallteten Fragen die zum „not in my backyard“ Problem führen.
Finden sie es gut dass ein Teil der Energie von AKW kommt? (vmtl. 75% ja)
Finden sie es gut wenn das Endlager in ihrer Gemeinde entsteht (vmtl. 99% nein)
Finden sie Windkraft gut und möchten sie mehr davon in Deutschland (90% ja)
Möchten sie dass ein Windpark in ihrer Gemeinde entsteht (80% nein)

FerritKappe
3 Jahre her

Man stelle sich vor Kernkraft als Hauptenergieträger: Bezahlbarer Strom Unverschandelte Landschaft Energiewende geschenkt Wenn Deutschland nicht die Höchsten Strompreise Weltweit hätte. Wenn der Strom CO2 neutral und bezahlbar wäre. Man könnte elektrisch fahren und elektrisch heizen. Wärmedämmung könnte reine Privatsache sein. Keine CO2 Abgaben um die Industrie zu schwächen. Ganz zu schweigen das mit neuen Technologien wie Fusion die Deutsche Industrie auch was zum exportieren hätte. Alles in allem könnte das eine Sache mit Zukunft sein. Aber irgendwie passt das nicht so ganz in das Zwangs, Verbots und Verzichtskonzept unserer neuen 14% Regierung. Deswegen lieber Lastenräder Windradwälder und Nachts wird… Mehr

Nix fuer ungut
3 Jahre her

1.000 Befragte in USA soll repräsentativ sein. D. h. 1 Befragter steht für 331.500 Personen oder anders, 12 Befragte sollen 3.9 Mio. Einwohner von L.A. repräsentieren.

Klaus Kabel
3 Jahre her

Atomkraft? Ja, bitte. Baerbock und ihre Ideologie? Nein, danke.

AlexR
3 Jahre her

Vielleicht sollte jeder das Atomkraftwerk-Spiel von Loriot zu Hause haben, das Dickie zu Weihnachten bekommen hat.

Vielleicht kann man das ja nach geringer Modifikation für die eigene Heim-Versorgung nutzen. Aber vorsichtig! Bei fehlerhafter Montage oder Nutzung „… macht es Bumm und die Kühe fallen um!“.

Für wen spricht Annalena überhaupt? Bestimmt nicht für deutsche Bürger. Sondern für sich. Denn sie springt ja auf dem zentralen Trampolin und ist die wichtigste Person auf der Erde.

Last edited 3 Jahre her by AlexR
EinBuerger
3 Jahre her

„Großer Teil der Deutschen ist offen für Kernkraft“: Nichts für ungut, aber was „ein großer Teil der Deutschen will“, spielt keine Rolle. Es sei denn es gäbe kurz vor einer wichtigen Wahl zu einem großen Stromausfall und die Leute würden deshalb nicht wählen, was sie sollten. Sonst spielt es keine Rolle. Wenn man den Leute im TV nur lange genug sagt, dass Atomkraft kleine Kinder tötet, sind sie eben gegen Atomkraft. Nur wenn die Realität hart eintrifft und sie zeitnah vor einer Wahl trifft, wirkt Framing nicht. Ansonsten wirkt alternativloses Framing bei der Masse schon. Witzig wird nur der Konflikt… Mehr

elly
3 Jahre her

Annalena ist gegen Atomstrom:“Baerbock lehnt Frankreichs Pläne zu »grüner« Atomkraft weiter abFrankreich will Atomstrom als nachhaltige Energiequelle einstufen. Für die deutschen Grünen ist das ein Albtraum – und Annalena Baerbock hat diese Position bei ihrem Antrittsbesuch in Paris deutlich gemacht.“
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/annalena-baerbock-lehnt-frankreichs-plaene-zu-gruener-atomkraft-weiter-ab-a-a0004699-08bb-4a77-9070-2faeacb61d5f

a.bayer
3 Jahre her
Antworten an  elly

Die Grünen wollen auch kein Nord Stream. Und Frau Baerbock -Achtung wilde Spekulation!- arbeitet gerade daran, die Beziehung zu China so zuzurichten, dass am Ende chinesische „Erneuerbare“ draussen bleiben könnten. Nichts wäre erbärmlicher als Öko-Strategen, die „Weltuntergang“ und „Menschenrechte“ sagen, dabei aber „Reibach“ denken!

Last edited 3 Jahre her by a.bayer
3 Jahre her
Antworten an  elly

Ich finde es besonders schlimm, dass wir wieder so weit sind, dass Deutschland anderen Ländern solche internen Angelegenheiten vorschreiben will. Hoffentlich setzt sich Frankreich durch und hoffentlich beschädigt die „Völkerrechtlerin“ nicht zu sehr die diplomatischen Beziehungen.

merlin999
3 Jahre her

Windräder die Hälfte der verbrauchten Energie erzeugt? Sie meinten wohl die Hälfte ihrer (der Windräder) zu erzeugenden Energie erbracht.

Die Deutschen sind Beratungsresistent. Erst wenn es ihnen an den Kragen geht werden sie Umdenken. Doch dann ist es zu spät, wie wenn ich eine Faust ins Gesicht bekomme und erst 3 Tage später AUA schreie und haltet den Schläger ausrufe.

bkkopp
3 Jahre her

Stimmungsbilder sind eine Sache, parlamentarische Mehrheiten eine andere. Wir erinnern uns, dass “ Gorleben “ urprünglich eine CDU/Albrecht-Erfindung war, obwohl schon damals sehr viel gegen nässende Salzstöcke sprach, und parteipolitische Präferenzen aus Gründen der Regionalentwicklung mehr wogen als harte, technische Argumente. Siehe auch Asse. Auch die Union-regierten Länder im Süden, wo die meisten Kapazitäten und Stromverbraucher sitzen, dort sitzen auch die vehementesten NIMBYs, wenn es um Endlager geht. Eine Union würde deshalb, wegen Glaubwürdigkeitsdefizit seit Jahrzehnten, zögern, die Modernisierung und Weiterentwicklung der Atomkraft, auch mit neuen Reaktor-Technologien, zum Programm zu machen, auch wenn es wünschenswert wäre. Erst wenn Franzosen und… Mehr

Andreas aus E.
3 Jahre her

Zur Frage der „Endlager“: Risse man einen Vogelschredder ab, würde Platz für ein halbes Dutzend Castor-Behälter frei (oder noch mehr, keine Ahnung, inwieweit die stapelbar sind), für solides Fundament ist ja gesorgt. Dann hätte man die auch stets griffbereit, sollte man zur Vernunft kommen und den sogenannten „Atommüll“ energiebringendem Recycling zuführen wollen.
Meinetwegen könnte man so einen Behälter auch hiesiger „Wertstoffinsel“ (das nennen die hier tatsächlich so, die Ansammlung diverser Müllcontainer, noch besser wäre „Wertstoffpark“) beigesellen – wäre nur schade um die Parkplätze.