Eisbrecher Ulrike Herrmann: (Fast) die ganze Wahrheit über grünes Schrumpfen

Kaum jemand vereint Schein und Sein im gegenwärtigen politischen Diskurs in Deutschland wie Ulrike Herrmann. Im Gewand der Aufklärerin, die die Lüge des grünen Wachstums demaskiert, enttarnt sie eine Lüge, um viele weitere Lügen zu kaschieren.

Screenprint: Youtube/SRF Kultur

Seitdem SPD und Grüne in der Regierung sitzen, feiern progressive Überbringer schlechter Nachrichten Hochkonjunktur. Solange die Wahlen noch nicht eindeutig zugunsten des grünen Sozialismus ausgingen, dominierten positive Botschaften, die eine grüne, neue Welt voller Wohlstand vorgaukelten. Jetzt wo die Regierung endlich die jahrzehntelange Arbeit aus dem vorpolitischen Umfeld in politische Taten umsetzen kann, gilt es die Menschen mit Macher-Mentalität an die neuen Realitäten zu gewöhnen. Und nicht vergessen: Über den „menschengemachten Klimawandel“ waren wir uns einig, nicht wahr? Eben. Und solange darüber Einigkeit herrscht, gibt es auch keinen Plan B.

Erst letzte Woche führte uns Sarah Bosetti genau mit solchen Mitteln an das Ende der Demokratie heran. Ist natürlich ein heißes Eisen, darum ist es ja nur „Satire“, und sowieso regen sich darüber nur Rechte auf. Dennoch fungiert sie als ein Eisbrecher. Später kann man darauf verweisen, man hat ja schon mal von der Idee gehört. „Nicht ganz ohne Vorzüge, man sollte darüber vorurteilsfrei reden können.“

Ein ähnlicher Eisbrecher ist Ulrike Herrmann, deren Aufgabe es ist als „böser Cop“ die Menschen an die Tatsache zu gewöhnen, dass grünes Wachstum Humbug ist und der Energiehunger einer modernen Industrienation niemals durch „erneuerbare Energien“ gestillt werden kann. Das ist richtig. Der Grund, dass sie diese „Wahrheit“ im gesamten deutschen Sprachraum im Fernsehen verbreiten darf, liegt daran, dass diese Tatsache kein Grund für sie ist, die Energiewende zu hinterfragen. Wo Andere warnen und sich wehren vor den schwerwiegenden Folgen dieses selbstzerstörerischen Irrwegs, demonstriert Herrmann ideologische Linientreue. Der Aufbau des Sozialismus, pardon, die „Energiewende“ ist für sie alternativlos. Punkt.

Herrmann enttarnt eine Lüge, um danach andere Lügen glaubhaft zu verbreiten

Nachdem Herrmann in den letzten Monaten bereits in deutschen Talkshows mit ihrer Schwärmerei von „1978, aber ohne Alles“ Nostalgikern die Armut schmackhaft machte, darf sie dies nun auch im Schweizer Fernsehen, in der populären Sendung Sternstunde Philosophie, verbreiten. Doch was sie mit dem simplen Eingeständnis, dass grünes Wachstum nicht möglich ist, argumentativ auf Seiten der Realisten gewinnt, verspielt sie mit ihrem dogmatischen Bekenntnis zu Horrorszenarien aus Computerprognosen und der menschlichen Ursünde an Gaia.

Denn selbsternannten Kassandren wie Herrmann kommt eben die Rolle eines Wegbereiters zu. Je öfter ihre Unkenrufe öffentlich vernommen werden, desto mehr gewöhnt sich die Öffentlichkeit an die unliebsame Tatsache, dass es kein grünes Utopia geben wird, sondern höchstens eine Rückkehr nach 1978. Aber ohne Auto und ohne Flugzeug. Viele der Jobs wird es auch nicht mehr geben. Also dann doch eher britische Kriegswirtschaft. Wenn überhaupt. Naja, nach unten revidieren kann man ja danach noch immer.

Sozialistische Milchmädchenrechnungen 2.0:
Ulrike Herrmann und das „grüne Schrumpfen“
Damit aber niemand auf den bösen Gedanken kommt, aufgrund dieser kleinen Wahrheit in Aufstand zu geraten, bedient sich Herrmann einer Reihe von Milchmädchenrechnungen und Geschichtsklitterei, um die Alternativlosigkeit dieses Prozesses einzuhämmern. Denn nicht nur die Klimakatastrophe ist – trotz konstanter Fehlprognosen in den letzten 50 Jahren – so sicher wie das Amen im Gebet, auch die Schuld des Menschen daran steht fest. Dass die Temperaturen in der mittelalterlichen Wärmeperiode sogar höher lagen als in den Horrorszenarien der Klimaalarmisten und zum Wohlstands- und Bevölkerungswachstum in dieser Zeit führten, wird von Herrmann keines Wortes gewürdigt.

Faktenchecker der Klimafraktion haben nun übrigens endlich einen Weg gefunden, diese unliebsame Tatsache zu dekonstruieren: Die damalige Wärmeperiode hätte nur die Nordhalbkugel betroffen, global hätten sich die Temperaturen nicht so stark geändert. Im selben Atemzug wird aber behauptet, dass der bevorstehende Klimawandel in Europa am wenigsten spürbar wird. Das allerdings deckt sich ebenfalls nicht mit früheren Prognosen, denn alleine die Niederlande sollten mittlerweile schon 17-mal von der Nordsee verschlungen worden sein.

Die kuschelige Verklärung des Wohlstandsverlusts

Doch selbst wenn man davon ausginge, dass ein tatsächlicher Klimawandel in der Südhalbkugel weniger positive Auswirkungen haben würde als in Europa während der mittelalterlichen Wärmeperiode, dann würde sich der eingeschlagene Pfad der Deindustrialisierung der Welt als fatal erweisen, denn Wohlstandsbildung ist der beste Garant für sowohl die Bildung von Umweltbewusstsein als auch für die Fähigkeit, mit den Widrigkeiten der Umwelt umzugehen.

"Ökologischer Fußabdruck"
Degrowth ist der Weg zurück in die Höhle
Ein Wohlstandsverlust würde hingegen den Kampf um die verbliebenen Ressourcen wieder verstärken, was wirtschaftsgeschichtlich gesehen immer von Krieg, Krankheit und Hungersnöten begleitet war. Herrmanns romantisch verklärtes grünes Schrumpfen ist, als würden sich die Holländer vornehmen, keine Deiche mehr zu bauen und stattdessen ihre Hoffnungen auf wasserlösliche Schwimmflügel zu setzen.

Ulrike Herrmann findet selbst in konservativen Kreisen teilweise Zustimmung für ihre Demaskierung des Märchens vom grünen Wachstum. Doch Vorsicht ist geboten, denn unter dem Deckmantel scheinbarer wirtschaftlicher Klarsicht propagiert Herrmann einen ganz anderen, womöglich weitaus gefährlicheren Märchenband. Denn während das Ausbleiben des grünen Wachstums unter normalen Umständen zu einem Erwachen und einer Kurskorrektur führen könnte, fordert Herrmann, dass man angesichts dieses Wohlstandsverlusts nicht in Panik geraten, sondern fröhlich weiter gen Untergang wirtschaften sollte, da 1978-mit-Abstrichen™ zum Schluss doch auch ganz kuschelig werden könnte. Als vermeintliche Aufklärerin getarnt, führt Herrmann die Menschen auf einen Pfad, auf dem sie ihren natürlichsten Schutzinstinkten misstrauen und ihre Hoffnung stattdessen auf das Licht am Ende des Tunnels setzen sollen. Nur, dass dieses Licht am Ende des Tunnels sich als der entgegenkommende Güterzug grüner Mangelwirtschaft entpuppen wird, der alles plattwalzt, was ihm in die Quere kommt.

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Kommentare ( 69 )

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Suedbuerger
1 Jahr her

Diese TAZ Dame sollte man mal psychologisch unter die Lupe nehmen. Irgendetwas stimmt bei ihr wohl nicht.
Dieses anhaltende Dauergrinsen gepaart mit Mundzuckungen ist höchst auffällig. Auch ihre gesamte Körpersprache ist verräterisch.
Offensichtlich durchläuft sie ihre politischen Wechseljahre, sucht krampfhaft Anerkennung und findet in ihren Veranstaltungen immer noch gleichgepolte Leidensgenossinnen.
Selbst ein Herr Lanz (ge-)braucht sie gerne, um eigenständig denkende Teilnehmer in die Ecke drängen zu wollen.

Silverager
1 Jahr her

Dies erkennend könnte die Mehrzahl der Wähler ja auch mal anders wählen. Wie Bremen wieder mal gezeigt hat, ist das pure Illusion.
Vielleicht sieht es im Osten unseres Landes besser aus.

Deutscher
1 Jahr her

Wenn Stagnation oder gar Rückschritt erfolgreiche Strategien wären, hätten sie sich längst von selber durchgesetzt. Wer sie dennoch politisch erzwingen will, kann daher nur eine Gefahr sein: Für die Freiheit, für die Demokratie und für die ganze Welt aka „Umwelt“. Ich frage mich, warum diese ganzen Wohlstands- und Modernitätsgegner nicht einfach bei sich selber anfangen, nach dem Motto: „Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst!“ Niemand hält die Ulrike davon ab, sich ein Wählscheibentelefon und eine mechanische Schreibmaschine aus den 70er Jahren als Ersatz für Smartphone, PC und Internet anzuschaffen. Niemand verbietet ihr, das Geschirr von Hand zu spülen… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Deutscher
giesemann
1 Jahr her

Solange man jederzeit das Land verlassen kann, ist es egal, was die daher redet. Offenbar ticken alle anderen anders, wie der ESC zeigt.

Silverager
1 Jahr her
Antworten an  giesemann

giesemann, Sie vergessen dabei die neu eingeführte „Wegzugsteuer“, eine von den Linksgrünen eingeführte Neuauflage der Reichsfluchtsteuer.

H. Priess
1 Jahr her

Wer irgend welche Zweifel hat an dem was die Dame von sich gibt sollte das Buch: 2054 – Ein Jahr im Paradies der Genügsamkeit von Wulf Bennett lesen. Dort sind die feuchten Träume der Dame gut beschrieben. Nur mit dem Sozialpunkte-System das wir bekommen werden hat der Autor nicht gerechnet. Wer glaubt: Naja, 2054 ist lange hin, der irrt denn das Buch hat nur einen Fehler es hätte 2034 heißen sollen.

Duesentrieb D
1 Jahr her

Toleranz und Wohlstand gehen Hand in Hand. Die Frau Hermann und die Grünen werden das Gegenteil von dem Erreichen was sie anstreben.

Deutscher
1 Jahr her
Antworten an  Duesentrieb D

„Erst kommt das Fressen, dann die Moral!“

Fulbert
1 Jahr her

1978? Oder nicht eher 1948 ohne Hoffnung auf Besserung? 1978 wäre jedenfalls auch ohne Auto und Flugzeug kein so abschreckendes Szenario, wie es von der Möchtergern-Wirtschaftsexpertin gezeichnet wird. Damals kauften die Deutschen trotz hoher Zinsen noch munter Einfamilienhäuser und die Löhne gingen kräftig nach oben.

Boris G
1 Jahr her

Ulrike Herrmann und die taz – für tichyeinblick-Leser sicher ein rotes Tuch. Vielleicht sollte das Nachdenken über eine „Post-Wachstumsökonomie“ dennoch erlaubt sein? Prof. Niko Paech ist da anders unterwegs, stellt die richtigen Fragen, denn immer größere, immer schwerere Autos für immer mehr Menschen, immer mehr Übertourismus, immer mehr Junkfood, immer mehr Internet-Traffik – manchmal erscheint es mir doch eher ein Wildwuchs zu sein, der die meisten Individuen nicht wirklich glücklich macht und den Planeten schon arg ausplündert. Vielleicht kommen die Umweltveränderungen nicht so schnell wie von Klimahysterikern und Umwelthilfe prophezeit, aber am Artensterben (ich erinnere meine Windschutzscheibe im Sommer 1975… Mehr

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Boris G

Aber zurück ins Mittelalter unter Androhung vieler Toter ist doch auch keine Lösung? Oder was glauben Sie, wie das weiter gehen wird, mit Millionen von Analphabeten aus gänzlich anderen Kulturen, die sich niemals hier eingliedern werden können? Wenn Arten sterben kamen bisher auch immer neue Arten hinzu. Richten wir also den Blick auf all das, was politisch und von der Presse gar nicht berichtet wird. Und auf Windschutzscheiben, die, anders geformt durch deutsche Ingenieurskunst, Insekten überleben helfen – damit sie dann von Windradflügeln erschlagen werden können. Zumal all dem, was sie uns oktroyieren, die Grundlage fehlt – da CO2 kein… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Kassandra
bfwied
1 Jahr her
Antworten an  Boris G

Hochkunjunktur haben in der Tat die Hysteriker, für die alles ganz klar und bewiesen ist, auch wenn es gar keine Beweise gibt und die Daten nur die übliche Bandbreite belegen. Aber dafür gibt es ja Computermodelle, die ganz klar so weise sind, dass sie gar keine wirklichkeitsgetreuen Eingaben benötigen, denn die gibt es schlicht nicht, nur in Ansätzen, weshalb die alle meilenweit daneben lagen – von Abkühlung um 2 °K bis +8,5 °K. Natürlich „arbeiten“ die Hypler mit den 8,5 °K, weil man die so furchterregend ausbauen kann, auch wenn selbst das IPCC diese Kurve als Unsinn verwirft! Aber nein,… Mehr

Suedbuerger
1 Jahr her
Antworten an  Boris G

Habe gerade mit meinem fossilbetriebenen, voll beladenen SUV 1.300 km Fahrt hinter mich gebracht.
1.) Mehrfach musste ich die Frontscheibe – wie in den 70er Jahren – von zerschellten Insektenresten freimachen, um eine gute Sicht zu haben.
2.) Ein Alptraum, wollte ich dieselbe Strecke mit einem vergleichbaren, eineinhalb mal so schweren E-Fahrzeug bewältigen.
Boris G, ich hoffe, dass Sie mir jetzt nicht zum Lastenfahrrad raten wollen.
Die Endzeitjournalistin Herrmann und ihre planetare Endzeitstimmung sind einfach Mist. So werden wir die für die Menschheit anstehenden Aufgaben des Klimawandels garantiert nicht lösen. Das Klima lässt sich jedenfalls nicht schützen. Träumen Sie weiter…

Milton Friedman
1 Jahr her

Bemerkenswerter als Ulrike Hermann selbst ist eigentlich ihre völlig unverhältnismäßige Medienpräsenz: Frau Herrmann sitzt als „Wirtschaftsexpertin“ seit Jahren jede Woche im Leitmedium der Leitmedien (die ARD-Presseschau), während ihre Zeitung (die Taz), eine kleinere Auflage hat als der Mannheimer Morgen, Heilbronner Stimme oder Lausitzer Rundschau. Wer sich jetzt fragt, warum er die drei vorgenannten Zeitungen dort nicht jede Woche sitzen sieht, bekommt eine Vorahnung davon, wie das deutsche Establishment funktioniert…

Last edited 1 Jahr her by Milton Friedman
Metric
1 Jahr her

Die Grünen haben es geschafft, dass sogar ich (jahrzehntelang Greenpeace-Mitglied) nun beim Thema Klimawandel skeptisch bin. Sehen wir uns die Behauptung, im Mittelalter wäre es nur in Europa wärmer gewesen, global aber nicht, einmal näher an: die dazu stets zitierte Studie stammt von Michael Mann („Mr. Klimawandel“), der dazu kaum etwas herausfinden wird, was seinen zuvor jahrzehntelang geäußerten Behauptungen widerspricht sie beruht auf bestürzend wenigen und unterschiedlichsten Primärdaten (Jahresringe, Eisbohrkerne, Aufzeichnungen, Sedimente etc.), die nur mit Ach und Krach miteinander verglichen werden können und erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich ihrer exakten zeitlichen Einordnung aufweisen vor Allem aber: Behauptet wird stets, dass es… Mehr