Trump warnte, Maas lachte, Trump behielt recht

2018 warnte Donald Trump davor, von russischem Gas abhängig zu sein. Schröder-Parteifreund Maas lachte darüber. – Ein weiteres Mal gilt: Wer seinem Verstand folgt, statt der Regierung alles zu glauben, liegt seltener falsch und öfter richtig.

Screenprint: via Twitter

Es war im Jahr 2018. Bild.de titelte über einem Video (bild.de, 26.9.2018, Video auf YouTube noch verfügbar): »Bei UN-Vollversammlung – Deutsche Delegation amüsiert sich über Trump«. Dazu stellte man einen Video-Screenshot, wie Heiko »Rent-a-Sozi« Maas (der Gerichtsverfahren-Kommentator) und Christoph »Meine Frau will auch `nen Job« Heusgen (der Soros-Handschüttler) sich einen Ast lachen.

Im Video selbst sehen wir Donald J. Trump, der vor New York vor der UN-Vollversammlung spricht, und er warnt:

„Deutschland wird vollkommen abhängig von russischer Energie werden, wenn es nicht sofort seinen Kurs ändert.“ (Trump vor UN 2018, Untertitel von BILD, siehe YouTube)

Bild.de erklärt im Video als Schrifteinblendung: »Diesen Teil der Rede fand die Delegation um Außenminister Maas offenbar so absurd, dass Lachen, Kopfschütteln und Stirnrunzeln die Folge war.«

— Argo Nerd (@argonerd) March 7, 2022

Warum gaben sich die feinen Herren um Heiko Maas so amüsiert? Nun, nach meinem Textverständnis müsste das, was im Video danach gesagt wird, eine weitere Erklärung sein, und im Video lesen wir: »Der amerikanische Präsident kritisierte Deutschlands Festhalten an dem deutsch-russischen Gasleitungsprojekt ›Nord Stream 2‹.«

Peinlichminister Maas und seine Kumpels lachten extra demonstrativ über Trumps Warnung. Haben sie inzwischen erklärt, warum sie lachten? Warum Menschen auffällig laut lachen, das fragen Sie besser entsprechende Fachleute – oder trauen auch hierin Ihrer Erfahrung.

Etwas später im Video erfahren wir: »Die Reaktion von Außenminister Heiko Maas wird im Internet gefeiert«.

Die Formulierung »im Internet gefeiert« verstehe ich als Journalistensprache für »Staatsfunk- und Konzernjournalisten sowie einige Dutzend anonyme Wegwerf-Twitter-Accounts pöbelten gegen den US-Präsidenten«. – Wir kennen ja manche solche Pappenheimer und »Non-Player-Characters«, und wir wissen, dass ihr »Feiern« ein Wetteifern darum ist, wer am aggressivsten die Propagandasprüchlein des Tages nachblökt. So weit, so bekannt.

Wir schreiben inzwischen das Jahr 2022, und auch diese Warnung des letzten unbezweifelt demokratisch gewählten US-Präsidenten bewahrheitet sich.

Man seufzt. Wir hier haben ja nichts davon, dass die deutsche Regierung wieder falsch lag. Ach, wenn man nur an der Börse darauf spekulieren könnte, dass die SPD immer wieder total falsch liegt und dann doch irgendwie an die Macht kommt…

Was aber trieb Maas und Co. dazu, über Trumps Warnung zu lachen? Ich hoffe ehrlich und aufrichtig, dass es bloß Dummheit war – alle anderen Spekulationen wären weit unschöner – möglicherweise habe ich aber auch einen total vernünftigen und doch ethisch einwandfreien Aspekt übersehen.

Ein Einschub

Gestern, liebe Leser, schrieb ich einen meiner längsten Essays überhaupt, er heißt »Die letzte Krise (von der wir erfahren werden)« und ihn zu lesen kann locker eine Viertelstunde Ihrer Zeit beanspruchen.

Ich dachte ja eigentlich, jenen Text auf eine solche Art geschrieben zu haben, dass nur »echte Fans« sich ihn erarbeiten würden. Manche Dinge muss man sich halt verdienen. Es freute mich sehr, dass dennoch so viele von Ihnen es dann auch wirklich taten (oder es noch nachholen werden…).

Einige von Ihnen dankten und stimmten mir zu. Einige von Ihnen aber sind wütend, und Sie mailen mir – doch von diesen wiederum vergaßen einige, mitzuteilen, warum Sie wütend sind! Sind Sie auf mich sauer, weil ich Zelensky nicht genug vergöttere (»der hat so große Eier, die sieht man aus dem Weltall«) oder weil ich Putin nicht freispreche (»aber Donetsk…«)?

Wenn Sie mir nicht mitteilen, warum Sie wütend sind, kann ich es doch nicht wissen! An diesem Punkt aber will ich Sie wissen lassen, dass ich auch weiterhin beabsichtige, das aufzuschreiben, was ich nach Lektüre und innerer Arbeit wirklich meine.

Die Lebenserfahrung lehrt ja gerade uns Schreiber: Wenn niemand über das, was du tust, wirklich wütend wird, dann wird es wahrscheinlich auch niemand wirklich lieben. (Es ist mir aber ernst: Ich würde gern verstehen, warum Sie wütend sind, falls Sie wütend sind. Ich werde mich gewiss nicht »anpassen«, ich will Sie aber verstehen!)

Zurück zum Text

Der Essay, den Sie in diesem Augenblick lesen, ist nur knapp ein Viertel so lang wie der gestrige Text von der »letzten Krise« – inklusive des obigen Einschubs. Man sollte soviel sagen, wie viel man zu sagen hat, nicht weniger und nicht mehr.

Zu Herrn Maas aber, der über Trump lachte, habe ich nur noch zu sagen: Ich hoffe, dass es wirklich nur praktische Dummheit war (man könnte auch sagen: »politische Kurzsichtigkeit«), die ihn lachen ließ – und dann wäre es gut, dass Dummheit nicht strafbar ist. (Maas selbst könnte ihnen vielleicht erklären wollen, dass Trump nur deshalb vor Putin warnt, um US-Fracking-Öl zu verkaufen, doch wäre das allein ein Grund zum Lachen? Sie lachen ja auch nicht demonstrativ, wenn der Zahnarzt Ihnen Karies diagnostiziert, nur weil er an der Zahnreparatur etwas Geld verdient.)

SPD-Maas lachte auffällig öffentlich und auffällig laut über Trump – Trump behielt recht. Wir hier trauten schon damals Maasens politischen Instinkten keinen Zentimeter weit, das ließ unser Verstand nicht zu. Was für Motive trieben jene Regierung?

Ich weiß es nicht, ich will Julian Reichelt zitieren:

„Gerhard Schröder wird als korruptester Bundeskanzler in die Geschichte eingehen, Angela Merkel als schlechteste Bundeskanzlerin. Sie haben uns in eine politische Katastrophe geführt. Ihre unerklärlichen Motive im Amt sollten untersucht werden.“ (@jreichelt, 7.3.2022)

Man fragt sich: Wer soll es untersuchen und welche Befugnisse wird er haben? Wonach sollte er überhaupt suchen?

Was haben wir gelernt?
Kein Nachdenken über die Welt wäre aber vollständig, wenn man nicht für sich beantwortete, was man »daraus gelernt hat«. Was haben wir daraus gelernt, dass unsere Politiker sich ein weiteres Mal blamierten?

Die Aufklärung spricht uns ja den Mut zu, unseren Verstand zu nutzen. Die Erfahrung aber lehrt uns, immer wieder, unseren Verstand nicht nur zu nutzen, sondern ihm auch über die Erkenntnisfindung zu vertrauen.

Was aber nutzt dir der gesunde Menschenverstand, wenn du zum richtigen Schluss kommst, diesem aber nicht traust? Habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen – und habe die Kraft, dem Ergebnis deiner Verstandesarbeit auch zu vertrauen!

So wichtig Gefühl und Empathie für das abgerundete Menschsein sind, es ist der Verstand, der unser Denken auf die Realität abstimmt. Es ist in unserem ganz konkreten Überlebensinteresse, unser Denken mit der Realität abzugleichen.

Denn: Am Ende gewinnt immer die Realität, ob es im Augenblick gefällt oder nicht – und in diesem Geiste: Willkommen in der Realität.


Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com

Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.


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