Die Top Ten der wenig bekanntesten Prominenten in Deutschland

Dutzende Sender senden 24 Stunden am Tag. Das schafft einen Bedarf an „Prominenten“, sogenannten Realitystars. Aber auch außerhalb der Branche gibt es viele, die der Zuschauer kennt, ohne sie wahrzunehmen.

IMAGO / Shotshop

Als Deutschland noch kriegerischer war, blühten hierzulande die Denkmäler des “Unbekannten Soldaten”. Im Medienzeitalter wäre indes eher das “Mahnmal des unbekannten Prominenten” angebracht. Denn Hand aufs Herz: Wer kennt noch die 16 Ministerpräsidenten Deutschlands, seine Bundesminister, seine Sportstars und vor allem seine Star-Darsteller im Fernsehen. So wie auf Platz:

10.) Marcus Mittermeier. Vorsicht. Hier handelt es sich nicht um den Komiker mit den Star-Trek-Witzen, sondern um einen der meist beschäftigten deutschen Schauspieler. Seine Filme brannten sich so tief ins Gedächtnis der Zuschauer ein wie ein vergessener Hochzeitstag: “Unheil in den Bergen”, “Die Hebamme II” oder “Toni, männlich, Hebamme”. Mittermeier ist ein Social Warrior. Auf Twitter vertritt er eine rot-grüne Agenda – ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Deswegen bucht das ZDF ihn höchstens noch für Stoffe, die nur der deutsche Orson Welles umsetzen kann: Der Weltenbummler Moritz kommt an Weihnachten nach Hause, um seine Familie den Wert des Lebens jenseits des Materialismus zu lehren. Ergreifend.

9.) Bettina Stark-Watzinger. Die FDP ist im Wandel, hin zu einer Business-Version der Grünen. Dahinter steht ein ganzes Geschwader an Bindestrich-Frauen, für die Bettina Stark-Watzinger pars pro toto ins Kabinett eingezogen ist. Ihre wichtigste berufliche Station hatte sie als Mitarbeiterin der ESB in Oestrich-Winkel. Die private Hochschule war bekannt für das flegelhafte Auftreten ihrer Studenten und die Untreue-Vorwürfe gegen ihren Präsidenten. Auch ließ sich die Privatschule massiv durch Steuern finanzieren. Also auf den Staat setzen und über Business quatschen – genau wie die FDP 2022. Zuständig ist Stark-Watzinger für Bildung und Forschung. In dieser Funktion fiel sie bisher am stärksten auf, als sie in dieser Liste auftauchte.

8.) DJ Robin. Über ihn hat die Republik wochenlang geredet, ohne seinen Namen zu nennen. DJ Robin ist der Mann hinter “Layla”, jenem staatszersetzenden Song, den die Woken bei den Grünen, in CSU, SPD und Linke so vehement bekämpfen. Wie dünn seine Vita ist, zeigt sich daran, wie die Autoren seiner Wikipedia-Seite nach Material suchen, um DJ Robins Lebensweg zu beschreiben: Er war “Stadtprinz” von Stuttgart, spielte Trompete im Musikverein Ditzingen oder brachte seine eigene Gin-Marke heraus. Der Produzent David O. Selznick kämpfte sein Leben lang dagegen, reduziert zu werden auf “Der Mann, der Vom Winde verweht produzierte”. Den Schritt, der Mann zu sein, der Layla produzierte, muss DJ Robin erst noch schaffen.

7.) Gerardo Seoane. Bayer Leverkusen ist im deutschen Fußball das, was Kandidaten bei Günther Jauch sind, die auf 16.000 Euro spielen: beständig, auf ihre Weise erfolgreich, aber doch letztlich utzlangweilig und schnell wieder vergessen. Talentierte Spieler, die unters Bayerkreuz wechseln, entscheiden sich für die Beamtenkarriere im Fußball: hoch bezahlt, aber unterm Strich ist der frühe Feierabend wichtiger als der Erfolg. Zwei Trainer gab es, die diese Mentalität zeitweise ausgetrieben haben: Christoph Daum und Klaus Toppmöller. Danach folgten aber nur noch Coaches, die zum Leverkusener Beamtenwesen passten. Der neue heißt Gerardo Seoane, kommt aus der Schweiz und ist damit auch schon zu Ende erzählt.

6.) Tino Chrupalla. Aufstieg und Fall der AfD haben viel mit den deutschen Talkshows zu tun. Seit ARD und ZDF die Partei unerbittlich aussparen, verschlechtern sich die Ergebnisse. Im Staatsfernsehen kommt die Partei eigentlich nur noch vor, wenn Tino Chrupalla gerade mal wieder als Vorsitzender gewählt wird. Das hilft der Partei meist auch nicht weiter. Denn es gibt ein paar Regeln, an die sich Politiker auf dem Schirm halten müssen: Sei ruhig und versuche freundlich zu wirken, setze die Botschaften, die du dir vorgenommen hast, oder wiederhole keine negativen Formulierungen, auch nicht um sie zu widerlegen, weil du sie so im Bewusstsein der Zuschauer verfestigst. Nur wenige Politiker brechen diese Regeln alle so konsequent wie Chrupalla.

5.) Yasmin Fahimi. Jetzt stelle mer uns mal ganz blöd und frage uns: Watt is datt? En DGB? Datt is en Gewerkschaftsbund. Während sich die Gewerkschaften um das Kerngeschäft wie Tariferhöhungen kümmern, vertritt der Bund die Interessen der Arbeitnehmer gegenüber der Regierung. Ist die SPD an der Macht, tritt der DGB aber eher die Interessen: mit Füßen. Etwa als unter Gerhard Schröder die dauerhafte Zeitarbeit eingeführt wurde. Die hatte der DGB so wenig problematisiert, dass Angela Merkel noch nach einem Jahrzehnt als Kanzlerin glaubhaft sagen konnte, dass sie gar nicht wusste, dass man Leiharbeiter dauerhaft ausleihen kann. Nun vertritt Yasmin Fahimi als Vorsitzende des DGB Arbeiterinteressen. Sie hat eine so sozialdemokratische Berufslaufbahn hinter sich, dass auch sie bei allen kommenden Schweinereien lautstark schweigen wird.

4.) Heinrich Bedford-Strohm. Im Spätherbst war Heinrich Bedford-Strohm an seinem Ziel: Rot-Grün bildete die Bundesregierung. Kein anderer hat so sehr wie der Mann mit dem Bindestrich dafür gearbeitet. Dumm nur, dass das nicht seine Aufgabe war. Zumindest nominell stand er seit 2014 dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland vor. Dabei schaffte er es, die Kirche grüner als einen grünen Parteitag zu machen, die Religion aus der Sache heraus zu halten und trotz sinkender Mitgliedszahlen die Zahl der Austritte steigen zu lassen – ganz ohne Missbrauchs-Skandal. Dabei war er wie der Sheriff in “Zwölf Uhr mittags”. Nicht ganz so tapfer, aber bereit, das Kreuz abzuwerfen, wenn es passte – so wie 2016 auf dem Tempelberg. Als die Grünen an der Macht waren, trat auch der Bindestrich als EKD-Chef zurück. Mission accomplished.

3.) Jessica von Bredow-Werndl. Wenn die Olympischen Spiele so eine knappe Woche alt sind und es bisher nicht wirklich gut gelaufen ist, dann geht der Blick der Medaillenzähler in Richtung Dressurreiter. Mittlerweile sind es meist Dressurreiterinnen. Auf den diversen Bahnen laufen und schwimmen längst andere Nationen den Deutschen davon, doch zum Glück gibt es noch einige Privilegierte, die sich früh in ihrem Leben der Dressur teurer Pferde widmen können. Sodass Deutschland wenigstens ein paar Einträge in den Medaillenspiegel erhält. Wie im vergangenen Jahr in Tokio, wo Jessica von Bredow-Werndl gleich im Einzel und in der Mannschaft Gold holte. So wie das Feuer verlöscht ist, werden ihre Teamkameradinnen aber wieder für vier Jahre in den medialen Schrank gestellt. Genau wie die Debatte darüber, ob Dressurreiten Tierquälerei ist. Die holen Woke nämlich nur raus, wenn der Sport gerade mal im Fernsehen läuft – ansonsten ist ihnen das Tierwohl auch herzlich egal.

2.) Palina Rojinski. Es ist jetzt nicht unbedingt das Schauspieltalent, für das Palina Rojinski berühmt ist. Als Darstellerin hätte sie im Schultheater mitspielen dürfen. Aber nicht in einer Hauptrolle, sondern weil sie die Pausenhof-Schönheit ist, deren Auftritt ein paar mehr Zuschauer bringt. So trat Rojinski in den frühen Tagen ihrer Karriere denn auch oft als “Sidekick” auf: in MTV Home, in neoParadise und in der Show, mit der sie berühmt wurde: Circus HalliGalli an der Seite von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Doch was Rojinski an Schauspieltalent fehlt, gleicht sie durch Geschäftssinn aus: Den Männern gefällt sie, weil sie sich in Unterwäsche und Overknees-Stiefeln fotografieren lässt, und den Frauen gefällt sie, weil sie in MeToo-Manier die Männer kritisiert, die sich solche Bilder anschauen. Mit der Mischung aus Sex Sells und politischer Bigotterie ist Rojinski die ideale Besetzung für den deutschen Film, der von sehr hohen Ansprüchen lebt und noch höheren Subventionen – den am Ende aber kein Mensch freiwillig sehen will.

1.) Marlehn Thieme. Die wichtigste Aufgabe des ZDF-Fernsehrats ist, als gesellschaftliches Organ die Qualität des Programms zu überwachen. Seine Mitglieder sind also dafür zuständig, dass bei Rosamunde Pilcher die junge Frau zwar dem falschen Mann hinterläuft, aber am Schluss den richtigen nimmt. Aber das ist nicht alles. Bei Inga Lindström checken sie, dass die junge Frau den richtigen Mann nimmt, obwohl sie am Anfang dem Falschen hinterherläuft. Wer so erfolgreich der Aufgabe nachgeht, die Programmqualität des ZDF zu kontrollieren wie Marlehn Thieme als Vorsitzende des Fernsehrats, der ist letztlich vielleicht auch froh, wenn kein Mensch den Namen kennt. Scharfrichter haben ja früher auch nicht ihre Visitenkarte verteilt. Thieme ist über das Ticket der Evangelischen Kirche in die Fernsehgremien gekommen. Dass sie dort gar nichts erreicht hat, braucht sie sich aber nicht vorwerfen zu lassen: Sie hat dafür gesorgt, dass in ZDF-Produktionen nicht geraucht wird. Zumindest darf es nicht als etwas Gutes erscheinen. Und wenn sich evangelische Funktionäre mit einem wirklich auskennen, dann mit dem Fehlen von Lebensfreude.

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Kommentare ( 7 )

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Johann Gambolputty
2 Jahre her

Einer der seltenen Fälle in denen man sich für seine Unwissenheit nicht zu schämen braucht:
Würde ich diese „Prominenten“ kennen, müsste ich mir vorwerfen, kostbare Lebenszeit verschwendet zu haben.

Keine Regel ohne Ausnahme: Nr. 6:

Ein Politiker der die Regeln politischer Propaganda noch nicht verinnerlicht und seine Persönlichkeit noch nicht bis zur Stromlinienförmigkeit eines Analzäpfchens abgeschliffen hat würde ich gerne öfters sehen. Wegen der (zwangsbeitragsfinanzierten) „Brandmauer“ wird dies wohl nicht passieren.

Alexis de Tocqueville
2 Jahre her

„Sei ruhig und versuche freundlich zu wirken“

Das ist eine Regel für Politiker?
Volksschädling und Covidiot sind freundlich? Schwurbler und Nazi auch?

Lotus
2 Jahre her

Zitat: „Wenn die Olympischen Spiele so eine knappe Woche alt sind und es bisher nicht wirklich gut gelaufen ist, …“

Immer dieser Defätismus. Heute kam die Meldung, dass das dt. Leichtathletik-Team bei der WM in den USA, die vor neun Tagen begann, die erste Medaille gewonnen hat! Zwar „nur“ Bronze, aber was soll’s – Deutschland ist dafür Weltspitze bei: Gendern, Klimarettung, Kraftwerks-Abschaltungen, Asylbetrüger-Aufnahme, Moral. Da darf es nicht stören, dass wir sonst unübersehbar auf dem absteigenden Ast sitzen. Und selbst den würden viele Linksgrüne am liebest sofort absägen.

Okko tom Brok
2 Jahre her

Die EKD ist gleich doppelt vertreten. Die Leute an der Herrenhäuser Straße in Hannover wird’s freuen, wenn noch jemand an sie denkt. Die, deren Steigbügel sie gehalten haben, haben sie leider inzwischen vergessen. Warum auch sollte die Klimakirche eine andere Kirche neben sich dulden?

Iso
2 Jahre her

Der Mangel an Prominenten ist wahrscheinlich systembedingt. Wer hier kein lupenreiner Entertainer wie Jauch oder Gottschalk ist, der wird es zu nichts bringen und das ist auch in Amerika so. Da müssen sie „Top Gun 2“ mit dem Schauspielrentner Tom Cruise bringen. Lästern will ich aber nicht über die Amis, denn in Deutschland kommt „Manta Manta“ auch als Neuauflage mit Til Schweiger, der bei Filmstart 60 wird und hier den Berufsjugendlichen mimt. Und weil sich Schweiger selbst so gut findet, hat er auch keinen besseren Regisseur als sich selbst gefunden. Man verkauft das aber nicht als Wiederholung und nennt es… Mehr

bkkopp
2 Jahre her

Es ist schon lange her, dass ich eine Talkshow gesehen habe, aber ich kann mich vage erinnern, dass ich Lucke/Petry/Gauland/von Storch/Weidel/Meuthen mindestens einmal gesehen habe. Es ist sogar möglich, dass ich ganz besonders wegen der AfD-Vertreter eingeschaltet ließ, weil ich wissen wollte, was die Leute zu sagen hatten. Sie konnten sich alle nicht verkaufen. Alle erweckten den Eindruck, dass es ihnen mehr oder weniger egal war, ob und wie sie beim Publikum ankamen. Niemand hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass mit diesen Leuten aus der Partei etwas werden könnte. Vielleicht haben die Redaktionsverantwortlichen es ähnlich gesehen. Als Kontrast fällt… Mehr

Bernd W.
2 Jahre her
Antworten an  bkkopp

„Sie konnten sich alle nicht verkaufen. Alle erweckten den Eindruck, dass es ihnen mehr oder weniger egal war, ob und wie sie beim Publikum ankamen.“
Stimmt, ich habe bei den AFD-Leuten auch öfters mal den Verdacht, dass es ihnen tatsächlich eher um die Sache geht, als um ihre Außendarstellung. Wirklich skandalös!
Konservative mögen sich oft schlechter verkaufen können, doch das ist mir letztlich allemal lieber, als die links-grün-roten Heuchler ertragen zu müssen (was man inzwischen auch auf die Opportunisten von Union und FDP erweitern kann)!