Am 7. Oktober darf man sich in Deutschland betroffen fühlen. Das soll wohl eine klare Positionierung an der Seite Israels ersetzen. Denn eine Abkehr von der Unterstützung für die UNWRA, Selbstkritik oder ein Bekenntnis zu Israel abseits von Worthülsen: All das suchte man in Steinmeiers Rede zum Jahrestag des Hamas-Massakers vergeblich.
Die Bundesrepublik hat einen neuen inoffiziellen Gedenktag: Es ist der 7. Oktober, der Tag an dem Palästinenser ein präzedenzloses antisemitisches Massaker in Israel vom Zaun brachen. Ach, wie gut können wir uns doch fühlen, wie moralisch, wenn wir des Massakers gedenken, wenn wir eine traurige Miene aufsetzen, wenn wir die Opfer beklagen!
Endlich können wir wieder „Zeichen setzen“, und tun das zum ersten Jahrestag auch bereits eifrig: Das Brandenburger Tor erstrahlt mal wieder in den Farben Israels und fordert die Freilassung der Geiseln; das Bundeskanzleramt hängt ein Transparent mit einer gelben Schleife von der Terrasse, dem Symbol des Gedenkens. Es ist fast so schön wie der Holocaust-Gedenktag, an dem wir vordergründig die Opfer der Shoah betrauern, in Wahrheit aber häufig nur uns selbst für unsere „einzigartige“ Aufarbeitung feiern.
Ich will ehrlich sein: Mich regt das nur noch auf und ich muss Acht geben, an dieser Stelle weiter so gediegen zu formulieren, dass man es noch veröffentlichen kann. Verstehen Sie mich nicht falsch: Es spricht nichts dagegen, „Zeichen zu setzen“. Und ein erleuchtetes Brandenburger Tor wird in Israel durchaus positiv und als ermutigendes Signal wahrgenommen.
Das Gleiche musste man nun in der Rede beobachten, die der Bundespräsident am Montag in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zum ersten Jahrestag des Massakers hielt. Er sei noch immer „entsetzt und fassungslos“, sagte Steinmeier über den Hamas-Angriff, beklagte das „tiefe Trauma für Jüdinnen und Juden“. Zugleich ging er darauf ein, dass in Deutschland wieder Wohnungen von Juden „markiert“ würden, dass Brandsätze auf Synagogen flögen, dass Juden an Universitäten bedroht würden.
Worauf man in der 17-minütigen Rede vergeblich wartete: Selbstreflexion, Selbstkritik und ein Bekenntnis umzukehren, die Politik zu verändern. Und zwar sowohl, was die außenpolitische, als auch was die innenpolitische Dimension betrifft. Zunächst zur Außenpolitik: Vielleicht hat Steinmeier es mittlerweile selbst vergessen, aber er war insgesamt acht Jahre lang Außenminister dieses Landes.
Zum Beispiel aber auch, dass man den Iran durch Verhandlungen davon abbringen kann, Israel weiter mit Vernichtung zu drohen. Zur Erinnerung: Steinmeier hat das Iran-Abkommen von 2015 mitverhandelt und unterschrieben. Ein Abkommen, das von Israel (und zwar nicht nur von Premier Netanjahu!) ob seiner ganzen Faulheit heftig abgelehnt wurde. Unter anderem, weil es das iranische Raketenprogramm nicht adressierte – mit dessen Hilfe der Iran Israel just in diesem Jahr schon zwei Mal angegriffen hat.
Zur Innenpolitik: Steinmeier beklagte am Montag den explodierenden Antisemitismus. Aber er fand kein Wort zu einer wesentlichen Triebkraft, die er mitzuverantworten hat: die Massenmigration. Der heutige Bundespräsident war 2015 Mitglied der Regierung, als Merkel die Schleusen endgültig aufriss. Hat er damals widersprochen?
Anstatt darauf einzugehen, den eingeschlagenen Irrweg zu benennen und Besserung anzukündigen, erging sich der Bundespräsident in geradezu bizarren Phrasen, erinnerte daran, „wohin deutscher Rassenhass und entfesselter Nationalismus“ geführt hätten. Statt seine eigene Verantwortung in der Gegenwart zu benennen, flüchtet sich der Bundespräsident also 80 Jahre in die Vergangenheit.
Kritische Töne kamen dann übrigens doch – nicht aber an die eigene Adresse, sondern ausgerechnet Richtung Israel: „Die Fragen werden lauter, drängender, auch die öffentliche Debatte – weniger darüber, ob Israel ein Recht zur Selbstverteidigung hat, sondern darüber, wo die Grenzen jeden Rechts auf Selbstverteidigung liegen“, sagte er. Wenngleich Steinmeier auch vor einer „leichtfertigen Verurteilung Israels“ und vor „europäischer Überheblichkeit“ warnte, war das als unterschwellige Kritik am jüdischen Staat zu verstehen.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hielt der deutschen Politik am Montagabend beim zentralen Gedenken vor dem jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße den Spiegel vor, indem er von der Bundesrepublik klare Unterstützung in den Vereinten Nationen und der Europäischen Union verlangte – wohl wissend, dass es diese aller „Staatsräson“-Rhetorik zum Trotz auch nach dem 7. Oktober nicht gibt. Steinmeier lauschte diesen Worten in der ersten Reihe. Das Publikum klatschte – die Hände des Bundespräsidenten aber rührten sich nicht.
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Da der Bundespräsident nicht vom Volk gewählt wird, muss man sich mit dem Amt als Bürger auch nicht identifizieren. Ein Amt das die politische Klasse unter sich auskegelt….in der Bühnen Show der Bundesversammlung dann „wählt“ und anschließend kommt genau sowas raus. Das war in der Vergangenheit bis in die 90er Jahre noch gangbar…zwischenzeitlich hat sich das Amt überholt durch die Personen die es „ausübten“. Für den Bürger hat das Amt keine Bedeutung….seine Bedeutung in der Parlamentarischen Arbeit ist übersichtlich und könnte auch von anderen Gremien übernommen werden. Was die Repräsentation angeht….das könnte man kostengünstiger „outsourcen“….z.B. an einen Thomas Gottschalk oder… Mehr
Steinmeier ist der typisch geistlose, ideologisierte und halbgebildete Repräsentant des links-grünen deutschen Gesinnungsstaats. Seine schier endlosen Aneinanderreihungen sinnentleerter, hohler Phrasen sind eine Zumutung für jeden Zuhörer. Dürftig durch Sonntagsreden bemäntelter Judenhass und Hass auf Israel sind Konstanten deutscher Außenpolitik in den letzten 25 Jahren. Zähneknirschend müssen die Repräsentanten des links-grünen Deutschland ihre heuchlerischen Solidaritätsadressen für Israel verlesen. Ihre Bestürzung über das Massaker vom 7. Oktober 2023 resultiert nicht aus der Bestialität der Tat, sondern aus der daraus sich ableitenden Notwendigkeit, sich zumindest offiziell an die Seite der angegriffenen Israelis stellen zu müssen. Überall wo das offizielle Deutschland Solidarität mit Israel… Mehr
Sehr geehrter Herr Schneider, aufgrund Ihrer ersten beiden Sätze, welche die Wirklichkeit zutreffend wie anschaulich veranschaulichen, erhalten Sie einen ‚Daumen hoch‘.
Für Ihre nachfolgenden Beschreibungen der deutschen (Außen)Politik, welche Sie von – plakativ – „Judenhaß“ durchsetzt sehen, mangelt es dem Verfasser dieser Zeilen möglicherweise an politischer Sensibilität.
Hochachtungsvoll
Immerhin schein Judenchef Schuster jetzt allmählich auf Distanz zum weiteren Import von selbsternannten Judenfeinden zu gehen. Wobei es doch Schuster war, der zusammen mit Steinmeier vor Jahren die kritischen Stimmen zur Masseneinwanderung für „rechtsradikal“ erklärte.
ich finde es unmöglich, von den grenzen der selbstverteidigung zu reden. wieso redet der mann nicht von den grenzen der „bürgerbewegung“ palästina?
wo unsere rrg regierung steht, ist eine schande. und muttis 16 jahre haben maßgeblich dazu beigetragen.
Seit sich der Sozialismus in seiner reinsten Form vor ungefähr 20 Jahren so richtig über Gesamtdeutschland ausgebreitet hat, dank der tatkräftigen Unterstützung der von Merkel neu geschaffenen Deutschen Einheitspartei sind wir doch wieder in einer „glücklichen“ Situation wo man uns das selbststandige und zugleich anstrengende Denken abgenommen hat und der Nanny-Staat immer mehr um sich gegriffen hat, von der Wiege bis zur Bahre. Dabei spielte das alte Prinzip der SED eine wichtige Rolle, die Verschmelzung von Wirtschaft und Sozialem und was dabei rausgekommen ist kann man ja an den Daten und Zuständen täglich ablesen und je mehr die Repräsentanten von… Mehr
Der peinlichste BP Deutschlands seit Gründung der Republik seit 1949!
Einer der besipielsweise nie stattgefundene Hetzjagden, mit Popkonzerten zu vergessen machen wollte.
Als ob sich in Israel jemals die israelische Bevölkerung für einen «Steinmeier« interessiert hätte oder interessiert. Im Übrigen ist Steinmeier nur Mieter auf Staatskosten im Schloss Bellevue und plappert als Emporkömling noch mehr Unsinn als einer seiner Vorgänger Wulff in Sachen Islam. Tja, da fehlt eben mehr als 500-jährige Historie im Lebenslauf. Andererseits sorgt der Steuerzahler schon dafür, dass Schloss Bellevue nicht von Sozialisten völlig abgewohnt wird. An dieser Stelle Respekt für alle Tatkräftigen, die Gutshäuser/Schlösser im Osten erhalten und sanieren.
Von diesem Bundesgrüßaugust erwarte ich alles und am bitteren Ende nichts, weniger als nix!
Wenn ich hier wirklich zum Ausdruck brächte, was ich von diesem Ramallah-Pilger und Mullah-Gratulanten halte, der bisweilen auch mit pflichtschuldigst-bedripster Miene an irgendwelchen Bundes-Kranzschleifen in Yad Vashem herumzupft, würde ich umgehend die entfesselte Staatsmacht auf dem Hals haben – also lass‘ ich’s bleiben. Schon sein eigentlich skandalös-regungsloses Verharren nach der Rede des Botschafters Ron Prosor im Gestus des bockig-sturen Juso-Funktionärs (und damit Nicht-Staatsmannes) demaskiert ihn (wie so oft) als jemanden, dessen ansonsten abgesonderte Worthülsen einer mehr oder minder virtuos bedienten Phrasen-Dreschmaschine entstammen. Dort, wo er herkommt, nennt man solche rhetorischen ‚Hohlgeschosse‘ kurz und trocken „Dröhner“: Er entlarvt das Gefasel von… Mehr
Man kann Steinmeiers Gewäsch, das ja wortgleich von jedem Politiker der linksliberalen Parteien so auch aufgesagt werden könnte, nur verstehen, wenn man sich in die Denkweise und das Selbstverständnis dieser Eliten versetzt. Diese Eliten – und, daran muß man dann leider auch erinnern, daran hat Israel lange kräftig mitgebaut – verstehen ihr Land nur als Antithese gegen den Nationalsozialismus. Dies sehen sie darin verwirklicht, daß das Land sein Nationalbewußtsein abgeworfen und durch einen diffusen Internationalismus ersetzt hat, daß das Land das Volk der Deutschen für nicht-existent erklärt hat und stattdessen JEDEN Menschen auf der Erde als potentiellen Staatsbürger ansieht, daß… Mehr