Das gegenseitige Aufschaukeln der etablierten und noch nicht-etablierten Staatsgläubigen verstärkt die Polarisierung durch Problemverschleppung. Dieses Muster kann in unterschiedlichen Ausprägungen in vielen westlichen Ländern beobachtet werden. Von Norbert F. Tofall
Die Status-quo-Panik der Eliten und die von ihnen verhinderten schöpferischen Zerstörungen scheinen in Teilen der Bevölkerungen in Veränderungs-Panik umgeschlagen zu sein.
Das gegenseitige Aufschaukeln der etablierten und noch nicht-etablierten Staatsgläubigen führt jedoch nicht zu notwendigen Problemlösungen, sondern verstärkt die Polarisierung durch Problemverschleppung. Dieses Muster kann in unterschiedlichen Ausprägungen in vielen westlichen Ländern beobachtet werden.
Die Finanzkrise von 2007/2008 hat bei den etablierten Entscheidungsträgern eine Status-quo-Panik ausgelöst. Anpassungsrezessionen sollten um jeden Preis verhindert werden. Aus den daraus folgenden wirtschaftspolitischen Problemverschleppungen sind gesellschaftliche Polarisierungen entstanden, die bei großen Bevölkerungsteilen den Wunsch nach Veränderung um jeden Preis ausgelöst haben. Die Status-quo-Panik der Eliten und die von ihnen verhinderten schöpferischen Zerstörungen scheinen in Teilen der Bevölkerungen in Veränderungs-Panik umgeschlagen zu sein. Doch führt Veränderungs-Panik zu notwendigen schöpferischen Zerstörungen? Führt der heutige Wunsch nach Veränderung um jeden Preis zur Renaissance von marktwirtschaftlichen und wettbewerblichen Lösungen?
Dieses Muster kann in unterschiedlichen Ausprägungen in vielen westlichen Ländern beobachtet werden. In den USA hat sich innerhalb der Republikanischen Partei kein konsequenter Vertreter von Marktwirtschaft, Wettbewerb und liberalen Rechtsstaat als Präsidentschaftskandidat durchsetzen können, sondern Donald Trump.
In Italien leiden die Menschen seit Jahrzehnten an einem dysfunktionalen politischen und wirtschaftlichen System, eine konsequent auf Marktwirtschaft, Wettbewerb und liberalen Rechtsstaat ausgerichtete politische Bewegung existiert jedoch nicht und ist selbst durch die Überschuldungskrise von Staaten und Banken nicht gewachsen. Die Anti-Establishment-Partei „Fünf Sterne“ ist genauso etatistisch wie das Establishment und in ihrem Wirtschaftsnationalismus noch weniger an Marktwirtschaft und Wettbewerb orientiert als die etablierten Eliten.
Auch das Staatsversagen in Griechenland hat nicht liberale Kräfte erstarken lassen, sondern sogar eine Regierung etabliert, die aus links- und rechtsradikalen Parteien besteht.
Und die EU-Kommission und viele Regierungen der Mitgliedstaaten orientieren sich ebenfalls nicht an Marktwirtschaft, Wettbewerb und liberalem Rechtsstaat, sondern an Planwirtschaft und Zentralismus. Aus dem britischen Votum für einen EU-Austritt wird nicht die Forderung „Zurück zu den römischen Verträgen“, mehr Dezentralität, weniger Planwirtschaft und Zentralismus in der EU abgeleitet, um weitere Austritte aus der EU zu verhindern, sondern das glatte Gegenteil: Unter der Überschrift „Vollendung der Währungsunion“ soll ein weiterer Zentralisierungsschub die EU retten. Bis 2025 sollen alle EU-Länder den Euro einführen. Ein eigenständiges EU-Budget soll eingeführt und ein EU-Finanzminister installiert werden. Das alles wird die EU nicht retten, sondern zum Explodieren bringen. Eine derartige Explosion hat jedoch nichts mit schöpferischer Zerstörung zu tun, sondern ist als nicht-intendierte destruktive Zerstörung aus guter konstruktivistischer Absicht zu bezeichnen.
Dieser Wandel, dieses „Laissez faire, laissez passer“, wird aufgrund der Status-quo-Panik des Establishments politisch nicht zugelassen, soll aber auch durch die Veränderungs-Panik des Anti-Establishments nicht zugelassen werden. Sowohl die einen als auch die anderen fürchten, dass der dezentrale evolutionäre Wandel eine Richtung einschlagen könnte, die ihnen einfach nicht passt. Lieber spielt man Gott und hofft, die moderne, hochkomplexe, globalisierte Gesellschaft zentral steuern zu können, was jedoch nicht gelingen kann. Die Polarisierungen durch Problemverschleppungen werden deshalb weitergehen. Für Wirtschaft und Gesellschaft verheißt das nichts Gutes.
Dieser Beitrag ist ursprünglich als Kommentar zu Wirtschaft und Politik des Flossbach von Storch Research Institute in Köln veröffentlicht worden: www.fvs-ri.com
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
GOLD/SILBER ist das einzige Mittel um eine Enteignung vorzubeugen bzw. auszuweichen.
Jedoch nicht im Bankschließfach oder auch kein Papier-Derivate-ETF-GOLD Ersatz.