Ein kleiner Scherz auf Twitter. Darüber, was aus der ARD im Blackout wird. Die Reaktionen sind spannend: Die Resonanz ist deutlich größer als normal, vier von fünf Reaktionen sind zustimmend. Das andere Fünftel agiert aggressiv: „Aluhutträger“ und „Verschwörungstheoretiker“ lassen sich noch zitieren, der größere Rest aber nicht. Es erinnert ein wenig an den Verlauf von Corona. Wer zu früh über eine mögliche Pandemie, einen möglichen Lockdown oder eine mögliche Impfpflicht sprach, wurde ähnlich beschimpft. Auch da von Accounts mit Nicknames statt echten Namen und weniger als 100 Followern. Als dann aus den Verschwörungstheorien Realität wurde, waren die Accounts längst wieder gelöscht.
„Wir haben kein Stromproblem.“ Das ist noch gar nicht so lange her, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das gesagt hat. Im Juli war es. 2022. Dieses Jahr. Das bloße Erwähnen des Wortes „Lockdown“ mobilisiert die Nickname-Armada auf Twitter, die ihre Nazi- und Aluhutgeschütze abfeuern. Noch ist es medial gefährlich, über mögliche Blackouts zu berichten.
Den deutschlandweiten Warntag haben Bund und Länder jetzt verschoben: auf den 8. Dezember. Im September 2020 gab es ebenfalls einen solchen Warntag. Eigentlich passiert da nichts Spektakuläres. Es muss nur ein Alarm zu einem Zeitpunkt ausgelöst werden, der Monate vorher feststeht. Viele Warnstellen verpassten diesen Moment seinerzeit aber trotzdem. Andere beteiligten sich erst gar nicht. Zu einem festgelegten Zeitpunkt einen Alarm auszulösen, überfordere sie. Vielleicht hat Landsberg recht. Vielleicht müssen wir noch ein wenig in den Katastrophenschutz investieren. Wie gut der nicht funktioniert, zeigte sich auch beim Ahr-Hochwasser. Wenige Stunden bevor die Flut kam erfuhren die Menschen von ihrer Landesregierung und ihrem Landessender, dass es gar nicht so schlimm werde.
Eine Vorstellung davon, wie so ein Blackout verläuft, zeichnet die Seite Planet-Wissen. Eines der zahllosen Internet-Angebote der ARD: „Unmittelbar nach dem Eintreten des Blackouts in Deutschland kommt es zum Ausfall aller Kommunikationsnetze. Weder Internet noch Fernsehen funktionieren; und auch wenn Handys noch für einige Stunden Akku haben, besitzen sie dennoch keinen Netzempfang.“ Ein schönes Szenario, oder? Man könnte ein Kinderbuch dazu schreiben. Vielleicht auch einen Beitrag in der Zeit oder dem Spiegel. Kann sich noch wer an die Texte erinnern, dass ein Lockdown die Chance zur Entschleunigung sei?
Ein Atomkraftwerk aus der Reserve hochzufahren, dauert übrigens zwischen zwei und zehn Tagen. Aber noch sagen viele, es sei eine Verschwörungstheorie, wenn jemand das Wort Blackout auch nur erwähnt. Und sei es in einem Scherz.