Was wäre Deutschland schon ohne Robert Habeck? – Ein aufschlussreiches „Spiegel“-Interview

Aus Sicht der Habeck-Gläubigen ist es undemokratisch, wenn das Volk einfach so eine Regierung wählt. Habeck sagt es deutlich, neulich erst im „Spiegel“: „Finger weg von unserer Demokratie“. Unklar bleibt, ob er im Pluralis Majestatis sprach und da hätte stehen müssen: Finger weg von Unserer Demokratie – oder ob mit „unser“ die grüne Kaste allgemein gemeint war.

picture alliance / Chris Emil Janßen | Chris Emil Janssen

Täglich wird offenbarer, dass die Demokratie, wenn sie den Machterhalt der neuen Aristokratie von Neu-Versailles in Berlin-Mitte stört, eingeschränkt wird, und wenn sie weiterhin stört, einfach abgeschafft werden könnte. Wenn das Volk nicht folgen will, soll es schweigen. Die Leichtfertigkeit, mit der darüber gesprochen wird, muss die Alarmsignale eines jeden Demokraten schrillen lassen. Schließlich hat man, meinen die Herrschenden, die Demokratie vor ihren Feinden zu schützen, und der Feind der Demokratie ist für die neuen Eigentümer der Demokratie der Demos, das Volk.

Aus Sicht der stramm Habeck-Gläubigen ist es völlig undemokratisch, wenn das Volk einfach so eine Regierung wählt. Robert Habeck sagt es deutlich, neulich wieder in seinem Wahlkampfblättchen Spiegel, das von 2019 bis 2021 rund 2,3 Millionen Dollar von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) bekam, und zwar für Texte im grünen Sinne zu Themen wie Migration, Klimawandel, soziale Ungleichheiten: „Finger weg von unserer Demokratie“. Unklar bleibt allerdings, ob Habeck im Pluralis Majestatis sprach und der Spiegel nur Habecks Drohung falsch geschrieben hat und da eigentlich hätte stehen müssen: Finger weg von Unserer Demokratie – und damit Seine Untertanen meinte – oder ob mit „unser“ die grüne Kaste ganz allgemein gemeint war.

— Klaus-Rüdiger Mai (@KlausMai1) January 3, 2025

Analysiert man das Interview linguistisch, entsteht das Bild eines Narzissten, der selbst seine frenetischsten Fans in der Bewunderung für Robert Habeck weit übertrifft, dessen Herrschaftsanspruch total ist und der in einer eigenen Welt lebt, die mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat. Deshalb müssen auch alle Nachrichten aus der Wirklichkeit kriminalisiert werden. Der Mann scheint Orwells Roman „1984“, zu dem er einmal ein Vorwort schrieb, von dem nur der Dilettantismus im Umgang mit literarischen Texten bemerkenswert ist, und die Parabel „Farm der Tiere“ als Gebrauchsanweisung missverstanden zu haben.

Deutschland litt zweimal, einmal ganz und einmal zur Hälfte, im zwanzigsten Jahrhundert unter Diktaturen, von 1933 bis 1945, zwölf Jahre lang unter der nationalsozialistischen, und von 1945 bis 1989 „unsere Menschen in Ostdeutschland“ unter der sozialistischen Demokratie, einmal unter einer braunen, das zweite Mal unter einer roten Diktatur. In welchen Farben und unter welchem Phrasengewitter auch immer, Diktatur ist der Zustand ohne Demokratie, ohne Mitspracherechte des Volkes, weil eine Oligarchie sich selbst ermächtigt hat, über das Volk zu herrschen. Täglich wird offenbarer, dass Deutschland immer diktatorischer wird.

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Betreuter Netz-Wahlkampf für Robert Habeck
Grundsätzlich sprechen die Politiker unterschiedlicher Färbungen dem Volk die Fähigkeit ab, Entscheidung zu treffen. Sie sehen in ihrer entfesselten Arroganz die Bürger als willen- und geistlose Wesen an, die von jedem, der einen X-Account zu betreiben vermag, verführt werden kann. Sie halten die Bürger aus einem Grund für vollkommen manipulierbar, weil ihre eigenen Manipulationen immer weniger ausrichten. Weil Habeck inzwischen Information Desinformation nennt und Meinungsfreiheit für ihn ein Übel ist, fordert er, dass X seine Algorithmen offenlegen muss, obwohl diese offen sind. Er droht, dass er „nicht tatenlos zusehen werde, wie autoritäre Gesinnung hoffähig gemacht wird“.

Das stimmt. Er sieht nicht tatenlos zu, er selbst und nur er macht, indem er für eine umfassende Zensur kämpft und Mitbürgern den Staatsanwalt und die Polizei am frühen Morgen auf den Hals schickt, die „autoritäre Gesinnung hoffähig“, er will den grünen Obrigkeitsstaat. Und sollte sich die Wirklichkeit erfrechen, sich Robert Habeck zu widersetzen und sollte es mit Deutschland noch rasanter bergab gehen, dann heißt grüne Diktatur plötzlich „unsere Demokratie“. Denn eines dürften wir inzwischen gelernt haben, und wenn die Demokratie und wenn das ganze Land Schaden nimmt, Robert Habeck kann nicht schuld daran sein.

Die Manipulationen der neuen Aristokratie und ihrer Medien zerschellen hingegen, nicht wie sie glauben, an den finsteren Verschwörungen von Putin bis Musk, von Weidel bis zu Milei, von Lindner bis Mickey Mouse, sondern schlicht und ergreifend an der Realität. Man darf gespannt sein, wann aus Mangel an externen Schuldigen die ersten grünen Abweichler zu Schuldigen für Habecks verfehlte Politik erklärt werden. Weil sich aber Habeck und Co. von der Wirklichkeit verabschiedet haben, benötigen sie Schuldige. Hätte Habeck nicht die Unterstützung von Kreisen der globalen Finanzindustrie, von deutschen Konzernlenkern wie des RWE-Chefs Markus Krebber, der EE-Barone und schließlich des öffentlich zwangsfinanzierten, grünen Rundfunks, der Süddeutschen Zeitung, des Spiegel und des Handelsblattes, von denen einige sogar so weit gehen, de facto Wahlkampf für Habeck zu machen, würde sich niemand für ihn interessieren. Im Bild gesprochen: Prinz John, der Sheriff von Nottingham und Robin Hood machen gemeinsame Sache, um den Bürgern zu nehmen und den Finanzgewaltigen und den EE-Baronen zu geben: Finanzwirtschaft, Friedrich Merz und Robert Habeck.

Auf die Frage nach den Resultaten seiner Wirtschaftspolitik antwortet der Bundeswirtschaftsminister tatsächlich: „Die Wirtschaft macht gerade eine tiefe, strukturelle Krise durch, die ihre Wurzeln in jahrelang unbearbeiteten Problemen hat: Fachkräftemangel, zu viel Bürokratie, geringe Investitionen. Dazu kommen die massiven geopolitischen Machtverschiebungen … Und deshalb war mein größter Fehler, dass wir nicht gleich zu Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ein großes Konjunkturprogramm aufgelegt haben, verfassungsrechtlich fundiert. Damals deuteten die Analysen auf eine steigende Inflation, höhere Preise, höhere Zinsen hin. Aber stattdessen hat die Regierung nur in Trippelschritten agiert, und immer unter dem Dogma einer restriktiven Finanzpolitik. Da hätte ich prinzipieller werden müssen.“

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Robert Habeck sieht nur einen einzigen Fehler bei sich selbst, nämlich den, dass Robert Habeck nicht schneller die deutsche Wirtschaft in die Habeck-Depression geschickt, dass das große Umverteilungsprogramm, die Ausplünderung der Bürger zugunsten der EE-Barone und des vornehmlich angloamerikanischen Finanzkapitals und die Verschuldung unserer Kinder und Kindeskinder bis über den Staatsbankrott hinaus noch nicht im großen Stil erfolgte. Schuld sind in der Reihenfolge an der Habeck-Rezession nicht Robert Habeck, sondern: Wladimir Putin, Angela Merkel und Christian Lindner. Es sagt über den Substanzverlust der deutschen Medien mehr als genug aus, dass sie bei diesen Aussagen nicht in schallendes Gelächter ausbrechen und Habeck die Anstalt empfehlen, und zwar die Satire-Sendung im ZDF, damit die mal wieder wirklich satirisch werden kann, anstatt weiter der Staatshäme gegen die Untertanen von Neu-Versailles zu frönen.

Aber es wird noch lustiger, denn nachdem Robert Habeck die Schuldigen an seinen Misserfolgen präsentiert hat, übt er sich in einer Rolle, die schon deshalb sehr komisch ist, weil sie mindestens zehn Nummern zu groß für ihn ist, in der Rolle des Herkules: „Ich arbeite jeden Tag daran, die vielen Probleme gerade der deutschen Leitindustrien abzufedern, die diesem Land ja Jahrzehnte des Wohlstands gebracht haben. Vom Ausbau der Energieinfrastruktur über den Abbau von Bürokratie bis hin zu gezielten Förderprogrammen in die klimaneutrale Zukunft. Wir haben viel auf den Weg gebracht, um die Rahmenbedingungen zu verbessern.“ Hübsch, die willkürliche, allein ideologisch motivierte Abschaltung der AKWs in einer Zeit von Energieknappheit, der Ausbau von Zufallsenergien und die Subventionen für die Herren der Zufallsenergien, sodass die Nordeuropäer schon darüber nachdenken, wie sie Deutschland aus dem Verbundnetz bekommen, eine Politik, die die chemische Industrie zu „Republikflüchtigen“ macht, nennt Habeck Ausbau des Energienetzes, die Einstellungsflut von Bürokraten in seinem Ministerium und Gesetze wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz nennt Habeck Bürokratieabbau.

Habeck hat sogar in allem Recht, was er sagt, wenn man nur seine Aussage ins Gegenteil dreht und mithin richtigstellt. Er arbeitet in der Tat „jeden Tag daran, die vielen Probleme gerade der deutschen Leitindustrien“ zu vervielfachen und zu vergrößern, „die diesem Land ja Jahrzehnte des Wohlstands gebracht haben.“ Damit muss jetzt Schluss sein. Vom Abbau der Energieinfrastruktur über den Aufbau „von Bürokratie bis hin zu gezielten Förderprogrammen in die klimaneutrale Zukunft“. Man kennt die Zerstörungen und die Tristheit am kalten Morgen, wenn die Nacht der Utopie vorüber ist und alle Gespenster vertrieben sind. Man wird aufpassen müssen, dass Habeck nicht die Brandmauer zu einer Abwanderungsmauer machen wird. Die Förderungen, mit denen Habeck prahlt, wollen immer weniger haben, weil es schlechtes Geld ist, das gutes Geld der Firmen in den Brand steckt. Auf den Punkt gebracht lässt sich sagen, dass den größten Gefallen, den Habeck Deutschland tun kann, darin besteht, dass er gar nichts tut und in den am besten unbezahlten Urlaub geht.

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Der heilige Robert der Medien könnte auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn er nämlich zur Bundeswehr ginge. Im Interview stellt er selbst Molières Tartuffe noch in den Schatten, als der Wehrdienstverweigerer Habeck vollmundig verkündet: „Heute würde ich zur Bundeswehr gehen.“ Warum Konjunktiv, warum also geht er nicht? Auch als Spätberufener kann man noch ein gutes Werk vollbringen. Statt Kandidat für die Menschen, Rekrut für die Menschen, das wär’ doch mal etwas Neues, statt sich von anderen dienen zu lassen, anderen zu dienen.

Doch den unbestreitbaren Pointen-Höhepunkt erreicht Habeck im Interview, wenn Selbstmitleid das Ausmaß des Narzissmus enthüllt: „Im vergangenen Sommer bin ich in mich gegangen. Ich habe mich gefragt, ob ich noch einen sinnvollen Beitrag leisten kann oder ganz aufhören sollte mit der Politik.“ Spiegel-Redakteurin Marina Kormbaki dürfte sich in diesem Moment verführt gefühlt haben, ihrem hochverehrten Bundeswirtschaftsminister ein Taschentuch zu reichen. In Panik und mit Schweiß auf der Stirn brach es aus den Spiegel-Redakteuren heraus: „Das haben Sie ernsthaft erwogen?“ Was wäre Deutschland schon ohne Robert Habeck? Ein blühendes und prosperierendes Land? „Und ich habe mich im Sommer gefragt, was ich mit diesem Befund anfange: Kann ich noch Vertrauen zurückgewinnen – in meine Person, in die Grünen und in das demokratische System dieses Landes.“ ER HAT SICH GEFRAGT! Doch Erleichterung machte sich sogleich breit, denn: „Ich habe mich entschieden, noch einmal zu kämpfen.“

Noch einmal, liebes Deutschland, wird das betagte Schlachtross Robert gegen Deutschland ins Feld ziehen, noch einmal wird der graue Kämpe in die Schlacht traben. Artig fragen die Redakteure, die sich nach der Schrecksekunde wieder gefangen hatten, was Habecks Plan B wäre, wenn es mit der Politik nicht klappen wird. Kreuzfidel verkündete er, dass er keinen Plan B habe, einer wie Habeck kann nur Politik und auch nur deshalb, weil Politik in Deutschland so ist, wie sie ist. Warum verwundert uns das nicht? In der Tat kann Habeck gelassen bleiben, denn wenn es einigermaßen für Schwarz-Grün reicht, dann wird Friedrich Merz sehr gern unter Robert Habeck Bundeskanzler werden.

Damit keine Zweifel aufkommen, wer dann schuld am schlimmsten Regierungsbündnis ist, das Deutschland bekommen konnte, hat Friedrich Merz gleich mal geklärt. Es sind – man kommt nicht drauf – die Wähler der AfD. Wenn der arme Friedrich Merz leider, leider eine Koalition mit den Grünen eingehen muss, dann sind die Wähler der AfD daran schuld, dass die Union mit den Grünen koaliert. Denn, so Merz: „Jede Stimme für die AfD ist im Grunde eine Stimme für mehr Einfluss der linken Parteien, nur die Stimmen für uns ermöglichen einen durchgreifenden und umfassenden Politikwechsel in Deutschland.“ Diese Aussage von Merz ist so frei von jeglicher Logik, dass man inzwischen vor einem Bundeskanzler Merz warnen muss. Er müsste nur die Brandmauer sprengen, dann könnte er das Wirtschaftsprogramm der Union verwirklichen, er könnte auch mit der SPD regieren, also warum will Merz Schwarz-Grün?

Die Wahrheit ist eine andere, wenn in Deutschland eine Kriegs- und eine Deindustrialisierungskoalition zwischen Union und Grünen zustande kommen sollte, dann liegt das am Verrat der Union am Wählerwillen, tragen einzig die Wähler der Grünen und die Wähler der Union die Schuld daran. Nur sie allein tragen die Schuld daran, wenn Klima-Union und Robert Habeck, wenn Anton Hofreiter und Roderich Kiesewetter das Land in den Abgrund treiben. Sage niemand hinterher, er habe es nicht gewusst.


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