SPD, Linke, Grüne, Linksextremisten und Islamisten – alle für Toleranz?!

Die AfD wurde scharf kritisiert, weil sie in Chemnitz zusammen mit Rechtsextremisten und Leuten wie dem vorbestraften Lutz Bachmann demonstrierte. SPD, Linke und Grüne demonstrieren heute in Berlin Seit an Seit mit Linksextremisten und Islamisten jeglicher Couleur für „Toleranz“.

© Getty Images

Der Aufruf mit dem Titel #unteilbar ist von mehreren hundert Personen, Vereinen, Institutionen und Verbänden unterzeichnet. Sie kündigen im Internet an: „Gemeinsam treten wir antimuslimischem Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Antifeminismus und LGBTIQ*-Feindlichkeit entschieden entgegen.“ Zu den Unterstützern zählen bekannte Namen wie der Moderator Jan Böhmermann oder der Schauspieler Benno Führmann und Institutionen wie die Schaubühne Berlin, das Gripstheater, der Mieterverein, der Lesben- und Schwulenverband und der Zentralrat der Muslime.

Unterstützer: Nahles, Göring-Eckardt, Hofreiter, Trittin

Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles rief in einer Videobotschaft auf: „Ich will, dass möglichst viele zeigen, dass Menschen, die für eine solidarische, für eine humane, für eine weltoffene Gesellschaft stehen, die Mehrheit sind, in unserem Land und in Europa.“ Katrin Göring-Eckardt von den Grünen, die ebenso wie ihr Co-Chef Anton Hofreiter an dem Protest in Berlin teilnehmen will, sagte am Freitag dem „Tagesspiegel“, möglichst viele sollten für die Rechte von Frauen, Geflüchteten, Schwulen und Lesben auf die Straße gehen: „Unsere freie Gesellschaft wird angegriffen. Wir müssen die Prinzipien, die unser Land stark gemacht haben, verteidigen.“ Von #unteilbar solle ein „kraftvolles Zeichen für die Universalität der Menschenrechte und eine solidarische Gesellschaft“ ausgehen. Neben den beiden Fraktionschefs unterstützen zahlreiche weitere Spitzenpolitiker der Grünen die Demonstration, von Jürgen Trittin über Renate Künast bis zur Berliner Fraktionsvorsitzenden Antje Kapek.

Unterstützer: gewaltbereite Autonome und andere Linksextremisten

Zum Kreis der Demonstranten zählen zahlreiche Linksextremisten, so auch die „Antifa Westberlin“ und die „Interventionistische Linke“ (IL). Im Bericht des Berliner Verfassungsschutzes von 2017 heißt es, die Interventionistische Linke sehe „die Verantwortung für die Gewalteskalationen“ im Zusammenhang mit Demonstrationen „bei der Polizei“ und positioniere sich „klar auf Seiten der Gewalttäter“. Die Aktivisten der IL würden außerdem die „Abschaffung des bestehenden politischen Systems“ anstreben. Auch die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, MLPD unterstützt die Demonstration.

Auch Islamisten sind für Toleranz?!

In der linken Zeitung „jungle world“ wird kritisiert, dass „Vereine mit Verbindungen zum Islamismus zu den Erstunterzeichnern des #unteilbar-Aufrufs zählen, der Zentralrat der Muslime etwa. Zu dessen Mitgliedern gehören unter anderem die Islamische Gemeinde Deutschlands (IGD), der deutsche Ableger der Muslimbruderschaft, und das Islamische Zentrum Hamburg (IZH), das zum Netzwerk der iranischen Mullah-Diktatur gerechnet wird. Auch dem Berliner Verein Inssan wird eine Nähe zu den Muslimbrüdern nachgesagt. Dass Antisemitismus und ­Homophobie zur Ideologie der Muslimbrüder gehören, stört die Organisatoren von #unteilbar offenbar nicht.“

Ein aufschlussreiches Interview mit dem Anmelder der Demo

Die linke taz brachte gestern ein aufschlussreiches Interview mit dem Anmelder der Demo, ein bekannter Anwalt der Hausbesetzerszene:

taz: „Ist es legitim, ein besetztes Haus bei der Räumung mit Gewalt zu verteidigen?

„Wenn man ein Haus besetzt, muss man dabei möglicherweise auch mal ein Schloss knacken. Das finde ich verständlich, sonst kommt man ja auch nicht rein. Gewalt gegen Personen ist nichts, was ich toll finde.“

taz: Straßenschlachten, bei denen Polizisten mit Steinen oder Flaschen be­worfen werden, finden Sie also nicht gut? 

„Gewalt ist nicht die Lösung, aber es sind oft andere Konfliktsituationen, von denen so etwas ausgeht. Eine Zwangsräumung ist auch eine sehr gewalttätige Form der Durchsetzung des Eigentumsrechts. Um nicht missverstanden zu werden: Gewalt gegen Sachen und Gewalt gegen Personen – das ist ein großer Unterschied. Ein brennendes Auto oder eine kaputte Scheibe mag man politisch richtig finden oder nicht. Für mich ist das nicht die Frage.“

n-tv: In Berlin demonstriert heute „die Mitte der Gesellschaft“

Als in Chemnitz Björn Höcke und Lutz Bachmann Seit an Seit demonstrierten, war das sogar Anlass für viele Politiker, die Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz zu fordern. Während das Zusammengehen der AfD in Chemnitz zu Recht auf breite Kritik in allen führenden Medien stieß – und sogar von Teilen der AfD kritisiert wurde – stört sich kaum jemand daran, wenn heute in Berlin Linksextremisten und Islamisten gemeinsame Sache mit SPD, Grünen und Linken machen.

Neu ist das nicht. Seit den 80er-Jahren, als DKP und andere Linksextremisten gemeinsam mit Sozialdemokraten Demonstrationsaufrufe gegen „Berufsverbote“ und „Nachrüstung“ unterzeichneten, hat es Tradition, dass linke Parteien zwar von der Union eine scharfe Abgrenzung gegen Rechtsextremisten fordern, sich selbst jedoch zusammen mit Linksextremisten nicht unwohl fühlen und gemeinsame Aufrufe mit diesen initiieren.

Ob ZDF-„heute“ und ARD-„tagesthemen“ wohl genauso oft und mit der gleichen Empörung die Linksextremen unter den Teilnehmern der Berliner Demo zeigen werden, wie sie die Rechtsextremen unter den Teilnehmern der Chemnitzer Demo gezeigt haben? In n-tv hieß es heute früh, dass in Berlin heute „die Mitte der Gesellschaft“ demonstriere.

https://twitter.com/bitterlemmer/status/1050998563466108928?s=11

https://twitter.com/bitterlemmer/status/1050997446644518912

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Kommentare ( 134 )

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maru
6 Jahre her

Was soll´s, in NS- und SED-Zeiten ist auch immer die „Mitte der Gesellschaft“ auf die Strasse gegangen.

bfwied
6 Jahre her

Der deutsche Wahn der Weltverbesserung, des richtigen politischen Glaubens, angefeuert von „Wir schaffen das“ ist schon wieder ausgebrochen. Es ist wie immer bei Wahnvorstellungen: Man geht über Zerstörung der Gesellschaft, über Gesetzesbrüche in Reihe, über subtilen und brutalen Zwang, buchstäblich über Leichen. Es ist alles egal, das Bild des Glaubens hat durchgesetzt zu werden. Sie sind gleich, die Anhänger des strikten Islam mit seinen archaischen Gesetzen und Verhaltensweisen und die des Globalsozialismus. Aber die Bayern-Wahl hat auch gezeigt, dass der Linksblock, inkl. „Die Linke“, gerade mal 31 % an Stimmen erhalten haben. Also sind weniger als ein Drittel Anhänger des… Mehr

Andreas aus E.
6 Jahre her

Gab das gar keine Gegendemo gewalttätiger rechter Vermummter mit Sitzblockaden, umgestürzten Autos, blutüberströmten Polizisten, eingeschlagenen Schaufenster und brennenden Straßenzügen?
Oder wird das von der rechten Presse vertuscht?

Oder hab ich da was verwechselt?

😉

Wolfgang Schuckmann
6 Jahre her

Den allermeisten Kommentaren kann man vorbehaltlos zustimmen. Zu den Demonstranten, die sich sicher als die „besseren“ Menschen verstehen möchte ich nur bemerken, dass die Realitäten am Ende des Tages dafür sorgen werden, dass diese Leute auf den Boden der Tatsachen zurückkehren werden …..müssen. Und klar: Eine Stadt wie Berlin mit ihren speziellen Strukturen, was sollte man von der erwarten, ….nichts, denn das ist besser als nur immer wieder enttäuscht zu werden. Im Fernsehen läuft gerade „Babylon“ , ein Verschnitt aus Slapstick, Verbrechen, leichte Beute, schwere Probleme, angesiedelt in den zwanziger Jahren. Könnte man auch unter heutigem Datum laufen lassen. Warum… Mehr

merkelinfarkt
6 Jahre her

Der nächste Abschwung der Weltwirtschaft steht längst vor der durch Zentralbanken mühsam zugehaltenen Tür und wird das wohlstandsgewohnte und zugleich merkelgeschwächte Deutschland entsetzlich treffen! Wer kann sollte sich und sein Vermögen über die Grenzen hinweg retten, da schnell ausgehender Wohlstand in Deutschland von heute auf morgen zu Verteilungskämpfen ungekannter Härte auch seitens des Fiskus führen wird. Die „Sonnenblumendemonstranten“ von Berlin werden wir dann nicht mehr sehen.

Gerhard R.
6 Jahre her

Die Intoleranten demonstrieren für Toleranz den zugewanderten Intoleranten gegenüber. Unsere Regierung, das staatliche Fernsehen und die gleichgeschalteten Medien fordern uneingeschränkte Toleranz den linken und den islamistischen Intoleranten gegenüber. Deutschland ist ein tollerantes Tollhaus geworden.
PS: Unsere PolitikerInnen hätten gut daran getan, die Geschichte des Untergangs von Troja zu lesen anstelle von Pippi Langstrumpf.

PMD
6 Jahre her

„Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.“
Aristoteles (384 v.Chr. – 322 v.Chr.)

Uferlos
6 Jahre her

Wir können soviel Gift und bissige Kommentare verspritzen, wie nur möglich. Tatsache bleibt, wir müssen erkennen und anerkennen, dass viel, viel mehr Menschen zu dieser Demo kamen, als 1. erwartet und 2. zu jemals irgendeiner Anti – Merkel-Regierungspolitik Demo. Da ich nicht weit weg wohne und eh nach Mitte wollte, bin ich gestern kurz vor Ort gewesen, Höhe Leipziger Straße. Dort sind die Demonstranten in Reihenstärke von 30-35 Leuten gelaufen, in Abstand von etwa knapp einem Meter. Ungefähr, da bei Demos nicht exakt in einer Reihe gelaufen wird . Bei 240.000 Teilnehmern und einer großzügig angenommenen Reihenstärke von 50 Leuten,… Mehr

jorgos48
6 Jahre her
Antworten an  Uferlos

Und das Wetter war schön und da kann man doch wunderbar spazieren gehen. Die Mitläufer halt. Ach, warst du auch dabei, schön das du mitgemacht und Haltung gezeigt hast. Da wird sich der Heiko aber freuen und der Frank-Walter auch. Und die Sarah und der Genosse Gysi. Die alten Ostberliner aus Friedrichshain haben sich auch gefreut und an die Demos am 1.Mai mit den beiden Erichs und der Margot gedacht. Was waren das für Zeiten und dann erst die Paraden mit den Betriebskampfgruppen und der Nationalen Volksarmee. Da gabs dann 5 Mark und eine Bratwurst. Ob das bald wieder kommt… Mehr

Fundamentiert
6 Jahre her
Antworten an  Uferlos

Es ist ja auch absehbar das einige Leute kommen wenn dutzende Organisationen und Clubs dazu aufrufen. Wenn man die dem Verhältnis entsprechend teilen würde, wären es immer noch wesentlich weniger als auf den Anti Merkel Demos. Die teils jungen Leute die dort mitliefen wissen zum Teil nicht das sie von Linksideologen instrumentalisiert werden.

Sabine W.
6 Jahre her
Antworten an  Uferlos

Danke für Ihre Analyse, nur werden halt 240.000 Teilnehmer über die ÖR propagiert, und das glaubt das unreflektierte ‚Volk‘. Es sieht, dass scheinbar eine solch riesige Menge aufsteht gegen diese ‚Antidemokraten‘ und sich gegen ‚Nazis‘ und ‚Rechtspopulisten‘ ‚demokratisch‘ zur Wehr setzt – das wird in den Köpfen der wohlvermeinten schweigenden Mehrheit (von der niemand weiß, wie sie tickt – aber jeder vereinnahmt sie gerne für sich) zumindest partiell einen Anker finden. So wie die Klatschaffen gestern abend bei ‚Anne Will‘. Alleine aufgrund meines persönlichen Beifallsgehörs (in Bezug auf bundesweite Wählerstimmen) hatte ich nicht den Eindruck, dass das Publikum repräsentativ vertreten… Mehr

maru
6 Jahre her
Antworten an  Uferlos

Überzeugung ist KEIN Qualitätskriterium.
Bei den Nazis erfolgten die Aufmärsche auch aus Überzeugung.

hoho
6 Jahre her

Da sieht man warum Berlin solche Regierung hat.
Man kann sich wundern ob sie auch so froh demonstrieren würden wenn die Subventionen der anderen Ländern fehlten.

jorgos48
6 Jahre her
Antworten an  hoho

Und die sind alle sowas von tolerant, das war jetzt in Frankfurt wieder zu erfahren.
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/goetz-kubitschek-in-frankfurt-von-mutmasslich-linksradikalen-ueberfallen/

Norri
6 Jahre her

Es ist schon schön selbstironisch, wenn die Partei der Mauerschützen meint, unter dem Hashtag unteilbar zu marschieren.