Signalwahl in Sonneberg

Robert Sesselmann hatte viele Wahlhelfer, die meisten davon unfreiwillig. Die beste und erste Helferin, die schon sehr früh für die AfD in Thüringen Wahlkampf machte, war, man höre und staune, die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel.

IMAGO / Jacob Schröter

Weder ist auf Sizilien der Ätna, noch über Neapel der Vesuv ausgebrochen, auch legte der isländische Vulkan Eyjafjallajökull nicht den Flugverkehr lahm, der Gardasee ist nicht ausgetrocknet und über Europa zog kein Sturmtief mit Böen und Windhosen, schlimmeres geschah, im Landkreis Sonneberg gewann der Kandidat der AfD die Stichwahl und wird nun Landrat. Der Rechtsanwalt Robert Sesselmann entschied die Stichwahl nach dem vorläufigen Wahlergebnis mit 52,8 Prozent, während sein Konkurrent von der CDU Jürgen Köpper auf 47,2 % der Stimmen kam.

Robert Sesselmann hatte viele Wahlhelfer, die meisten davon unfreiwillig. Die beste und erste Helferin, die schon sehr früh für die AfD in Thüringen Wahlkampf machte, war, man höre und staune, die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Sturz des FDP-Ministerpräsidenten Kemmerich per ordre de mufti aus dem fernen Südafrika mit einer kurzen TV-Ansage, die inzwischen sogar vom Bundesverfassungsgericht allerdings mithilfe würdeloser Trickserei verschleppt und zu spät gerügt wurde, war ein Schlag ins Gesicht der Demokratie. Allerdings erstaunt das nicht, denn Merkel fremdelte immer mit der Demokratie. Wer davon spricht, demokratische Wahlen rückgängig zu machen, dem ist eher nach sozialistischer, statt nach pluralistischer Demokratie zumute. Dass die geforderten und versprochen Neuwahlen bis heute nicht stattgefunden haben, entzieht nicht nur der Regierung Ramelow die demokratische Legitimität, sondern erinnert doch besonders im Osten eher an eine informelle Nationale Front, die man in SED-Tradition gern demokratisch nennt.

Damit wären wir beim zweiten Wahlhelfer von Robert Sesselman, dem Ministerpräsidenten Thüringens, Bodo Ramelow. Ein Ministerpräsident, der einfach im Amt bleibt und dem es nichts ausmacht, dass ihm jegliche demokratische Legitimation fehlt, was allerdings der DNA und der Tradition seiner Partei entspricht, weckt ungute Erinnerungen an die Nationale Front zur demokratischen Erneuerung Deutschlands.

Das dann auch noch Grüne, Linke, SPD und CDU einen gemeinsamen Block bilden, erschwerte es jedem, der wirklich demokratisch dachte, sein Kreuz bei Jürgen Köpper zu machen. Gerade im Osten hat man noch genaue Erinnerungen daran, wie es war, als man das Wählen „Zettelfalten“ nannte und man sich nur gegen oder für den gemeinsamen Kandidaten der Nationalen Front entscheiden konnte. Wer sich dagegen entschied, fiel unter die Kategorie „Staatsfeind“ oder „Querulant“, was aufs gleiche herauskam. Man sollte sich also mit Wählerbeschimpfungen zurückhalten.

Zum dritten Wahlhelfer: Wenn die CDU das Feld der Opposition der AfD überlässt, muss sie sich über dieses Wahlergebnis und über die Umfragewerte nicht wundern. Wenn die CDU diesen Weckruf, der schon ein ohrenbetäubendes Wecksignal ist, überhört, dann fördert sie die AfD. Sollte sie einen Mann wie Hendrik Wüst, der Meldestellen für Denunziationen und zur Registrierung für Äußerungen und Vorfälle schafft, die der Queer-Lobby nicht passen, wenn jemand beispielsweise wagt zu behaupten, dass es biologisch zwei Geschlechter gibt, zum Kanzlerkandidaten küren, wird sie im wahrsten Sinne des Wortes ihr blaues Wunder erleben. Dort, wo die CDU mit den Grünen zusammen regiert, wird die CDU zur Blockflöte, auch wenn sie nominell den Ministerpräsidenten stellt. Wenn sie unbedingt Brandmauern errichten will, was unpolitisch ist, dann nicht nur zur AfD, sondern auch zu den Grünen, die ja eher ein Weltanschauungsverein mit volkserzieherischen und totalitären Ambitionen sind als eine politische Partei.

Für Robert Sesselmann und für Sonneberg wird es nun nicht leicht. Er hat den Kreistag zumindest, wenn man sich die Mandatsverteilung anschaut, gegen sich, und man wird auf allen Verwaltungsebenen gegen ihn arbeiten, um zu beweisen, dass die AfD es nicht kann.

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Kommentare ( 113 )

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Paprikakartoffel
1 Jahr her

Die wird‘s wissen. Das weltweit größte Nährfeld für Terrorismus, Judenhaß, Frauenverachtung und Bildungsfeindschaft bietet immer noch der Islamismus, zu dem sic Özoguzens so hingezogen fühlen sollen.

Ohanse
1 Jahr her

Wüst ist nur ein Scheinkandidat, der Stimmen an sich binden soll. Es wird zusätzlich ein dritter Kandidat antreten. Nach einem ersten Wahlgang ohne Sieger wird Wüst seinen Truppen empfehlen, diesen Dritten zu wählen. Merz hat schon jetzt keine Chance mehr. Jens Spahn ist einer, der sowas mitmachen würde.

abel
1 Jahr her

Die Realität wird die SystemMedien und die SystemParteien schon einholen. Die Brandmauer fällt bald und dann sind die 8 bis 10% CDU der Juniorpartner von der AfD (der Rest der übrig bleibt von der CDU).

abel
1 Jahr her

Die Realität wird die Stammmedien und die Parteien schon einholen. Die Brandmauer fällt bald und dann sind die 8 bis 10% CDU der Juniorpartner von der AfD (der Rest der übrig bleibt von der CDU).

RA.Dobke
1 Jahr her

Ja ja, alles ein Kommunikationsproblem? Nee, eher nicht! Unsinn kann man nicht schön reden. Aber die Bürger begreifen und es ändert sich etwas, erst langsam und dann immer schneller. Ich finde das gut!

abel
1 Jahr her

Ramelow ist the Best. Der stellt sich offen hin und erzählt was von demokratischen Wahlen. Nein, Neuwahl sofort sollte es für Thüringen längst heißen.

abel
1 Jahr her

Die verlogenen Wahlverlierer. Mit was haben die denn bei der Wahl geworben. War wohl nicht nur „Wir verhindern die AfD“. Zweite Anmerkung: Angeblich ist das Amt so unbedeutend aber warum spuckt man jetzt Gift und Galle in den Medien und den LinksAußen-Parteien.

stljo
1 Jahr her

Meine Verwandten (Onkel und Tanten) hatten alle kein Parteibuch, waren aktive Katholiken und haben bis auf 2 alle studiert. Eine ist direkt zum Studium zugelassen worden (die Jüngste), mit Verpflichtung, dann da wo sie gebraucht wird eingesetzt zu werden. Der älteste Onkel hat nach einem Gerücht über eine (geplante!) Flucht im Braunkohletagebau arbeiten müssen, hat sich dann als Offiziersanwärter verpflchtet und zu seinem Wunschstudium delegieren lassen. Meine Mutter hat eine Ausbildung gemacht und später im Fernstudiengang die Uni besucht. Es war also durchaus möglich über den zweiten Bildungsweg zugelassen zu werden, auch ohne Parteibuch und als aktiver Christ, aber das… Mehr

hassoxyz
1 Jahr her

„Er hat den Kreistag zumindest, wenn man sich die Mandatsverteilung anschaut, gegen sich …“ Das muß nicht unbedingt sein. Gerade in den Thüringer Kommunalparlamenten gibt es nicht wenige Politiker bei Union und Freien Wählern, die als überzeugte Konservative mit den Zielen der AfD sympathisieren und Sesselmann unterstützen würden. Nicht ausgeschlossen, daß es doch zu einer Art Zusammenarbeit kommt, besonders im Bereich Migration und Energiefragen. Zumal angesichts der katastrophalen CDU-Opposition im Bundestag und der damit einhergehenden Unzufriedenheit der Basis-Mitglieder Selbstbewußtsein und Unabhängigkeit in den Kreistagen wachsen. Zu hoffen wär es jedenfalls. Die Beigeordneten in den Kreistagen müssen sich entscheiden: wollen sie… Mehr

Arminius
1 Jahr her

Unser Regierung meint ja immer noch,
das blöde Wahlvolk hat einfach nicht verstanden welche Wohltaten die Ampel ihnen doch so zugedacht hat.
Sie müssen es uns nur besser erklären.

Es ist inzwischen zur Notwehr geworden, AFD zu wählen!
Notwehr gegen korrupte Parteien, die sich ständig neue Schikanen für die einheimische Bevölkerung ausdenken!