Sendepause für Andersdenkende

Früher plädierten Intellektuelle für den "herrschaftsfreien Diskurs" (Habermas). Wenn Linksintellektuellen jedoch die Richtung des gesellschaftlichen Diskurses nicht mehr passt, dann fordern sie einfach mal "Sendepause für Andersdenkende".

Screenprint: ARD/maischberger

Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, hat jetzt ARD und ZDF dazu aufgefordert, ihre Talkshows zu überarbeiten und ein Jahr lang keine mehr zu senden. Der Geschäftsführer Olaf Zimmermann kritisierte  die einseitige Berichterstattung in den Sendungen. „Mehr als 100 Talkshows im Ersten und im ZDF haben uns seit 2015 über die Themen Flüchtlinge und Islam informiert und dabei geholfen, die AfD bundestagsfähig zu machen“, sagte Zimmermann.

Panik auf der Meinungs-Titanic
Deutscher Kulturrat: Talkshows spalten Gesellschaft und helfen den Falschen
An Talkshows kann man eine Menge kritisieren, aber sicher nicht, dass die AfD dort zu häufig vertreten wäre. Unter den 17 häufigsten Gästen in den vier wichtigsten Talkshows war 2017 kein einziger AfD-Vertreter. Lieblingsgast war 2017 vielmehr Sahra Wagenknecht. Und raten Sie mal, wer 2016 der häufigste Gast in Talkshows war? Richtig: Ebenfalls Sahra Wagenknecht.

Wenn der „Deutsche Kulturrat“ glaubt, man könne den Unmut der Bevölkerung über Merkels Einwanderungspolitik dadurch beseitigen, dass das Thema nicht mehr im Fernsehen diskutiert wird, dann ist das nicht nur naiv und arrogant, sondern verrät einiges über das Demokratieverständnis. Da werden die Grenzen für über eine Million Zuwanderer geöffnet – und die Menschen sollen lieber über andere Themen diskutieren?!

Lustig: Auf der Website des Deutschen Kulturbundes heißt es, sein Ziel sei es, „kulturpolitische Diskussionen auf allen politischen Ebenen anzuregen“ und für die „Informationsfreiheit“ einzutreten. Die „Diskussionen“ sollen jedoch offenbar so laufen, dass dabei das herauskommt, was ins Weltbild der Linksintellektuellen passt.

Die Talkshow-Gäste mit den meisten Auftritten 2017
Platz 2016 Person Auftritte 2017 Auftritte 2016
1 1 Sahra Wagenknecht 10 9
1 5 Ursula von der Leyen 10 7
3 11 Christian Lindner 9 5
3 2 Markus Söder 9 8
3 5 Cem Özdemir 9 7
3 2 Thomas Oppermann 9 8
3 62 Wolfgang Kubicki 9 2
3 11 Peter Altmaier 9 5
9 62 Alexander Graf Lambsdorff 8 2
10 23 Katrin Göring-Eckardt 7 4
10 11 Norbert Röttgen 7 5
12 62 Michael Wolffsohn 6 2
12 62 Katarina Barley 6 2
12 neu Olaf Scholz 6 0
12 neu Robin Alexander 6 0
12 23 Jürgen Trittin 6 4
17 37 Hans-Ulrich Jörges 5 3
17 23 Edmund Stoiber 5 4
17 124 Dorothee Bär 5 1
17 8 Armin Laschet 5 6
17 37 Heiko Maas 5 3
17 5 Jens Spahn 5 7
Recherche und Tabelle: MEEDIA

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Kommentare ( 19 )

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Pigscantfly
6 Jahre her

Die einzige Oppositionspartei

Die einzige echte Oppositionspartei gegen das System Merkel, die Partei, derentwegen es sich wieder lohnt, Bundestagsdebatten zu verfolgen, kommt in öffentlich-rechtlichen Medien entweder fast gar nicht vor oder als Watschenmann bzw. Schmuddelkind, mit dem man nicht spielen darf. Und dann regen sich diese Journalistendarsteller über die Einschränkung der Meinungsfreiheit in Ländern wie Polen oder Ungarn auf. Erbärmlich!

Spreehase
6 Jahre her

Meiner bescheidenen Meinung nach gibt es kaum noch Intellektuelle oder Linksintellektuelle in Deutschland. Die Bezeichnung Pseudo-Intellektuelle wäre passender. Historisch betrachtet waren Linksintellektuelle mal zuständig für Kapitalismus- und Religionskritik, hatten den Anspruch, daß unmündige Proletariat aufzuklären und den Geknechteten unter die Arme zu greifen. Allerdings hat das Herrschaftssystem sowohl damals als auch heute sehr schnell die menschlichen Schwächen der Intellektuellen erkannt (Ausnahmen bestätigen die Regel). Zur Abwehr ermöglichte man ihnen statt Repression bestimmte Freiräume. Unter Wegfall jeglichen persönlichen Risikos durften zahlreiche Intellektuelle Bücher schreiben, Vorträge halten und den Gang durch die Institutionen wagen (gilt mehr für Westdeutsche). Das hat sich finanziell… Mehr

Jasmin
6 Jahre her

Ich vermute eher, dass der Kulturrat festgestellt hat, dass die sogenannten Talkshows mit den immer gleichen Leuten und Themen nicht den erwünschten Erfolg hatten, nämlich den Zuschauer einzulullen und auf Regierungslinie zu halten. Aber wenn die jetzt pausieren, dann ist mir das egal, hab den Schrott eh kaum gesehen.
Hauptsache, der Kulturrat kommt nicht auf die Idee, Tichy, Achse, Cicero etc. zu einer Zwangspause zu „zwingen!“

rainer niersberger
6 Jahre her

Eines, aber wirklich nur eines unserer Probleme, sowohl Symptom als auch ( Mit)Ursache der Gesamtmisere, ist das völlige Fehlen „ echter“ Intellektueller oder deren Ausschluss aus den Medien. Entweder sind es Technokraten ( die zweifellos ihren Wert haben), linksideologische Gesellschafts – und Geisteswissenschaftler ( „Wissenschaft“ nicht ganz ernstnehmen) oder „ pädagogische“ JournalistInnen gleicher Coleur. Leute wie Precht ( natürlich gutaussehend wegen der Damen) haben den Platz von Sloterdijk und den wenigen anderen kritischen Geistern übernommen. Was dabei herauskommt, ist vorher klar. Abgesehen von der Selektion des Staatsfernsehens ist der ( Kognitions)Befund gerade bei den sogen. Geisteswissenschaften „ trostlos“. Sie sind… Mehr

BOESMENSCH
6 Jahre her

In der Auflistung fehlt aber die omnipräsente CLAUDIA ROTH.

Der Demokrat
6 Jahre her

Nun mal ganz ehrlich, jeder geistig gesunde und steuerzahlende Bürger weiss doch mittlerweile sehr genau, dass die GEZ-Talkshows alles andere als FAIR und ausgeglichen sind. Es liegen doch genügend Beweise und Aussagen vor, nach welchen Kriterien die Zuschauer gebrieft werden (Beifall, Gestik, etc. etc.), welche momentane Kameraeinstellung eingeblendet wird, oder welche Sitzposition (Publikumshintergrund) welcher Gast im Studio einzunehmen hat und welches Moderationsziel durch eine gezielte Fragestellungstatik am Ende der jeweiligen Talkshow erreicht werden soll. Diese Kriterien haben, und auch das ist allgem. bekannt, erst Recht eine sehr hohe Priorität, wenn es sich insbesondere um einen Gast der AFD handelt. Hier… Mehr

Snakebite
6 Jahre her

Und da diese Aktion nicht reichen wird um die Flüchtlingsdebatte zu beenden, was folgt als nächstes?
Zensur der Nachrichten?
Die PKS listet nur noch die Straftaten, ohne weitergehende Informationen (oder SJW-konform nur noch „Straftaten Männer“ und „Straftaten Frauen“)?

Jaja, “ Wehret den Anfängen…“ und dann durch die Hintertür selbst eine „Demokratiediktatur“ einführen… (Oder irren wir uns etwa alle und die böse AFD hat unsere „ach so demokratischen“ Abgeordneten mit Waffengewalt gezwungen das NetzDG und das DSGVO einzuführen?)

Entschuldigung für die Ausdrucksweise, aber der Berliner Sauhaufen stinkt gewaltig nach DDR 2.0.

Lux Patriae
6 Jahre her

Diese Pseudo-Institution, genannt Deutscher Kültürrat, pardon, Kulturrat, repäsentiert das vorletzte Zucken des Establishments. Überflüssig und wichtigtuerisch wie der Flüchtlingsrat oder die Amadeo-Antonio-Stiftung mit Stasi-Hintergrund. All das wird sich in Luft auflösen, und die damit assoziierten Personen werden sich in den Schatten verkriechen und ihre Wunden lecken.

Absalon von Lund
6 Jahre her

Was halten Sie von Schweigeexerzitien für Fernsehschaffende? Ein bisschen Stummfilm täte uns allen gut! Ihren Titel würde ich geringfügig verändern: „Sendepause für DENKENDE!“

The Saint
6 Jahre her

Ich fände es progressiver, in den Talkshows nur noch über Breitbandanschlüsse zu sprechen.