Die neuronalen und digitalen Gedächtnislücken im Cum-Ex-Skandal

Bei Olaf Scholz (SPD) scheinen beide „Gedächtnisse“ zumindest in Sachen „Cum-Ex“-Skandal nicht so recht zu funktionieren. An Gespräche mit gewissen „Cum-Ex“-Bankern vermag sich Scholz nicht zu erinnern. Und dann waren im Oktober 2023 für 20 Tage zwei (!) Laptops mit brisanten Emails verschwunden. Nun sind die Laptops wieder da.

IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Es gibt in öffentlichen Debatten heutzutage zwei Arten von „Gedächtnis“: das neuronale – sprich: das im Gehirn als Erinnerung gespeicherte Gedächtnis; und das digitale – sprich: das auf einer Festplatte, auf einem Stick oder in einer Cloud gespeicherte „Gedächtnis“.

Beim vormaligen Hamburger Bürgermeister (2011 – 2018), Ex-Bundesfinanzminister (2018 – 2021) und jetzigen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) scheinen beide „Gedächtnisse“ zumindest in Sachen „Cum-Ex“-Skandal nicht so recht zu funktionieren. An Gespräche mit gewissen „Cum-Ex“-Bänkern, etwa Christian Olearius (bis 2019 Warburg-Aufsichtsratsvorsitzender), vermag sich Scholz nicht zu erinnern; das zumindest bekräftigte er zweimal in einer Sitzung des parlamentarischen Hamburger Untersuchungsausschuss, und zwar im April 2021 (damals noch als Bundesfinanzminister) und im August 2022 (mittlerweile als Bundeskanzler).

Ja, und dann waren im Oktober 2023 für 20 Tage zwei (!) wichtige Laptops verschwunden, auf denen eine sechsstellige Zahl von für den Hamburger Untersuchungsausschuss brisanten Emails gespeichert ist. Oder gespeichert war? Wer weiß, was in diesen 20 Tagen daran herummanipuliert wurde!?

Wir haben hier auf TE wiederholt davon berichtet, dass es unter anderem um einen amtlich exekutierten Steuerverzicht Hamburgs von 43 Millionen und geplant sogar von 140 Millionen (2019 gestoppt allerdings vom damaligen Bundesfinanzminister Schäuble) geht, und entsprechend hineingeleuchtet (siehe hier und hier). Und wir haben aufgelistet, wie der „grüne“ NRW-Justizminister Benjamin Limbach die Aufklärungsarbeit der zuständigen Kölner Staatsanwaltschaft behindert.

Zwei Laptops für 20 Tage verschwunden

Zurück zu den zwei Laptops: Auf den beiden Laptops waren (sind?) mehr als 731.000 Mails gespeichert: zum Beispiel aus den elektronischen Postfächern von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD, Bürgermeister seit 2018; Finanzsenator 2011 – 2018), hochrangigen Hamburger Beamten und der langjährigen Büroleiterin von Olaf Scholz. Die Postfächer hatte die mit der Aufklärung der „Cum-Ex“-Geschäfte befasste Staatsanwaltschaft Köln beschlagnahmt. Anfang Oktober 2023 waren die Daten von NRW nach Hamburg geliefert worden, damit der Untersuchungsausschuss der dortigen Bürgerschaft sie auswerten kann. Doch dann das: Plötzlich waren die beiden Laptops nicht mehr in dem vorgesehenen Tresor zu finden.

Nun sind die beiden Laptops wieder da. Aber die rot-grüne Mehrheit will den Abgeordneten Einblick in die Beweismittel verwehren. Die Geräte mit den Emails aus Cum-Ex-Ermittlungsverfahren hatte der von der SPD benannte Chefermittler des Ausschusses ohne Rücksprache mit der Opposition an sich genommen. Eine Stellungnahme des Ausschussvorsitzenden, Mathias Petersen (SPD), zu dem Vorfall wirft allerdings Fragen auf. Petersen hat zwar eingeräumt, den von der SPD berufenen Leiter des Arbeitsstabs angewiesen zu haben, die beiden Geräte aus dem eigentlich für heikle Unterlagen vorgesehenen Aktenraum zu entfernen, um sie in einem Schrank in seinem Büro zu lagern. Vertreter der Opposition wurden von den beiden SPD-Männern aber erst darüber informiert, als stern und „WAZ“ den Vorgang Anfang November öffentlich machten.

Am Freitag, 24. November, will der seit 2020 tätige Hamburger Ausschuss in einer Sondersitzung über „Umgang mit Laptops und Asservaten“ debattieren. Die rot-grüne Mehrheit möchte verhindern, dass Ausschussmitglieder Einblick in die Mails bekommen. CDU-Obmann Richard Seelmaecker dazu: „Wenn uns das von der rot-grünen Mehrheit verwehrt wird, werde ich klagen.“

„Mehrheit“ – ein beschönigender Begriff, denn eigentlich ist es ein SPD-Sumpf. Denn der Ausschussvorsitzende Petersen und SPD-Obmann Milan Pein sind selbst indirekt in die Affäre verstrickt. Unternehmen aus dem Umfeld der Bank hatten im Jahr nach der für die Bank positiven Entscheidung insgesamt 45.500 Euro an die Hamburger SPD gespendet. In dem Parteigremium, das über die Annahme der Spenden entschied, saßen auch Mathias Petersen und Milan Pein.

Interessant: „Stern“ und WAZ legen sich ins Zeug

Petersen rückt nach Information von stern und WAZ nun noch durch einen anderen Vorgang ins Zentrum der Affäre. Sein Name soll mehrfach in den Asservaten auf den beiden Laptops auftauchen, die auf seine Weisung hin sein Parteifreund Jänicke an sich genommen hatte. Bei mindestens einer der Mails, in der Petersen als Adressat auftaucht und die auch an Olaf Scholz und Peter Tschentscher weitergeleitet wurden, geht es um den Verkauf der früheren Landesbank. Wie die Warburg-Bank war auch die HSH Nordbank tief in Cum-Ex-Geschäften verwickelt. Die Skandalbank hat der Stadt Hamburg ein Milliardendefizit beschert.

Wie stern und WAZ vor drei Wochen berichtet hatten, durften die Laptops mit den brisanten Daten von den Abgeordneten Mitte Oktober eingesehen werden – nachdem die Opposition zuvor ein Jahr lang dafür gekämpft hatte. Am 13. Oktober schauten erstmals die Mitarbeiter diverser Abgeordneter in die Mails. SPD-Obmann Milan Pein beschwerte sich anschließend bei seinem Parteifreund und Ausschussvorsitzenden Petersen. Die Einsichtnahme sei rechtswidrig, möglicherweise sogar strafbar.

Petersen räumt nun in einer Stellungnahme ein, noch am Abend des 13. Oktober den Arbeitsstableiter Jänicke angewiesen zu haben, die Laptops an sich zu nehmen. Drei Tage später habe er die Obleute der Parteien über die Datenschutzbedenken informiert. Gemeinsam mit der Opposition sei beschlossen worden, Mitarbeitern und Abgeordneten keinen Zugang mehr zu den Laptops zu gewähren. Zunächst solle ein Gutachten von Jänicke und zwei weiteren Mitarbeitern des Arbeitsstabs erstellt werden, wie die Daten genutzt werden können.

So hatte CDU-Obmann Richard Seelmaecker das Fehlen der Geräte bemerkt und sich beim Arbeitsstableiter über den Verbleib erkundigt, allerdings nur die Information erhalten, sie befänden sich an einem sicheren Ort. Erst nach der Veröffentlichung im stern und der WAZ tauchten die Laptops wieder auf. Insgesamt waren sie 20 Tage verschwunden. SPD-Mann Jänicke selbst geht mittlerweile juristisch gegen die Berichterstattung vor. Er möchte dem stern gerichtlich verbieten lassen, weiter zu behaupten, er habe die Laptops verschwinden lassen. Der stern weist den Anspruch Jänickes zurück und wehrt sich juristisch gegen das beantragte Verbot. Eine Entscheidung des Gerichts steht noch aus.

Matthias Hauer (CDU) geht noch einen Schritt weiter: „Die Vorgänge um das Verschwinden der Laptops zeigen, dass der SPD alle Mittel recht sind, um die Aufklärung zu behindern. Das haben wir auch im Bundestag erlebt, als die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses in einem bisher einmaligen Vorgang unterbunden wurde.“ Die Union hatte im April 2023 die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses im Bundestag beantragt, die SPD hat dies zusammen mit der FDP und den Grünen verhindert. „Die Ampel tritt Minderheitenrecht mit den Füßen.“ Die Union will sich das nicht gefallen lassen – und beschritt auch in dieser Angelegenheit den Weg nach Karlsruhe. Die 89-seitige Klageschrift liegt beim Bundesverfassungsgericht.

Und was ist mit dem „Fund“ von 200.000 Euro bei SPD-Mann Kahrs?

Wenn Deutschland nicht gänzlich eine Bananenrepublik werden soll, gehört hier mit Flutlicht hineingeleuchtet und dann mit Sandstrahlern gereinigt. Ohne Rücksicht auf einen Bundeskanzler. Aufgeklärt gehört dann endlich auch, dass der vormalige SPD-MdB und SPD-Bezirksvorsitzende Johannes Kahrs einen ominösen Bargeldfund in Höhe von 200.000 Euro in einem Schließfach fand.

William Shakespeares Satz im „Hamlet“ von 1601/1602 „ … something is rotten in the state …” müsste eigentlich nicht mit „etwas ist faul …“ übersetzt werden, sondern 1:1 mit „… etwas ist verrottet in diesem unserem Land …“

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Kommentare ( 35 )

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Rivarol
1 Jahr her

Johannes Kahrs, der reine Ritter gegen die AfD, ist auch gleich von allen Ämtern zurückgetreten, als nicht nicht Wehrbeauftragter der Bundeswehr geworden ist. Der Grund dürfte bei seinen Neigungen zu kleinen Jungs zu suchen sein. Da durften viele Minderjährige aus dem Ortsverband der Hamburger SPD bei ihm zu Hause übernachten. Hat viel Staub damals aufgewirbelt, ähnlich wie bei Edathy, aber es wurde in diesem Fall, wie in so vielen anderen gleichgelagerten Fällen auch, die Sache schnell unter den Teppich gekehrt. Die SPD in der Hansestadt scheint eine Art Camorra zu sein. Wenn Computer verschwinden, der Untersuchungsausschuß aus eigenen Parteileuten besteht,… Mehr

Dellson
1 Jahr her

BK Scholz und Konsorten reklamieren den Rechtsstaat für sich, den sie selbst gerade vom BVG in anderer Sache erklärt bekamen! Wieso glauben Politiker immer sie wären gleicher als gleich vor dem Gesetz? Und für sie würde erst der Nagel der durch die Hand geschlagen wurde beim Griff in die Kasse als Beweis gelten, während für den Bürger bereits nur ein wesentlicher Tatbeitrag als Mitschuld und Begünstigung für eine Verurteilung ausreicht? Auszug aus der allgemeinen Juristischen Literatur dazu: Der Tatbeitrag des Mittäters muss eine funktionale Tatherrschaft vermitteln. Das ist immer dann der Fall, wenn der Täter einen in seiner Funktion wesentlichen… Mehr

AlexR
1 Jahr her

Ein entsprechender Algorithmus zum unwiederbringlichen Löschen von Daten braucht eben seine Zeit. Dass hier seitens dieses sog. Bundeskanzlers hohe kriminelle Energie drin steckt, seine Verbrechen zu vertuschen, kann sicher sein.

Der spanische Präsident hat wenigstens Haltung bewiesen und ist bereits im Verdachtsmoment zurück getreten. Scholz würde das nicht einmal tun, wenn eine 100-%-Beweislast vorliegt. Eine derart korrupte Regierung ist weltweit einmalig.

Irdifu
1 Jahr her

Laptops verschwunden – Laptops wieder da e-mails verschwunden .Erinnert irgendwie an von der Leyen.
Menschen mit Gedächtnislücken sollten auf keinen Fall Bundekanzker
oder Amerikanischer Präsident sein .

spindoctor
1 Jahr her
Antworten an  Irdifu

Vielleicht steht ja auch was zum Thema:
„Wie sich der heutige Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt von einer Firma einspannen ließ“ (heute hinter Paywall auf „Welt“)
auf den Laptops

eifelerjong
1 Jahr her

Selbst einem Blinden mit Krückstock dürfte die Erkenntnis gereift sein, dass SÄMTLICHE gegen Scholz erhobenen Vorwürfe der Wahrheit berechtigt sind.
„Neuronalen und digitalen Gedächtnislücken“ hin oder her.
Was allerdings am meisten empört, ist, für wie dumm die Hamburger Genossen die Menschen halten.
Offensichtlicher, dass die Angelegenheit oberfaul ist, geht es nicht mehr.

DeaExMachina
1 Jahr her

Aufgrund des ganzen Verhaltens und Vorgehens in der Sache Kanzlet-CunEx ist davon auszugehen, dass hinter den Versuchen, die Ermittlungen zu ver- und behindern, etwas mehr steckt als CumEx. Wir sollten davon ausgehen, gemessen am Aufwand der mit den Laptops betreiben würde, dass in den E-Mails sich noch einige weitere Spezialitäten des Kanzlers, Hamburger Sozis und ggf auch Grünen Mischpoke finden werden.
Es sind, besser wohl waren die Geräte, die jede Menge Druck aufgebaut haben, dass sich so viele dazu genötigt fühlen, alles zu unternehmen, die Dinger aus der Welt zu schaffen.

An der Kausa Scholz cumex

Bambo
1 Jahr her

So läuft eben moderne Haushaltsführung. Andere nennen es Korruption.

taliscas
1 Jahr her

Als ehemaliger Hamburger sehe ich mit Bedauern wie Hamburg dem Berliner rotgrünen shithole immer ähnlicher wird. Uups, die beiden Hamburger Glatzen Scholz und Tschentscher sind sich offenbar nicht nur äußerlich so ähnlich. Und der casus Kahrs? Wer immer noch glaubt, dass dieser üble Intrigant gegangen wurde weil er nicht Wehrbeauftragter werden durfte, glaubt auch an die Zitronfalternummer. Nun noch das Benkodesaster, nachdem das Elbphilharmoniedesaster schon wieder vergessen ist. Die „ehrbaren Hamburger Kaufleute“ sind heute Typen a la Scholz, Tschentscher, Benko etc. Ein veritables Spiegelbild der Berliner Republik am Abgrund. Wo SPD draufsteht, ist schließlich auch SPD drin, rotten to the… Mehr

Last edited 1 Jahr her by taliscas
Oblongfitzoblong
1 Jahr her

Im Gesamtblick auf unseren „Staat“ möchte ich doch zur Vorsicht raten, afrikanische oder südamerikanische Staaten als Bananenrepubliken zu benennen. Wir wollen doch diese im Großen und Ganzen gesunden Staaten nicht beleidigen und verunglimpfen!

spindoctor
1 Jahr her

So ist die Denkweise der SPD, „Unsere Sache“ – Cosa Nostra.
Birds of a feather stick together.