Der deutsche Biedermann hat die Brandstifter gehätschelt

Wie viel sind die großen Ankündigungen Deutschlands gegenüber Israel wert? Dort weiß man es: nichts! Denn Israel kann sich gut an die Bekundungen der Iran-Freunde, die Zahlungen an den Gaza-Streifen und die Zahnlosigkeit gegenüber dem muslimischen Anitismeitismus in Deutschland erinnern.

IMAGO / photothek
Frank-Walter Steinmeier in seiner Zeit als Bundesaußenminister mit dem damaligen iranischen Präsidenten Hassan Rohani in Teheran am 3. Februar 2016

Jetzt überschlagen sie sich wieder gratismutig mit wohlfeilen Sympathie- und Empathieerklärungen gegenüber Israel und mit markigen Worten gegen die Terrororganisation Hamas: die großen deutschen Staatsmänner, die Begründerin „feministischer“ deutscher Außenpolitik und die Kommentatoren der Öffentlich-Rechtlichen.

In Israel wird man indes sehr wohl registrieren und registriert haben, was diese Bekundungen wert sind: Nichts!

Man wird sich in Israel zum Beispiel erinnern,

  • welchen Schmusekurs ein vormaliger Außenminister und jetziger Bundespräsident Steinmeier gegenüber dem Israel-Hasser Iran gefahren hat;
  • dass eben dieser Bundespräsident im Jahr 2019 dem iranischen Religionsführer zum 40. Jahrestag der Revolution von 1979 gratuliert hat – Tausende in diesen 40 Jahren an Baukränen Hingerichtete und Zigtausende Gefolterte beiseiteschiebend;
  • dass eine „grüne“ Claudia Roth samt Gefolgschaft den iranischen Machthabern mit Kopftuch die Aufwartung machte;
  • dass Deutschland so ziemlich jede von arabischen Staaten in die UNO eingebrachte Verurteilung Israels unterstützt hat;
  • dass deutsche Steuergelder in dreifacher Millionenhöhe in den Gazastreifen gingen und gehen;
  • dass der Antisemitismus in Deutschland zum größten Teil muslimische Wurzeln hat – bis tief hinein in die Schulen;
  • dass nicht nur eine deutsche Außenministerin meint, Gewalt aus der muslimischen Community habe nichts mit Religion oder gar mit Islam zu tun;
  • dass auch radikale muslimische Organisationen mit Steuergeldern alimentiert werden;
  • dass man Wahlkampfauftritte des türkischen Präsidenten und selbsternannten Sunnitenführers Erdogan in Deutschland akzeptiert;
  • dass die „Grauen Wölfe“ in die CDU einsickern konnten;
  • dass nahezu alle antisemitischen Randalierer einen Doppelpass und damit auch einen deutschen Pass haben;
  • dass die Polizei (deeskalierend!) zuschauen muss, wie auf deutschen Plätzen der Tod Israels gefordert und die jüdische Fahne verbrannt wird;
  • dass der 2021 vom damaligen Bundesinnenminister Seehofer (CSU) ins Leben gerufene Expertenkreis „Politischer Islamismus“ im Jahr 2022 von seiner Nachfolgerin Nancy Faeser (SPD) aufgelöst wurde …

1001 Unterwerfung eben! Der 2019 verstorbene Modezar Karl Lagerfeld hatte Recht, als er auf dem Höhepunkt der Merkel’schen Grenzöffnung 2015/2016 sagte: „Selbst wenn Jahrzehnte dazwischen liegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen.“

Deutschland, das regierungsamtliche, ist ein vertrottelt hypertolerantes Biedermann-Land

"Deutsche Staatsräson"
Deutschlands Verantwortung gegenüber Israel
Lagerfelds Aussage war der Realität geschuldet. Mindestens ebenso hellsichtig, wenn auch ohne Bezug zum Islam, war Max Frischs Einakter „Biedermann und die Brandstifter“ von 1958. Denn die politische Klasse in Europa und Deutschland verhält sich wie Jakob Biedermann.

Hier in Kurzfassung die Geschichte: In Frischs Einakter nisten sich bei dem Haarwasserfabrikanten Gottlieb Biedermann der Ringer Josef Schmitz und der Kellner Eisenring im Dachboden ein. Biedermann will die Gefahr der Brandstiftung selbst dann noch nicht wahrhaben, als Schmitz und Eisenring Benzinfässer und Zündschnüre in den Speicher schleppen und bereits Nachbarhäuser brennen. Biedermann bietet sogar Streichhölzer an. Er will die Realität nicht wahrhaben: „Blinder als blind ist der Ängstliche, / Zitternd vor Hoffnung, es sei nicht das Böse, / Freundlich empfängt er’s, / Wehrlos, ach, müde der Angst, / Hoffend das Beste . . . / Bis es zu spät ist.“

Bis es zu spät ist? Ehe es wirklich zu spät ist, muss man in Deutschland endlich sein Verständnis von Toleranz überprüfen.

Wenn sich Toleranz und Intoleranz begegnen, siegt immer die Intoleranz

„Toleranz“: Kaum ein Wort hat in den vergangenen Jahren eine solche Karriere hingelegt wie „Toleranz“. „Toleranz“ ist ein Wieselwort. Warum „Wieselwort“? Der große Nationalökonom Friedrich August von Hayek war derjenige, der das von US-Präsident Roosevelt verwendete Wort „weasel-word“ 1988 als „Wieselwort“ eindeutschte, um die inhaltliche Leere mancher Begriffe, zum Beispiel des Begriffs „sozial“, zu brandmarken. Das Wort spielt damit auf das kleine Raubtier Wiesel an, das aus einem Ei angeblich allen Inhalt heraussaugen kann, ohne dass man dies nachher der leeren Schale anmerkt.

Nun also ist allerorten Toleranz angesagt. Es gilt, „Zeichen zu setzen für Toleranz und Vielfalt“, dazu gibt es Gratiskonzerte diverser Linksrock-Gröler „Gegen Intoleranz“. Toleranz ist angesagt gegenüber allem, was es gibt – außer es ist nicht-links: Toleranz gegenüber allen anderen Menschen und Hautfarben dieser Welt, gegenüber allen möglichen weltanschaulichen Überzeugungen – und vor allem gegenüber dem Islam.

Gescheiterte Iran-Politik
Bei Illner: Auf Messers Schneide mit der Hamas
Aber all diese Toleranzen laufen hinaus auf die Toleranz eines „Nihilismus des Geltenlassens von schlechthin Allem“. So hat es Arnold Gehlen 1969 in seinem monumentalen Werk „Moral und Hypermoral“ beschrieben. Arnold Gehlen antwortete damit auf Herbert Marcuse, den Säulenheiligen der Achtundsechziger und dessen Ideologie der „repressiven Toleranz“. Heute nun wird im Stil der repressiven Toleranz schier repressiv eine Toleranz für (fast) alles und alle eingefordert. Auch Hypertoleranz gegenüber Intoleranz. Aber es ist eine selektive Toleranz. Hauptsache, es geht – millionenschwer staatlich alimentiert – gegen Rechts oder gegen das, was man sich als Rechts ausdenkt.

Ansonsten „kultursensible“ und „interkulturell kompetente“ Hypertoleranz allenthalben, vor allem wenn bestimmte Glaubenssätze und Praktiken islamischer bzw. muslimischer Herkunft sind. Niemand möge sich doch bitte „islamophob“ aufregen über Kernbestände islamischer Kultur, als da schier fundamentalistischen Ursprungs sind: Mehrfachehen, Kinderehen, Scharia-Gerichte, Ehrenmorde, die Ideologie der Inferiorität von Frauen, drastische Strafen für Ehebruch, Homophobie, Antisemitismus, die Todesstrafe für eine Konversion zum Christentum, die Verklärung von Massenmördern als Märtyrer, die Einheit von Moschee und Staat. Kotau über Kotau – siehe oben!

Wenn Intoleranz zur Pflicht wird

Alles im Namen von „Toleranz“. Ja, sogar Hypertoleranz, zumal der oder das zu Tolerierende sich nicht reziprok verhält, die entgegengebrachte Toleranz vielmehr als eine Toleranz der Schwäche auslegt? Ja, Hypertoleranz ist ein Zeichen von Schwäche, ein Symptom individueller Ich-Schwäche sowie schwacher kollektiver, kultureller, nationaler Wir-Identität. Hier gilt, so Nietzsche: „Übertriebene Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen das eigene Ideal.“

Toleranz gedeiht jedenfalls nur auf eindeutig eingeforderter Gegenseitigkeit, nicht auf der Basis eines Kotaus vor einer Programmatik, die mit dem Grundgesetz und dem abendländischen Wertekosmos als Basis aller Bürger- und Menschenrechte nichts zu tun hat. Sonst wird nicht nur Diplomatie, sondern Toleranz zur Farce. Lebte Ralph Giordano noch, würde er Hypertoleranz als „Duckmäuserei“ tadeln.

Hypertoleranz wird schnell zum Trojanischen Pferd, das „Feinde“ im Sinne Poppers importiert. Siehe Karl Lagerfeld! Siehe Karl Popper! In seinem großen Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ schrieb er: Uneingeschränkte Toleranz führe zum Verschwinden der Toleranz. Das heißt: Dann wird Intoleranz zur Pflicht. Das hat mit Nichtduldung von Intoleranz zu tun. Begegnen sich nämlich Toleranz und Intoleranz, siegt immer die Intoleranz.

Ob man das in Berlin versteht?


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Kommentare ( 48 )

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48 Comments
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3 Finnen
1 Jahr her

Der Autor hat 2 wesentliche Kotaus gegenüber dem Islam nicht erwähnt:
Toleranz gegenüber der Jungenbeschneidung
Toleranz gegenüber der Tierschächtung
Zwei Kotaus die besonders verwerflich sind da es sich bei den Opfern um Schuld- und Wehrlose handelt.

Trump-Knarrenbauer
1 Jahr her

Ich mach’s kurz:
Wie wir erkennen dürfen, haben wir eine zutiefst antisemitische „Bundesregierung“ (besser: Bundeszerstörung) die einfach nur eine durch und durch verlogen-heuchlerische Truppe darstellt! Außer Lippenbekenntnissen und großen, pathetischen Worten, kommt einfach wirklich absolut NICHTS Glaubwürdiges in dieser Sache rüber!

Und DAS in einem Land mit DIESER Vergangenheit! Ich schäme mich täglich mehr für diese Personen, die unser Land (angeblich) „führen“ …!!!

Roland Mueller
1 Jahr her

Vom überschlagen verstehen sie eine ganze Menge. Bei den Waffenlieferungen an das kriminelle Regime in Kiew, ihren Pilgerreisen nach Kiew und beim Herbeireden von antirussischem Hass haben sie sich auch überschlagen. Erfreulich an der traurigen Entwicklung ist nur das eiserne Schweigen der „tapferen Sofakrieger“ Strack-Zimmermann, Hofreiter, Kiesewetter, usw.

MariaundJosef
1 Jahr her

Aber er „ besucht“ doch gerade eine Synagoge…schnell…schnell. Ich mag diese Pharisäer ( auch vdL hat sich schnell auf den Flug-Weg nach israel aufgemacht) nicht mehr sehen. Derweil hat es an einer französischen Schule schon einen toten Lehrer gegeben…Was diese grünroten Leute ( auch vdL ) abgerichtet haben, ist unerträglich. Und immer wieder zeigen sie ihre „Betroffenheitsgesichter“. Abstoßend!

pcn
1 Jahr her

Ich wünsche Israel, dass das Land so lange den Kampf gegen islamistische Verbrecher im Gaza führt, bis dieses Drecksgesindel zur Hölle geschickt ist. Angesagt ist die völlige Liquidierung der Terrororganisation Hamas
Deutschlands Regime pro Palästinenser ist unerträglich für jeden Demokraten. Deutschlands Regime des Appeasement gegenüber den islamistischen Verbrechern, Hamas und Mullah-Regime des Iran, ist eine Schande. Feigheit vor dem Feind. Pfui Teufel!

3 Finnen
1 Jahr her
Antworten an  pcn

Die Hamas ist nur eine zeitweillige Erscheinung im Bereich des nicht vorhandenen „Islamismus“. Die nächsten „Islamisten“ kommen dann aus den Startlöchern, sie haben natürlich auch den Koran in der einen Hand und die Waffe in der Anderen.

rainer erich
1 Jahr her

Soweit, so richtig. Nach wie vor fasziniert mich die Serioesitaet und Sachlichkeit, mit der das politische Personal “ behandelt“ wird. Zugleich irritiert es zu lesen, dass man glaubt, man könne mit diesem Personal wie mit „normalen“ Menschen umgehen. Dieser Umgang, sprich diese Form der Auseinandersetzung, wuerde bestimmte Bedingungen voraussetzen. Niemand wuerde auf die Idee kommen, Menschen mit schweren Handicaps, intellektueller, psychischer und / oder sozialer Art als Partner fuer sachliche Diskussionen ueber deren, natuerlich regelmaessig es bzw immer gleiches Tun zu betrachten. Es ist offenbar einer Art Inklusionsprozess geschuldet, dass eine vorherige Differenzierung danach, ob es mangels „Erreichbarkeit“ ueberhaupt Sinn… Mehr

Waldorf
1 Jahr her

“Ob man das in Berlin versteht?“ Natürlich! Die korrekte Wokeria, der sog Mainstream im Journalismus, bzw. die selbsterklärte Mitte der selbsterklärten Demokraten in der Politik (also alle außer AfD) sind sich einig, gegenüber der Nichtwoken AfD jede Intoleranz aufzubieten, die sich irgendwie noch noch mit Recht und Gesetz vereinbaren läßt oder auch nicht. Deren intellektueller Brennpunkt fokussiert einzig und allein „gegen Rechts“, was natürlich auch klar stellt, dass sich alle Guten der Mitte links davon sehen, mal mehr oder weniger weit. Und diese angebliche Mitte hat natürlich keinerlei Probleme mit Bizarren Varianten von Linksradikal oder Linksextrem. Dass das mit „Mitte“… Mehr

Prof. Higgins
1 Jahr her

Zitat aus dem Film „Alexis Sorbas“: „Hast du schon mal gesehen, wie etwas so wunderschön zusammenkracht?“ – Ich konkretisiere das „etwas“, nämlich: das komplette alternativlose Merkel-Kartenhaus.

Last edited 1 Jahr her by Prof. Higgins
Marcel Seiler
1 Jahr her

In Deutschland und dem Rest Europas findet ein Rangordnungskampf zwischen westlicher Zivilisation und Islam statt, wer hier demnächst das Sagen hat. Dies ist ein knallharter Kampf. In Israel ein Kampf auf Leben und Tod.

Die Linke dachte und denkt immer noch, dass die westliche Zivilisation so überlegen und so attraktiv sei, dass sie sich von selbst durchsetzen würde. Das ist nicht der Fall. Der Islam wird sich durch nichts als durch BLANKE MACHT (physisch und psychologisch) davon abhalten lassen, Weltdominanz zu beanspruchen. Der Westen kann diesen Kampf gewinnen – aber nur, wenn er sich ihm stellt.

DrRobertFord
1 Jahr her

Was mir – bei aller Verbundenheit mit Israel – in der Debatte fehlt, ist eine scharfe Trennung der Kategorien. Es geht hier um das Judentum, den Staat Israel und die Regierung Netanjahu. Ersteres ist unstrittig. Was die Gründung Israels betrifft, muss im Nachhinein die Frage erlaubt sein, ob eine Konferenz aller Beteiligter vor der Festlegung des Staatsgebietes die heutige Feindseligkeit nicht hätte vermeiden können. Wie auch immer, die Sieger-/Kolonialmächte haben diese Gelegenheit versäumt. Was Netanjahu betrifft, muss man sagen, dass er ein ultranationalistischer Politiker ist, der noch dazu weniger mit dem Wohlergehen seines Landes, als mit den Konsequenzen seiner eigenen… Mehr

Retlapsneklow
1 Jahr her
Antworten an  DrRobertFord

Meine Antwort darauf wäre, dass damals die Großmächte des Völkerbunds ihre internen Probleme loswerden wollten und heute der Westen nach wie vor mit zweierlei Maß misst. Unvermeidlich entstehen daraus Probleme und Folgeprobleme..