Schlag gegen Syrien: Trump besteht ersten außenpolitischen Test mit Bravour

Die freie Welt kann nur darauf hoffen, dass Trump bei seinen folgenden Schritten weiterhin so klug, bedacht und erfolgreich agiert wie jetzt beim Militärschlag gegen Assad.

© Jim Watson/AFP/Getty Images
US President Donald Trump delivers a statement on Syria from the Mar-a-Lago estate in West Palm Beach, Florida, on April 6, 2017.

Donald Trump hat das syrische Fiasko von seinem Vorgänger geerbt. Und seine bisherigen Äußerungen deuteten eher darauf hin, dass er dessen Passivität fortsetzen, den status quo, also die Regentschaft Assads, akzeptieren würde. Außenminister Tillersons Anmerkung aus der letzten Woche, die Zukunft Syriens würde von den Syrern entschieden, klang wie eine Kapitulationserklärung. Dann folgte Assads Giftgasattacke auf die Zivilbevölkerung. Die gezielte Provokation eines Massenmörders und Kriegsverbrechers, der nach den defensiven Äußerungen aus Washington glaubte, auch bei einem erneuten Einsatz von Massenvernichtungswaffen davon zu kommen.

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Wie sagte Joschka Fischer? „Excuse me, I am not convinced.“
 Trump hat die Situation in der Folge richtig analysiert. Diese Provokation war nicht nur eine skrupellose Verletzung aller internationalen Normen. Sie war auch ein Test der neuen US-Administration. Und die ganze Welt sah zu und nahm Maß. Das Ausbleiben einer angemessenen Antwort würde weitere derartige Vorfälle provozieren. Nicht nur von Assad, sondern auch von Putin, vom Iran, von Nordkorea.

Die umgehende (“The Single Fastest Punishing Strike I Have Ever Seen”), konsequente, wenngleich maßvolle Aktion hat der Welt eins deutlich vor Augen geführt: Die Ära von Obama, in der man die USA nach Lust und Laune herumschubsen konnte, ist vorbei. Und das Timing war ganz großes Kino. Trump saß mit dem chinesischen Präsidenten Xi-Jinping beim zum Nachtisch gereichten Schokoladenkuchen, hatte praktisch die ganze Spitze des chinesischen Politbüros am Tisch, als er die Gäste über den Militärschlag informierte. Ein höfliches Signal an die Chinesen, dass die Supermacht sich die Atom-Spielchen von Nordkorea, auf das China maßgeblichen Einfluß hat, nicht mehr lange anzusehen gewillt ist. Seit heute ist ein US-Flugzeugträger auf dem Weg in die dortigen Gewässer.

Trump hat auch die angemessene Antwort gewählt. Einen begrenzten Schlag mit Marschflugkörpern auf den Flugplatz, von dem aus nach den Erkenntnissen der US-Geheimdienste der Giftgasanschlag geflogen wurde. Die Aktion stieß in den USA und weltweit auf positive Resonanz, von Australien über Kanadas Justin Trudeau (alles andere als ein Trump-Fan) bis zu Außenminster Gabriel (SPD).

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 Obama-Anhänger werden jetzt weniger Gelegenheit haben, ihre abstrusen Theorien über die Fernsteuerung Trumps durch Putin zu verfolgen und mehr Zeit darauf verwenden können, sich noch einmal mit dem angeblich so „brillianten“ Deal Obamas zu befassen, wonach Syrien mit russischer Hilfe sein gesamtes Chemiewaffenprogramm vernichtet habe. Dieser Deal war der Grund, warum Obama 2013 die von ihm gezogene rote Linie hat überschreiten lassen, als Assad erstmals Massenvernichtungswaffen gegen seine Bevölkerung einsetzte. Hier hat sich jemand vorführen lassen oder sein Wissen über Restbestände dieser Waffen verschwiegen, um nicht blamiert da zu stehen.

Der Luftschlag dürfte auch der Türkei, Saudi-Arabien und den Golfstaaten Anlaß geben, ihre passiv-resignative Haltung zur Achse Putin-Assad-Iran zu überdenken, soweit die USA ihre Zurückhaltung in der Region aufgeben.

Der Militärschlag der USA war mithin ein voller Erfolg. Trump hat seinen ersten großen außenpolitischen Test mit Bravour bestanden. Damit kann es aber nicht sein Bewenden haben. Das Blutbad im Nahen Osten ist weit davon entfernt, beendet zu sein. Religiöser Fanatismus und Terrorismus dominieren die Region. Der Aktion der USA sollten Maßnahmen folgen, die Russland und dem Iran deutlich machen, dass ihre Unterstützung des Assad-Regimes einen Preis haben, dass Irans Wunsch, seine Einflußzone über den Irak bis zum Mittelmeer auszudehnen, ein Traum bleiben wird. Schutzzonen für die syrische Bevölkerung, wie Trump sie im Wahlkampf versprochen hat, sollten erwogen werden. Zum Beispiel an den Grenzen zu Jordanien und der Türkei. Gesichert durch Flugverbotszonen, an deren Etablierung auch NATO-Mitglieder und regionale Verbündete mitzuwirken hätten. Das außerordentlich befähigte Personal, das Trump im National Security Council um sich versammelt hat, gibt Anlaß zu vorsichtigem Optimismus. Die freie Welt kann nur darauf hoffen, dass Trump bei seinen folgenden Schritten weiterhin so klug, bedacht und erfolgreich agiert wie jetzt beim Militärschlag gegen Assad.

Zuerst hier erschienen.

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Kommentare ( 108 )

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108 Comments
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Stephan Kurz
7 Jahre her

Generell und vorne weg und auch auf mich bezgen: WISSEN tun wir hier gar nix. Nun, Vermutungen zu äussern, gehört zur politischen Diskussion dazu. Ich bin übrigens nicht der Meinung, wie der von mir geschätzte Mitdiskutant pocco, dass speziell jetzt hier zu diesem Artikel, es zu viele Kommentare gäbe, die absolut „ihren“ Wissensstand, als den einzig richtigen darstellen (Die meisten sagen, meine ich, – man weiss nix Genaues), – sonst gibt es bei TE, wie bei vielen Kommentaren auch auf anderen Seiten, diese Tendenz aber leider schon. Zum Thema Trump/“seine“ Aussenpolitik/Militärschlag gegen Assad: Generell kommt mir das Verhalten von Trump… Mehr

Wolfgang Wegener
7 Jahre her

„Irgendwelche Untersuchungen hat es nicht gegeben.“

Na ja, soweit ich weiß, wurde im UN-Sicherheitsrat beantragt, die Umstände des Giftgasangriffs zu untersuchen. Das wurde aufgrund des Vetos Putins abgelehnt. Wie heruntergekommen muss man eigentlich intellektuell sein, um hier noch über die Urheberschaft zu spekulieren?

Montgelas
7 Jahre her

Die Analyse von Herrn Steinhöfel würde mich überzeugen – so denn die Grundannahme, Assads Täterschaft bewiesen wäre. Das ist sie aus meiner Sicht keineswegs, denn Assad hätte sich ausrechnen können, dass er bei so einem Angriff der politische Verlierer wäre. Also: false flag

caught in the middle
7 Jahre her

Eine Erklärung habe ich auch nicht.
Aber die Aktion hat ihm definitiv bisher eher genützt in puncto Reputation; soviel steht wohl fest. Zumindest innerhalb der westlichen Welt.

Michael Sander
7 Jahre her

Das Problem ist, dass solche Gebilde ab einer gewissen Größe eine ganz eigene Dynamik entwickeln. Und wie bei Frankensteins Geschöpf bleiben Monströsitäten nicht aus. Das Gebilde handelt nicht mehr im ursprünglichen Sinne seiner Schöpfer.

hasenfurz
7 Jahre her
Antworten an  Michael Sander

“ Das Gebilde handelt nicht mehr im ursprünglichen Sinne seiner Schöpfer. “

Eben gerade, doch! Nur wird das inzwischen immer deutlicher sichtbar…

„Es bleibt jedoch die Tatsache bestehen, dass damals wie heute Politiker von gigantischen korporativen Interessen als eine Investition in ihre Zukunft und als „politische Überträger“ ihrer globalen ökonomischen Interessen an die Macht gebracht werden.“

Ich verweise zu diesem zweiten Zitat auf einen Post von mir zu dem Thema:

https://disqus.com/home/discussion/tichys-einblick/morgengrauen_spitzelgewerkschaft_verdi_hinterlat_spuren/#comment-3227256196

Siehe auch:
-> Anthony Sutton: Wall Street And The Rise Of Hitler
-> Guido Preparata: Conjuring Hitler
-> Charles Higham: Trading With The Enemy

Ivan De Grisogono
7 Jahre her

Wieso wissen Sie, dass er keinen Nutzen von einem Guftgaseinsatz zieht? Warum unterstellen Sie apriori, dass alle Beweise in einem genau beobachtetem Luftraum Fakes sind. Weil es Putin wieder als Helfer eines Kriegsverbrechers entlarvt?

Hanna Jüngling
7 Jahre her
Antworten an  Ivan De Grisogono

Nein, ganz einfach – ich bin einfach vorsichtig, solange eine Schuld nicht feststeht. Alte römische Rechts-Schule. Die „Beweise“ liegen, swoeit ich sehen kann, nicht vor. Und wenn Sie meinen, dass Assad etwas von dem Angriff hätte, würde ich Sie freundlich darum bitten, diese Gründe Assads einmal dazubieten! Dass die Faktenlage nach wie vor ungeklärt ist, auch hinsichtlich des Gasangriffes vor ein paar Jahren, wird hier – wie ich meine – doch seriös resümiert: http://faktenfinder.tagesschau.de/giftgas-false-flag-101.html Putin ist mir, mit Verlaub, sch…egal, wenn es um die Wahrheit geht. Wenn Sie in jedem ernsthaften Bemühen um die Wahrheit nur berechnen wollen, ob Putin… Mehr

Ivan De Grisogono
7 Jahre her
Antworten an  Hanna Jüngling

Sie wissen es selbst aber : a.nach vielen Jahren fuehlt sich Assad von Putin( Raketten Schild) gut geschuetzt b. Assad rechnet nicht mit ernsthaften Reaktionen des Westens, unterschatzt Trump c. Assad moechte die genaue Lage des Krankenhases feststellen um es zu vernichten d. Assad moechte russische Verluste provozieren e. Assad hat keine Kontrolle ueber seine Familie und Militaers f. es sind die letzten Zuckungen Assads um Gegner durch Terror gegen Zivilisten zu destabilisieren g. um Russland als Komplizen zu demaskieren und an sich zu binden h. eine Kombination von a-g uvm Russen wurden vorgewarnt, teilten es Assad nicht mit und… Mehr

Hanna Jüngling
7 Jahre her
Antworten an  Ivan De Grisogono

Viele Spekulationen, wenige Wahrscheinlichkeiten, oder waren Sie beim Wahrsager?
Ich wiege mich in keinen Wunschträumen – wie kommen Sie drauf?!
Wer aber das Recht einfach mal so aus Emotionalität aufgibt, spielt ein gefährliches Spiel. Für Sie mögen das Peanuts sein. Aber so ist die BR Deutschland eigentlich konstruiert. Und ich bin Deutsche.
Das in Syrien ist ein schmutziger Krieg.
Ich war nicht beim Wahrsager und muss mich an das halten, was mir zugänglich ist.
Aber vielleicht hat die alte Dame aus den Karten auch gelesen, was durch diesen Angriff nun so entscheidend besser geworden ist?!

Effka
7 Jahre her

Sehr geschätzter Herr Steinhöfel, was macht Sie so sicher, daß der Giftgasanschlag von Assad kam? Und wenn Assad dann irgendwann weg wäre, was kommt dann? Ein konstruktiv, gemeinsames staatliches Neuordnen und regieren der verschiedenen Rebellengruppen, natürlich. Libyen läßt grüßen. Arabischer Frühling, ein fataler Euphemismus.

Jörg Themlitz
7 Jahre her

Wenn wir mal den Anlass weglassen, der leider eh nie aufgeklärt werden wird, ist diese Tomahawk Aktion militärisch gesehen ein Desaster.
Marschflugkörper mit moderner Steuerung GPS sollen eine Treffergenauigkeit von
10 – 15 Meter haben. Selbst mit den alten Steuerungen noch 50 – 80 Meter.
Und wenn ich das jetzt richtig gelesen habe, hat ca. die Hälfte der Tomahawks den Flughafen, Start- / Landebahn ca. 1000 Meter Länge, nicht gefunden.
Das klingt eher nach, bevor die alten Raketen nicht verbraucht sind, gibt es keine neuen. Und Raytheon kann sich über einen 50 Mio. Dollar Auftrag freuen.

Ivan De Grisogono
7 Jahre her

Auch eine Stimme aus St. Petersburg mit Insiderwissen?

C.Meyer
7 Jahre her

Na, Sie kennen doch sogar den Namen des Piloten, der den Kampfjet geflogen hat. Die Quelle ihrer Erkenntnis
können Sie nicht nennen. Schwache Vorstellung eben.