Tichys Einblick
Der perfekte Kandidat

Georg Restle: Hoffnungsträger für den WDR-Chefsessel

Georg Restle kandidiert als WDR-Intendant. Gut so! Kaum ein Journalist fasst alle Eigenschaften des zeitgenössischen öffentlich-rechtlichen Journalisten so gut zusammen: Publikumsverachtung und missionarischer Auftrag treffen auf Regierungstreue.

IMAGO

Georg Restle will WDR-Intendant werden. Der Monitor-Redaktionsleiter möchte Tom Buhrow beerben. DWDL schreibt dazu, dass Restle früher schon als Volontär des WDR gearbeitet habe, und „Zielscheibe von Hass“ sei. Grund: Er halte mit seiner Meinung nicht zurück. Das ist eine bezeichnende Feststellung. Georg Restle erfährt Lob für seine Meinungsäußerung; aber wenn andere ihre Meinung äußern, etwa, weil sie es für wenig klug halten, was Restle sagt, dann ist es Hass.

Eine perfekte Ausgangslage also dafür, dass zusammenwächst, was zusammengehört. Dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich als demokratische Erziehungsanstalt versteht, die nicht informiert, sondern die richtige Meinung transportiert, das passt ins Portfolio Restles. Über das Potsdamer Treffen etwa schrieb Restle am 15. Juni: „Deportationen zur Erhaltung des ‚reinen, deutschen‘ Volkes. Das ist lupenreine NS-Ideologie, die direkt nach Auschwitz führte.“ Restle suggerierte damit, dass ein solcher Satz gefallen sei. Dabei war weder von Deportationen die Rede noch von der Erhaltung eines „reinen, deutschen Volkes“. Hochglanz-Journalismus eben.

Auch ansonsten empfiehlt sich der 59-Jährige für die Stelle. Den Mord und den Mordversuch von Illerkirchberg etwa neutralisierte Restle mit der Bemerkung: „Eine Straftat, so widerlich wie deren politische Instrumentalisierung.“ Wo käme man auch hin, kritisierte man die Tötung von minderjährigen Mädchen? Dahinter kann nur ein Nazi stecken.

Dabei ist politischer Aktivismus Restle nicht fremd. Als in Berlin das Votum zum Klimawandelentscheid negativ ausfiel, offenbarte Restle zugleich jene Verachtung für das ungebildete Volk, wie es nur öffentlich-rechtliche Journalisten von Weltklasse offenbaren: „Wenn irgendwer in ein paar Jahrzehnten fragt, warum das Thema Klimawandel in Deutschland nicht genug ernst genommen wurde, sollte man auf das johlende Gefeixe derer verweisen, die heute das Scheitern des Klimavolksentscheides in Berlin feiern.“

Nicht zuletzt ist Restle berühmt für sein Bonmot. Neutralität im Journalismus kann es nicht geben. „Der Begriff Haltungsjournalismus ist ein Kampfbegriff geworden, der vor allem von rechts natürlich gegen Journalisten wie mich geäußert wird“, sagte Restle in einem mittlerweile berüchtigten Interview. Journalisten müssen werteorientiert arbeiten. Heißt natürlich, wenn sie die richtigen Werte haben. Die sind bekanntlich allesamt links der Mitte zu verorten. Und darauf abgestellt, die gegenwärtige Regierung – so sie sich dem grünen und linken Zeitgeist unterordnet – zu verteidigen.

Dabei ist eine Presse ohne Regierungskritik nutzlos. Sie erfüllt ihren Auftrag als Kontrollinstanz der Macht nicht. Sagt nicht die politische Rechte, sondern Alexis de Tocqueville – zugunsten des Erhalts der liberalen Demokratie. Restle tut das genaue Gegenteil. Nicht aus der Verteidigung von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten erfolgt die Verteidigung des öffentlichen Rundfunks; sondern der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist zu verteidigen, weil er angeblich diese Werte automatisch vertritt. Er ist ein unumstößliches Allerheiliges.

Restles Bewerbung ist daher nur folgerichtig. Es ist die Bewerbung für das Amt eines Oberpriesters. Denn selbst Großinquisitoren haben zumindest den Anspruch, die Wahrheit zu erfahren, wenn auch mit unorthodoxen Mitteln. Bei Restle steht die Wahrheit bereits fest und ist das Urteil gesprochen. Beides muss nur noch unters Volk gebracht werden. Wenn Restle nicht der perfekte WDR-Intendant ist – wer dann?

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