Eine Austrittswelle drohe der CDU, nachdem sie eine Frauenquote beschlossen hat. So titelte „Bild“. Doch so läuft das nicht bei den Christdemokraten – was nicht heißt, dass sie kein Mitglieder-Problem haben.
Andy Warhol hat sie beschrieben. Die 15 Minuten des Ruhms, die in einer demokratischen Gesellschaft jeder genießen könne. Noëlle Drtil hat sich ihre Viertelstunde nun genommen. Sie ist Landesvorsitzende der CDU-Studentenvertretung RCDS in Baden-Württemberg. Nachdem die Mutterpartei eine Frauenquote eingeführt hat, legte sie auf Twitter los: „Mich hat die CDU heute Abend einmal wieder enttäuscht … Als junge und engagierte Frau in der CDU nun künftig eine #Quotenfrau zu sein, wertet meine bisherige Arbeit massiv ab.“
Rumms. Bild nahm die Studentenführerin und machte aus ihr den Kamm einer Austrittswelle. Doch um in der Metapher-Welt des Wassers zu bleiben – zwei Tage später ruderte Drtil zurück: „Mitglied in der #CDU zu sein, ist wie eine gute Ehe zu führen.“ Dann folgt Relativierung, Drumrumgerede, alles wieder gut. Der Sturm im Wasserglas ist abgeblasen. Anders funktionieren Politlaufbahnen nicht. Einmal raus ist immer raus. Und die Tür zu all den schönen Jobs in Rathäusern, Behörden, Ministerien, Parlamenten und Vorfeldorganisationen ist zu. Das wird jemand Noëlle Drtil zwischen den beiden Tweets auch erklärt haben.
Die Austrittswelle wird es nicht geben. Die braucht es aber gar nicht. Auch ohne solche Wellen verliert die CDU Mitglieder. Zum Jahreswechsel waren es weniger als 400.000. Mit 15.000 verlor die CDU im letzten Jahr Merkel zwar mehr Mitglieder als sonst. Aber es sind keine Wellen. Eher ein steter Abfluss. Geht es um den Rückgang, heißt der Grund nicht Frauenquote, sondern Friedhof. Zwischen 2008 und 2019 sind der CDU laut Statistischem Bundesamt jedes Jahr zwischen 7.000 und 7.500 Mitglieder weggestorben. Die Eintrittszahlen lagen in der gleichen Zeit zwischen 13.000 und 20.000 Mitgliedern im Jahr, die Austrittszahlen bewegten sich zwischen 13.000 und 17.500 Mitgliedern.
Die Junge Union kämpfte gegen die Quote. Der Nachwuchs zitierte am Freitagabend auf Facebook die saarländische Landesvorsitzende Vivien Rupp, die sich gegen die Quote aussprach. Dann gratulierten sie Christina Stumpp zur Wahl als stellvertretende Generalsekretärin der Partei. Danach kam die Frauenquote – und seitdem schweigt der JU-Account. Selbst die von ihnen angestoßene Debatte über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks entlockte der Nachwuchsorganisation keine Kachel mehr.
Es geht nicht um die Frauenquote. Es geht auch nicht um die Frage, ob die CDU grüner als die Grünen werden will. Es geht um Jobs und somit auch um Geld. In der Debatte wurde die Quote neben woken Vorreitern wie Daniel Günther oder Hendrik Wüst von mittelalten Frauen getragen. Wie eben Julia Klöckner. Sie hat in Rheinland-Pfalz zwei Landtagswahlen verloren, sie hat dem wenig erfolgreichen vierten Kabinett Merkel angehört und sie hat bei der Bundestagswahl das Direktmandat nicht gewinnen können. Frauen stellen 26 Prozent der Mitglieder und erhalten künftig 50 Prozent der Posten – die Quote sichert den Rest der Karriere Klöckners ab. Ebenso wie die Karrieren der Frauen, die die Quote in Hannover forderten.
Die Frauenunion, so der Vorwurf im Chat, bekomme alle diese Aufmerksamkeit. Geld vom Vorstand und jetzt die Hälfte aller Posten. Aber sie liefere eben nicht so wie die Junge Union, verharre bei 26 Prozent Mitgliederanteil. Jetzt müsse sie Mitglieder bringen, lautet die Forderung im JU-Chat. Denn die CDU muss nicht nur weiblicher, moderner, jünger werden – sie muss vor allem mehr werden. Oder ihre Mitglieder müssen aufhören zu sterben.
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„Es geht um Jobs und somit auch um Geld“. Das ist das eigentliche Problem. Den Leuten, denen es ums Geld geh,t haben in der Politik nichts verloren. Sollen sie doch mit Drogen und Waffen handeln oder an der Börse spekulieren. In die Politik geht man wegen seiner Überzeugung und weil man was verändern will.
Nicht Frauenquote, sondern Friedhof.
Das hat was. Nicht nur bei der Union.
Die Union hat uns gemeinsam mit FDP, SPD und Grünen
energiepolitisch gekillt. Und Gekillte brauchen keine Frauenquote.
Sondern genau wie Lizzy in a box brauchen die einen Sarg.
Bin vor 10 Jahren ausgetreten
Ich war mehrere Jahre Vorsitzender eines Ortsverbandes im Südwesten. Politisch motivierte Austritte, auch in der Hochphase der Flüchtlingskrise, kommen vor, sind aber eher selten. Die meisten sind nicht wegen Stuttgart oder Berlin Mitglied, sondern wegen der Kommune. Auch wenn man man bei einigen Mitgliedern weiß, dass sie im Land- oder Bundestag schon lange fremd wählen, sind sie der Kommunalpolitik treu verwurzelt. Davon zehrt der Apparat, will es aber nicht wahrhaben. Denn das ist gleichzeitig das Problem. Die Partei ist überaltert, jedes Jahr sterben 5-10 Alt-Mitglieder, wenn wir Glück haben, kriegen wir pro Kommunalwahl 5-10 neue dazu. Optimistisch. Das Interesse an… Mehr
Für mich ist die Frauenquote sowas ähnliches, wie Rassismus.
Sowas sollte es in einer echten Demokratie nicht geben. Aber Demokratisch gehts in diesem Land schon lange nicht mehr zu.
Nach 16 Jahren Absturz mit Merkel, sollte man von der CDU eigentlich erwarten, dass Qualitätsbewusstsein bei der Pöstchenbesetzung wichtiger ist als irgendwelche Quoten. Doch leider kann man von der CDU ebenso wie von den anderen Blockflöten nichts konstruktives mehr erwarten.
Es geht nicht um Qualität.
Sonst hätten diese Vögel zwischen 3. Oktober 1990 und heute die sichere und bezahlbare Energieversorgung zerstört.
Es geht darum, Macht und Pöstchen zu erlangen und zu verteidigen,
koste es, was es wolle.
Die Vögel haben heraus gefunden, wie man dieses Land auch ganz ohne verlorenen Krieg zerstören kann. Und das praktizieren die jetzt.
Erst die EU. Dann der Euro. Dann die „Energiewende“. Dann 2008 die Finanzkrise. Dann Corona. Und jetzt die „Energiekriese“ als natürliche Folge der „Energiewende“.
Machterlangung und Machterhalt, das ist alles, was zählt.
20.000 Leute gewinnen, 82 Millionen Bürger zahlen den Preis.
Noëlle Drtil: „Mich hat die CDU heute Abend einmal wieder enttäuscht … Als junge und engagierte Frau in der CDU nun künftig eine #Quotenfrau zu sein, wertet meine bisherige Arbeit massiv ab.“ Wer wettet mit mir um 10.000€, dass die engagierte junge Frau trotzdem höchst dankbar ein Landeslistenmandat für den Bundes- oder Landtag annimmt, wenn man es ihr anbietet, sie ganz oben auf die Liste zu setzen? Sie hat Politik- und Verwaltungswissenschaften studiert und nur bei Politikern oder Staatsorganisationen gearbeitet, wo sie auf künftige Aufgaben als Mandatsträgerin vorbereitet wurde. Erfahrung in der Privatwirtschaft=0. Sie ist eine reine Landeslistenpolitfigur. Genau das… Mehr
Welche Begründung gibt es für einen Frauenquote, wenn das Geschlecht nur ein „soziales Konstrukt“ ist und zudem in Bälde jährlich gewechselt werden darf?
Einfach das Wort „Frau“ durch „gesellschaftlich diskriminierte Person“ ersetzen. Danach weiß die Frau von Heute, daß sie ihre Quote kampflos an „besonders Diskriminierte“ aka „Woker Transgender“ abzugeben hat.
„…die Tür zu all den schönen Jobs in Rathäusern, Behörden, Ministerien, Parlamenten und Vorfeldorganisationen…“
Ja, wenn es um schöne Jobs geht, muß man bei den eigenen Überzeugungen schon auch mal flexibel sein. Aber, ist das nicht eine Art von politischer und geistiger Prostitution? Ist das nicht der Kern der Kritik an der CDU, daß man nicht mehr sagen kann wofür sie überhaupt noch steht, außer dem Erhalt von Macht und Posten?
Respekt jedenfalls für dieses erfrischend offenen Bekenntnis vor Frau Drtil!
Ich dachte nach 16 Jahren Frau Merkel, wäre die CDU mit Frauen zurückhaltender?