Der Ökonom Stefan Homburg beklagt, dass die Angst vor Corona als "Herrschaftsinstrument" missbraucht werde. Ein Gespräch über den Wissenschaftsbetrieb als "drittmittelfixiertes Biotop" und eine Gesellschaft von Merkel-Anhängern und Aluhut-Trägern.
Stefan Homburg ist Direktor des Institutes für öffentliche Finanzen der Leibniz Universität Hannover. Ein Posten, dem zunächst wenig Medienwirksames anhaftet, wenn nicht gerade eine Finanzkrise passiert. Damals fiel Homburg der Presse auf mit der Forderung, die Banken Pleite gehen zu lassen und das Geld lieber den Sparern zu geben. Er konnte sich bekanntlich nicht durchsetzen. Ein Rebell allerdings möchte der Professor aus Hannover gar nicht sein, lange hielt er sich selbst für den prototypischen Mainstream-Ökonomen und sagt im Interview mit TE, er wäre immer in der Mitte und immer an der Ratio orientiert.
Warum wir jetzt von Home-Office zu Home-Office sprechen – und dreimal so lange, als ursprünglich geplant? Weil sich Stefan Homburg mit großem Widerhall über die Corona-Politik der Bundesregierung aufregt und deren medizinischen Beratern im Robert-Koch-Institut Schlechtleistung und Panikmache in der Corona-Frage vorwirft. Die Aussgangssperren beispielsweise nennt er “Isoloationshaft“. Homburg glaubt zwar nicht an Verschwörungen, schon, weil er selber zu sehr Teil des Systems sei. Woran er aber glaubt, ist, „dass sich Politiker eigeninteressiert verhalten und nicht gemeinwohlinteressiert.“ Bereits im April stellte Homburg seine Überlegungen in TE vor. Sie wurden von einer Reihe etablierter Zeitungen und von dpa verbreitet und zunächst diskreditiert. Aber nicht lange: Erstaunlicherweise haben fast alle Richtigstellungen im Sinne Homburgs nachgereicht, nur die so genannten Faktenfinder von Correctiv.org beharren weiter stur auf der zweistufigen Pinocchionase, die sie Homburg verpasst hatten. Aber auch hier geht der Professor schon in Angriffsstellung. Auch dazu berichtete Homburg gegenüber TE.
TE: Sie sind auch keine zwanzig Jahre mehr, wie groß ist aktuell ihre Sorge, ernsthaft zu erkranken? Wie viele schwer an Covid-19 Erkrankte haben Sie in ihrem Bekanntenkreis, um deren Wohlergehen Sie sich sorgen?
Stefan Homburg: Inzwischen zeigen die Daten weltweit, dass das Corona-Virus in seinen Wirkungen dem Influenzavirus ähnelt. Beide können in Einzelfällen schlimme Krankheiten auslösen und in wenigen Fällen auch töten, das ist die individuelle Perspektive. Sozialmedizinisch kommt es aber auf einen anderen Gesichtspunkt an, nämlich, ob die Zahl der Erkrankten das Gesundheitssystem überlastet. Das ist bei uns evident nicht der Fall, während in anderen Staaten wie Italien auch in den Vorjahren Zustände herrschten, die wir uns hier nicht vorstellen können. Bedenkt man, dass weltweit über zwei Millionen Menschen allein an Atemwegsinfektionen sterben, erschrecken auch die bisher gut 200.000 Opfer mit positivem Corona-Test keineswegs. Persönlich kenne ich niemanden mit der Erkrankung.
Vorab, was macht eigentlich ein Professor? Wie erklärt man das dem Bürger, warum es so wichtig ist für unser Land, Ihnen und ihren Kollegen ein Gehalt zu bezahlen? Was bekommen wir dafür?
Was die Wissenschaft insgesamt angeht, bekommen die Bürger eher weniger als früher. Weshalb ich bald in den Ruhestand gehen werde.
Warum?
Weil neben dem Medienbetrieb auch der Wissenschaftsbetrieb inzwischen stark von monetären Erwägungen getrieben wird. Für mich war bei der Berufswahl vor 40 Jahren der britische Volkswirt David Ricardo ein Vorbild, der als junger Mann zu Wohlstand gelangte, sich ein Landgut kaufte und den Rest seines Lebens zweckfreie Wissenschaft betrieb, statt Drittmitteln, Zitationen, Preisen und Twitter-Likes nachzujagen.
Und das wollen Sie auch?
Wo in der Wirtschaftspolitik von Bundeskanzler Gerhard Schröder, den Sie beraten hatten, finden sich Fingerabdrucke von Stefan Homburg?
Diese Beratungstätigkeit spielte in meinem Leben eine untergeordnete Rolle, ebenso andere Tätigkeiten, die in meinen Wikipedia-Artikel hineingeschrieben wurden, um mich irgendwie in eine rechte Ecke zu rücken.
Das Phänomen allerdings kennen heutzutage viele kritische Geister …
Klar, gerade heute gibt es nur noch Merkel und Aluhut. Corona zerstört Familien, Ehen und Freundschaften, spaltet die Gesellschaft. In Wirklichkeit ist es so, dass ich gerade mit Herrn Schröder am wenigsten Kontakt hatte.
Gibt es also einen Fingerabdruck, wo Sie sich rückblickend heute wiederfinden?
Ich glaube, jeder ist letztlich nur ein kleines Rädchen. Aber einen kleinen Abdruck gibt es vielleicht, das ist mir auf einer Demo letzten Samstag am Maschsee in Hannover klar geworden. Da sprach nämlich eine Trauma-Therapeutin und meinte, dass die Bürger seit Jahren systematisch durch Angstmache gelenkt werden. Diese These hat mich beeindruckt. Es fing im Grunde mit der Bankenkrise an, wo gesagt wurde, ihr müsst eure Steuern hergeben, sonst geht hier alles unter. „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“ war ebenfalls eine absurde Losung, gegen die ich mich wandte. Aber gerade die jetzige Bundeskanzlerin hat immer wieder Angst als Instrument eingesetzt.
Kommt zur Angst auch ein künstlich erhöhter Zeitdruck dazu?
Ja, natürlich. Wenn man sich zum Beispiel erinnert, wie die Bankenrettungspakete lanciert wurden. Die Bundesregierung brauchte ja den Gesetzgeber, hat den Abgeordneten riesige Papierberge zur sofortigen Abstimmung auf den Tisch gelegt und zugleich medial ventiliert: Ohne Zustimmung ist hier Schicht im Schacht. Dasselbe passierte bei den späteren Bankenrettungen, die medial als Euro-Rettung verkauft wurden. Vielleicht sehen wir aktuell bei der Corona-Hysterie nur den vorläufigen Endpunkt einer Serie des Einsatzes von Angst als Herrschaftsinstrument. Und um also auf Ihre Frage zurückzukommen: Sie finden im Internet viele Kritiken, dass ich damals eine Finanzkrise geleugnet hätte. Ebenso leugne ich jetzt eine Corona-Krise, wenn ich sehe, dass die Sterblichkeiten denen einer ganz normalen Grippesaison ähneln. Ein medizinischer Fachartikel warnte schon früh, die entstandene Hysterie werde mehr Opfer fordern als das Virus. Genauso wird es kommen, wenn wir später alte Menschen, die durch anhaltende Isolationshaft früh verstarben, Suizidopfer und weitere zusammenzählen.
Kennen Sie dieses so genannte Strategiepapier der Regierung zur Panikschürung? Was sagen sie dazu?
Haben Sie eine beratende Funktion für die Landesregierung in Hannover?
Ich war früher in offiziellen Funktionen unterwegs. Effektiver ist die Beratung einzelner Amtsträger, die einem vertrauen, einen anrufen und mit einem sprechen. Am Wochenende habe ich mich eineinhalb Stunden mit einem Minister unterhalten, der angesichts der Situation unter enormem psychischem Druck steht. Sein Piepser meldete währenddessen einen wichtigen Anruf, aber er drückte ihn weg. Auf diese Weise kann man ein wenig bewirken.
Was glauben Sie, welches Land, welche Volkswirtschaft wird in einigen Jahren als großer Gewinner der Corona-Krise auf dem Platz stehen?
Man wird hinterher Schweden feiern.
Aber haben die dann auch wirtschaftlich etwas davon?
Nein, infolge ihrer starken internationalen Verflechtung werden auch sie Einbußen haben. Ich dachte eher an ideelle Aspekte.
Also Meinungsfreiheit und solche Dinge?
Meinungsfreiheit und ein unbeschädigtes Rechtssystem natürlich, aber auch das psychische Wohlbefinden der Menschen. Ich bin letzte Woche von schwedischen Journalisten interviewt worden, die meinten, der wichtigste Unterscheid zwischen Deutschland und Schweden bestehe darin, dass Schwedens Regierung kommuniziere: Seid nicht leichtsinnig, es ist ein neues Virus, aber ihr braucht auch nicht in Panik zu verfallen. Sie haben weiterhin Gaststätten und sogar Discos geöffnet, während hier in Deutschland viele psychisch zerfallen, nachdem die Regierungspropaganda sie durch den Wolf gedreht hat.
Es fällt tatsächlich in Deutschland auf, wie verbissen die Menschen hinter ihren Zwangsmasken im Supermarkt wirken …
Ja, die Leute sind total verängstigt. Ich finde das schlimm. Meine Frau, die ein fröhlicher und glücklicher Mensch ist, kann kaum noch schlafen, wenn sie sieht, wie hier aufgrund einer kollektiven Psychose die Grundrechte abgeräumt werden …
Wenn ich unterbrechen darf: Ich glaube nicht, dass das stimmt. Ich glaube vielmehr, dass diese Angst erst dann wächst, wenn die Leute rechts und links tot umfallen.
Nein, ich war heute in der menschenleeren Universität und begegnete im Treppenhaus einem Kollegen, der die Maske trug. Das kann ich einfach nicht verstehen. Die sind psychisch derart mitgenommen …
Ist das nicht etwas sehr dick aufgetragen? Ich leide doch auch nicht psychisch, weil ich zum Brötchenholen einen Lappen vor dem Gesicht tragen muss …
Sie sehen sogar Leute im Auto allein mit Maske fahren.
Ist das wirklich Angst oder doch eher Beschränktheit?
Sie müssen es doch wissen, erklären Sie es bitte mal einem Laien: Was taugt unser Wirtschaftssystem eigentlich, wenn ein paar Tage oder Wochen Stillstand vollkommen ausreichen, dieses System an die Wand zu fahren – Ökonomen sprechen von der größten Aufgabe bzw. Bewährung seit Kriegsende. Also besonders krisenfest, stabil oder zuversichtlich sieht das alles nicht aus. Woran krankt unser Wirtschaftssystem?
Die meisten Verluste haben nichts mit dem Wirtschaftssystem zu tun. Autoproduktion kann man nachholen, Dienstleistungen aber nicht, also Theateraufführungen, Sportveranstaltungen, Restaurantessen. Diese Wertschöpfung ist einfach verloren. Auch in einem kommunistischen Wirtschaftssystem würden Leute in Restaurants, so es sie denn gäbe, wochenlang nichts essen dürfen, es gäbe dort dieselben Einbußen wie im Kapitalismus. Die Politik will natürlich wissen, wie schlimm die Rezession wird. Aber es ist nicht besonders sinnvoll, so etwas auszurechnen. Als Ökonom gründet man Prognosen auf Erfahrungen. Und wo sind denn unsere Erfahrungen mit weltweiten Lockdowns? Diese gab es niemals, nicht einmal bei Pest, Cholera oder im Krieg. Also ist das Kaffeesatzleserei.
Na ja, 1945 hatten wir ja wohl den größten Lockdown ever hinter uns …
Im Gegenteil, eine Kriegswirtschaft läuft auf vollen Touren. Aber um zur Kernfrage zurückzukommen: Ich weiß nicht, ob man heute noch Carl Schmitt zitieren darf oder dann gleich wieder in eine Ecke gestellt wird. Sein berühmter Satz „Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand bestimmt“ hat seine Gültigkeit bewiesen. Wir sind nicht mehr mündige Bürger, sondern Untertanen, die um Subventionen und elementare Grundrechte betteln, die uns entzogen wurden. Der politische Schaden dieses Coups ist so groß, dass ich glaube, wir bekommen nicht wieder die frühere Welt zurück.
Das könnte man nun allerdings auch schon seit 2015 denken, als es mit der Massenzuwanderung begann. Warum sind Sie da nicht schon laut geworden?
Ich bin oft laut (lacht), äußere mich aber eher zu ökonomischen Fragen wie Finanzkrisen oder Steuern. Hier hinterlasse ich bisweilen kleine Spuren wie beim ESM, den die Bundesregierung nach Veröffentlichung eines Namensartikels in der FAZ nachbessern musste.
„Schuster bleib bei Deinen Leisten“ – was ermächtigt Sie als Ökonom eigentlich dazu, ihre akademischen Medizinkollegen so vor das Schienbein zu treten, fragt sich möglicherweise der einfache Bürger, der Zeuge auch manch wilder interdisziplinären Auseinandersetzungen via Youtube oder Twitter geworden ist … Warum setzen Sie sich nicht interdisziplinär zusammen mit politischen Leuten an einen großen runden Tisch?
Volkswirte sind interessiert an gesellschaftlichen Fragen. Und mein Fachgebiet Public Finance ist, wenn Sie so wollen, die Schwester von Public Health. Beide Disziplinen kreisen um Gemeinwohlfragen und Güterabwägungen. Primär handele ich jetzt aber als Bürger, der politisch etwas anstoßen kann, ohne selbst Politiker zu sein. Wenn ich momentan als Lockdown-Kritiker gehandelt werde, dann liegt das nicht zuletzt an langjährigen Netzwerken in Politik und Medien. An den Schalthebeln sitzen manche, die bei mir studiert oder nach meinen Lehrbüchern gelernt haben und wissen, dass ich ganz nüchtern und vernünftig bin. Mit einem Artikel in der Welt zu Schweden ist es mir wohl als erstem gelungen, in ein wochenlang aufrecht erhaltenes Meinungskartell einzudringen. Es ist übrigens das erste Mal in meinem Leben, das ich hierfür auch Beifall von der Antifa bekomme.
Ist das diese Querfront, die sich jetzt wöchentlich vor dem Berliner Volkstheater trifft?
AfD und Antifa haben viele Gegensätze. Aber eine Diktatur wie in den „Tributen von Panem“ wollen beide nicht. Auf der Demonstration am Maschsee fand sich das gesamte politische Spektrum. Die haben Angst vor dem, was hier im Moment passiert, wie wir manipuliert werden, wie die Gefälligkeitswissenschaftler der regierungsnahen Institute fast jeden Tag neuen Unsinn auftischen. Viele haben das Gefühl, neuerdings nicht mehr in einem Rechtsstaat zu leben, sondern in einem autoritären System. Und weil Sie gefragt haben: Der politischen Spitze geht es nicht um runde Tische zur Erkenntnisgewinnung. Die dort Verantwortlichen wissen genau, dass sie für den Lockdown und seine ständigen Verlängerungen keine Argumente haben, sie wissen aber nicht, wie sie aus der Nummer wieder herauskommen. Das ist auch der Grund für die medizinisch nicht angezeigte Maskerade.
Die Politik will das Angstlevel künstlich hochhalten?
Mit einer solchen Formulierung muss man aufpassen. Ich lehne es ab, „die Politik“ zu sagen. Die weitaus meisten Politiker in diesem Spiel sind Opfer, die genau so getäuscht werden wie die Bürger.
Die panische als Gegenstück einer sedierten Republik?
Es ist doch so: Es gibt bei der Ausformulierung der Kontaktsperren Ungereimtheiten, die man nicht als Versehen abtun kann. Etwa der genannte Aufsatz, der zum Ergebnis gelangt, dieses neue Virus sei nicht gefährlicher als die bisherigen Corona-Viren, von denen der Normalbürger überhaupt noch nie etwas gehört hat.
Welches Papier war das noch mal bitte, was macht es seriös?
Das Papier erschien Mitte März im Wissenschaftsverlag Elsevier. Sein zentrales Ergebnis lautet, dass das neue Corona-Virus die Anzahl der weltweit an Atemwegserkrankungen Versterbenden kaum wesentlich erhöhen wird. Zugleich betonten die französischen Autoren, dass die geschürte Hysterie mehr Opfer fordern wird als das Virus.
Das habe ich ganz ähnlich von vielen Regierungspolitikern gehört, allerdings vor dem Lockdown. Wenn Sie also ein Zitat bräuchten, das das Virus nicht gefährlich sei, die gab es doch schon aus der Vorzeit der Corona-Einschränkungen. Die zentrale Frage hier muss doch dann lauten: Was Sie da zitieren, haben die publizierenden Wissenschaftler eventuell längst nachgebessert? Viele sagen ja heute explizit, dass, was sie heute glauben, möglicherweise morgen schon keinen Wert mehr hat.
Das ist bei den Herren Drosten und Wieler so, die fortwährend ihren Standpunkt ändern, wenn die Bundeskanzlerin neue Ziele diktiert. Der von mir genannte Artikel wurde bisher weder zurückgezogen noch kritisiert, und die zunehmende Evidenz macht ihn Tag für Tag plausibler. Unsere Bevölkerung wird hingegen mit irreführenden Daten gefüttert. Die relevanten täglichen Neufälle sinken seit Wochen, aber das ist vielen nicht klar. Hier etwas Interessantes für Sie als Journalist: Unmittelbar nach Erscheinen der wissenschaftlichen Studie, die jeder Panikmache entgegensteht, soll die britische Regierung das Corona-Virus von der Liste sehr gefährlicher Krankheiten gestrichen haben.
Das kam nach Wuhan auf diese Liste?
Ja, zum Jahreswechsel konnte man die Gefahr nicht gut abschätzen. Mitte März war aber klar, dass die Corona-Welle in Südkorea abebbte. In China war sie schon längst abgeebbt. Natürlich muss man Zahlen aus China nicht vertrauen, aber zusammen mit der Evidenz aus Südkorea, das übrigens keinen Lockdown verhängt hat, war die Sache durch.
Was soll denn Deutschland jetzt tun ihrer Meinung nach?
Die Landesregierungen sollten sich morgen zusammensetzen und alle Beschränkungen aufheben. Das Ganze ist ein reiner Hype und erinnert an die 1930er Jahre. Die Behauptung des Bundesinnenministeriums, Corona werde ohne Lockdown 1,2 Millionen Deutsche hinwegraffen, ist von ähnlicher Qualität wie die Aussage, Deutschland sei ein „Volk ohne Raum“. Diese irre Losung wurde so lange wiederholt, bis die Mehrheit der Deutschen bereit war, einen Angriffskrieg zu führen.
Sie haben schon in der Finanzkrise eine Minderheitenrolle eingenommen, befindet unwidersprochen Wikipedia. Sind sie so ein rebellischer Typ?
Absolut nicht, ich war bis 2007 typischer Ökonom der Mitte, würde ich sagen. Und gilt bis heute, ich bin kein Marktradikaler, kein Sozialist, ziele auf Vernunft und Mäßigung ab. Indes habe ich mich ab 2008 gegen den Coup gewandt, den Leuten durch Angstmacherei einzureden, sie müssten mit ihren Steuergeldern Banken retten. Statt Banken zu retten, hätte man sie in Insolvenz gehen lassen und die Sparer entschädigen sollen. Das wäre billiger gewesen, hätte das Haftungsprinzip und die Marktselektion intakt gelassen und die nachfolgende Bankenregulierung erübrigt.
Kommen wir noch mal zu Ihrer Maschsee-Rede. Warum haben sie da spontan gesprochen?
Dazu bestand überraschend die Gelegenheit, weil es ein offenes Mikrofon gab und viele mich von den Videointerviews kannten.
Das allerdings nimmt Xavier Naidoo für seine Rede vor dem Brandenburger Tor auch für sich in Anspruch …
(lacht) Gut, auch bei mir war die Aktion leichtsinnig, weil sofort gefilmt und mein Auftritt mehrfach ins Internet gestellt wurde. Aber weder habe ich mich im Ton vergriffen, noch standen Leute mit extremistischen Parolen hinter mir, die mich medial erledigt hätten. Eine Wiederholung schließe ich aus Vorsicht natürlich aus, gehe aber als Zuhörer wieder hin, weil solche Demos emotional guttun; man verbringt etwas Zeit mit normalen Menschen, die nicht vom Hype befallen sind. Die Maskenträger verlassen fluchtartig das Gebiet.
War ihre Frau anschließend böse auf sie?
Nein, meine Frau ist eine Nette und unterstützt mich, obwohl sie nachts Albträume hat, dass ich abgeholt werde. Aber zurück zum Thema: Viele wissen, dass die Corona-Hysterie unbegründet ist. Sie haben Angst vor sozialer Ausgrenzung und Verfolgung. Manche schreiben mir sinngemäß, sie seien ja erst 40 und wollten noch Karriere machen, sonst würden sie ebenfalls aufstehen.
Sie sprechen den Leitmedien weitgehend ab, die Wahrheit zu sagen, warum schweigen die Ihrer Meinung nach denn durch die Bank?
Viele Medien folgen unkritisch dem Zeitgeist und den Regierungsverlautbarungen. Ein Beispiel: Herr Söder begründete gestern die unglaubliche Fortdauer der Zwangsmaßnahmen mit der Gefahr einer zweiten Welle, wie man sie in Singapur gesehen habe, nachdem dort zu früh gelockert wurde. Ein Blick auf die öffentlich zugänglichen Daten zeigt, dass es in Singapur keine zweite Welle gegeben hat, aber niemand hält es für notwendig, Söders Falschbehauptung zu entlarven. Das Strategiepapier der Bundesregierung (hier dargestellt, das komplette Dokument finden Sie hier; die Redaktion) enthält vorn einen instrumentellen Teil und hinten einen Propagandateil. Er gibt vor, wie man die Bevölkerung durch Weckung von Urängsten schockieren will, wie der Angst vor dem Ersticken. Diese Agitation war letztlich so wirksam, dass sich weder ein einzelnes Medium noch ein einzelner Bundesminister einfach hinstellen und sagen kann, Corona sei ungefähr so gefährlich wie Grippe.
Sie laufen jetzt dank der Lüge-oder-Wahrheitsfinder von Correctiv mit der halblangen Pinoccio-Nase herum, die man Ihnen da verliehen hat für ihre Aussagen …
Wenn man öffentlich Meinungen vorstellt, die der Mehrheitsmeinung zuwiderlaufen, kommt natürlich Gegenwind, das war eingepreist. Immerhin hat die dpa eine Falschmeldung über mich sofort berichtigt und sich bei mir entschuldigt. Die Tagesschau hat eine weitere Falschmeldung korrigiert. Bei Correctiv liegt die Sache natürlich anders als bei seriösen Medien. Meiner Meinung nach spielt Correctiv im Internet die Rolle von Orwells „Wahrheitsministerium“. Sie verkaufen einen Meinungscheck als Faktencheck, sollten aber lieber den eigenen Laden in Ordnung bringen. Correctiv bejubelt im Selbstmarketing seine tolle Transparenz, verstößt aber in Wahrheit anhaltend gegen gesetzliche Publizitätspflichten. Allerdings nehme ich sie nicht recht ernst, seit ich gehört habe, dass Nutzer der sozialen Netze eine Beanstandung durch Correctiv eher als Qualitätsmerkmal interpretieren.
Haben sie vielleicht auch so ein bisschen das Andreas-Baader-Gen? Dessen Mutter, so wird erzählt, hätte einmal auf die Frage, warum ihr Sohn so geworden ist, geantwortet: Der Junge hatte immer so einen überzogenen Gerechtigkeitssinn …
Nach rechter Ecke jetzt RAF (lacht)? Richtig ist, dass ich aufgrund meiner Erziehung und meines Philosophiestudiums ideell motiviert bin, außerdem wohlhabend und von niemandem abhängig. Wenn Sie im Internet millionenfach abgerufen werden, bekommen Sie sofort Angebote, irgendwo gegen fünfstelliges Honorar einen Kurzvortrag zu halten, so funktioniert unsere Mediengesellschaft. Das lehne ich alles ab und nutze meine Zeit, um weiter zu recherchieren. Einfach wegzugucken, wie in den 1930er Jahren, und hinterher zu behaupten, man habe nichts gewusst, das ist nicht mein Weg.
Noch mal in Ihren Worten: Was treibt Sie an?
Hauptsächlich sorge ich mich, dass unser demokratischer Rechtsstaat in eine Diktatur transformiert wird. Was man uns jetzt als „neue Normalität“ verkaufen will, lehne ich vehement ab. Hierzu hat jeder Bürger das Recht, außerdem gehören Mathematik und Statistik zu meinem Fach, das ähnliche Methoden verwendet wie die Epidemiologen. Epidemiologie ist ja keine klinische Medizin, sondern Statistik. Man sucht Daten, entwickelt ein mathematisches Modell und füttert damit Computer, um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten abzuschätzen. Es ist doch merkwürdig, dass experimentelle Kollegen, die mit Pipette und Mikroskop im Labor stehen und früher Mathe abgewählt haben, dass also ausgerechnet diese Virologen, die das Eindringen von Viren in Körperzellen studieren, das große Wort bei der Gefahrenabschätzung führen, während die meisten Epidemiologen beredt schweigen. Herr Drosten hat schon bei der Schweinegrippe 2009 hysterisch gewarnt, jetzt erzählt er denselben Unsinn bei Corona und liegt erneut daneben.
Aber zu Ehrenrettung der Kollegen: Geht da nicht die Vorsicht vor? Also bezogen auf übertriebene Maßnahmen?
Absolut nicht. John Ioannidies von der Standford Universität, einer der meistzitierten Forscher der Welt, warnte am 17. März vor einem Fiasko, wenn man ohne valide Datengrundlage zu überzogenen Maßnahmen greife. Die Bundesregierung hat Ioannidis und ungezählte in- und ausländische Forscher ignoriert und stattdessen ein paar Provinzler in die Sender geschickt, die schon seit 2009 für hysterische Parolen bekannt waren. Über die Motive dahinter weiß ich nichts und spekuliere auch nicht. Es mag Sie ärgern, aber das kann nur mit Mitteln aufgeklärt werden, über die Untersuchungsausschüsse, Strafverfolgungsbehörden und Nachrichtendienste verfügen.
Aber wir müssen doch genau den Punkt einmal anvisieren, wo Sie die Vermutung einer Täuschung der Öffentlichkeit anstellen. Die braucht doch auch einen gewissen Beleg.
Erstens konnte man im März an den Daten Chinas und Südkoreas klar erkennen, dass die Corona-Welle nicht besonders schlimm verlaufen würde. Zweitens lag Ioannidies‘ Warnung seit dem 17. März und ein wissenschaftlicher Artikel seit dem 19. März vor. Evidenz für massenhafte Opfer gab es keine.
Und solch ein Artikel wird auch gelesen von allen relevanten Wissenschaftlern gelesen, auch vom RKI, die dann trotzdem etwas ganz anderes sagen?
Bei einer Riesenbehörde wie dem RKI ist es für mich unvorstellbar, dass sie ausgerechnet Fachartikel zu Covid-19 nicht lesen, Artikel, die man durch einfache Internetsuche findet. Dies führt auf meine Hauptthese: Grundproblem war eine Hysterie, die sich durch das Eigeninteresse von Wissenschaftlern, Medien, Politikern und Behörden selbst verstärkte. Als Ökonom glaube ich weniger an Verschwörungen als vielmehr an eigeninteressiertes Verhalten.
Bitte genauer: Menschen allgemein oder Politiker?
Menschen allgemein. Bei Unternehmern und Arbeitnehmern wird Eigeninteresse ohne weiteres angenommen. Wissenschaftler, Medien, Politiker und Behörden ticken nicht anders. Unter ungünstigen Voraussetzungen können sie allesamt durch unkontrollierte Interaktion in sozialschädliche Verhaltensweisen hereinrutschen. In meinem Fach nennt man das ein soziales Dilemma. Mit diesem Argument kann ich dann auch den stärksten Einwand gegen meine Thesen ausräumen.
Welchen?
Wenn ich privat diskutiere und mit Daten und Fakten die Gegenseite überzeugt habe, dass Corona tatsächlich nicht gefährlich ist, kommt als letzter Einwand, dass Maßnahmen, die alle Regierungen der Welt beschließen, nicht falsch sein können. Wer das sagt, erkennt nicht, was er damit eigentlich behauptet. Analog müsste dann nämlich auch der Erste Weltkrieg eine gute Sache gewesen sein: Wenn alle Staaten beschließen, ihre Bürger niedermetzeln zu lassen, verbietet sich jede Kritik. Ein solches Argument verkennt die Natur sozialer Dilemmata.
P.S.: Prof. Homburgs Aussage, Samstagsdemonstration täten emotional gut, weil man eine Zeitlang keine Maskenträger um sich hat, ist durch einen neuen Maulkorberlass überholt worden: Ab dem 2. Mai besteht in Hannover auf Demonstrationen Maskenzwang.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Hr. Homburg findet in den „Alternativen Medien“ viel Zuspruch. Viele werden sagen, dass er wegen dem Widerspruch zur aktuellen Politik nicht bei ARD und ZDF sitzt. Das ist zu einfach gedacht. Hr. Homburg tritt als Wissenschaftler auf, argumentiert dann aber nicht als solcher. Es ist ein Unterschied, ob jemand als Wissenschaftler spricht oder nicht. Er tritt als Gegenspieler zu Hr. Drosten auf. Hr. Drosten ist in seinen Aussagen, wenn er zitiert, immer sehr genau. Hr. Homburg ist da ungenauer, er haut eher mal „einen raus“ und wird polemisch. Das wäre gar nicht notwendig, weil die wirtschaftlichen Argumente schon einen starken… Mehr
Danke für diese sicher zeitaufwendige Recherche und unaufgeregte Darstellung.
Hype ?
Tippe eher auf bewußte Sabotage oder den tiefen Staat, der seine Leute in Europa gut positioniert hat und nun Europa in den wirtschaftlichen Niedergang und Diktatur führen will.
man müßte mal den Unterschied hervorheben, wieviele Infizierte an Corona und wieviele mit Corona verstorben sind. Ein kleiner aber wichtiger Unterschied, den ich weder in den Medien noch bei Politiker finden kann. Oder kann es vielleicht sein, dass beide Gruppen zusammengezählt werden? Ich glaube, dies ist eher eine rethorische Frage.
Nur „Corona-Insider“ wissen um Prof. Püschel und seine Hamburger Erkenntnisse – und nach den Ergebnissen der durchgeführten Obduktionen bleibt für solche, die uns das Virus weiter als „Killervirus“ präsentieren, wenig Raum.
Merke: was nicht passt, wird politisch und medial nicht „vermarktet“.
Interessantes Interview mit überwiegend zutreffenden Sachverhaltsdarstellungen. Bei der Bewertung der Pathogenität des SARS-CoV-2-Virus gehe ich allerdings nicht mit Prof. Homburg konform. Diese Bewertung ist zu Zeit nicht möglich und eine statistisch belastbare Letalität und Morbidität werden wir erst kennen, wenn deutlich mehr Informationen vorliegen. Meine Befürchtung ist, dass wir in 2020 global eine deutlich erhöhte Sterberate durch Covid-19 sehen werden. Daneben steht zu befürchten, dass bis zur Etablierung einer Therapie oder eines Impfstoffes Übersterblichkeit und SARS-CoV-2-assoziierte Morbiditäten in nicht unerheblichem Umfang zu ertragen sein. Denn klar ist auch, dass der selbstmörderische Lockdown früher oder später zu wesentlich schlimmeren Auswirkungen führt.… Mehr
Das ist aber ein witziger Kommentar. Erst sagen, wir wissen nichts, um dann fortzufahren, dass es auf jeden Fall eine Übersterblichkeit gibt, das qualifiziert sie ja schon fast als Politiker.
Lieber Leon,
ich wollte schon immer Comedian – Politiker hat nicht geklappt – werden. Aber es ist schon so, dass es einen Unterschied zwischen befürchten und wissen gibt und gerade daher valide Daten gefragt sind. Als durchaus mit der Materie vertrauter befürchte ich tatsächlich eine erhebliche Übersterblichkeit, wissen tun wir das aber erst in vielen Monaten, wenn das Sterbegeschehen statistisch belastbar in den kumulierten Daten abgebildet ist.
Es steht Ihnen frei, von Vielen aus, die nächsten 2 bis 5 Jahre zu Hause zu bleiben und sich die Fertigsuppe per Kurier vor die Haustür stellen lassen. Wir, und wir verbrachten unser gesamtes Arbeitsleben an vorderster Front im Gesundheitswesen , stimmen dem Herrn Homburg umfänglich zu.
Für mich ist schon lange klar, daß es kein Interesse am Erwerb systematischer Evidenz gibt. Sonst hätte man schon längst Herrn Müllner zwangsverpflichtet seine „Schützlinge“ die jeden Sonntag die gleichnamige Frage beantworten jeden Sonntag auch testen zu lassen – sowohl auf Virus als auch auf Antikörper. Da diese Schützlinge ja wie immer wieder unisono festgestellt repräsentativ für Deutschland sind wäre nach wenigen Wochen klar, wie sich Infektion und Immunität entwickeln. Aber genau das ist nicht gewollt sondern wird mit den bekannten Methoden verunglimpft. Ich füge noch ein Beispiel hinzu bei dem mit der Angst Politik gemacht wurde: Fukushima. Eine Flutwelle… Mehr
Aber die Welt ist 1995 nicht untergega gen. Auch Sie mußten erst recherchieren, erinnerten sich also nicht daran. Ich weiß auch nicht, wann ich zuletzt einen Schnupfen hatte.
Woher wollen Sie wissen, ob die Gestorbenen wegen Corona gestorben sind. Bei einer Vielzahl von Erkrankungen, wo jede zum Tode führen kann, ist das eher Kristallkugel. Übrigens, bei der letzten Grippewelle, sind sehr viel mehr Menschen gestorben und nicht nur bei der letzten. Die großen Grippewellen haben immer mehr Tode gefordert. Ich kann mich auch noch an die letzte erinnern, wo Unternehmen und die öffentlichen Dienstleister arge Probleme hatten, weil es immer mehr Kranke gab und sie kaum noch ihren Aufgaben abarbeiten konnten. Da hat aber niemand so eine Panik gemacht. Wir sollten doch alle die Tür im Hause lassen… Mehr
An der „Übersterblichkeit“ gibt es nicht nur in Italien Zweifel, wie Vittorio Sgarbi vehement im Parlament verkündet.
https://www.youtube.com/watch?v=E-ms9Y7RBGM
Bei uns finden Sie die Erkenntnisse von Prof. Püschel aus Hamburg im Netz. Und nicht nur bei Prof. Bhakti oder Dr. Schiffmann finden Sie weitere Erklärungen und Antworten auf Ihre Fragen…
Die Anzahl Todesfälle in Deutschland (und auch in anderen Ländern) ist nicht höher als in den vergangenen Jahren ohne Corona. Somit gibt es keine Übersterblichkeit.
Dass das Ganze nur ein künstlicher Hype ist, sieht man nirgends so deutlich wie im Bundestag. Dort sitzen alle Abgeordneten zwar schön mit „Sicherheitsabstand“, aber vollkommen ohne Mundschutz, den man aber uns Bürgern in geschlossenen Räumlichkeiten glaubt unbedingt vorschreiben zu müssen.
Also, alleine im eigenen Auto mit Maske zu fahren, macht durchaus Sinn. Die Strafen selbst leichter Verkehrsdelikte wurden kürzlich mal eben verdoppelt.