Autorin Firuze B. antwortet den vielen Lesern, die ihren Beitrag kommentiert haben.
Mit großem Interesse habe ich die vielen Kommentare gelesen, darunter sehr analytische Gedanken. Ich versuche, möglichst chronologisch zu antworten:
1. Alice Schwarzer galt einst als Feministin als Links-Radikale und wird heute von Links-Radikalen als „Rassistin“ beschimpft, als „Rechte, weil sie das Kopftuch kritisiert, das nicht angesprochen werden darf. Insofern liegt für mich eine Art „Verrat aus den eigenen Reihen“ vor. Was mir persönlich sehr zu denken gibt, wenn bereits eine Alice Schwarzer ohne Weiteres als Rechte und Rassistin bezichtigt wird, nur um sie schnellstmöglich mundtot zu machen. Eine kleine Meinungsverschiedenheit reicht aus, um in die rechte Ecke abgeschoben zu werden, selbst dann, wenn jemand sein ganzes Leben seinen linken Idealen gewidmet hat. Ich frage: Wie ist das möglich?
2. Alice Schwarzer ist eine klassische Feministin, daher war es für mich nur konsequent und folgerichtig, dass sie die Rolle der Frau im Islam kritisiert und das symbolträchtige Kopftuch. Das hat sie getan – nur eben zu spät. Dennoch hat sie damit als Feministin ihre Integrität unter Beweis gestellt.
3. Die Sache mit der Ironie: Viele Leser konnten meinen leicht ironischen Unterton gut vernehmen und haben meinen Beitrag auch dementsprechend verstanden. Für andere, die es anders empfunden haben, möchte ich hinzufügen:
4. Ich setze den Feminismus, den Alice Schwarzer vertritt, nicht gleich mit dem „Feminismus“, den diese Frauen in dem Video propagieren. Im Gegenteil, meine persönliche Meinung dazu ist weitaus umstrittener, als dass ich sie hier äußern möchte und ein neues Fass aufmachen würde. Eines möchte ich nur sagen: Ja es gibt die freiwilligen Frauen, aber es gibt auch diejenigen, die es eben nicht freiwillig tun.
In der islamischen Kultur existieren Hierarchien, in denen die Frau vor allem in der Öffentlichkeit dem Mann untergeordnet ist. Diese Zwänge werden von den Frauen im Video entweder bewusst ignoriert oder unreflektiert zu ihren Gunsten in Kauf genommen werden. Sie können sich sicher sein, dass mit diesem Auftritt die junge Muslimin einen heldenhaften Status in der islamischen Gesellschaft erreicht hat, dass sie von nun an unangefochten als eine „gute, ehrenvolle und stolze Muslimin“ gilt und nur noch mehr angefeuert wird.
5. Wenn ich schreibe, „Nun sind es islamisch konservative Werte, die den leergefegten Platz der christlich konservativen Werte einnehmen.“, setze ich diese Werte nicht gleich. Ich bringe zum Ausdruck, dass da, wo früher christlich-konservative Werte ihren Platz hatten, sie von den 68ern teilweise „reformiert“ und teilweise ganz zerstört worden sind und eine Lücke hinterlassen haben, in der sich nun Vertreter der islamisch–konservativen Werte breit machen, unterstützt von Linken und Grünen im Namen von Multi-Kulti.
6. Im Satz, „Es sind islamisch-konservative Werte – die nun den leergefegten Platz der christlich-konservativen Werte einnehmen. Auch hier steckt eine tiefe Ironie – so ähneln sich diese Werte in ihren Grundpfeilern – nur ohne Kopftuch.“, setze ich ebenfalls die Werte nicht gleich. Es ist nichts Neues, dass die Weltreligionen wie das Christentum, der Islam und das Judentum viele Gemeinsamkeiten haben, auf denen ihre Tradition und Lebenskultur beruhen.
7. Ich lehne nicht alle „Errungenschaften“ der 68er per se ab. Die 68er haben jedoch auch einen tiefen und großen Schaden in der Kultur der deutschen Gesellschaft hinterlassen.
8. Ich bin kein Opfer. Aber als junges Mädchen war ich für die genannten Muslime „kein guter Umgang“, wurde als Abtrünnige oder sogar als Hure bezeichnet, weil wir lebten „wie die Deutschen“. Dieser Satz war und ist in diesen Kreisen eine Beleidigung, so weh es auch tut, für jene, die es nicht wahr haben wollen, dass ihr Lebensstil – eben auch wegen der damals von dern 68er durchgesetzten Werte verachtet werden. Denn sie stehen für das Gegenteil dieser Werte.
Insofern bin ich kein Opfer „mehr“, denn ich habe mich allein und auch Dank meiner Eltern, die ebenfalls in Verruf bei den Muslimen gerieten und trotzdem zu ihren Kindern standen IN DIE deutsche Gesellschaft gekämpft. Das war nicht einfach, denn die eigene Sozialisation legt man nicht so einfach ab, auch wenn man es möchte.
Aber meine Geschichte ist nur eine ganz harmlose im Gegensatz zu anderen Frauen, die auch gekämpft haben und heute nicht mehr leben. Deswegen wäre Hilfe schön gewesen. Gab es aber nicht. Geklappt hat es bei mir trotzdem. Meine Kritik gilt den Feministinnen, die den Islam zu spät als eine Gefahr für den „westlichen Feminismus“ erkannt oder ignoriert haben, erst recht jenen, die ihn verherrlichen, obwohl es immer offensichtlich war und stattdessen heute bereits in einem Kompliment eines Mannes einer Frau gegenüber frauenverachtenden Sexismus wittern, Gentlemen zu perversen Machos machten und Männer langsam aber sicher entmannten.
Diese Lücke wird ebenfalls neu besetzt mit Machos und Männern, denen Gendersterne ebenso herzlich egal sind wie Gleichberechtigung im Sinne Schwarzers. Offensichtlich hat es vielen Linken und Grünen, die MultiKulti rufen, doch ziemlich gefehlt, dass ein Mann sie wie eine Frau behandelt und andersherum. Aber damit diese Männer die Frauen später nicht aus Versehen doch unterdrücken, bräuchte es tatsächlich bald wieder eine Alice Schwarzer. Aber die ist ja nun leider eine „rassistische Rechte“. Wer wird ihren Platz einnehmen ?
Mein letzter Punkt: Die Ereignisse um Alice Schwarzer haben mich persönlich sehr erschrocken und geben mir viel zu denken und zu befürchten.
Man muss kein Fan von Alice Schwarzer sein, um trotzdem aufzuschrecken, wenn sogar vor ihr, einem Vorbild vieler Frauen, einer Ikone des Feminismus , einer Verfechterin der Rechte von Frauen und Menschenrechten der Rassismus-Vorwurf nicht halt macht, obwohl sie eigentlich nur tat, was sie immer tat – kritisch denken und sich kritisch zu aktuellen politischen und sozialen Entwicklungen äußern. Und das Kopftuch gehört offenbar zu diesen gesellschaftlich relevanten Themen.
Obwohl es im Islam immer sehr oft um Respekt und Ehrfurcht vor den Älteren geht, sah man in diesem Video ganz deutlich, wem gegenüber dieser zu gelten hat. Das Verhalten der jungen Frauen, die angeblich in einen Dialog treten wollten, zeigte nichts als Verachtung für Alice Schwarzer. Diese versuchte noch, die Situation aufzulockern mit einem banalen Satz, einer banalen Berührung. All das wurde ihr ebenfalls zum Verhängnis dem Medien Echo zufolge. Hier frisst die Revolution ihre Mütter.
Frau Schwarzer hat in dieser Situation ihren Denkfehler offenbart: Sie dachte womöglich, dass die junge Frau eigentlich mit ihr auf der selben Seite steht, weil sie eben beide Frauen sind. Aber das Geschlecht steht hier, beim Feminismus wohlgemerkt, gar nicht mehr im Vordergrund, sondern die religiöse Zugehörigkeit.
Diese Frauen kennen Alice Schwarzer nicht und das, was sie vertritt, vertreten sie nicht. Hier steht eine ganz neue Generation, die im Namen des Feminismus den Islam vertritt, religiöse Konflikte schürt und austrägt, dem die deutsche Gesellschaft nichts mehr entgegenzusetzen hat.
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Das Video sagt mehr als tausend Worte. Alice Schwarzer wurde eine Lektion erteilt: Die bittere Wahrheit ist, dass intellektuelle Erkenntnis und westliche Werte bei Muslimen nichts gelten. Der Auftritt der Muslima im Video zeigt doch nur, was wir tagtäglich im Alltag erleben. Es ist das immer gleiche, perfide Spiel. Auf der einen Seite inszenieren sie sich als die „Opfer“ von „Intoleranten“, „Rassisten“ und „Nazis“. Auf der anderen Seite fordern sie immer mehr Rechte und beanspruchen immer mehr Raum. Dabei treten sie mit einer Arroganz auf, die genährt wird vom Bewusstsein, über uns „Unreinen“ zu stehen. Alice Schwarzer hätte auch gegen… Mehr
Die Kommentatorinnschaft ist ja zum Teil eine echte Herausforderung 😉 Die Aufklärungskritik, an die „die Linke“ anknüpft, setzt in der dt Philosophiegeschichte nicht erst mit den Herren Horkheimer u. Wiesengrund ein. Schon seit Langem anknüpft. (U., wie hier auch bereits richtig benannt wurde, sich aus vielfältig „antiwestlichem“ Ressentiment mit „dem Islam“ verbündet.) Diese Aufklärungskritik scheint hier nicht umbedingt bekannt zu sein. Darüber hinaus gibt es u.a. mit J. Habermas u. Ch. Taylor einflussreiche „Agitatoren“, die eine postsäkulare u. religionsoffene Gesellschaft propagieren. Auf der normativen Ebene kommen sodann noch zahlreiche kulturrelativistische „Theorien“ hinzu, argumentative Immunisierungsstrategien, Postkolonialismus, Eurozentrismusvorwurf, Transkulturelle Theorien usw. ….… Mehr
„Westliche“ oder „aufgeklärte“ „Kultur“ oder „Gesetze“ sind in ihrem Geltungsanspruch irrelevant, wenn sie in Wanne-Eickel oder Mannheim oder Hamburg usw. nicht mehr den Lebensalltag auf Strassen, in Schulen, oder Schwimmbädern bestimmen ….“ Haben sie von den mittlerweile regelmässigen SEK- und Polizeieinsätzen in den muslimisch-arabischen Brennpunkten gehört, um wie Sie schreiben „aufgeklärter Kultur und Gesetzen“ wieder Geltung zu verschaffen? Ihr Defeatismus ist verfrüht.
„Hier steht eine ganz neue Generation, die im Namen des Feminismus den Islam vertritt, religiöse Konflikte schürt und austrägt, dem die deutsche Gesellschaft nichts mehr entgegenzusetzen hat.“ Und ob wir in Europa den Islamisten etwas entgegenzusetzen haben und zwar über 300 Jahre Europäische Aufklärung. Bitte beschäftigen Sie sich mit unserer Geistesgeschichte und zwar in concreto mit Giordano Bruno, Spinoza, Voltaire, Kant, Feuerbach und dem gesamten Kritischen Rationalismus bis zu Karl Popper, bevor Sie solche hearbsetzende Sätze über unsere Europäische Kultur veröffentlichen. Europa hat sich in seiner Geschichte in überragend erfolgreicher Weise gegen religiösen Fanatismus gewehrt und die Idee des säkularen… Mehr
Es gibt keinen „guten“ Feminismus.
Feminismus ist automatisch Faschismus.
Die Gleichberechtigung der Frau verhält sich zum Feminismus wie das Glas Wasser für den Durstigen zum gewaltsamen Waterboarding.
Ich kenne auch keine emanzipierte und gebildete Frau, die sich ernsthaft durch Figuren wie Schwarzer, Roth oder Stokowski vertreten sähe.
Wir werden also die alten Rollenbilder wieder annehmen müssen oder aber alles verlieren.
Leider gibt es im Feminismus für Intelligenz keine Quote.
Ob Alice Schwarzer oder Moslemfrau mit Kopftuch, beide sind auf ihre Art Zerstörer unserer Gesellschaft, und von beiden wünsche ich mir nur eines – verschwindet einfach.
Offensichtlich kennen Sie Frau Schwarzer nicht und haben sich nicht informiert.
Frau Schwarzer möchte, dass Frauen weltweit den Männern „die Schwänze abschneiden“. So rein vorbeugend, weil jeder Mann ein Täter ist.
Normalerweise würde da der Staatsschutz einschreiten.
Von Rechtsstaatlichkeit hält sie nichts, siehe Kachelmann.
Und sie ist eine vorbestrafte Steuerbetrügerin.
Das Problem ist, dass hier eigentlich die Geschichte der Autorin erzählt werden sollte.
Dann hätte ich Frau Schwarzer einfach weggelassen.
Und verstanden habn Sie die Leserkomentare leider auch nicht.
Stimme nicht zu, diesem Satz: „Hier steht eine ganz neue Generation, die im Namen des Feminismus den Islam vertritt, religiöse Konflikte schürt und austrägt, dem die deutsche Gesellschaft nichts mehr entgegenzusetzen hat.“
Wir haben Logik, Wissenschaft, Technik, Recht und Freiheit und vieles mehr. Vor allem Bildung und Wissen. Und all dies ist dem doch sehr eingeschränkten Weltbild dieser freiwillig verschleierten Frauen doch sehr überlegen.
Da nur sie die vom einzigen Gott auserwählten sind, wissen die das nicht und denken, sie wären die „Überlegenen“. Zudem stehen in ihren Schriften Maßregeln gegenüber allen anderen, die sie in ihrem „Wissen“ unterstützen.
Frau B.,
gute Ergänzung zu Ihrem ersten Beitrag. Ihre Befürchtungen im Hinblick auf die Entwicklung des gesellschaftlichen Normengerüstes in unserem Lande teile ich.
Sie waren gut zu verstehen, liebe Frau B.
Zur angesprochenen Dame Schwarzer. Auch sie ist ganz früh ein Opfer geworden.
Nämlich schon zu dem Zeitpunkt, als sie als junge Frau von einer französischen Philosophin wegen ihres Minirocks ausgezsnkt wurde und sich ob dieser Kritik dannseit 50 Jahren brav in lange schwarze Röcke hüllt.
Wo also das „Kopftuch“ sitzt, ist damit weniger wichtig als diejenigen, die dessen Tragen fordern. Solche Forderungen, hier wie da, sind immer ein Zeichen von Schwäche, denen man nicht nachgeben darf.
Sonst gibt man sich selbst auf. Und das eint hier die Eine mit den Andern.
Sehen wir es doch mal von der anderen Seite: In meinen Augen ist Frau Schwarzer eine männerhassende Fanatikerin. Die Wehrlosigkeit unserer heutigen Gesellschaft gegenüber männlich dominierten Ideologien wie dem Islam ist zum guten Teil ihr und ihren Spießgesellinen zuzuschreiben. Ich meine damit die antrainierte Wehrlosigkeit der deutschen Männer (sofern man sie noch so nennen kann) gegenüber denen, die aus dem Ausland hierher kommen und ihre Frauen und Töchter als Freiwild begreifen. Eine Frau, die ihr ganzes Lebenswerk darin sieht, den Mann als solchen zu einem weichlichen, weinerlichen Waschlappen zu erziehen, braucht sich hinterher nicht wundern, wenn sie von Männern aus… Mehr