Diesen Sonntag muss der letzte Lockdown enden – und dann ein ganz anderes Konzept her

Am Mittwoch fällt die Entscheidung über den Lockdown - planmäßig läuft er am Sonntag aus. Die Realität spricht mehr als eindeutig dafür, es dabei zu belassen und eine ganz andere Strategie einzuleiten. Alles andere wäre Verweigerung angesichts der Realität.

IMAGO / Olaf Döring

Am 10. Februar, also am Mittwoch dieser Woche tritt die Ministerpräsidentenkonferenz zusammen und beschließt über die weiteren Corona-Maßnahmen. Am 14. Februar (nächsten Sonntag) läuft der Lockdown planmäßig aus. Laut einer aktuellen Umfrage von Kantar für Bild am Sonntag wollen 78 Prozent der Bundesbürger, dass Schulen und Kitas wieder geöffnet werden, 73 Prozent sind dafür, den Einzelhandel wieder aufzumachen. Doch die Bundesregierung scheint anderer Ansicht zu sein, Altmaier meinte jüngst, er hoffe, dass Lockerungen Ostern möglich seien. Doch welche Begründung bleibt für eine Verlängerung überhaupt noch übrig?

Offiziell richtet die Regierung ihre Politik nach den offiziellen Infektionszahlen. Auch wenn die Datenbasis hier oft ungenau ist, wird die Erkenntnis zuletzt immer deutlicher. Die 7-Tages-Inzidenz sank zuletzt deutschlandweit auf 76, in 12 von 16 Bundesländern liegt sie unter 100. Damit haben sich die Neuinfektionen im Vergleich zum Höchststand rund um Weihnachten um fast 2/3 reduziert. Etliche deutsche Kreise sind bereits unter 50, darunter Tübingen, München, Münster und Heidenheim. Setzt sich der derzeitige Trend fort, dürfte die 7-Tage-Inzidenz deutschlandweit in gut einer Woche – also genau zum bisher geplanten Lockdown-Ende – unter die Zahl 50 sinken. Die Zahl 50 war einst als ziemlich drastischer, fast unrealistisch erscheinender Wert willkürlich gesetzt worden, manche sagen, um das Lockdown-Ende hinauszuzögern. Aber selbst nach diesem Maßstab müsste der Lockdown am 14. Februar fallen.

Auch der R-Wert ist konstant unter der „magischen“ 1, die Neuinfektionen sinken europaweit – im Vergleich zum Höchststand bereits um fast die Hälfte. Und das wohlgemerkt relativ unabhängig von den gefällten Maßnahmen, auch etwa in Schweden.  

Die Anzahl der Covid-19 Patienten auf den Intensivstationen sinkt konstant weiter, die Zahl der wöchentlichen Toten ist genauso rückläufig.   

Zwar versuchten zuletzt Wieler und Spahn in einer Pressekonfernez weiter die Mutante hochzuhalten. Aber in der Realität schließt sich eine wesentlich höhere Gefahr durch die Mutation aus – die offiziellen Infektionszahlen in Deutschland nehmen ihren Lauf, obwohl die Mutante in Deutschland bereits große Verbreitung hat. Auch in Ländern, in denen die Mutanten teilweise 50% der Infektionen ausmachen, gehen die Zahlen konsequent zurück. In Irland, Großrbitannien, Südafrika und Dänemark. Ein Einfluss zeigt sich nirgendwo. Diese Legende ist gestorben.  

Die Suche nach Ausflüchten für eine Lockdown-Verlängerung wird immer schwieriger. Söder will nun an der Inzidenzzahl drehen und Öffnungen erst bspw. ab 35 Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gestatten. Das dürfte aber kaum zu begründen sein, auch die 50er Inzidenz war schon sehr niedrig angesetzt. Die Politik versucht immer dreister wissenschaftliche Indizien zu produzieren, die für einen längeren Lockdown sprechen. Erst jüngst wurde bekannt, wie Horst Seehofer im Frühjahr ein wissenschaftliches Gutachten eines Extremszenarios mit über einer Million Toten erstellen ließ, um den Lockdown zu begründen. 

Angela Merkel äußerte gar, Lockerungen solle man an der Impfquote festmachen – das würde einen Lockdown mindestens bis Herbst bedeuten. Denn die Impfzahlen gehen nicht nach oben. Den Bürgern wurde am Anfang noch versprochen, die Impfzahlen seien nur in den ersten Wochen sehr niedrig, wir würden dann aber schnell aufholen. Doch im Verlauf ist bis dato keine Veränderung zu sehen: Die Impfung in Deutschland verläuft linear weiter, während Spitzenreiter wie Israel oder die USA sogar noch mehr beschleunigen.  

Jegliche Grundlage für den Lockdown ist entfallen – selbst nach den ziemlich willkürlich gesetzten Richtwerten der Politik. Die Wirksamkeit der Maßnahmen lässt sich ebenfalls zunehmend bezweifeln, weder Lockdown light noch harter Lockdown zeigten in Deutschland Wirkung. Mehrere statistische Untersuchungen renommierter Wissenschaftler zeigen, dass international nirgendwo die Wirksamkeit von ultra restriktiven Maßnahmen von Erfolg war.

Zeit für eine neue Strategie

Die Zeit des Lockdowns als zutiefst mittelalterliche Maßnahme ist vorbei. Stattdessen kann man jetzt auch ohne Impfung die Corona-Risiken auf ein Minimum reduzieren. Über den Sommer sollte man den Fehler des letzten nicht wiederholen und konsequente Vorkehrungen treffen, die Schnelltestkapazitäten ausbauen und die Heime so effektiv schützen. Auch im vergangenen Jahr zeigte sich keine Übersterblichkeit in Deutschland, die Corona-Toten entsprechen denen einer schweren Grippesaison. Fast zwei Drittel der Toten sind über 80, und bis zu 80% sterben in Heimen. Gelingt ein effektiver Schutz der Altersheime und der Hochrisikogruppen, kann die Zahl der Corona-Toten der kommenden Wellen auf die einer normalen Grippesaison reduziert werden.

Zusätzlich muss man auch unabhängig von Corona die Kapazitäten des Gesundheitssystems ausbauen. Fast die Hälfte der Pfleger geben bei Umfragen an, den Beruf nicht bis zur Rente ausüben zu wollen. Hier muss man durch konsequente Verbesserung von Gehältern und Arbeitsbedingungen gegensteuern – möglicherweise kann man so Teile der vielen Berufsaussteiger zurückholen und die Kapazitäten auch kurzfristig erhöhen. 

Virale Erkrankungen wie Corona werden nicht verschwinden, sie sind die Normalität. Und auf eine alternde Gesellschaft mit schwächelndem Gesundheitswesen wird allein die normale Grippe zu immer höheren Todeszahlen führen. Dagegen hilft weder die Lockdown-Brechstange, noch im wesentlichen eine Impfung, da die ja von Krankheit zu Krankheit immer wieder neu entwickelt werden muss. Es ist zudem nur eine Frage der Zeit, bis der Impfstoff durch Mutation wirkungslos wird – das Spiel läuft bei der Grippe schon seit vielen Jahren, effektiv bekämpfen konnte man sie so nie. Wann immer eine neue Krankheit oder eine neue Mutation auftritt, braucht es Monate, bis ein neuer Impfstoff gefunden, produziert und ausreichend eingesetzt wird.

Wir brauchen vielmehr eine Langzeitstrategie, die ein normales Leben des übergroßen gesunden Teils der Bevölkerung ermöglicht. Es ist nicht so schwierig und verglichen mit den Kosten eines Lockdowns auch absolut bezahlbar. Alles andere führt in den nächsten Jahren zwangsweise in einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Totalschaden. Die Chance für diese Kurskorrektur ist jetzt. Wer sie trotz der erdrückenden Faktenlage ignoriert, trägt aus purer Ignoranz Scheibe um Scheibe der Zukunft der freien Welt ab. 

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Kommentare ( 140 )

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Michael M.
3 Jahre her

Ach Gottchen, wieder einer der den Mutanten-Unsinn glaubt !!!
Selber Denken und breiter informieren würde helfen … gerade „ältere Herren“ hätten doch eigentlich Zeit sich breit und umfassend selber zu informieren, unsereiner geht ganz nebenbei noch zur Arbeit, irgendwer muß diesen Irrsinn ja schließlich auch noch finanzieren.

aelterer Herr
3 Jahre her
Antworten an  Michael M.

Gerade weil ich als älterer Herr genug Zeit habe mich breit zu informieren, habe ich meinen Artikel so geschrieben
Da kommen Sie aber auch no h hin

November Man
3 Jahre her

Die Landtagswahlen in Baden Württemberg und Rheinlandpfalz sind erst am 14. März.
Also reicht es für die linksgrüne Regierung noch erst ab dem 01. März zu lockern um sich anschließend als großzügige Helden feiern zu lassen.
Um dann kurz nach den Wahlen den Lockdown noch weiter zu verschärfen.
Und nicht vergessen die Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz muss auch noch kurz vor den Landtagswahlen unter dem Jubel der Kartellbande bekanntgegeben werden.

martin ruehle
3 Jahre her

Sollte die Corona-Camorra bei ihrem politisch und NICHT wissenschaftlich basierten diktatorischen Kurs bleiben, spricht sehr viel dafür, dass diese „Elite“ die Bundestagswahl (mindestens die…!) wg. „Gesundheitsschutz“ und „Plan-demie“ ausfallen lassen.
Die Menschen haben zunehmend die Schnauze voll und v.a. auch KEINE Angst mehr das auch zu sagen!

baul
3 Jahre her

…es wurde doch schon „durchgestochen“ ….
mal werden die Testzahlen gesenkt, dann wieder erhöht, so hat man immer die passendeZahl als „Infiziert“ behaupteter „Fälle“ 0,02% der Bvevölkerung sind überhaupt an/mit/im Zusammenhang garnicht wirklich nachgewiesen …
schwurbel
nächste „politische Entscheidung“ von Merkel: ?

Jack
3 Jahre her

Gut und sachlich dargestellte Zahlen und Zusammenhänge. Ich erwarte aber keine wesentliche Änderung in der Corona Politik. Zu groß sind bereits die Schäden welche bereits eingetreten sind und die welche noch eintreten werden. Zudem träumt man ja noch von einer Neuordnung der Gesellschaft, Stichwort Transformation, Great Reset. Der Klimawandel wird ja auch schon in einen Zusammenhang mit Corona gebracht. Man kann den Eindruck bekommen, es geht um viel mehr. Dennoch sind die dargestellten Zahlen und Zusammenhänge wichtig, da diese ein Teil der geschaffen Sachlage sind. Diese muss dokumentiert sein um einer anderen Instanz, z.B einem Kläger als Argumentation dienen zu… Mehr

Lesterkwelle
3 Jahre her

Es ist interessant zu verfolgen, welche Faktoren die Massnahmen der Politik bestimmen. Zuerst war es der berühmte R-Wert, dann die Belegung der Intensivstationen, dann die 7-Tage-Inzidenz, nun auf einmal die Mutationen und wenn das alles noch nicht hilft, dann halt die Zahl der Geimpften. Man ist sehr kreativ geworden, um immer wieder aufs Neue auch noch so absurde Begründungen zu (er-)finden. The show must go on, whatever it takes. Deutschland im Jahre 16 unter Merkel.

Rachel
3 Jahre her

Wenn der Impfstoff nur 6 Monate wirkt, wie man z.B. in Israel annimmt, muß man ab Juni 2020 schon wieder anfangen, die ersten Impflinge nachzuimpfen. Obwohl man bis dahin gerade mal mit Gruppe 2, die über 70jährigen und Menschen mit schweren Vorerkrankungen, wie lUngekrebs, durch ist, bestenfalls.
Das kann nicht funktionieren.
Warum wird das niemals und nirgends diskutiert ? Die Impfstrategie kann letztendlich nur sein, sich auf diese Risikogruppen zu beschränken, und das ist auch völlig ausreichend. Anders ist das logistisch nicht zu döngeln, und auch so schon wird es schwierig.

Fettfried Oscher
3 Jahre her

Ich bin regelmäßig entzückt über die glasklaren und stringenten Beiträge von Air Türkis. Anlass und an der Zeit für meine kleine Spende, dieser junge Journalismus muss gefördert werden.

Lesterkwelle
3 Jahre her

635,1 Millionen Impfstoffdosen. Jetzt wird in Deutschland frei nach Scholz gewummst, geklotzt. die Welt soll Bauklötze staunen..Geld spielt keine Rolle mehr. Die überschüssigen Impfdosen werden mit Sicherheit dazu verwendet, Deutschlands Ruhm als Weltenretter im Sinne des Multipolarismus zu mehren.Sie werden gespendet an die Ärmsten der Armen, so fordert es auch der berüchtigte CSU-Entwicklungsminister Dr. Müller, der sich im Herbst in Richtung UN aus dem Staube machen will. Dass die EU bei der Beschaffung in 2020 die schwäbische Hausfrau markierte, steht nicht im Widerspruch zu der aktuellen Grosszügigkeit. Man ist ja lernfähig.

Mein Name ist Lohse
3 Jahre her

Ich hoffe, dass sich Merkel und Söder durchsetzen und die Grundrechtseinschränkungen noch massiv bis Ostern anhalten werden. Da wachen dann nochmal ein paar Millionen mehr auf…..