Melis Sekmen kehrt den Grünen den Rücken – und wechselt zur Opposition

Die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen hat genug von den Grünen. Sie wechselt ausgerechnet zur CDU. Vor allem Robert Habeck gibt sie somit eine Backpfeife. Und damit ist sie nicht die einzige Politikerin aus den Reihen der Grünen.

picture alliance / dts-Agentur | -

Nicht einmal Grünen-Politiker wollen noch Grünen-Politik: Die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen aus Mannheim verlässt die Fraktion und Partei der Grünen. Dafür wechselt sie zur CDU. Sie wolle nun mit den Christdemokraten in Mannheim und im Bund weiterarbeiten, erzählte die 30-Jährige am gestrigen Montag in einem Video auf Instagram.

Das ist eine Backpfeife für Wirtschaftsminister Robert Habeck. Immerhin war Sekmen seit 2021 Obfrau der Grünen im Wirtschaftsausschuss. Außerdem arbeitete sie seit 2022 als Vorsitzende des Parlamentskreises „Gründungen und Start-ups“. Dieser Schritt ist aber auch eine Backpfeife für die gesamte Grünen-Führungsetage: Sekman begründet ihre Entscheidung damit, dass sich ihre Vorstellungen, wie und mit welchem Stil Politik gemacht wird, weiterentwickelt hat. Für sie ist ihre Entscheidung „ein Schritt nach vorne“:

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Die Ex-Grüne spricht von guten Ideen, Fleiß, Heimat, Chancen, harter Arbeit und gesellschaftlichem Aufstieg. Sie wolle Menschen „befähigen, ihre Ziele zu erreichen und ihnen Mut machen, ihren Weg selbstbewusst zu gehen und daran auch zu glauben“. Dabei macht sie auf den gesellschaftlichen Aufstieg ihrer eigenen Familie aufmerksam, die ihre Chance genutzt habe: Ihr Vater sei als Jugendlicher aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Sekmen fordert in dem Video, „Menschen nach ihrem Tun und nicht nach ihrer Herkunft zu beurteilen“.

Diesen Geist habe Sekmen im neuen Grundsatzprogramm der CDU wiedergefunden, sagt sie. Die Christdemokraten haben dieses Programm mit dem Titel „In Freiheit leben“ in diesem Jahr veröffentlicht – und Sekmen scheint davon angetan. Also wechselt sie zur Opposition. Mit dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz habe sie bereits ein „sehr gutes Gespräch“ geführt und wolle nun gemeinsam mit ihm das CDU-Grundsatzprogramm mit Leben füllen. Die CDU empfängt Sekmen mit offenen Armen – natürlich: Immerhin kommt es selten vor, dass Politiker zwischen zwei Fraktionen wechseln. Und dann auch noch von der Grünen zur Union. Das kam zuletzt 1996 vor, als die frühere DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld von den Grünen zu den Christdemokraten wechselte. So sagte Merz gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, die Fraktion freue sich auf Sekmen als neues Mitglied. „Mit ihrer Familiengeschichte und ihren Themen verbindet Frau Sekmen vieles, wofür auch die CDU steht. Wir machen Politik für die fleißigen Menschen in unserem Land.“

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Während sich die CDU über Sekmens Übertritt freut, sei die Entscheidung für die Grüne Fraktionsspitze überraschend gekommen. Sie hat wohl wie die Öffentlichkeit erst am gestrigen Montag davon erfahren. Gegenüber der taz sagte Irene Mihalic, die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen: „Wir respektieren diesen Schritt, auch wenn wir ihn selbstverständlich bedauern.“ „Wir werden nun beraten, welche organisatorischen Schritte einzuleiten sind.“

Allerdings hatte sich bereits bemerkbar gemacht, dass Sekmen nicht mehr allzu zufrieden mit der Politik der Grünen ist: Kurz nach der EU-Wahl und den überraschend vielen Stimmen junger Wähler für konservative Parteien sagte Sekmen gegenüber dem RNF, dass sich junge Leute eben nicht nur mit dem Klimawandel oder gestiegenen Dönerpreisen beschäftigten. Sie fragten sich stattdessen, ob sie noch ein Ausbildungsplatz finden, ob sie eine Wohnung finden, ob sie sich ein Haus leisten können und ob sie überhaupt in der Gesellschaft aufsteigen können. In einem Instagram-Beitrag fügte sie noch hinzu, dass sich junge Leute mit dem Sicherheitsempfinden in unserem Land beschäftigten. „Das sollten wir als Partei ernst nehmen und klare Antworten darauf geben.“ Darum wünsche sie sich Debatten in der Fraktion der Grünen. Und außerdem forderte sie eine ehrliche Aufarbeitung des Politstils der letzten Jahre.

Aber in den Wochen nach der Wahl wurde deutlich, dass genau diese Aufarbeitung bei den Grünen ausbleibt: Die Ampel – und vor allem die Grünen – machen einfach weiter wie zuvor. Das kritisiert auch Grünen-Kommunalpolitiker Kai Nielsen aus Schleswig-Flensburg in einem Beitrag bei Cicero: „Statt einer selbstkritischen Aufarbeitung der Stimmenverluste wird der Schaden für die Partei extern attribuiert, was bedeutet, dass der Wähler die Verantwortung für den Stimmenverlust trägt, hat er doch die Politik nicht richtig verstanden. Ein Psychologe würde hier wahrscheinlich von Projektion sprechen.“ Bähm – Eine weitere Backpfeife aus den eigenen Reihen der Grünen.

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Auch Nielsen betont in seinem Beitrag, dass sich viele eine fehlende Reflexion der Grünen über die Transparenz und Nachvollziehbarkeit ihrer Politik und die damit verbundenen Entscheidungen beklagen. Nielsen kritisiert, dass es den Grünen an bürgernaher Politik fehlt, und sieht, dass es seiner Partei nicht gelingt, die „grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse“ zu vermitteln: „die Gefühle von Sicherheit, Wertschätzung und von Zugehörigkeit.“

Nielsen wünscht sich eine „offene und wertschätzende Diskussionskultur“ innerhalb der Grünen. Aber vor allem auch den Bürgern wieder auf Augenhöhe zu begegnen, ihre Anliegen und Lebensrealitäten zu erfassen – statt sie „vom Elfenbeinturm herab, von Ideologie und Moral betrieben, zu belehren“. Er betont: „Wir haben es mit erwachsenen Menschen zu tun.“

Auch Sekmen scheint den Deutschen (wieder) auf Augenhöhe begegnen zu wollen: „Es braucht eine Debattenkultur, die auch unbequeme Realitäten benennen kann und in denen Menschen für ihre Meinungen und ihre Sorgen nicht in Schubladen gesteckt werden“, sagt sie in ihrem Instagram-Statement. Die Art und Weise, wie die Grünen Politik betreiben und ihre Fehler ständig anderen Parteien oder angeblich nicht verstehenden Bürgern in die Schuhe schieben, wird also sogar Politikern der Grünen zu viel. Da machen sie lieber Oppositionspolitik: Bereits an diesem Dienstag wird Sekmen bei der Sitzung der Unionsfraktion erwartet und werde künftig als Gast an ihren Beratungen teilnehmen. Es wirkt so, als wolle sie ihr Bundestagsmandat behalten; laut Tagesschau hat der Mannheimer Kreisverband der Grünen allerdings ein Mandatsverzicht gefordert.

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Kommentare ( 115 )

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Contra Merkl
1 Tag her

Die Frau weiß halt das bei den Grünen nach der nächsten Wahl die Hälfte Posten wegfällt und sie ungelernt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht. Und sie möchte schon gerne in der üppigen Vollversorgung bleiben. Die Debattenkultur ist doch bei der CDU unter Merkel verloren gegangen. Was soll denn dort besser sein ? Da redet man seit Jahren um die Probleme rum die durch die CDU erst entstanden sind. Hätte Merkel nichts gemacht würden viele noch Leben und 100de Milliarden gespart worden. Die Partei hat das bis heute nicht aufgearbeitet und da soll die Debattenkultur also besser sein ? Die Frau… Mehr

VWL-Denker
1 Tag her

Die von Frau Sekmen vorgebrachten Wertevorstellungen sind ja durchaus korrekt und schon längst überfällig, nur im Kontext des Parteiwechsels schon fast zu schön um wahr zu sein. Beim Wechsel zu AfD hätte ich da gar keine keine Zweifel gehegt, beim Wechsel hin zu „Honeckers später Rache“(Merkel) jedoch umgibt mich ein mulmiges Gefühl. Die alte, echte CDU ist längst verschwunden und die neue hat keine Formate vorzuweisen und kompensiert das u.A. kräftig mit grünen Inhalten. Insofern ist bei dieser CDU für Ex-Grüne eine wärmende Produktumgebung doch gut erkennbar. Ich wünsche und erwarte von Frau Sekmen, dass sie an ihren Argumenten von… Mehr

Haeretiker
1 Tag her

Interessant ist weniger die Tat des Überlaufens, als die mehrheitliche Erkenntnis, dass dies ohne jeglichen Balangs ist.
Kann man dieser Frau trauen? Natürlich nicht! Und das ist gut so.

Martin Mueller
1 Tag her

Die Grünen und auch Linken treten heute wie eine unter einer ideologischen Dunstglocke lebende Sekte auf. Das merkt man auch an ihren verbalen angetrimmten Ausdrucksmechanismen, die jede vernunftgetriebene Diskussion mit moralisch negativ besetzten Codewörtern abwürgen. Auch wohl, weil der intellektuelle und berufsqualifizierte Background fehlt, um beim Wettstreit der besten Argumente mithalten zu können. Die Grünen machen bornierte Rechthaberei und Bevormundung zu einer Religion, die von einem ideologisch fanatisierten Guru-Clan geleitet. Samt angeschlossener Medien, die als Echo die Funktion auch einer Verstärkerung des sektenartigen politischen Irrsinns haben. Wie das bei ideologischen Fanatikern stets im Abbild der eigene moralischen Erhebung ist, diffamiereb… Mehr

K.Selberdenker
1 Tag her

Rechtzeitig abgesprungener Hinterbänkler ,kein Quoten – Listenplatz für die in Aussicht ?
Also Grüne unterwandern mit ihrem Personal die CDU 👍 muss jeder wissen der nächstes Mal darüber nachdenkt die Merkel- CDU zu wählen.

Ombudsmann Wohlgemut
1 Tag her

Da sie zur CDU und nicht zur SPD wechselt zeigt eigentlich klar, dass die CDU im Kern schon sehr grün ist, sich immer weiter radikalisiert und natürlich auch mit Grün koalieren will.
Als weibliche Migrantentochter passt die Frau natürlich wunderbar ins bunte Schema, wo sie schon oft genug als hetzende Psycho-Feministin auffiel.

A.G.
1 Tag her

In Realität wechselt Fr. Sekmen von den totalitären Grünen (deren Gründer Ex-Nazis waren) zu den Schwarzen, deren Hülle nur noch leicht schwarz ist, und das Dunkelgrün des Kerns schon durchschimmert. Da es der 5-fach gespritze deutsche Michel immer noch nicht blickt, werden wir nach der Bundestagswahl 2025 eine CDU-Regierung haben, welche die akutelle Politik weiter fortsetzen wird….wenn nicht gar noch schlimmer….unterstützt von Frau v.d. Leyen (CDU) aus Brüssel,welche ja bis 2030 nun auch im Amt sein wird.

TruthHurts
1 Tag her

Ist das jetzt etwas besonderes? Von einer grünen Partei zu einer anderen…

Juergen P. Schneider
1 Tag her

Frau mit dem daseinsveredelnden Migrationshintergrund. Die kann machen, was sie will, die wird im links-grünen Gesinnungsstaat immer oben schwimmen.

Armin Reichert
1 Tag her

Die CDU ist eine tolle Partei mit tollen Politiker*innen. Die wähl‘ ich ab jetzt!

Rainer Unsinn
1 Tag her
Antworten an  Armin Reichert

Ja, die CDU als Heimat für desillusionierte Grüne, das ist schon passend. Und Grüne verabschieden gemeinsam mit ex- CDU Kanzlerin Merkel den Grünen Politiker Jürgen Trittin. Es kommt zusammen, was zusammen gehört. Statt B90 Grüne sollte es heissen CDU/Grüne

Waehler 21
1 Tag her
Antworten an  Armin Reichert

Da bin ich auch dabei! Die CDU hat solche Joker wie Frau VdL, Herrn Span, Herrn Wüst, Herrn Günter …. und schließlich auch Herrn Merz. Wenn die Partei einmal nicht weiter weiß , dann kann sie ja noch eine Frau Merkel fragen.

Vom Sinkflug in den Sturzflug. Können sie sich besseres Personal vorstellen?

Habe noch Frau Marion Gentges vergessen, unter der Herr Ballweg NEUN Monate weggesperrt wurde….

Last edited 1 Tag her by Waehler 21