Kaum eine Woche vergeht ohne die Eröffnung eines neuen Meldeportals in Deutschland. Das Denunziantentum blüht wieder auf und nährt primitivste Gefühle. Der neuen Loyalität gegenüber dem Staat geht die Schwächung der klassischen Familie voraus.
„Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.“ Dieses, wohl fälschlicherweise, Hoffmann von Fallersleben zugeschriebene Zitat fasste seit mehr als 100 Jahren zusammen, wie viele Menschen instinktiv über das Denunziantentum dachten. Das freiwillige Anschwärzen von Mitbürgern galt mit gutem Recht lange Zeit als eine Erscheinung totalitärer Systeme. Doch in letzter Zeit wird es in Deutschland wieder salonfähig gemacht.
Corona war ein wichtiger Schritt zur Wiederbelebung dieser unschönen Tradition. Bereits 2020 konnte man in Essen unliebsame Mitbürger für Verstöße gegen die Corona-Regeln melden, ein voller Erfolg für die Wirkmächtigkeit von Hysterie! Doch so wie die Auswüchse der Corona-Regeln und die Ausgrenzung Ungeimpfter nachträglich als unliebsames Detail vom Tisch gewischt werden sollen, so soll auch diese Wiederbelebung des Denunziantentums bestenfalls als Fehleinschätzung der Lage bagatellisiert werden.
Dass ausgerechnet die Umwelthilfe sich damit befasst, erscheint zunächst befremdlich, da die Wenigsten wohl die Vermeidung von Verkehrstoten als Kernkompetenz der Umweltschützer ansehen. Eindeutiger erscheint da schon das neue Meldeportal von Greenpeace, mit dem Bürger, anstatt ein offenes und freundliches Wort mit dem Restaurantbetreiber ihrer Wahl zu wechseln, diesen nun für Verstöße gegen das verpflichtende Angebot von Mehrwegsverpackungen bei der Abholung von Essen einfach anschwärzen können. Zumindest ist in diesem Fall auch für den Laien nachvollziehbar, warum sich eine Umweltschutzorganisation wie Greenpeace der Vermeidung von Plastikmüll verschreibt. Beworben wird das ganze mit „Willst du auch ein:e #MeldeheldIn sein?“
Unverhohlene politische Schlagseite
Mit Greenpeace beginnt und endet aber bereits der Deckmantel des Verpetzens zur Klimarettung, denn spätestens bei der Amadeu Antonio Stiftung wird es mal wieder eindeutig politisch. Die einschlägig bekannte Stiftung betreibt unverhohlen eine Meldestelle für Antifeminismus, bei der die Definitionsgrundlage meldewürdiger Verbrechen den üblichen Interpretationsspielräumen unterliegt, oder mit anderen Worten: Was meldungswürdig ist, entscheidet die Stiftung selbst.
Im Gegensatz zur Wohnraummeldung wird das Berliner Register allerdings nicht von einer Behörde betrieben, sondern von einer Reihe von privaten GmbHs und Vereinen, wie z.B. NARUD e.V. (Network African Rural and Urban Development) oder dem Landesverband Berlin der sozialistischen Jugend „Die Falken“. Finanziert wird das Berliner Register übrigens mit Fördermitteln der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung, also mit Steuergeld. So darf es wenig überraschen, dass zwar „extrem rechte Aktivitäten“ gemeldet werden können, „extrem linke“ aber nicht. Wer hätte das gedacht, als er eine Meldung bei der sozialistischen Jugend machte.
— TheRealTom™ ? (@tomdabassman) April 10, 2023
Und wem all diese Möglichkeiten, denunziatorisch tätig zu werden, noch immer nicht genug sind, der darf den staatstreuen Vogel damit abschießen, dass er anonym Steuersünder über eine App der Finanzministerien meldet, wobei anzunehmen ist, dass Meldungen dubioser Klimastiftungen, ob nun zum Bau von Pipelines oder zur Förderung von Klimaklebern, wenn nicht gleich im Meck-Pomm’schen Kamin, so doch zumindest auf der Ablage “für später” landen.
Der Deckmantel, der aus Denunziation Klimarettung macht
Es ließe sich nun trefflich darüber spekulieren, woher die Lust an der Denunziation stammt, denn eines zeigen die vielen Meldeportale eindeutig: Es gibt einen Markt für sie. Doch bevor wir auf diese Frage eingehen, ist es nützlich, das Selbstverständnis all dieser Anlaufstellen für Denunziation zu hinterfragen.
Der moralische Absolutheitsanspruch ist Grundlage für die Rechtfertigung solchen Denunziantentums, und nur so lässt sich erklären, warum die DUH sich dazu bemüßigt fühlt, Falschparker zu bekämpfen, denn aus der selbst verliehenen moralischen Autorität der DUH resultiert ihr fast allumfassender Anspruch zur gesellschaftlichen Regulierung.
Um zwischen Whistleblowern und Denunzianten zu unterscheiden, kommt der Deckmantel des Klimanarrativs sehr gelegen, denn mit der Behauptung es handle sich bei der Klimahysterie um eine wissenschaftliche Tatsache anstatt um eine Ideologie, wird auch das Verpetzen freigesprochen vom Makel der Denunziation und zur alternativlosen Zivilcourage zwecks Rettung des Planeten stilisiert.
Von Motivation und Loyalitäten
Unehrlich ist dabei die Geschichtsvergessenheit, denn auch in der Vergangenheit bezeichnete kein Staat die Denunziation als solche, sondern verklärte sie als vermeintlich gute und notwendige Tat. Der Unterschied zwischen Denunziation und Whistleblowertum kann daher vielleicht am ehesten über zwei Kriterien definiert werden: Motivation und Loyalitäten.
Demgegenüber ist der Whistleblower eben nicht ein missgünstiger Opportunist, der sich gegen den Einzelnen richtet, sondern zeigt systematische Missstände eines Apparates auf und riskiert dabei häufig seine eigene Karriere und Sicherheit. Der Whistleblower möchte nicht einzelne Personen ans Messer liefern, sondern ein systeminhärentes Problem aufzeigen und exponiert sich dabei manchmal auf eine Art und Weise, die seine ganze Existenz aufs Spiel setzen kann.
Daraus folgt automatisch die Frage der Loyalitäten. Der Denunziant wendet sich an den Staat und seine ihm zuarbeitenden Institutionen, um nicht genehme Meinungen oder Handlungen zu diskreditieren. Er versteht sich als Diener des Staates gegen seine Bürger. Der Whistleblower macht das Gegenteil: Er deckt auf, welche Interessen der Staat und seine Partner gegen die eigenen Bürger verfolgen, die nicht im Interesse der Bürger selbst sind. Die Loyalität des Whistleblowers gilt somit den Bürgern, die vor einem übergriffigen Staat geschützt werden sollen.
Wenn der Staat zum Hauptversorger wird
Anders jedoch bei den Denunzianten. Zu den wohl erschreckendsten Ausprägungen des Denunziantentums in der Geschichte zählen jene Fälle, in denen zum Beispiel Kinder ihre eigenen Eltern anschwärzten. Dieses Verhalten widerspricht den natürlichsten Instinkten und Loyalitäten, in denen die Familie als Keimzelle der Gesellschaft den engsten Zusammenhalt verkörpert. Doch totalitäre Systeme, vor allem die nationalen oder internationalen Sozialismen, ersetzen die Loyalität innerhalb der Familie mit einer Loyalität zum Staat, der mit seinen wuchernden Tentakeln jeden Bereich des gesellschaftlichen Lebens kontrollieren möchte.
Während in naturrechtlichen Gesellschaften Männer und Frauen symbiotisch für das Wohl der Kinder sorgen, ersetzt der totalitäre Staat die Eltern als primäre Versorger der Kinder. Als wohlwollend sollen nicht mehr einzelne Mitmenschen erfahren werden – diese stehen im Gegenteil unter dem Generalverdacht egoistischen Handelns –, sondern der gesichtslose Staat als scheinbare Manifestation eines gesamtgesellschaftlichen Allgemeinwohls. In letzter Instanz beansprucht der Staat ein Heilsversprechen für sich, da er behauptet, einzig dazu imstande zu sein, jegliches individuelle – und damit potenziell egoistische – Bestreben zu überwinden und für das Allgemeinwohl zu sorgen. Man kann nicht oft genug wiederholen, wie zentral dieser Gedanke in allen sozialistischen Utopien war und ist.
Doch so wie einst die Väter, so muss auch der Staat ungehorsame Kinder bestrafen. Nur kennt ein solcher Staat keine wahre Liebe zu seinen Kindern, woraus sich erklärt, dass sein Zorn so schrecklich und gnadenlos sein kann. Wer den Staat als seinen Versorger akzeptiert hat, ja als seinen idealen Vater sieht, der möchte niemals in seine Ungnade fallen, sondern sich im Gegenteil lieb Kind machen. Dafür kann man dann auch mal seine Mitbrüder und Mitschwestern verpetzen, denn wo keine Liebe vom elterlichen Versorger kommt, da kann man auch keine Liebe zu seinen Geschwistern erwarten.
So zieht der therapeutische Staat wieder einmal eine Generation von Denunzianten heran, die aus Mangel an Liebe und Vertrauen zum Nächsten, sowie aus einer Furcht und Abhängigkeit von einem übermächtigen Versorgungsstaat, lieber selbst denunzieren, anstatt denunziert zu werden. Wir erleben diesen Prozess soeben mit eigenen Augen.
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Denunziantentum und Zerrüttung familiärer Verhältnisse – das sind starke Worte, Herr Boos! Ich selbst war eben bei meinen Eltern, schön gegessen und Stück Torte eingefahren (sehr lecker), aber die hatten noch Heizung an und auf dem Klo brannte unnötig Licht, vermutlich der Rest Atomstrom. Das habe ich dann selbstredend umgehend den Sicherheitsbehörden gemeldet, und während des Heimwegs kamen mir schon die Einsatzkräfte entgegen, mit Martinshorn und Wasserwerfer. Vaterns und Mutterns Rollatoren wurden hoffentlich mit Parkkrallen gesichert, die Gehstöcke in Asservatenkammer verbracht, Waffengefahr!, und ich bekomme bald Einladung ins Schloß Bellevue, Bundesverdienstkreuzverleihung. Hoffentlich gibt es dort was Ordentliches zu essen, Muttern… Mehr
Ich hoffe, Sie konnten vorher wenigstens noch die Dosenvorräte und das Armbrustmagazin Ihrer Eltern retten 🙂 Aber mit dem Verhalten Ihrer Ehefrau greifen Sie einen wichtigen Aspekt auf – Wahrscheinlich werden die „Meldeportale“ bald mit Links zu Partnerbörsen für Personen mit antisozialer Persönlichkeitsstörung nachgerüstet 🙂
Als ich Ende der 1980er-Jahre herum als junger Mann in der Verwaltung anfing, hatte ich immer wieder Denunziantenschreiben zu bearbeiten. Meine Vorgesetzte brachten mir damals bei, wie damit umzugehen ist: Ab in die Rundablage P. Begründung: So etwas wollen sie niemals wieder erleben, dass sich Verwaltungshandeln darauf gründe. Sie haben es nun nicht mehr erlebt: Sie sind alle tot. Ihr guter Geist offenbar auch.
Der größte Lump im ganzen Land, dass ist und bleibt der Denunziant ! Tradition ist eben Tradition! Und so folgen wir dem Wahnsinn von Gestapo, Stasi u.s.w. Natürlich alles wieder zu unserem besten. Aber Ich liebe Euch doch alle, alle Menschen, ich setzte mich doch dafür ein !!! Verzeiht mir wenn ich da einen Fehler gemacht haben sollte……… und flog aus dem Fenster!!!!
Was noch fehlt:
Meldestelle für Kritiker der Meldestellen.
Ich hatte das schon vor wenigen Wochen in einem anderen Zusammenhang als Beispiel angebracht und es als Öffnung von Pandorras Büchse bezeichnet: Bereits bei Einführung des Rauchverbotes stellte die Stadt Köln ein Denunziantenformular online mit dessen Hilfe man Lokale anschwärzen sollte in denen noch gefluppt wurde. Schauen wir uns heute, 10 bis 15 Jahre später, die totalitäre Übergriffigkeit der Politik an, mit all ihren Eingriffen ins Privatleben, mit der Entziehung von Freiheits- und Grundrechten (Corona lässt grüßen) und eben der Aufwiegelung zum Denunziantentum scheint es sich um einen ersten (gelungenen) Test für zukünftige Vorhaben gehandelt zu haben. Und mit dem… Mehr
Ich bin als Bürger auch schon einmal “ mitgenommen “ worden, morgens um vier, von der DDR- Volkspolizei. Wegen des Verdachts einer geplanten “ Republikflucht“. Man sei “ Hinweisen “ nachgegangen. Dabei gab es noch gar keine “ Meldeportale“. Pfui Deibel!
Aufschlussreicher und stimmiger Beitrag! Es wird ja immer gerne, von Politik und Medien, an den Ursachen vorbeigeredet. Sie werden zumeist von diesen und ihren „Experten“ regelrecht „zerquatscht“ oder gar nicht erst erwähnt! Das betrifft oftmals Themen, die gravierende Auswirkungen auf die menschliche Gesellschaft haben. Grundsätzlich wird an den Auswirkungen herumgezerrt, herumgedeutelt, Besserung oder Veränderung angekündigt, sogar provoziert oder herbeigeredet und schließlich verläuft alles wieder im Sand – bis zum nächsten Vorfall, Eklat, Unglück, Krieg, Amokläufe etc.. Meines Erachtens ist das gewollte Öffentlichkeitspolitik! Ansonsten würden die Ursachen ermittelt, schonungslos, ohne Ansehe der Verursacher, aufgeklärt, geahndet und beseitigt werden. Was aber nicht… Mehr
„Das freiwillige Anschwärzen von Mitbürgern galt mit gutem Recht lange Zeit als eine Erscheinung totalitärer Systeme. Doch in letzter Zeit wird es in Deutschland wieder salonfähig gemacht.“ [Zitat Ende] Daraus folgt zwingend der Schluss, dass Deutschland vom demokratischen Rechtsstaat zunehmend zu einem totalitären System umgebaut wird. Das Hinterhältige daran ist, dass die Aktivitäten hinter NGOs versteckt werden, die der Staat unter dem fadenscheinigen Deckmantel „Kampf gegen rechts“ finanziert. Da dies ja nicht erst seit heute geschieht, darf man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass da eine Person, der man in einer Art allgemeiner geistiger Umnachtung das mächtigste Staatsamt über… Mehr
Kanabis wird legalisiert, weil es ja eine Bagatelle sei, welche die Justiz und Polizei unnötig überlastet.
Für das Denunziantentum werden zusätzlich Juristen und Polizisten eingestellt.
In BW hat die neue „Rächtsheldin“ Faeser zusätzliche 1000 Stellen gegen „Rächst“ geschaffen.
Es gibt halt wichtige Dinge in diesem Land, vor allem kranke Phantasien.
„Meldeheld“ – so etwas haben sich weder Na*zis, Orwell, noch DDR-Kommunisten ausdenken können! Sage noch einer, diese Republik habe die Fähigkeit originäre Leistungen zu erbringen verlernt.