Linke Politiker und Publizisten rufen nach härteren Maßnahmen, Schlagstöcken und Wasserwerfern. Der Nimbus der Linken als Verfechter von Versammlungsfreiheit, Emanzipation und Staatsskepsis scheint vergangen. Jetzt, selbst am Ruder, verteidigen sie das System, das sie einst bekämpften.
Sie ist kompliziert, die Beziehung der Linken zur Autorität. Das historisch-politische Narrativ der Bundesrepublik bestimmt seit Jahrzehnten die linke Kulturhegemonie. Spätestens mit der rot-grünen Koalition unter Kanzler Gerhard Schröder offenbarte sich, dass die Revoluzzer von 1968 nunmehr steuerten, was sie einst bekämpft hatten. An den Universitäten und in der Presse hatten sie es zuvor auf mal subtilere, mal offenere Weise geschafft, Geschichts- und Gesellschaftsbild maßgeblich zu beeinflussen.
Zu diesem Narrativ gehört die Verklärung der 1968er Proteste und der nachfolgenden 1970er im Gegensatz zum vermeintlich immer noch von Nationalsozialisten unterminierten Deutschland der direkten Nachkriegszeit. Fernsehsendungen suggerieren mittlerweile eine Kontinuität zwischen dem Dritten Reich und dem Adenauer-Staat, zumindest in moralischer Hinsicht. Erst 1968 habe die „wahre Befreiung“ gebracht. Die Träger der linken Gesellschaftsrevolution sind damit die eigentlichen Gründer des „Neuen Deutschlands“.
— Matthias Meisner (@MatthiasMeisner) January 5, 2022
Man muss diese Grundlagen verstehen, um die derzeitige Verwirrung über die plötzliche Liebe der Linken zu Polizei und Staatsgewalt richtig einzuordnen. „Links“, so will es das selbstgesponnene Narrativ, steht für Freiheit und Befreiung; für Demonstration und Widerstand; für kritisches Denken und Skepsis gegenüber der Obrigkeit; für Fortschritt und Emanzipation; und deswegen gegen Oppression und Staatsgewalt. „Links“ sieht sich als historisches Erbe der Aufklärung und hält daher die Menschenrechte hoch – ob 1968 oder während der Friedensbewegung.
Vom 68er-Revoluzzer zum spießigen Dorfgroßvater
Daraus erklärt sich auch der heimliche Groll gegen die „Friedliche Revolution“ in der DDR und gegen deren Protagonisten. Sie gründet nicht allein auf einer gewissen Sympathie des linken Milieus für den sozialistischen Staat oder der Aufteilung Deutschlands in mehrere Staaten als „Sühne“ für den Zweiten Weltkrieg. Revolution, Freiheit und Demokratie sind linke Monstranzen. Dass in der DDR nicht die Linken die Revolution anführten und diese Werte von ganz anderen Leuten verwendet wurden, hat das linke Spektrum den 1989ern nie verziehen. Die 1989er konnten im wahrsten Sinne nur „Reaktionäre“ sein, weil sie den Fortschritt zurückdrehten.
Die DDR ruft zudem in Erinnerung, dass Linke nicht genuin der Gewalt abgeneigt sind. Auch waren die 1968er Proteste alles andere als friedlich. „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ ist keine Floskel. Im Kampf gegen den absoluten Feind ist alles gewollt. Das kann, muss aber nicht der Staat sein. Mao, Che Guevara und Pol Pot waren nach bestimmten Definitionsrichtlinien zu einem Zeitpunkt „Freiheitskämpfer“. Ihr Ziel war aber nicht die Freiheit als solches, sondern das Abwerfen einer Herrschaft zugunsten einer anderen. Das Ziel der extremen Linken ist der Systemwechsel.
Plötzlich sind es demnach die Linken, die in der Art eines spießigen Dorfgroßvaters den Nachbarn verpfeifen, weil dieser unerlaubterweise Feuerwerkskörper für den Silvesterabend vorbereitet – so geschehen bei der Berliner Grünen-Abgeordneten Antje Kapek, die den bayerischen FDP-Vorsitzenden Martin Hagen bei einer solchen Aktion verpfiff. Ähnlich liegt der Fall bei der Bundestagsabgeordneten Saskia Weishaupt, die früher Hunde und Pfefferspray „generell“ auf Demonstrationen abschaffen wollte, im Angesicht der Corona-Demonstrationen nunmehr jedoch den Einsatz von Pfefferspray und Prügelstöcken begrüßte. Ungenannt sind dabei die vielen Stimmen in den sozialen Medien aus dem linken Spektrum, die nach Wasserwerfern verlangten und die Polizei nach Jahren des Hasses plötzlich als Freund und Helfer anerkennen.
Die Linke sieht das gegenwärtige Deutschland als ihr Geschöpf an
Staatstheoretisch wie geschichtsphilosophisch kann diese Entwicklung Hand in Hand gehen mit dem Niedergang der Demokratie hin zu Ochlokratie bzw. Pöbelherrschaft. Wenn die Demokratie verkommt und in die Anarchie abzudriften droht, ruft sie nach der starken Hand. Eine Auflösung des Staatszustandes, in dem nicht mehr die bewährten Rechte und „Checks&Balances“ gelten, muss am Ende durch einen leviathanischen Staat abgewickelt werden. Das kann durch eine gewalttätige Übernahme und Neuordnung wie historisch durch Augustus geschehen.
Die Liebe der Linken zur Staatsgewalt ist daher kein Widerspruch. Sie unterstreicht den Zustand des bundesrepublikanischen Staatswesens und tief liegende Ressentiments, wonach die eigene Ideologie über vermeintlichen Werten anzusiedeln ist. Seit dem Auftauchen der politischen Linken in der Französischen Revolution hat diese unter Beweis gestellt, dass sie mit demselben moralischen Anspruch, mit dem sie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit suggeriert, diese wieder davonfegen kann, wenn es der Ausmerzung vermeintlicher Freiheitsfeinde dient. Das Beispiel der nach Schlagstöcken und Wasserwerfern rufenden Linken gegen Corona-Demonstranten zeigt demnach nur eines: wie sehr die politische Linke das gegenwärtige Deutschland als ihr ureigenes Geschöpf betrachtet.
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Die Linken leben in der Illusion, es sei „ihr“ Deutschland. Tatsächlich sind sie nur die nützlichen Idioten der Hochfinanz. Denn was wir aktuell erleben, ist Umverteilung von Arbeit nach Vermögen, von unten nach oben. Politik für das reiche 1% ist alles Andere als „links“. Dabei werden linke Buzzwords propagandistisch zur moralischen Überhöhung einer Politik des hemmungslosen Neoliberalismus genutzt. Zum Beispiel „Solidarität“ mit illegalen Einwanderern bewirkt Inflation auf dem Wohnungsmarkt, bei Konsumpreisen und Preisdruck auf dem Arbeitsmarkt. Neoliberale Politik wird so als „links“ verkauft. Umwelt, Klima und Coronagedöns folgt demselben Muster. Es ist ein einziger Etikettenschwindel, der es den Linken erlaubt,… Mehr
Ja, Linke sollen durch Spaziergänge „vera…“ werden. Doch nur in einer Diktatur oder einer Staatsform in deren politischen Nähe kann das mit einem solchen Mittel auch tatsächlich gelingen.
Mich verwundert nur, warum jetzt viele verwundert sind, dass Linke den Prügelpolizisten zujubeln. Als hätte es die kommunistischen Polizeistaaten nie gegeben.
Linke kritisieren Institutionen nie prinzipiell, sondern nur so lange, bis sie die Oberhand (Beispiele: Unis, Medien, Gerichte) haben
genau.
ich warte schon, bis die Linken – offiziell – dem BKA und dem BfV für den glorreichen Kampf gg. Räääächts zujubeln.
insgeheim machen sie es – seit Haldenwang – sicher schon…..
Um DANN aber jederlei Kritik mit brutaler Macht zu unterbinden.
Es ist an Naivität nicht mehr zu überbieten zu glauben, die Linken “ LERNT die staatliche Autorität zu lieben“, sie ist bis zum EXZESS autoritär.
Es bestätigt sich immer mehr, warum Ich schon seit Jahrzehnten Rote-Linke und Grüne wie Schwefelwasserstoff im Wohnzimmer mag!!.
Jeder, der „diese“ politische Richtung wählt oder gewählt hat ist an seinem nun folgendem Elend selber Schuld.
Übrigens, Ich bin Altkonservativ, mit starker liberaler Gesinnung, also nicht Rechts, aber konservative werden ja heute gerne zu Rechts gezählt, wogegen Ich mich verwahre, konservativ hat nichts mit Rechts, Nazi oder AfD zu tun, sondern mit der Liebe zur Heimat, zu seinem Volk und mit der Liebe zu den Menschen.
Die Grünen mit ihrer nicht aufgearbeiteten Vergangenheit in puncto Pädophilie genieren sich nicht, wie Schlagstock-Saskia zeigt, ganz offen vom Griff in die Werkzeugkiste totalitärer Polizeistaaten zu träumen, um Bürger niederzuknüppeln, die ihr Recht auf Demonstration und freie Meinungsäußerung wahrnehmen.
Schlagstock-Saskia und Co…zum Fürchten.
Meine Oma sagte schon vor Jahrzehnten: Die Tröge bleiben, nur die Fresser ändern sich.
Allen linken Staaten ist war und wird immer gemein sein: Die Revolution frißt ihre Kinder.
LINKSGRÜN = ESTABLISHMENT! PEINLICH, PEINLICH, PEINLICH! Tja, der revolutionäre Elan auf Seiten von links(-grün) war gestern, vorgestern, vorvorgestern (68). Da gefielen sie sich in der feschen Pose der Revoluzzer, die die verschnarchte Bourgeoisie attackierten. Und heute? Da sind sie selber die Bourgeoisie, linksgrüne Schickeria, nur sehr viel verschnarchter, widersprüchlicher verfilzter und vor allem lächerlicher, als jene Bürgerlichkeit, die von den 68-ern attackiert wurde. Sprüche wie „wer zweimal mit derselben pennt gehört schon zum Establishment“ würden von den linksgrünen Feminanzen und Genderterroristinnen heutzutage als kriminell sexistisch eingestuft. Hat sich was von wegen fesch. Der linke „Tiger“ (in Wirklichkeit immer schon eher… Mehr
Die Linke war immer nur solange Vertreter der Versammlungsfreiheit und Staatsskepsis, solange der freiheitlich-liberaldemokratische Staat existierte. Denn Versammlungsfreiheit wurde von denen immer nur genutzt um das kapitalistische System zu bekämpfen. Atomkraft war das Symbol für dieses System und das Symbol musste vernichtet werden. Ein System, welches dazu US-Amerikanisch geprägt war, welches Reichtum ermöglicht hat (das dieser zugleich Wohlstand für alle war, interessierte nie) und von der linken DDR als Nachfolge des Faschismus galt, um vom eigenen echten Faschismus abzulenken. Warum sind denn Scholz und Co damals sonst zu Honi gedackelt? Doch um ihre Unterstützung für die sozialistische Diktatur zu signalisieren!… Mehr
Die neuen Faschisten kommen als Antifaschisten daher.
Von 18 Millionen Leistungsträgern holt die Politik das Geld und verteilt es dann nach eigenem Gutdünken, zuerst an sich, dann an die Propagandamaschinerie mit Hinblick auf potentielle Wähler und dann an ideologische Projekte und den Rest der Welt. Das macht man so lange, wie noch etwas da ist bzw. wie man sich noch weiter verschulden kann. Aber irgendwann ist Ende, und das Ende naht.
Und wenn wir dann am Ende dieser fatalen Politik sind und zusätzlich unsere Wirtschaft zugrunde gerichtet haben, nicht mehr genug Strom/Energie für selbige haben, dann werden sich die anderen EU-Länder von uns abwenden. Oder glaubt irgendjemand daran, dass sich die Italiener oder Griechen dankenswerterweise ihre von Deutschland erhaltenen Gelder über die EU an uns zurückgeben werden, oder Polen, dass uns eigentlich an der Grenze beschützt und dafür von unseren links-grünen Politikern auch noch geschmäht wird.
Herr Gallina irrt meines Erachtens, wenn er von einem Wandel der Linken hin zur Liebe staatlicher Autorität schreibt.
Bis auf wenige Ausnahmen sind praktisch alle Link(sgrün)en durch und durch autoritär und staatsgläubig. Letztlich sind und bleiben sie immer Sozialisten. Und solche halten nichts von (wahrer) Demokratie sowie Selbstbestimmung und -verantwortung. Sie mussten ihre totalitäre Grundhaltung nur lange tarnen. Nun ist das nicht mehr nötig, sondern Totalitarismus en vogue, und sie zeigen jetzt gerne ihre echte Visage ….
Die Linken und die Grünen sind totalitär. Staatsgläubig sind sie unter der Voraussetzung, dass sie den Staat stellen. Gegen alle, die nicht die gleichen Vorstellungen vom Staat und der Gesellschaft haben wie sie, setzen sie dann alle möglichen Waffen ein. Das fängt mit der Umwandlung der Sprache an ( Gendern), geht dann weiter mit Beschimpfungen ( Nazi, Faschist, Rassist, Coronaidiot ) , anschließend folgt die Forderung nach Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken gegen Andersdenkende. Was wird dann noch kommen? Umerziehungslager usw.