Karl Lauterbach (SPD) möchte das Gewinnstreben aus dem Gesundheitswesen nehmen. Doch das Geschäft wird für private Investoren immer interessanter. Experten warnen vor einer „Heuschrecken-Plage“.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) arbeitet an einer Reform der Krankenhäuser. Diese solle einer „Revolution“ gleichkommen. Oberstes Ziel des Ministers ist es laut Selbstauskunft, das Gewinnstreben in Kliniken zu beenden. Nun hat ihn der Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger (CSU) auf ein Einfalltor hingewiesen: Private Investoren könnten sich in Krankenhäuser einkaufen, um „Medizinische Versorgungszentren“ zu gründen – eine „Heuschrecken-Plage“ sei dann möglich.
Im Bereich Zahnmedizin ist die Zahl der Versorgungszentren seit 2015 von 11 auf 207 gestiegen. Die Zahlen stammen aus einem Gutachten, das Lauterbachs Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben hat. Demnach ist der Anteil solcher Investoren-Praxen noch relativ gering: „Gemessen an der Anzahl der Versorgungseinheiten wird der Anteil der investorenbetriebenen Zahnarzt-MVZ an allen Zahnarztpraxen auf 0,5 Prozent geschätzt“, heißt es in einer Zusammenfassung für die Länder. Doch das „geschätzt“ lässt darauf schließen, dass es dem Ministerium an exakten Zahlen mangelt.
Pilsinger wollte nun von Lauterbach wissen, was die Bundesregierung tut, um eine mögliche „Heuschrecken-Plage“ im Gesundheitswesen zu verändern. Die Antwort zeigt: Das Problem ist dem Ministerium durchaus bewusst. Die Zuwächse seien überdurchschnittlich groß, vor allem in den Städten. Die sind für die Investoren lukrativer. Die Konferenz der Gesundheitsminister habe bereits beschlossen, privaten Investoren den Zugang weiter erschweren zu wollen. Das müsse der Staat aber über das Berufsrecht angehen – und dafür sieht Lauterbachs Ministerium die Länder als zuständig an. Die Pflicht, das Versorgungszentren von einem Arzt geführt werden, solle gestärkt und Missbrauch erschwert werden.
Aber Pilsinger warnt: „Wenn irgendwelche dubiosen Finanzhaie aus dem Ausland dahinterstecken, denen vor allem daran gelegen ist, möglichst viel Geld aus dem deutschen Gesundheitssystem zu saugen, dann müssen wir dem ein klares Stoppschild entgegenstellen.“ Trotz der Antwort aus dem Gesundheitsministerium vermutet Pilsinger, das Problem sei bei dem Chef des Hauses noch nicht angekommen. Das sei gefährlich: „Wir müssen eine Heuschrecken-Plage dringend abwenden, um weiterhin die bestmögliche Qualität unserer ärztlichen Versorgung zu garantieren.“
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Geldanleger streuen ihr Risiko. Das Gesundheitswesen ist etwas, das jeder benötigt und damit eine sichere Geldanlage. Je schlechte die Versorgungslage ist, desto besser sind die Häuser ausgelastet, die noch übrig sind. Ausserdem sind die Gesundheitsdaten der Patienten natürlich auch sehr interessant. Das Krankenhaus ist natürlich nur ein Glied in der Kette wie Pharma, Pflege, Nahrungsmittel (stark verarbeitet, viele Zusatzstoffe)
Man beachte: nicht der tote Mensch und auch nicht der gesunde Mensch sind interessant, sondern der chronisch Kranke.
Diese Industrie macht sich ihre Patienten selbst.
Von welcher bestmöglichen Versorgung, die weiterhin gewährleistet werden soll, redet Ihr denn?
Von reihenweise Krankenhausschließungen der letzten Jahre? Von Kindern, die keinen Krankenhausplatz mehr bekommen? Vom Mangel an Pflegepersonal oder Ärzten? Oder Medikamentennotstand?
Oder Krankenkassen, die sich Glaspaläste und Hochglanzbroschüren leisten, dafür aber stetig die Leistungen für Ihre Mitglieder kürzen und trotzdem in den roten Zahlen landen?
Ich bin verwirrt. Naja, im Mangel ist die bestmögliche Versorgung eben immer nur die Spitze des Elends.
Mit der Einführung der MVZ war es möglich geworden, den Arzt als Anforderer labormedizinischer Leistungen und den Labormediziner als Leistungserbringer unter ein (geschäftliches) Dach zu bekommen und somit das strafrechtbewehrte Kick back Verfahren (der nicht budgetierte Labormediziner begünstigt den zuweisenden budgetierten Arzt je nach Anzahl der zugewiesenen Aufträge) zu umgehen: der überweisende Arzt im MVZ konnte unbegrenzt Laborleistungen anfordern, (auch ohne medizinische Indikation, Privatversicherte können ein Lied davon singen), ohne direkt davon zu profitieren, die das Labor im Hause dann erbrachte und abrechnete und somit den Gewinn des gesamten MVZ steigerte, die Leitung des MVZ konnte nun ihre Ärzte über… Mehr
Der Herr Professor IST eben zuvoerderst Gesundheits-OEKONOM!
Trotz der Antwort aus dem Gesundheitsministerium vermutet Pilsinger, das Problem sei bei dem Chef des Hauses noch nicht angekommen?…“Wir müssen eine Heuschrecken-Plage dringend abwenden, um weiterhin die bestmögliche Qualität unserer ärztlichen Versorgung zu garantieren.“? Der Chef des Hauses hat mit seinem bisherigen Handeln als Gesundheitsminister nicht gezeigt, wie man das Gesundheitswesen mit notwendigen Personal- und Sachmitteln ausstatten kann. Das kann mit der angekündigten Revolution nur noch schlimmer werden. Und zu behaupten, es gelte, das Gewinnstreben der Kliniken zu beenden, ist eine Unverschämtheit. Und dann sollen auch noch die Länder zuständig sein? Der Bund hat es unterlassen, Qualität und die Wirtschaftlichkeit… Mehr
Das ist ja wohl ein schlechter Witz! Noch nie hat ein Minister den Pharmakonzernen (ganz oben dabei: BionTech und Pfizer) unter Ausschaltung des freien Marktes (funktionierender Wettbewerb, freie Konsumentenentscheidung) und Androhung von Zwangskonsum (genannt: Impfpflicht) den Pharmakonzernen solch dicke Milliardengewinne beschert wie Lauterbach.
Ist das nun die vollendete Wirrnis bei Lauterbach? Oder will er mit dieser Abstrusität böse Gedanken in der Gesellschaft vernebeln? Denn dieses Pharma-Lobbyisten-Verhalten von Lauterbach ist m.E. nicht mehr ohne Korruption zu erklären. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages oder der Staatsanwalt müssen hier unbedingt Klarheit schaffen.
die Heuschrecken sind schon da.
Zahnfabriken.
Clevere Gründer mit oft wenig Bezug zum Fachgebiet stellen vorwiegend work-live-Balancierer:Innen in Teilzeit ein, die verdienen sogar gutes Geld, stehen aber stark unter Druck „Zahlen zu bringen“. Einzelheiten dazu erspare ich mir.
Herr Lauterbach, bitte nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihrer Kollegin Lamprecht und gehen Sie, ich kann Sie nicht mehr sehen! Und nehmen Sie unbedingt Frau Faeser mit!
Lieber ein MVZ als eine Lauterbach-Klinik der 3.Kategorie.
Ich (GKV) bin schon jetzt Kunde in verschiedenen MVZ, von Zahnarzt über Hausarzt bis zu Fachärzten. Und ich habe gleichwohl immer nur meinen Arzt (oder dessen Vertreter) dort als Ansprechpartner. Ob Ärzte oder ob Investoren das MVZ organisiert haben, das ist mir dabei echt egal.
Das Getöne vom Finanzhai stammt gerade von denen, die dafür sorgen müssten, dass die Vorgaben so sauber gemacht werden, dass der Finanzhai nicht zum Zuge kommt.