„Klimafreundliches“ Streugut zerstört Fahrradreifen

Viele Fahrradfahrer sind genervt: Ihre Reifen sind im Winter ständig platt. Das liegt an „klimafreundlichen“ Alternativen zum Streusalz. Die „Klimaschutz“-Agenda schießt sich immer mehr Eigentore.

IMAGO

Viele Radfahrer sind genervt: Im Winter haben sie ständig platte Reifen. Das liegt an dem Material, das gegen Glätte auf die Straßen gestreut wird. Denn in vielen Gemeinden ist es mittlerweile verboten, Streusalze gegen Eis und Schnee zu nutzen. Denn die seien nicht „klimafreundlich“, meint das Umweltbundesamt. Stattdessen sollen die Städte Alternativen verwenden, wie Splitt, Granulat oder körnigen Sand. Diese Materialien haben aber einen großen Nachteil für Radfahrer: Sie machen die Reifen kaputt. Dabei betont das Umweltbundesamt normalerweise, wie wichtig es für die Umwelt und das Klima sei, dass möglichst viele mit dem Fahrrad fahren.

Werkstätten für Fahrräder haben in den Wintermonaten entsprechend viel zu tun: Sie wechseln praktisch den ganzen Tag lang Reifen. Der Inhaber einer Werkstatt in Lübeck scherzt im Gespräch mit TE, er habe einen Deal mit den Lübecker Stadtwerken: Die streuen möglichst viele spitze Steinchen auf die Straßen, sodass sein Geschäft angekurbelt wird. Er geht davon aus, in den nächsten zwei Monaten fast ausschließlich Fahrradreifen auszuwechseln, die wegen des Streuguts den Geist aufgeben.

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Das liege an der Konsistenz des Streuguts: Es habe durch seine dreieckige, spitze Form eine starke „Durchstechfestigkeit“, sagt der Fahrradmonteur. So bohren sich die einzelnen Teile des Streuguts leicht durch den Mantel und den Schlauch, wodurch der Reifen platt wird. Dann muss er repariert oder gewechselt werden. Solch ein Reifenwechsel kostet in der Regel knapp 30 Euro. Greift eine Werkstatt auf robustere und widerstandsfähigere Reifen zurück, wird es für einen Radfahrer noch teurer. Dabei gibt es dem Lübecker Monteur nach nicht einmal für die besten Reifen auf dem Markt eine Garantie, nicht durch das Streugut kaputtzugehen: Sie werden nur etwas seltener platt. Somit wird Fahrradfahren im Winter, neben den kalten Temperaturen, noch unattraktiver.

Auch für die Umwelt sind kaputte Reifen nicht sehr attraktiv: Denn alte Fahrradreifen werden in Deutschland zum großen Teil als Restmüll entsorgt, verbrannt und als Asche deponiert, wie das Magazin „Ingenieur“ schreibt. Einige Unternehmen wie „Schwalbe“ recyceln zwar alte Reifen, aber nur zu einem kleinen Teil: 2022 hat „Schwalbe“ weltweit 1,8 Millionen Reifen recycelt. Aber allein in Deutschland gab es im vergangenen Jahr 82,8 Millionen Fahrräder, wie Statista berichtet. Entsprechend heißt es für die meisten Fahrradreifen in Deutschland: Sie werden verbrannt. Da sie aus Gummi und anderen Beimischungen bestehen, entstehen dabei giftige Gase wie Schwefeldioxid.

Das zeigt mal wieder, dass sich die Regierung mit ihren „Klimaschutz“-Projekten selbst im Weg steht: Sie wollen, dass mehr Leute mit dem Fahrrad fahren und dafür das Auto stehenlassen. Zeitgleich verbieten immer mehr Gemeinden, dass Streusalz verwendet wird – eine einheitliche Regel auf Bundes- oder Länderebene gibt es allerdings noch nicht. Die „klimafreundlicheren“ Alternativen, die die Gemeinden stattdessen auf die Straßen streuen, zerstören die Reifen der Fahrräder – das eigentliche „Klimaschutz“-Mittel Nummer eins.

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Kommentare ( 124 )

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Mikmi
10 Monate her

In Schweden war gestern die kälteste Nacht, minus 43,6 C°, Stahl wird dadurch brüchig, Züge fahren nicht mehr und hier wird über platte Reifen gejammert.
Wenn es regnet, werden Fahrradfahrer nass und ein Fahrrad hat keine Knautschzone!

Albert Pflueger
10 Monate her

Streusalz ist für die Fahrräder weit schlimmer, viele Aluminiumteile korrodieren, Ketten rosten, lieber mal einen Platten reparieren, das ist schnell getan, die Reparatur ist überschaubar und 100% erfolgreich. Die Splittsteinchen sind in der Tat problematisch. Es würde helfen, sie nach Ende der Glätteperiode zügig aufzufegen. Wenn frischer Schnee darauf fällt und festgefahren wird, nutzen sie ohnehin nichts. Und vor allem kann ich nur empfehlen, bei Glätte auf das Radeln zu verzichten. Die Wahrscheinlichkeit, zu stürzen, ist sehr stark erhöht.

Ohanse
10 Monate her
Antworten an  Albert Pflueger

Der Schutz der Radfahrenden muss durch die Gesetzgebenden deutlich verbessert werden. Integralhelmpflicht ist die dringendste Maßnahme, natürlich in Verbindung mit Coronamaske und Warnleuchte auf dem Helm. Dann sind Stützräder unerläßlich, für den Anfang vorläufig nur am Hinterrad. Die Luftbereifungen auf den Rädern müssen durch Vollgummireifen ersetzt werden. Ganz wichtig: Wegen des erhöhten Radfahreranteils im Straßenverkehr muss es Geschwindigkeitsbegrenzungen geben. Und last but not least: Eine Straßenbenutzungsgebühr muss her, vergleichbar der Kfz-Steuer. Bemessen kann man diese Abgabe nach dem Reifenumfang der Velozipede, E-Fahrräder werden mit einem Zuschlag für die Akkuleistung veranschlagt. Moment, ich habe die TÜV-Prüfung vergessen – die muss natürlich… Mehr

Alrik
10 Monate her
Antworten an  Albert Pflueger

Streusalz ist auch für Autos korrosiv. Je nach Beimischung sogar stärker als erwartet. In Russland wurde z.B. Kaliumhexacyanoferrat beigemischt damit das Salz keine Klumpen bildet. Das Zeug ist ein Komplexbildner und sorgt dafür das manche Metalle deutlich einfacher aufgelöst werden als erwartet.
In Russland hat das vor allem Verchromte Oberflächen geschädigt das das darunter liegende Nickel & Kupfer angegriffen wurden und beim Putzen die Chromschicht abgebröselt ist.

HGV
10 Monate her

Fahrradfahren im Winter bei Eis und Schnee ist grundsätzlich der Idealzustand für alternative Fortbewegungsmittel. Für den ÖPNV gilt das gleichermaßen, weil alle vier Jahreszeiten so seine Probleme machen. Grundlegende Erfahrungen im Schnee habe ich in meiner Jugend gemacht und bin auf Eisplatten ausgerutscht, wohlgemerkt zu Zeiten als mit Salz gestreut wurde. Ich mag gar nicht daran denken, wie ich bei Splitt oder Granulat ausgesehen hätte. Und wer heute nicht gerade mit einer alten Gurke durch die Winterlandschaft kurvt, kann Salz oder Salz Granulat Gemisch nach dem Winter von seinem Rad entfernen und ein bisschen Fett schadet auch nichts. Fahrräder neuerer… Mehr

Charivari
10 Monate her

Da muss ich widersprechen! Nichts zerstört die Teile eines Fahrrads so gründlich wie Streusalz. Der Alptraum jeden Radlers. Erstens kann man bei zuviel Schnee sowieso nicht mehr Fahrrad fahren, weil es zu mühsam und gefährlich ist. Zweitens ist es billiger, robuste Reifen, ggf. mit Spikes, zu kaufen, als sämtliche Komponenten wegen Salz auszutauschen. Ich bin Radlerin und spreche aus langer Erfahrung.

Hans Wurst
10 Monate her

In der DDR wurde häufig mit Asche gestreut. War billig und reichlich verfügbar. Und ein reines Naturprodukt. Vielleicht etwas dreckig, aber nix im Vergleich zu den Tschechen, die haben nämlich mit Kohlenstaub gestreut. Und an der Grenze wartete schon unser Freund und Helfer und verteilt Knöllchen wegen verdreckter Kennzeichen.

Vati5672
10 Monate her

Keine Werbung – Jahrzehnte Erfahrung: Die cleveren womöglich nicht völlig als Handwerker / Schrauber versagenden Winterfahrer montieren im Spätherbst Antip*att von Pannen*uchs. Grob formuliert sind es Kunststoffstreifen die zw. Schlauch und Reifen montiert werden. Bisschen fummelig, ich nehme, sehr dünn, manchmal Holzleim als Montagehilfe. Gibt es in verschieden Breiten, auch für 26 Zoll. Kürzbar. Kostet ca. 14 – 20 €. Kann immer wieder neu montiert werden. Bei „pannensicheren“ Reifen wird der Pannenschutz immer mit weg geworfen. Ap. wirkt nicht absolut, ich habe iwo. ein Foto wo ein Dachnagel meinen MTB Reifen und Ap. perforiert hat ( war ich wütend….heute lache… Mehr

November Man
10 Monate her

Das Klima kann man nicht schützen. Niemand, weder die Grünen noch Gemeinden mit dreieckigem Streumaterial. Alles nur blanker Unfug.

Deutscher
10 Monate her

„Diese Materialien haben aber einen großen Nachteil für Radfahrer: Sie machen die Reifen kaputt. Dabei betont das Umweltbundesamt normalerweise, wie wichtig es für die Umwelt und das Klima sei, dass möglichst viele mit dem Fahrrad fahren.“ Naja: Das eine schließt ja das andere nicht aus! Ist halt bissel umständlicher, aber hallo, bitte! Ist ja schließlich für´s Klima und jeder gesparte Zentner Streusalz wird sicher dafür sorgen, dass alle Million Jahre ein Mensch weniger den Hitzetod sterben muß! „Werkstätten für Fahrräder haben in den Wintermonaten entsprechend viel zu tun: Sie wechseln praktisch den ganzen Tag lang Reifen.“ Typisch! Nicht mal fähig,… Mehr

Apfelmann
10 Monate her

Das man kein Salz mehr streut ist ja nun hinreichend bekannt. Bei uns wird seit Jahren feinkörige Kieselstreu genommen. Hab noch nie etwas von zerstochenen Reifen gehört.

Vati5672
10 Monate her
Antworten an  Apfelmann

Dann lesen Sie es jetzt.

Manch Kies hat (hier) obsidiandolchförmige Kleinstklingen.
Wenn Sie / man im ausgehenden Winter Rennradkm. fahren
erwischt es sie. So gut wie jedes Jahr, obwohl ich nicht viel
fuhr. Mit „Glück“ 2-4 x.

Maja Schneider
10 Monate her

Oh je, wie ausgesprochen dumm, wenn der folgsame Bürger oder die Bürgerin mit Lastenfahrrad, Großeinkauf im Supermarkt und dem Kind im Sicherheitskorb mit kaputten Reifen den Weg nach Hause gar nicht mehr schafft, das wäre aber jetzt wirklich ärgerlich! Was tut man nicht alles, um Klima und Welt zu retten?

Deutscher
10 Monate her
Antworten an  Maja Schneider

Macht man halt mal Vollgummi drauf. Holpert zwar ein bissel, aber macht ja nix: Weil vegane Milchalternativen kommen dann trotzdem nicht als Butter zu Hause an.