Abschlussbericht Kentler: Abgründe von amtlich geduldeter, ja geförderter Pädokriminalität

Über 30 Jahre lang vermittelte der "Pädagoge" Helmut Kentler Kinder an Pädokriminelle. In einem neuen Bericht über "Kentlers Wirken in der Berliner Kinder- und Jugendhilfe", einem Abschlussbericht der Universität Hildesheim, wird deutlich, dass das Missbrauchnetzwerk deutschlandweit agierte und deutlich größer war als bisher bekannt.

Screenprint: Uni Hildesheim

Es ist grauenhaft, was neue Studien über das pädokriminelle, drei Jahrzehnte währende „Wirken“ des damals überaus geschätzten Pädagogikprofessors Helmut Kentler und über seine Netzwerke zu Tage förderten. Inzwischen gibt es drei Forschungsberichte, die auch die Verstrickungen des Berliner Landesjugendamtes in die Duldung, Unterstützung, Ermöglichung von sexualisierter Gewalt untersuchten. Es seien „unsägliche Experimente“ gewesen, sagte Berlins Jugendsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) soeben bei der Vorstellung des Abschlussberichtes der Universität Hildesheim. Titel: „ERGEBNISBERICHT – Helmut Kentlers Wirken in der Berliner Kinder- und Jugendhilfe – Aufarbeitung der organisationalen Verfahren und Verantwortung des Berliner Landesjugendamtes“.

Zurecht beginnt dieser 107 Seiten starke Bericht der Universität Hildesheim denn auch mit einer Vorwarnung: „Bitte um Achtsamkeit: In dem folgenden Ergebnisbericht werden sexualisierte Gewalthandlungen und deren Folgen für betroffene Personen geschildert, die belastend und retraumatisierend sein können.“

Neuer Dokumentarfilm
„KentlerGate“ zeigt die Abgründe der Berliner Sexualpädagogik
Haupttäter und pädokriminelle „Zentrale“ Helmut Kentler (1928 – 2008) galt vielen als der Experte für Sexualaufklärung und Reformpädagogik. Von 1969 bis 1974 war er Abteilungsdirektor am „Pädagogischen Zentrum Berlin“ (eine der Vorgängerorganisationen des heutigen Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg). Kentler trat für die sexuelle Befreiung ein – auch für Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern. Anfang der 1970er Jahre gewann er sogar das Landesjugendamt West-Berlin für sein „Projekt“: Jungen vom Straßenstrich am Bahnhof Zoo sollten in die Obhut von pädokriminellen Pflegevätern gegeben werden. Aber damit endete Kentlers „Experiment“ nicht: Gezielt haben Männer Jungen aus Berliner Heimen privat in Pflege genommen, gezielt wurden Jungen in Wohngemeinschaften untergebracht – auch in der lange Zeit hochgerühmten, 2015 geschlossenen Odenwaldschule (siehe unten).

Kentlers Kernthese war: Nur Pädophile könnten schwer erziehbare Kinder lieben. Kentler sagte einmal: „Mir war klar, dass die drei Männer vor allem darum so viel für ‚ihren‘ Jungen taten, weil sie mit ihm ein sexuelles Verhältnis hatten.“ Kentler selbst fungierte dabei als Supervisor, Gutachter und Begleiter der Pflegestellen. Das „Kentler-Experiment“ erfolgte möglicherweise mit Kenntnis oder sogar Billigung der West-Berliner Verwaltung oder jedenfalls einzelner Mitarbeiter derselben. Bis in die 1990er-Jahre lehrte Kentler an der Universität Hannover, schrieb Gutachten in Missbrauchsfällen – zugunsten der Angeklagten.

Die Odenwaldschule

Der aktuelle Abschlussbericht nennt auch Namen: Zum Beispiel den Namen Gerold Becker (1928 – 2008). Dieser war von 1972 bis 1985 Leiter der im Jahr 2015 geschlossenen, zuvor als reformpädagogisch hochgerühmten Odenwaldschule, dort verantwortlich für regelmäßige Pädosexualität und langjähriger Lebenspartner des ebenfalls hochgerühmten Pädagogikprofessors Hartmut von Hentig (*1925). Weitere Namen: Prof. Hellmut Becker (1913 – 1993) förderte – nicht mit ihm verwandt – Gerold Becker und Hartmut vom Hentig; Hellmut Becker selbst war Mitarbeiter von Ernst von Weizsäcker, von 1938 bis 1943 Staatssekretär im Auswärtigen Amt und Vater des späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, dessen Sohn Andreas wiederum war Schüler der Odenwaldschule.

Zu den „prominenten“ Schülern dort gehörte der „Grüne“ Daniel Cohn-Bendit (1945). Dass der „rote Dani“ dort geprägt worden sein könnte, ist möglich. Jedenfalls schrieb er 1975 über seine Erfahrungen als Erzieher in einem Kindergarten in Frankfurt/M. in seinem Buch „Der große Basar“: „Mein ständiger Flirt mit den Kindern nahm erotische Züge an. Es ist mir mehrmals passiert, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln.“ Den Hannah-Arendt-Preis (2001) und den Theodor-Heuss-Preis (2013) bekam er gleichwohl.

Kentler passte in die „progressive“, grüne Zeit

Zurück zu Kentler: Kentler war kein Einzeltäter. Von den 1960er Jahren bis in die 2000er Jahre existierte bundesweit ein Netzwerk angesehener Reformpädagogen, Jugendamtsmitarbeiter, Sozialarbeiter. Es war dies in den 1980er Jahren überhaupt eine Zeit, in der Kinder im Zuge der Ideologie der „sexuellen Befreiung“ massenhaft zum Opfer/Objekt progressiver Politik wurden. Die Dimensionen damals kommen den Dimensionen der beiden Kirchen sehr nahe. Die Grünen hatten 1980 die Legalisierung von Sex mit Kindern in ihrem Grundsatzprogramm gefordert; erst 1993 hoben sie diese Forderung auf. Und erst Ende 2013 bekannten sie sich anlässlich einer umfassenden Studie des Göttinger Politologen Franz Walter zu ihrer höchst unrühmlichen pädosexuellen Vergangenheit.

Der pädophile Komplex
Die Auswertung von Akten des Berliner Jugendamtes ergibt, dass Kentler und Co. sich immer an die gleichen Mitarbeiter gewandt haben, um Jungen zu vermitteln. „Es gab starke Signale, dass bei den Pflegestellen etwas nicht stimmt. Dem wurde nicht nachgegangen“, schreibt Julia Schröder von der Universität Hildesheim. Die Autorinnen des Hildesheimer Berichts sprechen von einem machtvollen Zusammenwirken von Wissenschaft, Fachexperten und Behörden.

Wie viele Betroffene es gab, ist bis heute unbekannt. Ins Rollen brachten das Verfahren zwei Männer, die als Sechsjährige als Pflegekinder zu einem Pädokriminellen kamen. Inzwischen haben sich weitere Betroffene gemeldet und so einen Beitrag für die Aufarbeitung dieses Kapitels geleistet. Den Wissenschaftlerinnen ist es wichtig, dass das nicht das Ende ist, auch wenn das Land Berlin keine weitere Förderung in Aussicht stellt.

Immerhin, Berlins Jugendsenatorin will auf der Familienministerkonferenz für eine bundesweite Aufarbeitung des „Kentler-Experiments“ werben, da jetzt eindeutig belegt ist, dass der Fokus auf Berlin viel zu klein war. Der aktuelle Bericht nennt neben Berlin und Göttingen auch Tübingen, Lüneburg und Hannover. Bis über eine Fortsetzung der Recherchen entschieden ist, wird die Forschergruppe allein weitermachen. Sie hofft, dass weitere Betroffene sich bei ihnen melden.

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Kommentare ( 13 )

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Walter Eiden
8 Monate her

Hat nicht gerade die deutsche Regierung das Strafmaß für Besitz und Verbreitung von Kinderpornographie zu Gunsten der Täter entschärft? Werden die Kinder aktuell nicht sogar schon im Vorschulalter „Frühsexualisiert“? Und Ähnliches geschieht nicht nur in Deutschland sondern auf der ganzen (mehrheitlich westlichen) Welt. Was ist mit Epstein und seinen Unmengen an prominenten „Kunden“? Was ist mit Pizza-Gate? Mit den verstörenden „Kunstgemälden“ auf denen (halb)nackte Kinder gefesselte Kinder abgebildet sind und die das Heim so manchen VIPs zieren? Was mit den Millionen von Kindern jährlich die plötzlich verschwinden und in den allermeisten Fällen nicht mehr auftauchen? So löblich und wichtig die… Mehr

HavemannmitMerkelBesuch
8 Monate her

Die Autorinnen des Hildesheimer Berichts sprechen von einem machtvollen Zusammenwirken von Wissenschaft, Fachexperten und Behörden.

…das klingt ja fast wie…
wo genau gab es das in jüngerer zeit bereits..ich überlege

schmittgen
8 Monate her

Ist es eigentlich schon „staatsdelegitimierend“ wenn man Grünen an ihren Werbeständen demnächst Worte wie „pädophile Kriegstreiben“ an den Kopf wirft?, Herr HaldenBang?
Frage für einen Freund.

Peter Pascht
8 Monate her

Die Taten sollen verjährt sein? Das ist juistischer Schmarn. Es gibt Umstände die eine Vejährungsfrist hemmen, Unterbrechen und Umstände die ein Verjährungsfrist erst gar nicht beginnen lassen, dann wenn die Ermittlungen und Beweisbeschaffung durch Beweisverdunkelung gehemmt werden, wie dies hier der Fall ist. Solange die Tatursachen nicht beseitigt sind und insofern weitere Taten möglich sind, beginnt die Verjährung erst gar nicht. Die Verjährung ist bei einer schriftlichen Anordnung oder Entscheidung, die in diesen Fällen ergangen sind, in dem Zeitpunkt unterbrochen, in dem die Anordnung oder Entscheidung abgefasst wird. Betroffene haben nach aktuellem Strafrecht generell bis zur Vollendung des 30. Lebensjahres… Mehr

Kampfkater1969
8 Monate her

Ich weiß, was Pädophilie ist, aber ich verstehe es nicht.
Kindern fehlt die erotische Komponente, da sie nicht über die entsprechenden Sexualhormone verfügen. Also sind ihnen entsprechende Handlungen wesensfremd, sie können nichts damit anfangen.
Ergo ist eine pädophile Beziehung immer einseitig und kann daher von keinem der beiden Partner als befriedigend angesehen werden.

Und nebenbei: Mir scheint, dass hier besonders Jungen von den Übergriffen betroffen waren und sind. Oder kann man die Übergriffe auf Mädchen immer noch unter der Decke halten?

Peter Pascht
8 Monate her

Es stellen sich einem die Haare zu Berge und es rollen sich einem die Fußnägel nach oben.
Sorry, mir „alter weißer Mann“ sind die Tränen gekommen.
Genau an den wehrlosesten die vom Schicksal eh schon geschlagen wurden, Pflegekinder.
„Experimente mit Kindern“, man ist fassungslos.
Nichts gelernt aus der Geschichte?
Passt ja gut ins Menschenbild der verwirten 68′ Generation.
Es fehlen mir die Worte meine Empörung noch zivilisiert auszudrücken.

Anton Steiner
8 Monate her

Schwer zu lesen.

Weiß jemand zufällig, was es kostet und mit welchem bürokratischen Aufwand es verbunden ist, wenn man nach Deutschland einen einigermaßen modernen elektrischen Stuhl aus den USA importieren lassen will? Nur das möchte ich wissen. Wie der elektrische Stuhl funktioniert, finde ich schon selber heraus.

Rob Roy
8 Monate her

Nicht wirklich geklärte Fälle wie der Campingplatz-Skandal, der Missbrauch in den Kirchen, die Obsession der Links-Grünen mit der „Sexualität“ von Kindern, seltsame Bemerkungen wie „Lufthoheit über Kinderbetten“ lassen vermuten, dass der Missbrauch bis in höchste Kreise der Politik gehen, die schützend ihre Hand über Kriminelle hält.

cernunnos
8 Monate her

Die Grünen hatten 1980 die Legalisierung von Sex mit Kindern in ihrem Grundsatzprogramm gefordert; erst 1993 hoben sie diese Forderung auf. „

Trittin, Fischer, alles so Leute die zu dieser Zeit zu den Grünen kamen und das daher mitgetragen haben. Ich bin nicht alt genug. Hat das damals bitteschön keine andere Partei genutzt um gegen die Grünen vorzugehen? Welcher Abschaum hat damals diese Partei bitte gewählt bei so einem Programm?

Was Kentler angeht, habe ich das über die Jahre diversen Leuten erzählt. Nicht einer hatte jemals davon gehört und allen blieb die Kinnlade offen.

Albert Pflueger
8 Monate her

Ich kann mich noch gut erinnern, daß in linken WGs, die der freien Sexualität anhingen, der Anspruch bestand, die freie Sexualität auch der Kinder zu fördern und auf keinen Fall repressiv zu sein, sondern sie zur Entdeckung der eigenen Sexualität zu ermuntern. In diesem Umfeld wurde es den Pädosexuellen sehr leicht gemacht, weil die Grenzen verschwammen und so eine Toleranz gegenüber Erwachsenen entstand, die sie bewußt überschreiten wollten und die Entdeckungslust und Neugier der Kinder ausnutzten. Bereits der Begriff Pädophil ist ein Euphemismus!