„Hetzjagd in Chemnitz“: Worüber geht die Diskussion – und worüber nicht?

In der Diskussion über die "Hetzjagd" und „Pogrome“ in Chemnitz wird systematisch alles durcheinandergeworfen. Ein Versuch, etwas Ordnung in die Diskussion zu bringen.

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Worum geht die Diskussion überhaupt – und worum nicht? Die Debatte geht darüber, ob die Begriffe „Hetzjagd“ oder „Pogrom“, die von zahlreichen Politikern und Medien verwendet wurden, angemessen sind. Eine ganz andere Frage ist die, ob ein als Beleg angeführtes Video gefälscht ist (was ich mir nicht vorstellen kann, das müsste Maaßen jetzt belegen) oder nicht.

Und die Debatte sollte auch nicht darüber gehen, ob es scharf zu verurteilen ist, wenn Rechtsextremisten Ausländer beleidigen und bedrohen, wenn Nazis mit Hitlergruß aufmarschieren – und wenn führende ostdeutsche Politiker der AfD gemeinsam mit Rechtsextremen demonstrieren. Wer Zweifel daran hat, dass der Begriff „Pogrom“ zutreffend ist für das, was dort geschah, rechtfertigt damit keine dieser kritikwürdigen Vorkommnisse, sondern macht nur darauf aufmerksam, dass hier ein unangemessener Begriff verwendet wurde.

Bisher wenige
Wer rückt von seiner Chemnitz-Aussage ab?
Können wir in Deutschland nicht mehr sachlich über ein solches Thema diskutieren? Ist noch Raum für differenzierenden Positionen? Inzwischen wird von der linken Seite jeder als Sympathisant oder Helfershelfer von Rechtsextremen dargestellt, der Zweifel äußert, ob Begriffe wie „Pogrom“ oder „Hetzjagd“ angemessen sind. Der Verfassungsschutzpräsident, der Ministerpräsident von Sachsen, die Staatsanwaltschaft von Sachsen, wichtige Presseorgane wie die „Freie Presse“ in Chemnitz: Alles verkappte Rechtsextremisten oder klammheimliche Nazi-Sympathisanten? Oder einfach Personen, die auf Basis ihrer Kenntnis der Fakten zu einem abweichenden Befund kommen und der Deutung von Merkels Regierungssprecher nicht folgen können?

Denkmuster, die jeden an den Pranger stellen, der nicht dieser Deutung folgen kann, entsprechen selbst einem linksextremistischen Denken, nachdem jeder, der nicht links ist, bereits in Faschismusverdacht gerät.

Welche Medien und Politiker haben den Mut, zuzugeben, dass sie sich vielleicht geirrt haben? Ich jedenfalls würde sofort zugeben, dass ich mich geirrt habe, wenn jemand Belege dafür vorlegt, dass es Pogrome gegeben hat, also Ausschreitungen, die auch nur annähernd vergleichbar sind mit dem, was man in der Geschichtswissenschaft bisher so bezeichnet hat.

Wir sollten uns freuen, wenn das nicht so war. Denn es gibt unabhängig davon genug, was kritikwürdig ist, so dass keinerlei Anlass für eine zusätzliche Dramatisierung besteht. Manchmal kann man sich des Eindrucks aber nicht erwehren, dass es manche Politiker aus dem linken Spektrum absurderweise als schlechte Nachricht ansehen würden, wenn sich herausstellen sollte, dass es die behaupteten Pogrome nicht gegeben hat.

Der übelste Trick ist es übrigens, erst in Deutschland von „Pogromen“ zu sprechen und dann besorgte Reaktionen aus dem Ausland als Beleg dafür zu verwenden, wie schlimm die Verhältnisse hierzulande seien.

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Kommentare ( 89 )

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89 Comments
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counsel
6 Jahre her

Und hier mit Fundstellen Die erste Erwähnung einer Hetzjagd stammt von einem Linksaktivisten, dem Journalisten Johannes Grunert, der sie am 27.8.18 um 2:08 Uhr in Zeit online veröffentlicht hat, ohne dazu präzise Aussagen zu machen, wann und wo es eine Hetzjagd gegeben hat. https://spoekenkiekerei.wordpress.com/2018/08/30/ Er hat später behauptet, er habe selbst Hetzjagden gesehen, ohne Ort und Zeit zu nennen. Damit konnte das nicht nachgeprüft werden. Später hat er erzählt, er habe die Szene selbst miterlebt. Davon geschrieben hat er aber nicht. Wieso denn nicht? Das angebliche OpferAlihassan Sarfaraz Alihassan S. („Azis“) wurde von dem „linksverstrahlten“ https://nixgut.wordpress.com/2017/10/19/akif-pirincci-ber-den-linksverstrahlten-zeit-journalisten-till-eckert/amp/ Zeit-Redakteur (!) Till Eckert… Mehr

counsel
6 Jahre her

Über angebliche Hetzlagden hat der linke freie Journalist Johannes Grunert in Zeit online vom 27.8.18 zuerst berichtet: „Rechte jagen Menschen in Chemnitz Rechtsradikale haben auf offener Straße Menschen angegriffen – angeblich als Racheakt für eine Messerstecherei. Die Polizei war von einem Spontanaufmarsch überfordert.…“ Das war ein coup, eine Falschmeldung von historischer Dimension von unglaublichem Erfolg. Aber war es eine Verschwörung, angezettelt von einem Journalisten und Mitgliedern (?) der Redaktion, die diese Darstellung freigab? Und war es diese Gruppe, die nach (schlappen) drei Tagen „zufällig“ zwei Afghanen fand, die sich als Gehetzte aus dem „Hase“ Video wiedererkannten. Nur: So richtig haben… Mehr

counsel
6 Jahre her

Kann man dem Linkaktivisten Johannes Grunert glauben, der später plötzlich behauptet, er habe selbst Hetzjagden beobachtet?
Warum hat er das denn nicht geschrieben, mit Angabe von Zeit und Ort? Und wo bleibt seine diesbezügliche genaue Aussage, damit man sie nachprüfen kann?
Es ist ein Armutszeugnis für die Zeit-Redaktion, dass sie diese Aussage nicht abfordert und veröffentlicht. Aber sie steckt tief im Sumpf dieser fake news und muss die Wahrheit fürchten. Und es ist ja zu erwarten, dass sich bei einer Veröffentlichung der Details andere Zeugen melden, die Grunert der Lüge überführen

counsel
6 Jahre her

Von einer Menschenjagd hat der linke freie Journalist Johannes Grunert im Artikel bei Zeit online vom 27.8.18 zuerst berichtet:
„Rechte jagen Menschen in Chemnitz
Rechtsradikale haben auf offener Straße Menschen angegriffen – angeblich als Racheakt für eine Messerstecherei. Die Polizei war von einem Spontanaufmarsch überfordert.…Währenddessen liefen andere Protestierende auf einem gegenüberliegenden Parkplatz weiteren Menschen hinterher…“
Das war ein coup, eine Falschmeldung von historischer Dimension von unglaublichem Erfolg. Den konnten sich Grunert und „Zeit online“ sicher nicht vorstellen, bis er durch Seibert und Merkel zum Selbstläufer wurde..

Ewald K.
6 Jahre her

Ich denke nicht, dass es darum geht dass jemand nicht zugeben will dass er sich geiirt hat. Meinem Dafürhalten nach geht es um eine Machtfrage und darum, wer hierzulande wie ein Oberingenieur sagen darf, dass Schwarz Weiß ist und Gelb ab heute Rot. Dieses ganze Berliner Theater wird immer widerlicher. Es kann nicht sein, dass jemand sagt, er habe Videos, die die eigene Aassage unterstützen, diese aber nicht herausrücken will und sagt, er/sie habe qua Amt Recht. Es gibt einen Paragraphen im österreischichen Strafgestzbuch, der über die Vorenthaltung von Beweisen handelt, der 295. In Deutschland sollte es doch etwas adäquates… Mehr

Eberhard
6 Jahre her

Eine Hetzjagd wird im heutigen Deutschland gegen alle die gemacht, die nicht mit dieser ausufernden Migrationspolitik einverstanden sind. Da geht es längst nicht mehr um ein demokratisches Erwägen von Für und Wider. Wie demokratisch sind gerade die, die jegliche Diskussionen, sobald sie nicht mit ihrem Weltbild übereinstimmen, aufgeregt und zum Teil gewalttätig verhindern? Sie ignorieren immer noch. dass gerade im Osten Deutschlands viele Menschen nach ihren Verlusten durch eine linke DDR Diktatur, nicht wieder erneut, zu Menschen zweiter Klasse abgestempelt werden wollen. Diese Menschen sehen doch die zum Himmel schreienden Zustände mit Parallelgesellschaften und den Niedergang in ehemals von Normalbürgern… Mehr

Monika Vogel
6 Jahre her

S. g. team von TE und Herr Zitelmann,
ich habe gerade bei pegida facebook einen hochinteressanten Beitrag gefunden, in der ein Zeuge das “ Jagdszenen“-Video als bewusste Provokation beschreibt und sogar vor Gericht aussagen würde. Verbreitet hat das Ganze nach Beschreibung des Zeugen, wenn es denn stimmt, ein Journalist der linken Szene. Dieser wird sogar namentlich benannt. Wie sind Ihre Möglichkeiten, den Wahrheitsgehalt dessen zu überprüfen? Und ob Herr Maaßen bereits darüber Bescheid weiß? Schließlich besteht er nach wie vor auf seiner Meinung, dass dieses video ein fake ist. Bitte überprüfen Sie.

counsel
6 Jahre her
Antworten an  Monika Vogel

Überprüfen … nette Idee, aber da müssten Sie schon mehr konkrete Anhaltspunkte für Ihre Darstellung – wie soll man die Beschreibung finden, wie heißt der Journalist?

humerd
6 Jahre her

worum geht es? In meinen Augen um das Versagen Merkels, wenn sie ihrer Haus- und Hofpostille nur nachplappert. Im Moment geht es ihr und der Haus- und Hofpostillen darum, einen Kritiker zu demontieren. Worum geht es der willfährigen Presse? https://www.welt.de/politik/deutschland/article181471236/Streit-zwischen-Deutschen-und-Afghanen-eskaliert-ein-Mensch-stirbt.html „Das Opfer ist zunächst noch ins Krankenhaus gebracht worden, wo ihn sein Bruder aufsuchte. Bei diesem Bruder handelt es sich nach WELT-Informationen um einen vorbestraften rechtsextremen Intensivtäter. “ Ist das Leben eines Menschen weniger wert, wenn dessen Bruder ein vorbestrafter rechtsextremer Intensivtäter ist? Wenn er von diesem Bruder im Krankenhaus besucht wird? Geht es darum, eine Naziphobie zu produzieren? Oder… Mehr

Demokratius
6 Jahre her

Wenn Menschenjagden und Progrome wie in Chemnitz mit dem statistischen Ergebnis 0 Tote, 0 Verletzte, 0 Sachbeschädigungen ablaufen, wäre das doch ein Vorbild für die ganze Welt – oder nicht?

humerd
6 Jahre her
Antworten an  Demokratius

in unserem Land muss es so aussehen, wie in Hamburg dann wird man Finanzminister. Offensichtlich hat Scholz in Hamburg alles richtig gemacht. Verwüstete Stadtteile muss es geben.

Alexis de Tocqueville
6 Jahre her

„Und die Debatte sollte auch nicht darüber gehen, ob es scharf zu verurteilen ist, wenn Rechtsextremisten Ausländer beleidigen und bedrohen, wenn Nazis mit Hitlergruß aufmarschieren – und wenn führende ostdeutsche Politiker der AfD gemeinsam mit Rechtsextremen demonstrieren. “

Genau darum dreht sich die Debatte aber.

„Können wir in Deutschland nicht mehr sachlich über ein solches Thema diskutieren? Ist noch Raum für differenzierenden Positionen?“

Sie kennen die Antwort.

Der Worte sind genug gewechselt.